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ErinaSchnabu

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Oona und Salinger (ISBN: 9783492309042)

Bewertung zu "Oona und Salinger" von Frédéric Beigbeder

Oona und Salinger
ErinaSchnabuvor 7 Jahren
Oona & Salinger

Inhalt
Oona & Salinger ist ein Tatsachenroman, der auf der Romanze zwischen J. D. Salinger (Autor des Romans Der Fänger im Roggen) und Oona O'Neill (Tochter des Dramatiker Eugene O'Neill) basiert.
Oona und Jerry lernen sich in den 40er Jahren in New York im angesagten Storck Club kennen und beginnen eine Romanze. Doch dann beginnt der zweite Weltkrieg und Jerry geht als Soldat nach Europa und Oona geht nach Hollywood. Jerry schreibt ihr unzählige Briefe, die unbeantwortet bleiben, denn Oona hat sich bereits neu verliebt in den berühmten Schauspieler Charlie Chaplin, welchen sie schließlich heiratet. Jerry jedoch kann Oona nicht vergessen...

Meine Meinung
Obwohl ich seinen Roman Der Fänger im Roggen gelesen hatte, wusste ich kaum etwas über J. D. Salinger. Auch sein Bestseller hat mir nicht so gefallen, wie allen anderen Menschen, die ihn lasen, jedoch umso mehr der Film 39.90, der auf einer Romanvorlage von Frédéric Beigbeder basiert. Amerikanische Kultur- und Prominenzgeschichte der 40er und 50er Jahre von Beigbeder? Das kann doch nichts schlechtes sein! Und tatsächlich wurde ich nicht enttäuscht.

Beigbeders Tatsachenroman ist gut recherchiert. Es werden nicht nur Infos über die amerikanische Prominenz eingebaut, sondern auch Hintergrundwissen zum 2. Weltkrieg, dem Holocaust und den amerikanischen Soldaten, die nach Europa gingen, um den Kontinent von den Nazis zu befreien. Das sieht man auch daran, dass am Ende ein Literaturverzeichnis angegeben ist.

Unterhaltsam und berührend ist der Roman auch. Beigbeder wechselt die Perspektiven, kommt selbstironisch zu Wort und zieht sich wieder zurück, wenn er die Protagonisten in ihrer Liebes- und Kriegsgeschichte sprechen und handeln lässt. Ich konnte mich sehr gut einfühlen und wollte unbedingt weiter lesen. Langeweile kam beim Lesen nie auf.

Zwischen den Zeilen kann man lesen, dass der Roman eine Ode an die Jugend ist: Jerry ist ein paar Jahre älter als die 15-jährige Oona, als sie sich kennen lernen. Oona betont immer wieder, dass sie noch jung und dumm sind. Charlie Chaplin heiratet Oona, seine jugendliche Frau, als er bereits im besten Alter ist und profitiert von ihrer Jugend. Im Krieg sterben junge Soldaten auf allen Seiten. Sie lassen ihr Leben, ihre Jugend für nichts und sterben sinnlos in einem Krieg für den sie nichts können.

Beigbeder erzählt mit Oona & Salinger eine reale Liebesgeschichte sowie eine Antikriegsgeschichte und gibt Einblick in die Glamour-Welt der 40er Jahre. Es ist ihm bestens gelungen, mehrere Themen miteinander sinnvoll zu verweben und ich habe den Roman sehr gerne gelesen.

Cover des Buches Die Reifeprüfung (ISBN: 9783453212466)

Bewertung zu "Die Reifeprüfung" von Charles Webb

Die Reifeprüfung
ErinaSchnabuvor 7 Jahren
Cover des Buches Kaltblütig (ISBN: 9783036959030)

Bewertung zu "Kaltblütig" von Truman Capote

Kaltblütig
ErinaSchnabuvor 7 Jahren
Kaltblütig

Truman Capote gehört zu den großen US-amerikanischen Autoren der Postmoderne. Um mein Allgemeinwissen um bekannte Autoren zu vergrößern, griff ich diesmal zu Capote, einem Autor, von dem ich bisher noch nichts gelesen hatte und der vor allem für seinen Roman "Frühstück bei Tiffany" bekannt ist. Da meine Mutter vor kurzem "Kaltblütig" gelesen hatte, sah ich es als meine Chance, Capote durch dieses Werk kennen zu lernen.

