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Esme--

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Cover des Buches Unfollow me. Vom Fluch gezeichnet, von Liebe verfolgt (ISBN: 9783426528785)

Bewertung zu "Unfollow me. Vom Fluch gezeichnet, von Liebe verfolgt" von Liza Grimm

Unfollow me. Vom Fluch gezeichnet, von Liebe verfolgt
Esme--vor 12 Stunden
Kleines Kunstwerk

Inhalt: 

Eigentlich war es ein schöner Abend gewesen, den Toni mit Henry verbracht hatte. Sie hatten in einem angesagtem New Yorker Restaurant gespeist und Liebesbekundungen ausgetauscht. Die Stimmung drohte jedoch zu kippen, als Henry seinen Roman ansprach.


„Repeat“ bedeutet Henry viel. Doch die Unsicherheit, sich mit seinem Buch zu exponieren, machte ihm Angst. Auch, wenn Toni eine ambivalente Haltung zum Roman hatte, tat sie alles, um ihrem Freund Mut zuzusprechen. Wie immer.


Henrys Ängste waren jedoch überwältigend. Er hat bis dahin gedankenlos über seine Verhältnisse gelebt, nun tat er es gezwungenermaßen gedankenvoll. Die Rechnung konnte Henry nicht zahlen.


Schließlich greift er zum letzten Strohhalm: Toni soll ihren geschlossenen Account, der eine Menge Follower besaß, nutzen, um sein Buch zu promoten. Doch Toni hatte aus gutem Grund „BibliophileBoulevard“ stillgelegt. Die Angst vor einem Stalker ließ sie nachts nicht mehr schlafen. Doch hiervon wollte Henry nie etwas hören.



Kein Mangazeichner hat die Schnelligkeit und nur wenige das Talent, das Hikaru zeigt, wenn er seine Bilder aufs Papier bringt. Auf den sozialen Medien folgen ihm eine Menge Fans. Diese warten stets voller Vorfreude auf neue Folgen seiner Mangareihe, „Haru no Hikari: Sakura's Guardian“.


Hikaru arbeitet anonym. Keiner weiß, wer wirklich hinter den Zeichnungen steckt. Zu diesem Geheimnis hütet der Zeichner jedoch noch ein weiteres. Denn sein Erfolg ist mit einem Fluch verbunden. Gelegentlich werden die Monster aus Hikarus Zeichnungen real. Sie entschlüpften dem Papier und teleportieren sich, noch bevor Hikaru eingreifen kann, an einen anderen Ort, mitten in New York City.


Die Fans glauben an eine Marketingkampagne. Doch Hikaru weiß es besser. Die Monster sind gefährlich! Was Fluch ist, ist zugleich auch Segen. Denn die Ereignisse sind besser als jedes Promotion-Angebot des Verlages. Die Fans wollen Fotos von den Monstern. Ein Wunsch voller Gefahren. Denn es ist vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis jemand verletzt wird.


Als Toni also an einem Abend genau von solch einem Monster angegriffen wird, schafft es Hikaru gerade noch rechtzeitig das Schlimmste zu verhindern. Fast wäre sein gut gehütetes Geheimnis aufgeflogen.


Über die gemeinsame Leidenschaft zur Literatur und zu Mangazeichnungen kommen sich Toni und Hikaru im Gespräch schnell näher. Keiner von ihnen ahnt, welche Auswirkungen ihre Beziehung aufeinander hat, denn ihre Geheimnisse kommen noch nicht ans Tageslicht.


Beide wollen um keinen Preis an die Öffentlichkeit. Jeder möchte sein Geheimnis um jeden Preis für sich behalten.




Meinung: 

Als ich das erste Mal den Klappentext von „Unfollow me – Vom Fluch gezeichnet, von Liebe verfolgt“ gelesen habe, wusste ich, dass ich dieses Buch lesen möchte. Eine romantische Geschichte, um eine Manga-Influencerin auf der Flucht und einen Mangaka, dessen Monster real werden. Das klang nerdig und vielversprechend. Nach Fantasy vom Feinsten. Das Versprechen, dass das Buch darüber hinaus über hundert hochwertige Mangazeichnungen enthalten sollte, hat mich zudem vom ersten Moment an angesprochen. Was für eine interessante Kombination!


Vorweg sei gesagt, dass Liza Grimm die Umsetzung ihres Romans über weite Strecken sehr gelungen ist.


Ihre Protagonisten Hikaru und Toni teilen allerhand Gemeinsamkeiten. Beide sind in dem, was sie tun, sehr erfolgreich. Toni liegt vielschichtige und theoretisch anspruchsvolle Kritik. Bei Hikaru ist es sein Talent, zugleich aber auch sein magischer Fluch, der zum Erfolg geführt hat.


Beide, sowohl Toni als auch Hikaru, haben jedoch auch Ängste sich zu exponieren. Bei Toni beruhen diese Ängste auf ihren Erfahrungen. Denn noch heute verfolgt sie ein Stalker, der alles tut, um sie aufzuspüren. Hikarus Angst ist auf der Unvorhersehbarkeit des Lebens begründet. Er weiß, wie schnell man Opfer seines eigenen Erfolges werden kann.


Während Hikaru alles tut, um Fremde zu meiden, traut sich Toni zwar in die Öffentlichkeit, ihren neuen Account führt sie allerdings anonym.


Liza Grimm gibt dem Leser also einen tiefen Einblick in das Leben von prominenten Künstlern. Ihren Sorgen und Ängsten.


Der fantastische Realitätsentwurf hätte für mich mehr Raum verdient. Ich hätte auch gerne noch mehr zu der Geschichte des Stalkers aber auch in Bezug auf Hikarus Familie erfahren. Ein paar überraschende Wendungen, ein wenig mehr Dynamik und „Unfollow me“ wäre für mich ein Lesehighlight geworden.




Fazit:

„Unfollow me – Vom Fluch gezeichnet, von Liebe verfolgt“ bietet eine wirklich kunstfertig komponierte arrangierte Szenerie. Liza Grimms Buch ist kunstvoll durchkomponiert.


Den Leser erwarten unzählige liebevolle und detailreiche Mangazeichnungen, die das Buch zu einem kleinen Highlight werden lassen.


Die Autorin lässt den Leser in diesem Roman tief in das Seelenleben ihrer Figuren blicken. Sie zeigt die Schatten- und Sonnenseiten des Künstlerlebens auf.


„Unfollow me“ war gerade aufgrund des Manga-Fantasy-Mixes für mich etwas Neues. Die vielen unbeantworteten Fragen, die unterhaltsam aufgeworfen werden, und oft von großer Bedeutung sind, schreien allerings nach einer Fortsetzung.


Cover des Buches Letztendlich sind wir dem Universum egal (ISBN: 9783733507404)

Bewertung zu "Letztendlich sind wir dem Universum egal" von David Levithan

Letztendlich sind wir dem Universum egal
Esme--vor 15 Tagen
Mustread

Inhalt: 


„A“ befindet sich exakt 24 Stunden im Körper eines Menschen. Um Mitternacht wechselt er zur nächsten Person. Er kann diese Sprünge nicht steuern. Er weiß nie, welcher Körper ihn als nächstes in Empfang nehmen wird. Sicher ist nur, dass es niemals der gleiche wie am Tag zuvor sein wird. Die Person, in dessen Körper er erwacht, war bislang immer genauso alt war wie er selbst. Und Sprünge über weite Strecken scheinen auch nicht möglich zu sein.

Als „A“ eines Morgens im Körper eines Jungen namens Justin erwacht, verändert sich sein Leben von Grund auf. Justin ist kein pflichtbewusster Mensch, das begreift „A“ schnell. Er hat nach einer durchzechten Nacht kaum geschlafen. Seine Eltern sind es gewohnt, dass er nicht viel mit ihnen spricht. Justin hört laute, schlechte Musik und er hat eine Freundin.

„A“ trifft das erste Mal am Schulspind auf Rhiannon. Diese ist so ganz anders als Justin. Sie ist aufmerksam, sie ist liebevoll, sie verhält sich anderen Menschen gegenüber aufgeschlossen und herzlich. Und sie liebt Justin von ganzem Herzen. Einen Jungen, der ihre Gefühle scheinbar gar nicht erwidert. Der ihre Anwesenheit kaum wahrnimmt und schon gar nicht zu schätzen weiß.

Doch heute steckt „A“ im Körper dieses gleichgültigen Jungen. Und „A“ sieht Rhiannon. Ihre Herzensgüte, die Liebe, die sie zu geben hat. Heute muss Rhiannon nicht zwei Mal fragen, ob Justin Zeit für sie hat. „A“ beschließt Rhiannon den schönsten Tag ihres Lebens zu schenken. Gemeinsam fahren sie ans Meer. Sie erzählen sich von ihren Träumen und Erinnerungen. Rhiannon wagt zu hoffen, dass Justin ihr mehr dieser Tage schenken wird. Doch „A“ weiß, dass ihre Hoffnungen bald zerstoben sein werden.

