Bewertung zu "Das Mädchen vom Bethmannpark" von Pete Smith
Anmesie ist ein Mysterium. Nicht nur ein medizinisches. Sie ist auch ein beliebter Stoff, aus dem etliche Thriller ihr Grausen und Gruseln gewinnen. Oder sie liefert das Labyrinth, in dem ein findiger Ermittler allmählich ein Verbrechen aufdeckt. Dieser Roman hat damit nichts zu schaffen, auch wenn der Klappentext vielleicht einen Krimi nahelegt. Hauptakteure sind:
- eine junge Frau, die durch einen Überfall schwer verletzt wurde, mit einer retrograden Amnesie erwacht und mit ihrer Identität ringt, zumal ihre Handtasche mit allen Ausweisen verschwunden ist und damit jeder Hinweis auf ihr Leben zuvor.
- ein Therapeut der behandelnden Rehaklinik, der mit Amnesiekranken Identitäten berühmte Persönlichkeiten ausprobiert (Albert Einstein, Coco Chanel etc.), mit dem Ziel, ihnen die eigene Persönlichkeit zu entlocken. Wobei er nach und nach an die Grenzen seiner Eigenwahrnehmung stößt.
Bei aller Spannung und Empathie: Dieser Roman ist kein „Pageturner“, und das ist auch gut so. Er schürft tief, medizinisch, psychologisch, besonders menschlich, lässt öfter mal innehalten, zwingt zum Nachdenken. Sogar zum Zurückblättern. Besonders am Ende, das ich hier natürlich nicht verrate. So viel „Krimi“ muss sein.