Inhalt
Basierend auf einer wahren Begebenheit wird 1959 die Familie Clutter auf ihrer Farm in Kansas, durch zwei junge Männer, Perry Edward Smith und Richard Eugene Hickock, kaltblütig ermordet.
Der Leser erfährt, wie es zu der Tat kam, welche Vorgeschichte die beiden Mörder haben und wie ihre Geschichte ausgeht.

Meine Meinung
Capote hat mit diesem Buch einen sehr gut recherchierten Tatsachenroman erschaffen, der fesselt und aus verschiedenen Perspektiven heraus berührt. Die Geschichte der beiden Mörder Perry und Richard (genannt: Dick) wird dem Leser näher gebracht. Vor allem erfahren wir viel über Perry, der ein komplett verhunztes Leben leben musste, sodass ich manchmal nicht umhin konnte, als mit ihm mitzufühlen.
Das Buch zeigt auf, was das Leben aus Menschen machen, was eine schwere Kindheit für Auswirkungen haben kann. Gegen Ende des Romans, als Dick und Perry verhaftet werden, wird man mit dem amerikanischen Rechtssystem konfrontiert und zum Nachdenken über die Frage angeregt, ob die Todesstrafe gut oder schlecht ist und inwieweit und wann ein Straftäter überhaupt schuldfähig ist. Während man darüber nachdenkt, gerät man in sämtliche moralische Konflikte und das ist es wohl, was Capote aufzeigen wollte. Im Großen und Ganzen habe ich das Buch jedoch als Plädoyer gegen die Todesstrafe verstanden.

Truman Capote reiste selber mit einer guten Freundin (und Autorin) Harper Lee im Auftrag des New Yorker zum Tatort sowie zu Tätern um zu recherchieren. Capote sagte von sich selbst, dass er die Belletristik wie eine Sackgasse empfand und sich daher mit einem realistischen Fall befassen und ihn literarisch umsetzen wollte. Die intimen Beziehungen, die er zu den Tätern aufbaute, brachte ihn aber in ein moralisches Dilemma, denn er wusste, dass die beiden am Galgen sterben sollten und für seinen literarischen Erfolg auch mussten. An diesem emotionalen Hin und Her hatte Capote noch lange zu knabbern. 

Cover des Buches Mädchen für alles (ISBN: 9783492054997)

Bewertung zu "Mädchen für alles" von Charlotte Roche

Mädchen für alles
ErinaSchnabuvor 7 Jahren
Mädchen für alles

Meine Nummer zwei eines Roche-Romans. Vor ein paar Jahren las ich "Schoßgebete", welches ich gar nicht mal schlecht fand. In der Bibliothek entdeckte ich "Mädchen für alles", von dem ich bisher noch nichts gehört hatte. Aus Neugierde nahm ich es mit und wurde leider ein wenig enttäuscht.

Inhalt
"Christines Leben ist perfekt. Perfekt langweilig, perfekt einsam. Es muss sich was ändern, Hilfe muss her. Die Hilfe heißt Marie und ist Christines »Mädchen für alles«: Wäsche, Kochen, Baby. Ein Traum! Marie kann nicht nur alles, sie sieht sogar noch toll aus. Findet auch Christines Mann. Aber bevor der sie kriegt, nimmt Christine sie lieber selber und ist begeistert, wozu Marie offenbar alles bereit ist. Gemeinsam begeben sie sich auf eine unmoralische Reise mit einem gefährlichen Ziel." (Piper)

Meine Meinung
Charlotte Roche hat mit "Mädchen für alles" einen ganz schön nervigen Roman geschrieben und Schuld daran ist die nervige und unsympathische Ich-Erzählerin, Christine. Christine ist faul, kontrollsüchtig, etwas sadistisch, egoistisch und trägt, wie wahrscheinlich jede Protagonistin von Roche, neurotische Züge. Es war furchtbar anstrengend, all ihren Gedanken folgen zu müssen. Ein Bewusstseinsstrom der Hölle quasi.

Marie, das "Mädchen für alles", ist ein sehr flacher Charakter. Sie sagt zu allem ja, sieht gut aus und Christine stoß bei ihr nie auf Hindernisse. Das wirkte im Großen und Ganzen sehr unauthentisch und konstruiert. Marie wurde so erschaffen, dass Charlotte Roche all ihre Ideen an ihr ausleben konnte, sodass sie letztendlich nur eine Marionette der Handlung war.