24 Stunden sind es, die „A“ mit Rhiannon hatte. Ob er will oder nicht. Dieser Tag findet sein Ende. Der nächste beginnt. In dem Körper eines anderen Menschen. Doch dieses Mal ist etwas anders. „A“ kann Rhiannon nicht vergessen. Er kann dieses Mädchen nicht gehen lassen. Und er wagt etwas, was er noch nie im Leben getan hat. Er öffnet sich ihr. Er verrät sein größtes Geheimnis und schenkt sich selbst und einer Fremden ein Stück weit Hoffnung. Es bleibt die Frage, welche Hindernisse die Liebe und das Sichverzehren nach einem Menschen überwinden kann.



Meinung: 


„Letztendlich sind wir dem Universum egal“ war für mich ein Reread. Eine Geschichte, die ich nicht nur schon einmal gelesen, sondern auch bereits als Verfilmung erleben durfte. Ich wusste also, was mich in diesem Buch erwartet und dennoch – oder vielleicht auch gerade deswegen – habe ich diese Lektüre nahezu verschlungen.

David Levithan präsentiert seinen Lesern mit diesem Buch nicht nur eine herzerwärmende und unglaublich intensive Liebesgeschichte, sondern er regt mit „A“s Geschichte auch stark zum Nachdenken an.

Jeden Morgen erwacht „A“ im Körper eines anderen Menschen. Nie weiß er, was ihn am nächsten Tag erwartet. Manchmal wird der Körper von anderen als schön wahrgenommen. Es kann passieren, dass er als übergewichtiger Mensch kaum in der Lage ist, sich zu bewegen und vor Herausforderungen gestellt wird, die anderen fremd sind. An einem Morgen erwacht „A“ und merkt, dass er seinen Körper gar nicht mehr kontrollieren kann. Alles, was dieser möchte, ist vor die Tür gehen und sich etwas zu besorgen, dass ihm ein Gefühl von Kontrolle verleiht. Er verbringt einen Tag als ein Mädchen, das lebt, um zu arbeiten. Einen anderen als Leistungssportler, als Familienmensch, als jemand der geliebt wird und als jemand, der jeden Tag um die Aufmerksamkeit seiner Eltern und Freunde kämpfen muss. Geschlecht, Hautfarbe, Größe, Aussehen all das spielt für „A“ keine Rolle. Denn jeden Tag ist er jemand anders. Er lebt tagtäglich unzählige Leben und Schicksale.

„Letztendlich sind wir dem Universum egal“ ist ein Buch voller kleiner Geschichten. Voller Schicksale, die bewegen. Kein Leben ist gleich. Das Umfeld, das Aussehen, aber auch die Gesundheit (mental und körperlich), die Familie und Freunde. Es scheint, dass nicht das Bewusstsein der Menschen ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein ihr Bewusstsein bestimmt.

Jeden Morgen muss „A“ sich einem neuen Leben stellen. Jeden Tag muss er einen neuen Kampf ausfechten. Manchmal kann er sich entspannen und ein Leben genießen. Wichtig ist für ihn, dass er niemals ein Leben durcheinanderbringt. Er möchte sich so gut anpassen, wie es ihm möglich ist, um nur wenig zu verändern. Das ist er dem Menschen, dessen Körper er für einen Tag besitzt, schuldig, so findet „A“. Doch das ist manchmal schwieriger als gedacht.

Neben allerhand poetischen Beschreibungen und tiefsinnigen Reflexionen über das Leben sowie einer bewegenden Liebesgeschichte würzt David Leviathan sein Buch aber auch noch mit einer guten Portion Spannung. Denn eines Tages hat ein Junge nach dem Erwachen ein Gefühl davon, dass etwas nicht stimmt. Er kommt „A“ auf die Schliche. Er möchte sich wehren und andere vor diesem „Etwas“ warnen.



Fazit: 


Was ist es, das unserem Leben Richtung gibt? „Die inneren Werte sind das, was zählt“, behauptet der Volksmund. Wer will das nicht glauben, wer sich nicht erhaben fühlen gegenüber Diskriminierungen, die Menschen erleben, nur weil sie nicht normschön, gehandicapt oder krank sind.

Dennoch sind gegenteilige Reaktionen auf diese Menschen allgegenwärtig. David Levithan schreibt mit „Letztendlich sind wir dem Universum egal“ ein Buch, das hier zum Nach- und Umdenken anregt. Eine Aufforderung, sich gedanklich über den eigenen Tellerrand zu bewegen.

Selten bekommt man so viele überraschende und anregende Gedanken zum Zusammenhang von Sein und Psyche in so gut formulierter Form präsentiert. Ein im allerbesten Sinne erhebendes Buch.

„Letztendlich sind wir dem Universum egal“ hat daher meines Erachtens zu Recht einen Platz auf der Spiegel- und der Bestsellerliste der New York Times ergattert. Es hat zu Recht den deutschen Jugendliteraturpreis 2015 ergattert, wurde verfilmt und hat unzählige begeisterte Kritiken erhalten. 2024 hat sich der Verlag zu einer Neuauflage des Buches entschieden, das meiner Meinung nach in keinem Buchregal fehlen sollte.  

Cover des Buches Aquarell Landscapes (ISBN: 9783745919400)

Bewertung zu "Aquarell Landscapes" von Claudia Drexhage

Aquarell Landscapes
Esme--vor 22 Tagen
Die Farbe fließen lassen

Inhalt: 


In „Aquarell Landscapes“ zeigt Claudia Drexhage, wie man mit der Loose-Watercolor-Technik atmosphärische Landschaften gestaltet.

Ein großer Theorieteil zeigt dir, worauf du beim Kauf von Materialien achten musst und stellt verschiedene Techniken vor, die dir helfen, deinem Bild das gewisse Etwas zu verleihen.

Es folgen allerhand Praxisbeispiele und Schritt-für-Schritt-Anleitungen, anhand derer du lernst, (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) Miniaturlandschaften, eine raue See, einen tosenden Wasserfall, Winterlandschaften, eine magische Morgenstunde, Frühlingsstimmung, die goldene Stille oder einen Indian Summer aufs Papier zu bringen.

Kein Bild gleicht dem anderen, das macht die Kunst, die Claudia Drexhage in ihrem Buch vorstellt zu etwas Besonderem.



Eigene Meinung: 


Als ich das erste Mal ein Kurzvideo zu „Aquarell Landscapes“ gesehen habe, war ich sofort begeistert: Es schien so einfach, verschiedene Farben aufs Papier auftragen, mit einem nassen Pinsel über das Papier gehen und schon hat man ein unglaublich imposantes Landschaftsbild quasi „herbeigezaubert“.

Doch der Teufel steckt nun einmal im Detail, so einfach gestaltete sich für mich die Umsetzung nach den Übungen von Claudia Drexhage dann doch nicht; das möchte ich gleich vorwegnehmen.

Aber fangen wir von vorne an: Das Buch gliedert sich in zwei große Teile. Auf den ersten – knapp 40 Seiten – ihres Buches vermittelt die Autorin theoretische Grundlagen. Es folgt ein ca. 70 Seiten starker Praxisteil.

Im theoretischen Part erfährt man zuerst mehr über das Material. Claudia Drexhage empfiehlt hochwertige Produkte. Das macht im Falle der Loose-Watercolor-Technik auch bei einigen Produkten durchaus Sinn. Denn hierbei wird unter anderem mit viel Wasser gearbeitet. Dünnes, günstiges Papier würde hier schnell wellen. Die Farbe würde nicht so verlaufen wie gewollt. Acrylic Ink sorgt zwar für starke farbliche Kontraste, die die Bilder im Buch so besonders erscheinen lassen, ist aber auch nicht immer zur Hand.

Dass das Buch eher für fortgeschrittene Künstler geeignet ist, hat sich für mich schon zeitnah im theoretischen Teil abgezeichnet.

Die Autorin geht hier unter anderem auf die Farbeigenschaften ein und erläutert, wofür der Farbcode auf Farbtuben und Farbtöpfchen steht. Wusstest du, dass die auf den Verpackungen der Farben abgebildeten Sterne eine Aussage über die Lichtechtheit des Produkts geben oder dass das Quadrat, je nachdem ob leer abgebildet oder halb durchgestrichen, mehr über die Deckkraft der Farbe verrät? Was bedeutet Staining? An einem Dreieck auf der Verpackung kannst du erkennen, wie stark die Auswaschkraft deiner Wahlfarbe ist.

Das Kapitel über Papier verrät dir mehr über die Unterschiede bei der Grammatur (Blattstärke), Oberflächenstruktur (satiniert, Feinkorn, soft pressed oder Grobkorn) und Ausgangsstoffe (Aquarellpapier, Yupopapier und Steinpapier).

Worauf muss man beim Kauf der Pinsel achten? Auch hier gibt es verschiedene Materialien, Formen (Rundpinsel, Flachpinsel, Fächerpinsel, Schlepperpinsel, Verwaschpinsel), Größen und unterschiedliche Qualitätsmerkmale.

Ich habe mich beim Praxistest auf bereits vorhandene Materialien beschränkt. Sehr wichtig ist, dass du für die Loose-Watercolor-Technik größere Pinsel benötigst.

Sehr spannend fand ich den Part zu den weiteren Materialien. Hier verrät die Autorin unter anderem, wie man mit bestimmten Hilfsmitteln coole Effekte aus Papier zaubern kann. Granulierungsmalmittel, ein Malmesser, ein Wasserzerstäuber, eine Plastikkarte können dir hierbei behilflich sein. Aber auch ein Wasserglas, Tücher und eine Mischpalette sind unverzichtbare Helferlein, die du gewiss benötigen wirst.

