"Ein absolut spannender Thriller, bei dem man nicht anders kann, als ihn in einem Rutsch durchzulesen." So zumindest wird Kein Sterbenswort von Harlan Coben auf der Buchrückseite angepriesen. Bestätigen kann ich das leider nicht, denn diese versprochene Hochspannung blieb bei mir aus mehreren Gründen aus.
Ich habe das Buch im englischen Original gelesen, wo es unter dem Titel Tell No One erschienen ist. Dazu muss man aber zuallererst auch erwähnen, dass ich an sich kein großer Fan von Thrillern und Krimis bin und auch dieses Buch nur gelesen habe, weil es ein Geschenk war. Das ändert aber auch nichts daran, dass von den wenigen Büchern dieses Genres, die sich in meinem Regal befinden, schon deutlich bessere dabei waren.
Zum Inhalt werde ich nicht groß etwas sagen, nur so viel, dass es sich um den Kinderarzt David Beck handelt, dessen Frau Elizabeth vor acht Jahren von einem Serienmörder getötet wurde. Eines Tages erhält David jedoch per Email ein Video, das ihm eine überraschend lebendige Elizabeth in einer ihm unbekannten Stadt zeigt und so beginnt die Suche - und die Jagd. Sowohl auf die tot geglaubte Elizabeth, als auch auf David.
Der Schreibstil des Autors ist im Englischen sehr angenehm zu lesen, über die deutsche Übersetzung kann ich was das angeht leider nicht viel sagen. Mit den Charakteren konnte ich mich jedoch großteilig nicht wirklich anfreunden. David war mir so halbwegs sympathisch, während ich nur Shauna und Tyrese wirklich gut leiden konnte. Trotz allem unterwerfen sich auch diese beiden einigen Klischees, die es in dem Buch leider zu Hauf gibt. Angefangen mit dem Ehemann, der selbst nach acht Jahren nicht über den Tod seiner Frau hinweggekommen ist und sie immer noch unsterblich liebt, über den Vater besagter tot geglaubter Frau, der den Ehemann natürlich nicht leiden kann, bis zu dem netten dunkelhäutigen Drogendealer, der sein Leben mehrmals für den Kinderarzt seines Sohnes riskiert. Dazu kommt dann noch in diesem Fall nicht der schwule beste Freund, sondern die lesbische beste Freundin und die Party ist fast komplett. Man nehme nur noch den absolut übermächtigen Gegner mit seinem asiatischen Superkämpfer und fertig ist der wichtigste Teil der Besetzung.
Trotzdem hat das Buch sehr vielversprechend angefangen und über die ersten paar Kapitel hinweg hat es mich wirklich gepackt. Bald darauf ging das erste bisschen Spannung jedoch schon flöten, als mir sehr schnell klar wurde, wer Elizabeth tatsächlich "ermordet" hatte. Die einzige Frage, die dann noch relativ lange offen blieb, war das große warum. Aber auch hier konnte man sich meist schon einige Kapitel vor der jeweiligen Enthüllung, die bei Davids Suche Schritt für Schritt stattfindet, den Großteil denken, wodurch vieles einfach nicht wirklich überraschend war.
Am Ende dagegen gibt es dann sogar mehrere kurz aufeinanderfolgende Plot Twists, die ich tatsächlich nicht erwartet hatte. Durch die Menge in so kurzer Zeit bekam ich da dann aber das Gefühl, dass der Autor mehrere Ideen für den eigentlichen finalen Plot Twist hatte, sich aber nicht entscheiden konnte und so einfach alles eingebaut hat. In meinem Fall führte das dazu, dass ich schließlich irgendwann nur noch kopfschüttelnd dagesessen bin mit dem Gedanken "Hat er sich denn jetzt bald mal entschieden, wer es nun war?" Die Endauflösung war dann meiner Meinung nach auch nicht wirklich vollkommen logisch und dazu blieben noch einige Fragen zu der ungewissen Zukunft mancher Charaktere offen, was mir auch nicht wirklich gefallen hat.
Alles in allem handelt es sich hierbei also sicher nicht um ein schlechtes Buch und wer ein wirklicher Fan des Genres ist, kann wahrscheinlich seinen Spaß damit haben. Für mich war es leider zu viel Klischee, an vielen Stellen zu vorhersehbar und in manchen Aspekten - wie dem unglaublich gefährlichen Handlanger des Gegners - einfach zu sehr an den Haaren herbeigezogen und übertrieben.