Die Themen, die aufgeworfen werden, wirken sehr zusammen gewürfelt. Es geht einerseits um Langeweile in der Ehe, um eine anscheinende postnatale Depression, um Sex unter Frauen, um Kontrolle, um Drogen und um ein ewiges, pubertäres alles-den-Eltern-in-die-Schuhe-schieben.

Christine macht im Roman keine Entwicklung durch und die Handlung steuert nicht auf einen Höhepunkt zu. Da braucht man schon etwas Geduld beim Lesen.

Der Schreibstil ist authentisch und passt zu Christines dümmlich-schnoddrigen Charakter. Verwendung des Genitiv? Fehlanzeige.


Cover des Buches Weinen in der Dunkelheit (ISBN: 9783897736474)

Bewertung zu "Weinen in der Dunkelheit" von Ursula Burkowski

Weinen in der Dunkelheit
ErinaSchnabuvor 7 Jahren
Cover des Buches Realitätsgewitter (ISBN: 9783351036584)

Bewertung zu "Realitätsgewitter" von Julia Zange

Realitätsgewitter
ErinaSchnabuvor 7 Jahren
Realitätsgewitter

Von "Realitätsgewitter" erfuhr ich durch einen anderen Blog. Ich hatte eine Rezension gelesen, welche mein Interesse für diesen Roman weckte. "Realitätsgewitter" wird dem Genre der Popliteratur zugerechnet, für welches ich mich momentan sehr interessiere, vor allem, wenn es sich dabei um zeitgenössische Popliteratur handelt.

Inhalt
Marla ist 22, kommt aus der nordrhein-westfälischen Provinz, lebt in Berlin, hat 1675 Facebook Freunde und fühlt sich trotzdem einsam. Sie hat einige Bekannte, Kosmopoliten aus aller Welt, die sich in der Kunst- und Medienwelt herumtreiben, mit denen sie oberflächliche Gespräche führt. Ihr Philosophiestudium hat sie abgebrochen und ihre Eltern haben ihr den Geldhahn zugedreht. Während Marla uns daran teilhaben lässt, wie junge Menschen ihrer Generation so denken und fühlen, was sie in ihrer Freizeit machen und welches Lebensgefühl ihnen inne wohnt, muss sie auf einer Reise in die Heimat und nach Sylt lernen, erwachsen zu werden.

Meine Meinung
Marla ist ein Vorzeigeexemplar der Generation Y. Eine Generation, die nicht weiß, wohin, die keine tiefer gehenden Beziehungen und Freundschaften führt, sich nicht festlegen mag und dadurch eine innere Zerrissenheit und Unzufriedenheit spürt, obwohl sie sonst alles hat. Ich habe vieles, was Marla beschreibt, fühlt, sieht, wieder erkannt, nicht nur bei mir, sondern auch bei anderen Angehörigen dieser Generation. Marla fungiert als Sprachrohr dieser Generation und zeigt auf, wie oberflächlich dieses Leben ist, was wir führen und wie leer die Herzen und Köpfe dieser jungen Menschen sind.
Mediale und gesellschaftliche Ereignisse rauschen an Marla vorbei, ohne dass sie sich eine Meinung darüber bildet; lustige Tiervideos auf YouTube statt politischer Debatten.

Die Autorin Julia Zange verpackt dies in einen lockeren Stil, wird nicht kitschig und lässt ihren Roman auch nicht wie eine Persiflage aussehen, was nämlich leicht passieren kann, wenn man versucht, eine Generation, eine Zeit, eine Gruppe von Menschen zu charakterisieren. Zange scheint außerdem ein gutes Gehör für die Nonsens-Gespräche zu haben, die allerorts so geführt werden, sie gibt Gespräche wider, die keine Gespräche sind, sondern Worthüllen, die dazu dienen, sich zu präsentieren und den oberflächlichen Kontakt gerade so zu halten.