Die Farblehre wird vermutlich vielen angehenden Künstlern schon etwas sagen. In diesem Buch findest du einige Informationen, die das Wissen auffrischen können. Was sind Primärfarben, Sekundärfarben und Tertiärfarben, wie mischt man Farben effektiv? Zudem erfährst du mehr über die Farbbeziehungen: Verwandte Farben, komplementäre Farben, warme und kalte Farben. Dieses Wissen kannst du, wenn du irgendwann selbst Bilder – ohne Anleitung – aufs Papier bringen möchtest, verwenden, um Stimmungen zu vermitteln.

Auf einigen Seiten verrät die Autorin mehr, wie sie selbst Inspiration, Kreativität und Ideen findet und sammelt. Die Idee, sich sein eigenes Moodboard anzulegen, hat mir hierbei ganz besonders gefallen.

Im theoretischen Teil lernst du auch mehr über die Bildgestaltung. Der Goldene Schnitt, die Drittel-Regel und die Planung einer Komposition können dir helfen, das fertige Motiv bewusst für den Betrachter gut in Szene zu setzen. Auch das Wissen über Farbkontraste, das die Autorin über zwei Doppelseiten vermittelt, hilft eine bestimmte Stimmung bewusst zum Ausdruck zu bringen. Kurz vorgestellt wird hier, was man unter Farbe-An-Sich-Kontrast, Hell-Dunkel-Kontrast, Komplementärkontrast, Kalt-Warm-Kontrast, Qualitätskontrast, Quantitätskontrast und Simultankontrast versteht.

Es folgen Techniken und Effekte. Die Grundlagen wie lasieren, lavieren und Nass-in-Nass-Technik, werden hier ebenso vorgestellt, wie die Salztechnik, das Arbeiten mit dem Malmesser oder einer Plastikkarte, der Granulierungseffekt und Klarsichtfolienmuster.

Kurz: The next level für Anfänger der Aquarellmalerei.


Zwei Drittel des Buches zeigen Projekte der Autorin. Diese werden wie folgt präsentiert:

Auf einer Doppelseite sieht man rechts zunächst das fertige Bild. Links gibt es eine kurze Einleitung mit einigen Hinweisen der Autorin zur folgenden Aufgabe. Die benötigten Materialien und die Farbpalette werden ebenfalls übersichtlich aufgeführt.

Beim Durchblättern der Projektseiten habe ich festgestellt, dass für viele Übungen im Buch Acrylic Ink verwendet wird. Ich habe schnell für mich festgestellt, dass es vermutlich sinnvoll gewesen wäre, sich hiervon ein paar Farben einzukaufen. Denn, zumindest im Buch, wirken die Farben sehr intensiv und sind, so fürchte ich im Fazit, wichtig, wenn man Büsche, Landschaftsabschnitte und schöne Kontraste aus Papier bringen möchte.

Ich habe mir für den Praxistest das Projekt „Raue See“ herausgesucht. Die Umsetzung gelang mir relativ leicht. Doch im Ergebnis habe ich festgestellt, dass das fertige Bild doch völlig anders aussah, als das Ergebnis der Autorin.

Ich denke, die Abweichung war unter anderem folgenden geschuldet: Ich habe für die Wellen aus Mangel an vorhandenem Acrylic Ink „normale“ aber immerhin hochpreisige Aquarellfarbe verwendet. Das hat dafür gesorgt, dass die Wellen einfach nicht so farbintensiv waren wie die der Autorin. Zum anderen wird die Loose-Watercolor-Technik immer dafür sorgen, dass kein Bild dem anderen gleicht. Das trägt, meiner Meinung nach, aber auch seinen eigenen Charme in sich.



Fazit: 


Einfach mal die Farbe fließen lassen, wunderschöne Landschaftsbilder aufs Papier zaubern. Diese Hoffnungen hatte ich, als ich das erste Mal auf „Aquarell Landscapes“ von Claudia Drexhage aufmerksam geworden bin.

So einfach ist es nicht. Das kann ich vorweg sagen. Es benötigt schon etwas Übung und zudem auch einige Materialien, die man als Anfänger vielleicht nicht unbedingt schon im Regal stehen hat. Der Einkauf von hochpreisigen Produkten lohnt sich, wenn man die Resultate der Autorin betrachtet.

Mir persönlich – und ich habe schon einige Bücher zum Thema Aquarellmalerei gelesen – hat dieses Buch einige neue Informationen vermittelt. Insbesondere, was Farbcodes und Techniken betrifft.

Praxis- und Theorieteil lassen in Struktur, Umfang, Inhalt, Didaktik und inhaltlicher Akkuratesse keine Wünsche offen. Die schönen Motive machen Lust darauf loszulegen und dabei zu bleiben und sich intensiv mit der Loose-Watercolor-Technik auseinanderzusetzen.

Ich empfehle dieses Buch aufgrund der Anschaffungskosten von hochpreisigen Materialien, die ich hier für notwendig erachte, und aufgrund des Informationsgehaltes an fortgeschrittene Künstler. 


Cover des Buches Dark Sigils – Wen das Schicksal betrügt (ISBN: 9783737362023)

Bewertung zu "Dark Sigils – Wen das Schicksal betrügt" von Anna Benning

Dark Sigils – Wen das Schicksal betrügt
Esme--vor einem Monat
Ein grandioses Finale

Achtung! Enthält Spoiler zu den Vorbänden.




Inhalt:

Nachdem Adam von seinem Sigil getrennt wurde und damit auch seine Macht verloren hatte, musste jemand anderes seine Position als Mirrorlord übernehmen. Auch, wenn Rayne sich dieser Aufgabe nicht gewachsen fühlte, willigte sie letztlich in Adams Wunsch ein, seine Nachfolgerin zu werden.

Die mangelnde Erfahrung glich sie durch Geist und Herz aus. Es gab dennoch einige Skeptiker, die sich gegen ihre Anwartschaft auf dem Thron aussprachen. Andererseits war sie auch für ihre Gegner schlecht einzuschätzen. Niemand kannte ihre Schwachstellen, keiner wusste von ihren Stärken.

Während Rayne also allerhand zu tun hatte, ihre neuen Aufgaben wahrzunehmen, hatte Adam den Mirror verlassen müssen. Die Zeit in Prime nutzte er, um nach seiner Schwester zu suchen. Zugleich war sein Plan, seiner Mutter endlich das Handwerk zu legen.

Diese hatte derweil jeden Politiker mit Chaosmagie infiziert, was dazu führte, dass mittlerweile alle wichtigen Personen, ihrem Willen unterstanden.

Dadurch, dass Adam von seinen Schicksalswürfeln getrennt wurde, hatten er und Rayne keinerlei gedankliche Verbindung mehr zueinander. Die Schicksalswürfel sollten einen neuen Besitzer finden. Den Lauf der Zeit zu verändern ist verlockend. Kein Wunder also, dass bald schon einer der Magistrate, Barnabes Pelham, Anspruch auf dieses Sigil erhob.

Rayne hatte also allerhand Sorgen. Hinzu kam, dass die Oberen von der Herrscherin forderten, dass sie sich Gedanken über einen Ehepartner machen sollte. Die Erbfolge müsse schließlich gesichert sein.

An ihrem 18. Geburtstag erfährt Rayne davon, dass ihr Vater ihr ein Erbe hinterlassen hätte. Dieses sollte sich in einem Schließfach in Prime befinden. Sie entschließt sich dorthin zu reisen.

Mit dem Eintreffen in Prime jedoch scheint alles zu eskalieren. Rayne trifft zwar Adam wieder, doch zugleich nutzt auch dessen Mutter die Chance zu einem Überfall. Rayne und ihre Freunde müssen die Situation konsolidieren. Um das Momentum auf ihre Seite zu zwingen, benötigen sie die Hilfe der Rebellen. Diese stellen jedoch ihre eigenen Forderungen.



Meinung: 


Anna Benning ist eine Meisterin ihres Fachs, das hat sie wohl schon mit ihrer Vortex-Reihe deutlich gemacht. Auch in Dark Sigils hat sie über die Bücher hinweg Fäden geknüpft, die sie nun im finalen Band „Wen das Schicksal betrügt“, geschickt zu einem großen Ganzen zusammenführt.

Der Leser erhält in diesem Buch weitere Informationen über die Sigils und erfährt zudem auch mehr Details aus der Vergangenheit der Figuren. Im letzten Drittel des Buches werden die Erzählebenen montageartig zusammengesetzt und erzeugen erneut Dynamik und Spannung.

In vielen Geschichten versuchen Autor/innen Dramatik zu schüren, indem sie ihre Figuren in Gefahr bringen. Der rettende Ausweg kommt oft im letzten Moment oder aber – schlimmer noch – wird durch einen „glücklichen“ Zufall künstlich herbeigeführt. Bei Anna Benning ist weit und breit kein „deus ex machina“ in Sicht. Sie setzt bei ihren Figuren den Rotstift an, zeigt dass Trauer und Verlust zum Leben dazugehören.