Die Authentizität, die den Roman umgibt, wird Zange auch zum Verhängnis: Ihre Eltern legten eine einstweilige Verfügung ein, da sie sich in dem Roman wieder erkannten. Eine Erfahrung, die auch der Autor Maxim Biller gemacht hat, dessen Exfreundin sich in seinem Roman "Esra" wieder erkannte und somit gerichtlich durchsetzte, den Roman nicht mehr vertreiben zu dürfen. Und gerade Maxim Biller ist es passenderweise, der auf dem Rücken des Buches zu Wort kommt: "Das kann nur Julia Zange: Alle zehn Jahre ein Buch schreiben, das man nicht mehr vergisst!"
Hoffen wir, dass es keine zehn Jahre dauern wird, bis Julia Zange ihren nächsten Roman veröffentlicht. An "Realitätsgewitter" habe ich nämlich großen Gefallen gefunden!

4 von 5 Sternen



Ich bedanke mich herzlich beim aufbau-Verlag über das Rezensionsexemplar!

Cover des Buches Endlich Kokain (ISBN: 9783462046359)

Bewertung zu "Endlich Kokain" von Joachim Lottmann

Endlich Kokain
ErinaSchnabuvor 7 Jahren
Endlich Kokain!

Ein provokanter Titel, oder? Auf das Buch bin ich gestoßen, als ich mir bei Amazon verschiedenste deutschsprachige Werk der popliterarischen Gattung anschaute. Manchmal stöbere ich mich einfach gerne durch die Vorschläge und setze Bücher auf die Wunschliste. Popliteratur lese ich echt gerne. Oftmals analysieren die Schriftsteller der Popliteratur gekonnt kulturelle und gesellschaftliche Phänomene, machen sich über sie lustig oder zelebrieren sie sogar. Zumindest werden typische Aspekte der zeitgenössischen Kultur und Gesellschaft benannt und in irgendeiner Weise reflektiert, ohne einen großen zeitlichen Abstand dazu zu haben. Das gefällt mir sehr gut und ich fühle mich dabei meist auch sehr gut unterhalten. So auch bei Lottmanns "Endlich Kokain"...

Inhalt
Ein rührend normaler, leider zu dicker Gutmensch, der nie wild, aufregend und hemmungslos gelebt hat, erhält die furchtbare Diagnose: noch maximal drei Jahre Lebenserwartung bei weiter zunehmendem Bluthochdruck und Bewegungslosigkeit. Der frühpensionierte TV-Redakteur fasst einen verzweifelten Entschluss, als er erfährt, dass nur harte Drogen gegen seine monströse Fettsucht helfen: Er beginnt eine »Kokain-Diät«. Der geborene Spießer protokolliert penibel Dosis und Wirkung, doch bald schon wird er immer rauschhafter, wilder, offener – und dünner! Sein Charakter löst sich auf. Er lügt, fälscht, betrügt, hat plötzlich Sex im Übermaß und steigt mit jedem verlorenen Pfund auf zur schrulligen Kultfigur der Wiener und schließlich auch der Berliner Kunstboheme. Nur ein Zufall kann ihn vor seinem naiven Optimismus und dem sicheren Drogenende retten.
Joachim Lottmanns Roman ist die eindrückliche Seelenstudie eines Mannes, der in einen Strudel dekadenter Abenteuer gerät. Ein furioser Anti-Entwicklungsroman, der zugleich das Porträt einer lebensgierigen Szene abseits der »normalen« krisenbesessenen Jammergesellschaft zeichnet. (KiWi-Verlag)

Meine Meinung
Auch, wenn ich etwas länger gebraucht habe, so hat mir das Lesen von Endlich Kokain wirklich Spaß gemacht. Lottmann hat eine Welt portraitiert, mit der ich nichts zu tun habe - die Welt der Künstler, der Medien und der Prominenten - und trotzdem hatte ich beim Lesen stets das Gefühl, diese Welt zu kennen. Ich konnte mir alles und jeden sehr gut vorstellen und habe seine Beschreibungen nicht bloß als Satire empfunden, sie wirkten wie aus dem Leben gegriffen.
Lottmanns bissig-satirischer Unterton ist sehr unterhaltend, wenn auch wahrscheinlich Geschmackssache. Meinen Geschmack hat er jedenfalls getroffen.
So beschreibt er viele junge Frauen heutzutage als Klon aus der fabelhaften Welt der Amelie, die immer Kind bleiben wollen, sich durchgehend selbst analysieren und den kleinen Prinzen zitieren. Bei solchen Stellen musste ich wirklich lachen. Durch seinen Protagonisten spottet Lottmann über die politische Korrektheit der Medienwelt oder über die Grünen.
So viel Spott und Witz ich herauslesen konnte, so wenig treibende Handlung besaß der Roman. Es lässt sich keine Pointe erkennen, kein Höhepunkt in der Geschichte, was es mir ein bisschen schwer machte, den Roman in einem Stück zu lesen. Spannung wurde so gut wie gar nicht aufgebaut, weshalb ich ab und zu auch gelangweilt war.
Trotzdem würde ich ohne weiteres wieder zu einem "Lottmann" greifen, in der Hoffnung, einen Roman in der Hand zu halten, der die Menschen und das Leben bissig persifliert. 