Im dritten Band der Dark Sigils Reihe sind mir einige der Figuren noch weiter ans Herz gewachsen. Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle Adam, der mit seinen Gedanken, Entscheidungen und dem gesamten Verhalten aus meiner Sicht einfach alles richtig gemacht hat. Adam war für mich das Paradebeispiel eines Menschen, den man auch im realen Leben gerne stets an seiner Seite wissen möchte.



Fazit: 


Einmal mehr erweist sich Anna Benning als Meisterin der Fiktion, die es versteht, ihre unerschöpfliche Fantasie literarisch zu verarbeiten. Es gibt keine Vereinfachung, keine Banalisierungen und dennoch ist das Buch angenehm lesbar.

Der Leser steht vor einem beeindruckend detailreichen Gewebe aus Fiktion und Spannung, das ein ungemein bereicherndes Leseerlebnis eröffnet.

Die Reihe verabschiedet sich mit einem geradezu epischen Finale und sorgt mit unerwarteten Wendungen und Höhepunkten für Fassungslosigkeit.

 Leser, die gut durchdachte, komplexe Fantasy zu schätzen wissen, sollten zu Dark Sigils greifen. Für mich eine Leseempfehlung, die ich gerne immer wieder aussprechen werde. 

Cover des Buches Night of Shadows and Flames – Der Wilde Wald (Night of Shadows and Flames 1): Roman (ISBN: B0CKWF1GQW)

Bewertung zu "Night of Shadows and Flames – Der Wilde Wald (Night of Shadows and Flames 1): Roman" von Laura Labas

Night of Shadows and Flames – Der Wilde Wald (Night of Shadows and Flames 1): Roman
Esme--vor einem Monat
Viele neue Ideen

Inhalt: 


Es geschah an dem Tag, als Billie gemeinsam mit ihrem Cousin Hugh auf die Jagd ging. Ein maskierter Unbekannter namens Moth nahm Hugh als Geisel und forderte von Billie im Gegenzug für seine Freilassung, dass diese ein Jahr als Vampirjägerin für ihn arbeiten solle.

Als Hexe besaß Billie ein gewisses Maß an magischer Macht. Sie war aber auch, wie viele andere ihrer Herkunft, den Vampiren gegenüber unterlegen. Jedoch hatte sie ein großes Talent, was das Töten der Feinde betraf. Sie kannte die Schwäche ihrer Antagonisten und setzte diese im Kampf zu ihren Gunsten ein.

Moth schien von Billies Kampfwert zu wissen. Um sie an sich zu binden, ließ er ihr ein Tattoo stechen. Fast ein Jahr arbeitete Billie für den Mann, der stets von Nebelschwaden umgeben war, sich in den Schatten aufhielt und sein Gesicht und seinen Körper hinter einem dunklen Kapuzenumhang versteckte. Doch kurz vor Ablauf des Jahres gelang Hugh die Flucht. Etwas, das keiner vorhergesehen hatte. Zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt.

Hughs unüberlegte Entscheidung hatte zur Folge, dass Moth sich in seiner Wut über den frühzeitigen Vertragsbruch neue Geisel suchte, nämlich Billies Tanten.

Billie hatte nur wenig Möglichkeiten, sich diesen neuen Zwängen zu entziehen. Sie machte sich auf die Suche nach Hugh. Der Cousin war auch nicht weit gekommen. Denn er war prompt mitten hinein in eine Hexenversteigerung geraten. Billie standen nur wenige Optionen zur Verfügung Hugh zu befreien. Alle Ideen waren zum Scheitern verurteilt und letztlich landeten beide, sowohl Hugh als auch Billie, auf dem Podest einer Sklavenauktion und für beide fiel der Hammer. Sie wurden versteigert. Nur leider an völlig unterschiedliche Vampire.

Für Billie bedeutete dieser Umstand, neben der Sorge um ihren Cousin, allerhand Probleme. Denn die Vampire ersteigerten sich für gewöhnlich Hexen, um sich von ihrem Blut zu nähren. Die Hexen wurden mit einem Chip versehen, der es ihnen verunmöglichte, Magie und Zauberei zu wirken. So befand sich Billie also in der Obhut eines Meisters, der sich vermutlich von ihrem Blut nähren würde.

Die Uhr tickte. Denn einerseits gab es da Moth, der Billies Tanten in seiner Gewalt hatte. Dann gab es diesen Vampir namens Tian, der mit seinen Freunden eine Wohngemeinschaft bildete, in der sich Billie eingliedern sollte. Und dann war da noch Hugh, der sich vermutlich in der Gewalt eines Vampirs befinden würde, der es vielleicht nicht so gut mit ihm meinte, wie Billies Besitzer. Wäre das alles nicht schon schlimm genug, geschah in Wimborne etwas Unheimliches. Der „Wilde Wald“ schien seine Wurzeln auszustrecken und klamm und heimlich die Stadt zu erobern. Der ultimative Endgegner, vor dem die Ränkespiele der Figuren zu verpuffen scheinen.



Meinung: 


Zugegeben, ich brauchte einige Seiten, um in den neuen Reihenauftakt von Laura Labas „Night of Shadows and Flames“ reinzukommen. Das lag unter anderem daran, dass es zum Anfang nur wenige Dialoge gab und sich allerhand Fragen auftaten.

Nach und nach weckt Labas aber Neugierde, Lesefreude und schlussendlich Begeisterung. Sie erschafft mit ihrem Roman eine völlig neue Welt. Es gibt unglaublich viele Figuren, die in ihrer Welt leben: Meermonster, Kirke, Geister, Vampire und Hexen natürlich, Wendigos, Blutfae, Flemminge, Irrlichter u.a.. Von einigen dieser Wesen hatte ich bereits gehört, andere habe ich durch diese Geschichte kennenlernen dürfen. Insbesondere der „Wilde Wald“ ist eine grandiose Idee.

Nach der Versteigerung landen sowohl Hugh, als auch Billie in unterschiedlichen Vampirhaushalten. Während Billie, als auch der Leser im Unklaren bleiben, was mit Hugh geschehen ist und sich somit auch Sorgen, um den jungen, vielleicht sogar hilflosen Cousin machen, steht Billie, wie auch die Tage zuvor, unter Dauerstress.

Sie landet in einem ungewöhnlichen Vampirhaushalt. Denn neben dem Meister leben hier noch ein stummer anderer Vampir, eine Kirke, die ihren Zauberstab (und damit so gut wie all ihre magische Macht) verloren hat, und ein Geist, der sich lediglich durch grüne Rauchausdünstungen und Stöhnen verständlich machen kann. Entgegen Billies anfänglichen Befürchtungen ist diese sehr diverse Gemeinschaft recht friedlich. Und Tian, der Meister des Hauses?! Dieser übt zudem auch noch eine unerwartete Anziehung auf Billie aus. All das, kann Billie ebenso wenig gebrauchen wie einen Meister, der ihr angesichts der unterdrückten Magie überlegen wäre. Denn ihre Ziele stehen fest: Zu fliehen und Hugh sowie ihre Tanten zu befreien.

In „Night of Shadows and Flames“ gibt es, wie einige LeserInnen vermutlich schon aufgrund des Klappentextes vermutet haben, eine Liebesgeschichte. Für mich blieben die Gefühle zwischen Tian und Billie jedoch über die Seiten hinweg eher blass.



Fazit:  


Laura Labas „Night of Shadows and Flames – Der wilde Wald“ hat mich in einen richtigen Lesesog hineingezogen. Ein spannender Plot, der allerhand Fragen aufwirft, und viele interessante Figuren waren die Gründe dafür, dass ich das Buch nur schwer aus der Hand legen konnte und mich trotz kleinerer Mängel nie fragte, ob ich ein gutes oder ein schlechtes Buch vor mir hatte.

Viel Neues gab es bei der Lektüre für mich zu entdecken. Allerhand Figuren habe ich beim Lesen ins Herz geschlossen. Überraschungen sind für jedes Buch ein Gewinn, und ein Buch in die Hand zu nehmen, das so von ihnen wimmelt, lässt einen am Ende atemlos zurück.

  Von mir gibt’s eine Leseempfehlung. 

Cover des Buches New Dragon City – Ein Junge. Ein Drache. Eine verbotene Freundschaft (ISBN: 9783401607443)

Bewertung zu "New Dragon City – Ein Junge. Ein Drache. Eine verbotene Freundschaft" von Mari Mancusi

New Dragon City – Ein Junge. Ein Drache. Eine verbotene Freundschaft
Esme--vor einem Monat
Lehrreich, prägnant, nachhallend

Inhalt:


Fünf Jahre ist es her, seit sich Noahs Leben von einem Tag auf den anderen von Grund auf verändert hat. Damals haben die Drachen New York City heimgesucht. Sie haben die Menschen gejagt und einige von ihnen, ihre Unterkünfte und Lebensräume abgefackelt. Erst zum Beginn des Winters sind die Drachen verschwunden. Irgendwohin, um Winterschlaf zu halten. Im Frühjahr kamen sie dann wieder und haben erneut für verkohlte, leerstehende Gebäude, ausgebrannte Autos und eine zerstörte Landschaften gesorgt.

Auch in diesem Jahr haben sich Noah, sein Vater und eine kleine Gruppe weiterer Überlebender zusammengeschlossen, um Vorräte zu sammeln und sich für den Sommer im Untergrund vorzubereiten.
Doch irgendetwas scheint dieses Mal anders zu sein, als gewohnt. Denn plötzlich entdecken Noah und seine Freundin einen Drachen am Himmel. Einen, der eigentlich noch einen Monat im Winterschlaf sein sollte. Die Menschen geraten in Panik.

Noah erfährt von seinem Vater, dass dieser vorhat, sich nicht, wie die anderen, in die Sicherheit des Unterschlupfes zu begeben, sondern stattdessen seine Mutter suchen möchte, die sich erst vor Kurzem einer Sekte angeschlossen hat.

Kurzentschlossen schmuggelt sich Noah, entgegen den mahnenden Worten seines Vaters, ebenfalls aus der Gruppe und heftet sich an dessen Fersen. Ein gefährliches Unterfangen. Denn die Drachen mit ihren rasiermesserscharfen Zähnen und den schwarzen Zungen sehen zwar schlecht, doch dafür funktioniert ihr Riechsinn umso besser.

Ein Rückweg zu der Gruppe in das sichere Versteck wird, das ist Noah bewusst, nicht mehr möglich sein. Denn die Tür hat ein automatisches Schloss. Eines, das bis zum Beginn des Winters nicht zu öffnen sein wird.

Noahs Entscheidung ist also endgültig. Er möchte seine Mutter finden und muss sich ein halbes Jahr lang der gefährlichen Realität stellen ...



Meinung: 


Der Untertitel von „New Dragon City“, „Eine verbotene Freundschaft“, verrät bereits, das den Leser in dieser Geschichte nicht nur eine gefährliche und spannende Reise eines Jungen durch eine apokalyptische Welt, sondern zudem auch eine ungewöhnliche Freundschaft erwartet. Auf so ein besonderes Abenteuer habe ich mich gefreut.

Mit Noah begleitet der Leser einen mutigen Protagonisten, durch eine Welt, die nahezu zerstört ist. Eingeschlagene Schaufenster, zerstörte und verlassene Gebäude, finden sich in dieser dystopischen Vision von New York. Nur 18,5 % der Menschen haben die bisherigen Angriffe der Drachen überlebt. Noah liebt seine Familie und er ist bemüht, diese wieder zusammenzuführen. Was er jedoch noch nicht richtig begriffen hat, ist, dass seine Eltern jeweils am anderen Ende des Meinungsspektrums stehen.Während die Mutter daran glaubt, dass Drachen und Menschen friedlich miteinander leben können, ist der Vater der festen Überzeugung, dass es den Menschen gelingen könnte, die fremden Wesen zu vernichten.

In genau diesen Zwist gerät der Junge im Laufe der Geschichte. Er muss sich fragen, auf welcher Seite er steht. Als er die junge Drachendame Asha kennenlernt, verändert sich Noahs Weltbild. Denn entgegen dem, was er bislang erleben musste, ist Asha ihm nicht feindlich gesinnt.

Der Leser bekommt in dem Buch zwei Perspektiven präsentiert. Nämlich die von Noah und die von Asha. Beides unterschiedliche Wesen mit ähnlichen Lebenserfahrungen. Beide, sowohl Drache, als auch Junge, haben es mit einer älteren Generation zu tun, die eingefahrene Prinzipien vertritt und aufgrund bisheriger Erfahrungen auf radikale Konfliktlösungen setzen.

Mari Mancusi zeigt also anhand ihrer Fantasygeschichte, dass Frieden kein Perpetuum mobile ist, sondern oft nur eines Perspektivwechsels bedarf.

Die Geschichte ist nicht immer gewaltfrei. Denn die Menschen, die ebenso wie die Drachen durch einen fortwährenden Krieg, auf Ressourcen verzichten müssen, sind bereit zu radikalen Mitteln zu greifen. Auch der Verzehr von Drachen(und Menschen-)-fleisch ist plötzlich eine Option.

Während des Lesens kam ich nicht umhin, mir einige Fragen zu stellen. So wird zum Beispiel zum Anfang des Buches kurz angemerkt, dass Noah sich unklar ist, woher die Drachen kamen. Verschiedene Gerüchte wurden angeschnitten. Doch eine Auflösung gab es nicht. Auch habe ich überlegt, ob ein halbjähriger Aufenthalt in einem verschlossenen Gebäude unterhalb der Erde nicht bei dem ein oder anderen für einen Lagerkollaps sorgen würde. Ob es nicht weitere Konflikte in der Dunkelheit mit einem begrenzten Kontingent an Lebensmitteln geben könnte. Auf diese Punkte geht die Autorin in ihrem Buch nicht weiter ein. Da es sich bei „New Dragon City“ um ein Kinderbuch und zudem auch um eine – vermutlich – abgeschlossene Geschichte handelt, denke ich, dass diese offenen Fragen vernachlässigt werden können.



Fazit: 


Bei „New Dragon City – Eine verbotene Freundschaft“ entführt in eine dystopische Zukunft. Es handelt es sich um die spannende Geschichte eines kleinen Jungen. Generationelle und familiäre Konflikte werden neben einem Kampf gegen Invasoren jeweils individuell erfahren und ausgekämpft.

Eine von knisternder Energie erfüllte Konfliktsituation reiht sich an die nächste.

Pros & Cons: „New Dragon City“ ist lehrreich, stellenweise allerdings auch recht brutal, dann aber auch prägnant und nachhallend geschrieben. Schön liest sich auch die Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft, die aus der Angst vor der Welt entstanden ist, und sich vor dieser bewähren muss. 

Cover des Buches Honesty. Was die Wahrheit verbirgt (ISBN: 9783737359771)

Bewertung zu "Honesty. Was die Wahrheit verbirgt" von Franzi Kopka

Honesty. Was die Wahrheit verbirgt
Esme--vor 2 Monaten
Alles eine Frage der Dosis?

Inhalt: 


Nach einer großen Panedemie und einem darauf folgenden Krieg hat sich in Sestiby einiges verändert. Die Menschen stehen unter dem Einfluss eines Medikaments namens Veritas, das dafür sorgt, dass Gefühle wie Missgunst, Eifersucht, Wut, Neid, Panik, Hass und Trauer nicht mehr empfunden werden können. Auch sorgt Veritas dafür, dass es dem Anwender nicht mehr möglich ist, Lügen auszusprechen.

Mae lebt mit ihrer Familie in Sestiby. Schon seit Jahren ist sie in ihren Kindheitsfreund Aiden verliebt. Doch seit geraumer Zeit datet dieser ein Mädchen namens Ann.

Dass bei Mae Veritas nicht richtig anzuschlagen scheint, stellt schon alleine aus diesem Grund ein großes Problem dar. Denn ein Gefühlsausbruch, der von den falschen Menschen gesehen und gemeldet werden würde, würde sie als Liar entlarven und schlimmstenfalls eine Abschiebung nach Ring 8 und somit den Ausschluss aus der Gesellschaft nach sich ziehen.

Als Aiden eines Tages seine Verlobung mit Ann verkündet, bricht für Mae eine Welt zusammen. Es sind nicht nur die Gefühle, die sie zu kontrollieren versucht, auch das Ehegesetz, dass von allen Bewohnern Sestibys verlangt, dass diese bis zum 21. Lebensjahr verheiratet sein sollen, schürt zusätzlichen Druck. Auch, wenn Mae noch drei Jahre Zeit hat, so weiß sie, was ihr bevorsteht, sollte sie bis dahin keinen passenden Partner finden: Sie würde das Recht auf freie Berufswahl verlieren und dort eingesetzt werden, wo ihre Kraft am dringendsten benötigt wird. Sie würde nicht in die höheren Ringe aufsteigen, sondern in Ring 7 landen.

Mae unterdrückt also ihren Widerwillen und lässt sich von ihren Dads und ihrer kleinen Schwester sowie ihrem großen Bruder Nick, der als Aufsehender für die Regierung arbeitet, überreden, sich bei der Dating-App Eternity anzumelden. Doch gerade, als sie ihr Profil abschicken möchte, bekommt sie eine Fehlermeldung.

Kurz darauf erfahren Mae und ihre Familie von einer kürzlich eingeführten Neuerung der Regierung: Es soll fortan ein Programm namens PEP geben. Eines, dass für eine glücklichere Zukunft sorgen soll. Hierzu werden alle Personen, die sich im entsprechenden Alter befinden und noch keinen Partner gefunden haben, in ein Camp eingeladen. Diverse Tests und Veranstaltungen sollen dafür sorgen, dass jeder letztlich sein perfektes Gegenstück finden wird. All das wird von der KI zusätzlich unterstützt.
Am PEP-Programm soll jeder teilnehmen. Für alle sollen gleiche Voraussetzungen geschaffen werden.

Alle bereits bestehenden Verlobungen werden mit Einführung des Programms aufgelöst. Das Programm bietet zwar allerhand Möglichkeiten, doch Mae erkennt darin auch ein großes Problem. Denn mit der Teilnahme an PEP wird sie die schützende Unterstützung ihrer Familie verlieren. Lediglich ihr Bruder könnte, sofern er mit ihr einer Gruppe zugeordnet werden sollte, an ihrer Seite sein. Die Gefühle, die sie immer wieder übermannen, die Panikattacken würden mit Sicherheit dafür sorgen, dass Mae auffliegt.