Cover des Buches Momo (ISBN: 9783522201889)

Bewertung zu "Momo" von Michael Ende

Momo
ErinaSchnabuvor 7 Jahren
Michael Ende - Momo

Kinder- und Jugendliteratur zu lesen ist zur Abwechslung sehr entspannend. Ich wollte immerhin einige Klassiker nachholen, die ich als Kind nicht gelesen hatte und habe sogleich mit Momo begonnen.

Inhalt
Momo lebt in einem zerfallenen Amphitheater in einer fiktiven Stadt und besitzt nichts außer der Gabe, gut zuhören zu können. Sie kann so gut zuhören, dass viele Bewohner und Freunde zu ihr kommen, um zu erzählen. Dabei schöpfen sie neue Kraft, neuen Mut und neue Ideen und können in ihrer Anwesenheit einfach drauf los reden.
Ihre besten Freunde sind Beppo Straßenkehrer und Gigi Fremdenführer. Auch einige Kinder kommen öfter zu ihr ins Amphitheater um dort zu spielen, wobei es ihnen dort, in Momos Anwesenheit gelingt, sich ganz besondere Spiele auszudenken.
Eines Tages tauchen die grauen Herren auf und versuchen die Menschen dazu zu bringen, Zeit zu sparen. Immer mehr Bewohner der Stadt lassen sich einlullen und beginnen Zeit zu sparen und sie bei der Zeitsparkasse abzugeben. Was sie jedoch nicht wissen: Sie verlieren an wertvoller Zeit, anstatt sie zu sparen und somit auch an Lebensqualität. Familien und Freunde verbringen kaum noch Zeit miteinander, alle Menschen sind gehetzt und gereizt und sie können ihr Leben nicht mehr genießen.
Momo spürt, dass die Stadt, die Menschen, sich verändern und durch ihre besondere Gabe plaudert einer der grauen Herren all die Absichten aus, die er und seine Kollegen haben. Momo und die Kinder versuchen, den Erwachsenen die Augen zu öffnen, doch es kommt nur schlimmer und Momo bleibt am Ende die einzige, die vor den Zeitdieben verschont geblieben ist und nun ihre Mitmenschen vor ihnen retten muss...

Meine Meinung
Als erstes fiel mir Michael Endes poetische Sprache auf. Sie ist für ein Kinderbuch sehr ausgeschmückt, gehoben und überhaupt nicht kindlich oder besonders simpel gehalten. Das hat mir beim Lesen sehr viel Spaß gemacht und ich fühlte mich deshalb nicht unterfordert oder gelangweilt. Dies finde ich auch für Kinder wichtig. Kinder müssen sich, meiner Meinung nach, auch mit einem, für sie, schwierigerem Sprachstil auseinander setzen. Man muss ihnen etwas zutrauen, anstatt ihnen nur simple Sprache vorzusetzen, die aus Hauptsätzen besteht.
Auch die Handlung lässt sich als Erwachsener gut lesen und ist an einigen Stellen durchaus anspruchsvoll, da in Momo mitunter philosophische Gedanken zu finden sind, die man nicht auf Anhieb heraus liest und versteht. Die Philosophie Momos war es auch, die mich gefesselt hat, die mich eine tiefe Sympathie zum Buch aufbauen ließ.

Momo ist ein "Märchenroman" für Alt und Jung und ich würde es definitiv jedem Kind empfehlen. Für Erwachsene ist es eine lockere Geschichte für Zwischendurch, die durchaus ihren Anspruch hat, jedoch nicht aufreibend ist oder einen besonders fordert.