Als wüsste Mae nicht schon gut genug, wie schnell ein unliebsames Gefühl bei ihr hervorbrechen kann, sorgen kleine Geschehnisse im Alltag immer wieder für eine unliebsame Erinnerung an ihr allgegenwärtiges Problem. So begegnet sie in einer Bahn einem jungen Mann, der sie nicht nur ungeschickt anrempelt, so dass ihr ihre geliebten EarPods auf den Boden fallen. Er zerstört einen der Pods auch noch, indem er drauf tritt. Anstatt sich zu entschuldigen, grinst der Unbekannte Mae dreist an und ergreift die Flucht. Die frostblauen Augen des unverschämten Kerls bleiben Mae genauso im Gedächtnis, wie die Tatsache, dass er in ihrem Gesicht mit Sicherheit das Aufkeimen des tückischen Gefühls der Wut erkannt hat.

Als Mae also im Camp eintrifft, muss sie nicht nur fürchten, dass ihr die vielen angekündigten Tests zum Verhängnis werden, sondern auch, dass sie mit Aiden oder gar Ann in einer Gruppe landen könnte. Dass jedoch „Mr. Frost“, der Mann aus der S-Bahn, in ihrem Team sein könnte, damit hat Mae so gar nicht gerechnet ...



Meinung: 


Nach „Gameshow“, ein Fall von früher Meisterschaft, wusste ich sofort, dass ich das nächste Buch von Franzi Kopka unbedingt würde lesen müssen.

Meine großen Erwartungen, die ich an „Honesty“ hatte, wurden, soviel sei an dieser Stelle gerne schon vorweg gesagt, nicht enttäuscht. Auch „Honesty“ ist sehr gelungen.

In Sestiby sorgen eine KI namens AISS und eine Rundumüberwachung für die Sicherheit der Bewohner. Ein Medikament namens Veritas, das in der Lage ist, jegliche Emotionen zu unterdrücken, für Ordnung und Frieden.

Die Wirkung von Veritas empfand ich als sehr interessant. Denn sobald eine Frage gestellt wird, ist das Gegenüber verpflichtet, eine Antwort zu geben. Tut es das binnen weniger Sekunden nicht, durchströmt es eine unangenehme Hitze, die bald zu einem starken Brennen im Mundraum wird und letztlich Herzprobleme hervorruft. Final setzt im schlimmsten Fall das Herz aus. Die gleiche Symptomatik wird durch eine ausgesprochene Lüge verursacht.

Sestiby ist in 8 Ringe aufgeteilt. Die Wohlhabendsten leben in Ring 1 und schwelgen im Luxus. In Ring 2 finden sich Firmen, in denen nur tagsüber gearbeitet wird, wie Werbeagenturen, Architekturbüros und Forschungszentren. Ab Ring 3 abwärts wird auch nachts gearbeitet. Eine ständige Geräuschkulisse durch die Fabriken sorgt zum Teil für schlaflose Nächte. Umso höher die Ringzahl, umso prekärer die Lebensverhältnisse. In Ring 7 leben die Menschen, die keinen Partner gefunden haben und müssen sich der Arbeit fügen, die ihnen vom System zugewiesen wird. Schlimmer ergeht es nur noch jenen, die von der Gesellschaft ausgeschlossen und in den Ring 8 verstoßen werden.

Regelmäßige Gefährdungsanalysen, bei denen die Bewohner mit Fragen konfrontiert werden, sorgen dafür, dass subversive Elemente definiert werden.

Der Autorin gelingt es, Mae – die Protagonistin des Romans - schnell ins Herz des Lesers hineinzuschreiben. Denn Maes größter Traum besteht darin, im Zentralarchiv des Centers zu arbeiten und ihre große Liebe Aiden zu ehelichen. Sie scheitert lediglich daran, dass sie nicht so ist, wie das System es gerne hätte.

Mit dem Beginn des Partnerschaftsprogramms entwickelt sich neben der allgegenwärtigen Spannung, die stets präsent ist, weil Maes Gefühlsausbrüche dazu führen könnten, dass diese aussortiert und abgeladen werden könnte, noch ein zusätzlicher interessanter Part für den Leser. Denn an dem neuen Programm nehmen auch die amtierenden Regierenden teil. Mae und somit der Leser erhalten – ungewollt – Einblick in eine Welt, die ihnen zuvor verborgen war. Nebenher entwickelt sich zudem eine sehr interessante Liebesgeschichte. Eine, die natürlich nicht sein darf.



Fazit: 


Grandios! Das ist das erste Wort, das mir nach dem Lesen von „Honesty“ in den Sinn kam. Franzi Kopka stellt ein totalitäres System zur Schau und es gelingt ihr diesem einen unglaublichen Spannungsbogen abzugewinnen.

Das Heilsziel eines „Neuen Menschen“ hat Kopkas Welt mit den Diktaturen des 20. Jahrhunderts gemein. Das größte Problem ist, dass sich die Institutionen in ihrer Welt vordergründig tolerant zeigen. Der Unzufriedenheit mit den realen biologischen, intellektuellen und moralischen Eigenheiten der Bewohner begegnet die herrschende Klasse aber mit KI und Medikamenten.

Anpassung oder Widerstand: Das sind die beiden Pole, zwischen denen sich in totalitären Regimen Menschen vermeintlich entscheiden können. Widerstand wurzelt hier allerdings in Emotionalität und nicht in einer autonomen Entscheidung. Das macht das Buch so interessant.

Das Buch lässt einen allerdings mit einem fiesen Cliffhanger zurück, der sich gewaschen hat.

Alles in allem kann ich sagen, dass der neueste Roman von Franzi Kopka für mich erneut Potenzial zum Jahreshighlight zeigt.

Cover des Buches Ein Frosch, der auszog, ein Prinz zu werden: Ein Märchen für 1001 Nachmittag (ISBN: B0CLVQYY8X)

Bewertung zu "Ein Frosch, der auszog, ein Prinz zu werden: Ein Märchen für 1001 Nachmittag" von Jacqueline Weichmann-Fuchs

Ein Frosch, der auszog, ein Prinz zu werden: Ein Märchen für 1001 Nachmittag
Esme--vor 2 Monaten
Siegfried gibt alles

Inhalt: 


Tagtäglich sitzt der Frosch Siegfried auf einem Stein, nahe des Tümpels, und beobachtet verträumt seine große Liebe, die Prinzessin Odette, bei ihrer Alltagsbewältigung. Hilflos verfolgt er hier auch die Gespräche zwischen dem bösen Zauberer und der Prinzessin. Der Zauberer droht Odette, dass er sie in einen Schwan verwandeln könne, auf immer und ewig sogar. Odette würde nie wieder ein Mensch werden, wenn er das so wolle. Sie jedoch kann ihr Schicksal selbst bestimmen. Sie müsse ihn nur zum Manne nehmen, dann könne sie twenty-four/seven Prinzessin sein.

Nun sei es auch genug der Zögerei, so der Zauberer. Drei Tage habe die Prinzessin Zeit eine Entscheidung zu treffen. Ansonsten wäre ihr Schicksal besiegelt.

Odette ist außer sich und weiß sofort, dass sie diesen schrecklichen Mann niemals ehelichen wird. Siegfried hingegen fühlt sich machtlos. Als Frosch kann er nichts bewirken. So gerne würde er seine große Liebe vor den Machenschaften des gemeinen Zauberers beschützen.

So träumt Siegfried also davon ein Mensch zu werden. Ja am besten noch ein Prinz! Dann könnte er mit Odette glücklich werden.

Die Realität jedoch sieht völlig anders aus. Siegfrieds Familie lacht ihn für seinen großen Traum aus. Bis er endlich sein eigenes Schicksal in die Hand nimmt.

Eine glückliche Fügung, oder Glück im Unglück, ist es da wohl, als Felix, der gestiefelte Kater, des Weges kommt, einen großen Schluck Wasser aus Siegfrieds Tümpel nimmt und dabei eines der Geschwister des Frosches verschluckt. Siegfried zedert, der Kater reagiert pikiert und würgt die Kaulquappe hervor. Kater und Frosch kommen ins Gespräch und Siegfried wittert seine Chance. Denn der gestiefelte Kater, der Spin-Doctor der Märchenwelt, ist im ganzen Reich bekannt dafür, dass er es stets geschafft hat, aus ungeeigneten Kandidaten wahre Prinzen zu machen.

Bei Siegfrieds Wunsch, muss jedoch selbst Felix lautstark lachen. Ein Frosch, der ein Prinz werden möchte? Was für eine absurde Idee!

Doch der Ehrgeiz des Katers ist geweckt. Er nimmt die Rolle als Life-Coach an und verspricht dem Frosch, so gut es geht, zu helfen.

So beginnt für Siegfried eine große Reise, die ihn über die Teufelsbrücke hinweg zur Hexe Gothel führen wird. Der kleine Frosch muss sich in ein Geisterschloss wagen, in dem es ganz gruselig spukt. Er wird versuchen den Teufel auszutricksen, sich mit einer ehrgeizigen Ziege anlegen und sein Leben aufs Spiel setzen.

Doch wird die Prinzessin den Frosch überhaupt lieben können? Oder wird Siegfrieds Traum vom großen Glück scheitern? Sicher ist, dass dem kleinen Frosch das größte Abenteuer seines Lebens bevorsteht.



Meinung: 


Wer bereits eines oder mehrere Bücher von Jacqueline Weichmann-Fuchs gelesen hat, weiß, dass die Geschichten der Autorin einem bestimmten Schema folgen. Falls man hier ein turbulentes Abenteuer, Humor und psychologischen Tiefgang erwartet, wird man nie enttäuscht.

„Ein Frosch, der auszog, ein Prinz zu werden“ bildet hier keine Ausnahme. In diesem Buch ist die Autorin, so verrät das Vorwort, einem Wunsch einer ihrer Leserinnen nachgekommen, die gerne eine Geschichte lesen wollte, in der Jacqueline Weichmann-Fuchs eher unbekannte Märchen aufgreift und zudem auch die tierischen Helden ihrer vorherigen Geschichten zusammenführt.

Treue LeserInnen der Autorin werden in diesem Buch also gelegentlich in Erinnerungen an vorherige Abenteuer schwelgen können. Neue LeserInnen werden allerdings ebenfalls ihre Freude mit diesem Buch haben. Denn „Ein Frosch, der auszog, ein Prinz zu werden“, lässt sich auch als eigenständiger Einzelband hervorragend lesen.

Auch hatte Jacqueline Weichmann-Fuchs den Finger wieder am Puls der Zeit: Das Buch manifestiert sich an den Themen "Selbstfindung", "Selbsterfindung" und "Selbstbestimmung".

Man muss für seine Ziele kämpfen und nicht selten stellt man auf dem Weg auch fest, dass unliebsame Entscheidungen getroffen werden müssen.

Siegfried muss im Laufe seines Abenteuers nicht nur ein Opfer bringen. Er muss nicht nur einmal seine getroffenen Entscheidungen hinterfragen. Seine Tage sind oft davon bestimmt, die Scherben vom Vortag zusammen zu kehren.

Wer jetzt hinter „Ein Frosch, der auszog, ein Prinz zu werden“ eine tragische und traurige Geschichte vermutet, der kann aber beruhigt sein. Denn Jacqueline Weichmann-Fuchs würzt ihre Geschichte mit einer guten Portion Humor. So stolpert Siegfried von einem Fettnäpfchen ins nächste und treibt den gestiefelten Kater fast in einen Nervenzusammenbruch. Der freche Hase Snow und sein kluger Begleiter der Fuchs Red schließen sich dem Team an und können sich natürlich (un-)passende Kommentare nie verkneifen. Siegfried bekommt die Liebeserklärung seines Lebens von einer Froschspinne, die sich in einer Identitätskrise befindet, und ein wildgewordenes Zauberbuch entpuppt sich als interessantes Transportmittel.

Doch all das ist nur ein kleiner Einblick in eine Geschichte, die mit vielen verrückten Ideen glänzt.



Fazit: 


Jacqueline Weichmann-Fuchs präsentiert mit „Ein Frosch, der auszog, ein Prinz zu werden“ erneut einen humorvoller Märchenmix mit Tiefgang. Aus psychologischer Hinsicht ist das Buch wirklich interessant, da es parabelhaft Einblicke in die exogenetische Entwicklung von Menschen gibt.

Die exzentrischen Figuren, die Jacqueline Weichmann-Fuchs auflaufen lässt, sind überaus kurzweilig. Unterhaltsam und manchmal gekonnt überzeichnet, aber gleichzeitig nie glatt, kommt die Geschichte daher. Der gut durchdachte Plot verhilft der Geschichte dabei zu einem überraschendem Tiefgang.

Fans der Geschichten der Autorin dürfen sich auf eine Zusammenführung der tierischen Sidekicks aus den vorherigen Romanen freuen. Neue LeserInnen werden diese kleinen Spitzen vielleicht nicht erlesen, aber dennoch Freude mit einem Buch haben, das sich auch hervorragend als Einzelband lesen lässt.

Siegfried gibt alles und verhilft zu einem tollen Leseabend mit Erkenntnisgewinn.

Cover des Buches Einschlafen ist schwer, denkt der Bär (ISBN: 9783831048007)

Bewertung zu "Einschlafen ist schwer, denkt der Bär" von Duncan Beedie

Einschlafen ist schwer, denkt der Bär
Esme--vor 3 Monaten
Der Sandbär ist da!

Inhalt: 


Die Luft ist allmählich kühler geworden. Die ersten Blätter sind von den Bäumen gefallen. Bald wird es Winter. Bär hat schon alles vorbereitet: Er hat genügend gegessen, die dicke Decke liegt bereits parat, die Höhle ist gemütlich hergerichtet. Nichts steht einem langen Winterschlaf mehr entgegen.

Bär kuschelt sich also ein, schließt die Augen und … wartet … und wartet … und wartet. Nichts passiert. Das kann doch jetzt nicht wahr sein!, denkt Bär. Es ist fast Winter und die Zeit schreitet unaufhaltsam voran.

Doch umso mehr Bär versucht einzuschlafen, umso lebendiger wird er. Es hilft alles nichts. Einschlafhilfen müssen her.

Bär macht sich auf den Weg und schaut sich von den anderen Tieren die verschiedensten Techniken ab: Der Vogel sitzt im Baum und versucht sich in den Schlaf zu singen. Bär macht es ihm nach. Der Dachs verkriecht sich in eine ruhige Höhle unter der Erde. Bär versucht es. Wie die Fledermaus gemütlich an der Decke baumeln und sich dort in den Schlaf schaukeln? Vielleicht eine gute Idee? Bär muss bald feststellen, dass all die Einschlafrituale, die bei anderen Tieren funktionieren, bei ihm keinen Erfolg zeitigen.

Frustriert begibt sich Bär auf einen Spaziergang durch den Wald. Er wandert so lange, bis er an einen Tümpel gelangt und dort auf einen Frosch trifft. Auch dem Amphibium klagt Bär sein Leid. Und endlich bekommt er einen Ratschlag, der ihm weiterhilft. Einen Tipp, den die anderen Tiere bereits unbewusst beherzigt haben. Denn letztlich ist nur eines wichtig, um Schlaf zu finden: Entspannung. Bär muss seine Gedanken loslassen. Er muss sich Ruhe gönnen.

Bär schaut sich die Technik des Frosches ab. Er konzentriert sich auf die Stille um sich herum. Er beobachtet die Glühwürmchen dabei, wie sie gemächlich ihre Kreise durch die Dunkelheit fliegen. Er lauscht dem regelmäßigen Geräusch des Wassers, das ans Ufer des Teiches schwappt. Allmählich wird Bärs Atmung ruhiger und plötzlich schläft er ein.



Meinung: 


„Einschlafen fällt schwer, denkt der Bär“ ist ein großformatiges, bunt illustriertes Kinderbuch, das die Geschichte eines Bären mit Einschlafproblem erzählt.

Wer kennt das nicht? Ein aufregender Tag geht zu Ende. Eine wichtige Aufgabe erwartet einen am nächsten Tag und schon beginnt sich das Gedankenkarussell unablässig im Kreis zu drehen.
Strategien, die einem helfen können, Stress so zu bewältigen, dass er den Schlaf nicht beeinträchtigt, gibt es viele. Insbesondere in herausfordernden Lebensphasen brauchen wir Schlaf, um neue Energie zu tanken, um außerordentliche Herausforderungen in Job und Familie zu bestehen. Doch gerade in diesen Zeiten ist der gedankliche Druck dafür verantwortlich, dass man letztlich wach im Bett liegt und sich hin- und herwälzt.

Eine funktionierende Einschlaftechnik, das zeigt dieses Buch auf sehr humorvolle Weise, ist sehr individuell. Jeder muss sein eigenes Abendritual finden, das ihm guttut und dazu führt, dass der Körper zur Ruhe kommt.

Doch letztendlich läuft alles auf eine Erkenntnis hinaus: Unter Zwang funktioniert nichts. Man muss die Gedanken loslassen und sich gedulden.

Neben einem Thema, dass vermutlich alle Leser/innen, ob jung, ob alt, ansprechen sollte, beinhaltet dieses Buch einige witzige Stellen, die größtenteils durch die niedlichen Illustrationen zur Geltung kommen.
Ein Bär, der sich, hoch oben auf einem kahlen Baum mit weit aufgerissenen Augen an einen Ast klammert, ein Dachs, der genervt vom Gesang des Bärs, eben diesen mit Sand aus seinem Hügel bewerfen möchte. Die Tiere, die mit Pyjama, Schnuffeltuch und Kuscheltier umherlaufen oder die Marienkäfer und der Bücherwurm, die man schon genau auf den Bildern suchen muss. All diese kleinen süßen Details laden zum Schmunzeln, Entdecken und zum gemeinsamen Diskutieren mit dem Kind ein.



Fazit: 


Das Bücherregal ist voll von Dichtern, die dem Schlaf einen prominenten Platz in ihrem Werk eingeräumt haben. Man denke nur an Marcel Proust mit seinen vielen verschlafenen Passagen in "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit". Einfach ins Bett gehen und dann direkt einschlafen ist hier immer mehr Wunsch als Wirklichkeit. Nachts rächt sich oft die Verdrängung des Tages, und die Auseinandersetzung mit den ungelösten Problemen nimmt sich Platz.