4 von 5 Sternen

Cover des Buches Bilder deiner großen Liebe (ISBN: 9783499269097)

Bewertung zu "Bilder deiner großen Liebe" von Marcus Gärtner

Bilder deiner großen Liebe
ErinaSchnabuvor 7 Jahren
Bilder deiner großen Liebe


Mein dritter "Herrndorf" ist sein letzter Roman, den er aufgrund seiner Krebserkrankung und seines darauf folgenden Selbstmordes nicht vollenden konnte. Ich hatte mir einen ganz besonderen Roman vorgestellt, jedoch traf er leider nicht so sehr meinen Geschmack.

Inhalt
"Ein Mädchen steht im Hof einer Anstalt. Das Tor geht auf, das Mädchen huscht hinaus und beginnt seine Reise, durch Wälder, Felder, Dörfer und an der Autobahn entlang: «Die Sterne wandern, und ich wandre auch.» Isa heißt sie, und Isa wird den Menschen begegnen – freundlichen wie rätselhaften, schlechten wie traurigen. Einem Binnenschiffer, der vielleicht ein Bankräuber ist, einem merkwürdigen Schriftsteller, einem toten Förster, einem Fernfahrer auf Abwegen. Und auf einer Müllhalde trifft sie zwei Vierzehnjährige, einer davon, der schüchterne Blonde, gefällt ihr." (rowohlt)

Meine Meinung
Isa ist ein psychisch krankes Mädchen. Das wird einem nicht nur klar, da sie aus einer psychiatrischen Anstalt ausbricht, sondern auch durch ihre Gedanken, die sie dem Leser permanent mitteilt. Isa erzählt von sich, aber viel mehr erzählt sie von den Menschen, die sie begegnet. Einige Männer begegnen ihr unsittlich, wollen sie berühren oder onanieren, während sie dabei ist. Dabei ist sie noch minderjährig und keine Erwachsene Frau. Auch Isa scheint zu erwarten oder denken, dass sie allen Männern gefallen muss. Sexuelle Handlungen nimmt sie in Kauf, scheinen nichts intimes für sie. Warum war sie in psychiatrischer Behandlung? Hat sie selbst einmal Missbrauch erfahren, der sie so abstumpfen ließ und ihre Grenzen niederriss? Was von dem, was sie erzählt, ist wahr? Isa widerspricht sich innerhalb des Romans, sie revidiert Aussagen, ohne sich dessen Bewusst zu sein. Sie begegnet Menschen und erlebt Situationen, von denen man das Gefühl hat, dass sie nicht echt sind. Haben alle Gespräche mit den fremden Menschen so statt gefunden oder fanden diese Geschichten nur in ihrem wirren Kopf statt?

All dies werden wir leider nie erfahren. Wolfgang Herrndorf hinterließ diesen unvollendeten Roman ohne Erklärungen. Leider bin ich oftmals nicht durchgestiegen. Ich habe leider auch keine Message heraus lesen können oder irgend etwas, was mich berührte. Auch, wenn es Herrndorfs "Abschiedswerk" ist, kann ich diesem Buch leider nicht mehr als 3 von 5 Sternen geben.

Cover des Buches Die Vegetarierin (ISBN: 9783351036539)

Bewertung zu "Die Vegetarierin" von Han Kang

Die Vegetarierin
ErinaSchnabuvor 7 Jahren
Gelesen: Englische Übersetzung "The Vegetarian"

or ein paar Wochen ging ich durch die Bücherei und entdeckte „Die Vegetarierin“ auf Englisch. Dieser Roman stand auf meiner Wunschliste und ein englisches Buch wollte ich ohnehin mal wieder lesen, also nahm ich die englische Übersetzung des Bestseller-Romans kurzerhand mit und begann zu lesen.

Inhalt
Die laut ihrem Ehemann völlig unscheinbare und durchschnittliche junge Frau Yeong-Hye beschließt plötzlich, kein Fleisch mehr zu essen und verbannt alle tierischen Lebensmittel aus dem ehelichen Haushalt. Dabei stößt sie auf völliges Unverständnis. Zuerst bei ihrem Mann, dann bei ihrem Umfeld und vor allem bei ihrer Familie. Ihr Mann holt Yeong-Hyes Familie dazu, um ihm dabei zu helfen, seine Frau wieder zur Vernunft zu bringen. Dies endet jedoch in einer Katastrophe und im Laufe des Romans erfahren wir aus der Perspektive von zwei weiteren Familienmitgliedern, wie sich Yeong-Hye verändert.

Meinung
Die Handlung des Romans kam anders als gedacht und lieferte einiges, was sehr unerwartet kam. Bevor ich das Buch las, dachte ich, „Die Vegetarierin“ ist ein emanzipatorischer Roman. Ich erwartete, dass es in diesem Roman darum geht, dass eine Frau sich, aufgrund gesellschaftlichen Drucks, in eine nicht wirklich berauschende Ehe begeben hat und dort ein unbefriedigendes Leben als Hausfrau führt und deshalb mit dem Fleischverzicht versucht, zu rebellieren.
Vielleicht ist dem ja auch so. Vielleicht macht es einen Teil des Romans aus, denn es werden schon die gesellschaftlichen Umstände Koreas angeprangert, eine Gesellschaft, die einerseits modern, andererseits ziemlich konservativ zu sein scheint. Vegetarismus wird, zumindest im Roman, als aufmüpfiges Verhalten betrachtet, sofern man kein buddhistischer Mönch ist. Yeong-Hye verweigert ihrem Mann auch das Kochen von Gerichten mit Fleisch, weshalb sie sich meiner Meinung nach auch von der hausfräulichen Rolle entfernt, ihren Pflichten nicht mehr nach kommt. In einer solchen Gesellschaft, in der nicht nur der Mann, sondern auch die Familie und das Umfeld Sanktionen verhängt, wenn man seine Rolle nicht mehr erfüllt, hat man nicht viele Mittel, um aufzubegehren. Das Verbannen tierischer Produkte aus ihrer Küche, ihrem Reich als Hausfrau ist aber eines.

Yeong-Hye hat außerdem eine Abneigung gegen BHs und trägt deshalb nie einen, was ihrem Mann überhaupt nicht gefällt. Sie sagt, sie könne darin nicht richtig atmen und fühle sich unwohl. Ihm hingegen ist es unangenehm, wenn er mit ihr in der Öffentlichkeit auftritt, da man ihre Brustwarzen durch die Bluse sehen kann.
Auch dies ist ein Symbol von Freiheit und Rebellion, denke man bloß an die BH-Verbrennungen der 60er-Jahre.

Jedoch ist der Roman „Die Vegetarierin“ nicht nur emanzipatorisch angelegt. Es handelt sich hierbei auch um die Geschichte einer Frau, deren mentaler Zustand sich verschlechtert und keiner um sie herum weiß, wieso. Als Leser kann man mutmaßen, dass es vielleicht daran liegt, dass Yeong-Hye in vielen Gefängnissen sitzt, aus denen sie kaum ausbrechen kann oder aus denen der Ausbruch nicht ohne Schmerzen erfolgt: In dem ehelichen, in dem patriarchischem, in dem sexistischen, in dem familiären, in dem gesellschaftlichen, was bestimmt, was psychische Gesundheit ist und was nicht.

Die englische Übersetzung war relativ leicht zu lesen. Vor allem der erste Teil der Geschichte, erzählt aus der Sicht von Yeong-Hyes Ehemann, war ziemlich minimalistisch und nüchtern. Von Abschnitt zu Abschnitt wurde die Geschichte immer ausgeschmückter, der Schreibstil immer poetischer, was auch zu den einzelnen Personen passt, aus deren Sichtweise die Teile erzählt werden. Die drei Teile sind durch die Personenkonstellation miteinander verwoben und chronologisch aber keineswegs verwirrend. Jede der drei Personen erzählt zwar Yeong-Hyes Geschichte, aber auch die eigene. Jede der drei erzählenden Personen hat ihren eigenen "Struggle" im Leben und der momentanen Situation, mit Einsamkeit und dem Gefühl, nicht verstanden zu werden.


Han Kang hat ein interessantes, bedrückendes -und wie viele sagen- kafkaeskes Werk geschaffen, das Lust auf mehr von dieser Autorin macht. Die Melancholie im Roman und die Art und Weise wie Sexualität dargestellt wird, erinnerte mich oftmals an japanische Literatur. Inwieweit da ein kultureller Zusammenhang zwischen japanischer und koreanischer Literatur (und Mentalität) besteht, kann ich aber leider nicht beurteilen.

Ich bin mir aber sicher, dass das Buch nicht unbedingt etwas für zarte Gemüter ist und für Menschen, die heitere oder leichte Unterhaltung suchen.

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