Eine kindgerechte Referenzstelle zu diesem Problem findet sich im vorliegenden Buch.

„Einschlafen ist schwer, denkt der Bär“ ist ein tolles Bilderbuch, das von der ersten bis zur letzten Seite Spaß macht. Eine kurzweilige Erzählung, ein handwerklich besonders gekonntes, zuckersüßes Feuerwerk auf dreiunddreißig Seiten

Dieses Bilderbuch ist die perfekte Empfehlung für Jung und Alt.

Cover des Buches Never a Hero (ISBN: 9783492706155)

Bewertung zu "Never a Hero" von Vanessa Len

Never a Hero
Esme--vor 3 Monaten
So viele Fragen - so wenig Seiten

Achtung – Spoilergefahr. Es handelt sich um den 2. Band einer Buchreihe 



 

Inhalt:

Nachdem Joan die Zeitlinie geändert, und damit den Mord an ihrer Familie verhindert hatte, schien ihre Welt für eine Weile in Ordnung. Sicherlich, es gab immer noch ein paar Schwierigkeiten innerhalb der Familie, auch hatten sich Kleinigkeiten verändert. Das Holland House war beispielsweise kein prachtvolles Gebäude, kein Touristenmagnet mehr, sondern lediglich eine Ruine. Auch gab es diesen Lehrer, der in der anderen Zeitlinie noch lebte und der nun bereits verstorben war. Aber dafür war der Monsterjäger, der zahlreiche Monster, ohne mit der Wimper zu zucken, getötet hatte, nun ein ganz normaler Junge mit einer Leidenschaft fürs Fußballspiel. Einer, der nun Joans Schule besuchte.

Joan wusste, dass sie sich in der neuen Zeitlinie von Nick würde fernhalten müssen. Auch hallten Aarons Worte, der ihr einst gesagt hatte, dass auch sie sich nie mehr wiedertreffen dürften, wenn sie das Massaker von einst rückgängig machen wollten, in ihr nach. All die wohlfeilen Vorsätze wollte Joan wirklich beherzigen. Und während sie Aaron auch wirklich nicht mehr gesehen hatte, schien Nick sie magisch anzuziehen. Immer wieder kreuzte der damalige Held, der Monsterjäger, ihren Weg. Wenn sich Joan und Nick trafen, dann freute sich Joan, dass Nick nun so glücklich war.

Und eines Tages in der Bäckerei, in der Joan und ihre beste Freundin Margie arbeiteten, passierte dann das, was Joans Leben in ein neues Desaster stürzen sollte. Ein Mann, gekleidet wie von einem Foto aus den 1920ern, erschien in der Tür. Hinter ihm lag eine Leiche. Die von Margie, die eigentlich nur mal kurz vor die Tür gehen wollte, um Nick, der als Kunde aufgetaucht war, und Joan ein wenig exklusive Zeit zu gönnen.

Das war der Moment, als Joan wusste, dass Nick und sie würden gemeinsam fliehen müssen. Denn dieser Fremde war ein Monster, ein Zeitreisender. Einer, der Nick und sie ohne mit der Wimper zu zucken, töten würde. Und Nick war nun auch noch ein ganz gewöhnlicher Mensch. Einer, der sich mit verlorenen Erinnerungen nicht zur Wehr würde setzen können, wenn ihm mit einer flüchtigen Berührung von einer Sekunde auf die andere alle verbleibende Lebenszeit entzogen werden würde.



Meinung: 


Mit der Veränderung der Zeitlinie hatte Joan gehofft, eine grundlegende Veränderung in ihrem Leben herbeizuführen. Sie erinnerte sich an die Worte von Aaron, der in der damaligen Zeitlinie zwar einerseits ihr Gegner war, der sich aber dann doch gegen seine Familie und auf Joans Seite gestellt und zu dem Joan schon bald ein sehr großes Vertrauen aufgebaut hatte. Sie erinnerte sich an seine Warnung, wie sie in dieser neuen Zeitlinie vorgehen müsse. Dass sie zwei Menschen auf jeden Fall meiden müsste.

Das waren sowohl Aaron selbst, dessen Familie sie einst gejagt hatte, und dann eben auch Nick: den skrupellosen Killer.

Joan muss in diesem zweiten Teil einige Lektionen lernen. Zum einen, dass man sich an Regeln halten sollte, zum anderen aber auch, dass all unsere Handlungen und Entscheidungen mehr oder weniger in Verbindung zueinanderstehen, sich die Zukunft daher nicht so einfach verändern lässt.

Zugegeben, Nick macht es einem in „Never a Hero“ nicht leicht, ihn nicht zu mögen. Nicht nur, dass er immer wieder Joans Nähe sucht, auch ist er ein durch und durch liebenswerter Geselle. Er verhält sich unaufgeregt und geht mit einer Ruhe an Konflikte heran, auf die jeder Mentaltrainer wohl neidisch wäre.

Allerdings ist Skepsis angebracht: Nick stellt zwar Fragen, doch nimmt er alle Antworten, die Joan ihm gibt, mit einer Gelassenheit entgegen, die einfach nicht zu passen scheint. Er wundert sich scheinbar kaum darüber, dass es Leute gibt, die Monster genannt werden. Die Zeitreise, auf die Joan und er sich gezwungener Maßen begeben müssen, wirft weitere Fragen auf, doch auch hier findet sich Nick sehr schnell mit der Situation ab.

Nick ist nicht nur die Ruhe in Person, er tut alles, um Joan und die Menschen, die ihr am Herzen liegen, zu schützen. Er akzeptiert, wenn sie ihm die Wahrheit nur in Bruchstücken präsentiert, obwohl die Welt doch so inkongruent daherkommt.

Joan hingegen macht sich in diesem zweiten Band allerhand Vorwürfe. Allerdings schaffen sie es nicht, daraus Konsequenzen für die Zukunft zu ziehen. Sie nimmt Nick mit an Orte, an denen es vor Monstern nur so wimmelt. Obwohl sie weiß, wie leicht es wäre, Nick mit nur einer kleinen Berührung zu töten. Kurz darauf ergeht sie sich in Vorwürfen und einem schlechten Gewissen, ihre Taten betreffend.

Es gibt im Buch stellen, da erschien Joan fast schon hilflos, verloren in ihren Gedanken, Ängsten und Selbstzweifeln. Doch dann setzt die Handlung wieder ein.

Bildhaft, spannend, rasant und kantig, mit wenigen Reflexionsoasen, beschreibt Vanessa Len in der Fortsetzung von „Only a Monster“ wieder die Welt, in der die „Monster“ sich herumtreiben.

Joan trifft auf alte Bekannte wie Jamie und Tom. Sie begegnet aber auch Menschen, die ihr einst böses wollten. In der „neuen“ Zeitlinie haben einige von ihnen andere Lebenswege eingeschlagen.

In „Never a Hero“ erfährt man mehr über die anderen Monsterfamilien und ihre Fähigkeiten einerseits, andererseits erhält auch Joans Charakter weiter Tiefe.

Und dann gibt es hier natürlich auch noch Aaron, auf den Joan ungewollt trifft und an den sie sich natürlich auch erinnert. So sehr Joan ihn auch meiden möchte, das Schicksal hat natürlich etwas anderes vorhergesehen. Als Leserin habe ich einerseits gehofft, dass beide ihre einstige Beziehung wieder aufleben lassen können. Andererseits war die Gefahr, die damit einhergehen könnte, stets präsent.

Das Buch bringt stets neue kreative Ideen und Fragen hervor: Was hat es mit den Löchern in der Zeit zu tun, von denen sich plötzlich eines auftut und in dessen Nähe die Charaktere Übelkeit überkommt? Und was ist eigentlich mit dem Monsterhof, der im ersten Band erwähnt wurde, und doch irgendwie fast noch ein wenig zu blass blieb? Gab es da nicht auch diesen Leibwächter des Königs, der so voller Gefahren steckte? Und was hat es jetzt mit der Fähigkeit von Joan auf sich? Sowohl Joan, als auch Nick stecken dauerhaft in größten Gefahren. Werden sie gegen die vielen Gegner bestehen können?



Fazit: 


„Never a Hero“ von Vanessa Len illustriert erneut auf eindrucksvolle Weise, wie sich einzelne Entscheidungen und Handlungen auf ein ganzes System auswirken, beziehungsweise maßgebliche Auswirkungen auf das ganze Leben von Menschen haben können. Ihre Protagonisten treffen Entscheidungen und werden sodann mit den (bisweilen schockierenden) Auswirkungen in der Zukunft konfrontiert.

Ihre Figuren sind Menschen mit den uns allen bekannten emotionalen und rationalen Widersprüchen. Vanessa Len versteht es meisterhaft, diese in Handlungen zu kleiden und ihren Helden so Leben einzuhauchen.

Was ist der Ursprung der Dinge? Was ist Gut und Böse? Die Dinge sind in „Never a Hero“ nicht einfach so binär wie in einer Superheldenwelt.

Alles in allem kann ich „Never a Hero“ vollumfänglich weiterempfehlen. Mit dem Ende wird die Wartezeit bis zur Fortsetzung aber zur Qual. Darüber kann dieses geniale Buch nicht hinwegtäuschen.

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