Exlibris_Joana

Endlich. Endlich mal wieder ein Hörbuch, das mich voll in seinen Bann gezogen hat. Mich dazu gebracht hat, alles andere zu vernachlässigen, um weiter zu hören, weiter und weiter. In meiner Audible-App habe ich mit diesem Buch sämtliche „Trophäen“ eingeheimst – von „Nachteule“ über „Wochenend-Kämpfer“ – ich war nicht wegzukriegen von diesem Hörbuch. Ich habe die englische Version von Veronica Roths „Die Bestimmung“ gehört: „Divergent“, gesprochen von Emma Galvin. Und in die Sprecherin habe ich mich auch gleich verliebt. Die Art, wie Emma Galvin den Charakteren Leben und Leidenschaft verleiht, ist in meinen Augen einmalig. Allein ihre Betonung und Aussprache der Faction „Dauntless“ personifiziert bereits die Waghalsigkeit und Furchtlosigkeit, die die Faction ausmacht.

Veronica Roth hat mit „Divergent“ eine Dystopie entworfen, in der die Bevölkerung in 5 Fraktionen unterteilt ist, jede davon ist einer „Bestimmung“ verschrieben: Abnegation (die Selbstlosen), Erudite (die Intelligenten), Dauntless (die Mutigen), Amity (die Friedvollen) und Candor (die Ehrlichen). Mit 16 Jahren werden die Kinder getestet und einer Fraktion zugeteilt. Die Wahl steht ihnen jedoch frei. Das Mädchen Tris stammt aus der Fraktion der Selbstlosen. Dort scheint sie sich jedoch nie richtig anpassen zu können, um Selbstlosigkeit muss sie sich angestrengt bemühen. Am Tage ihres Test geschieht etwas Ungewöhnliches: ihr Ergebnis ist nicht eindeutig! Verstört nimmt sie an der Zeremonie teil, an der sie ihre Fraktion wählen muss. Spontan entscheidet sie sich für „Dauntless“, die fruchtlose, mutige Fraktion. Endlich ist sie frei. Nun beginnt für Tris ein neues Leben. Doch zunächst muss sie sich in der neuen Fraktion während der „Initiation“ beweisen und ihren größten Ängsten stellen.

„Divergent“ hat alles, was ich mir von einem Hörbuch wünsche: eine Story mit hintergründigem Tiefgang, die auf die großen Themen des Lebens eingeht. Charaktere, die einem ans Herz wachsen, die glaubwürdig sind und sich mit der Zeit entwickeln. Romantik, die herzerweichend ist, und einem die Tränen in die Augen treibt. Eine Sprecherin, Emma Galvin, die der Romanvorlage erst richtig erlaubt zu glänzen. Volle Punktzahl . Definitiv eines meiner Lieblingsbücher.

Schattendunkel (Obsidian 1) von Jennifer L. Armentrout gesprochen von Merete Brettschneider, greift eine bekannte Geschichte neu und unbeschwert auf. Die siebzehnjährige Katy ist gerade erst mit ihrer Mutter in ein kleines Nest auf dem Lande gezogen, als sie die Zwillinge  Damon und Dee kennenlernt. Damon begegnet ihr von Beginn an mit Herablassung und Gehässigkeit, während Dee fast schon verzweifelt ihre Nähe und Freundschaft sucht. Unerklärliche Dinge geschehen, und Katy erfährt, dass Damon und Dees Herkunft ein Geheimnis birgt, dass um keinen Preis ans Licht kommen darf. Als dann die Feinde der Zwillinge auch hinter Katy her sind, überschlagen sich die Ereignisse und im gegenseitigen Bestreben einander zu beschützen, lässt auch Damon hinter seine abweisende Fassade blicken.

Das Hörbuch ließ sich gut hören, ich musste nicht viel hinein investieren. Leider blieb im Nachhinein auch nicht viel zurück. Die Charaktere waren mir etwas zu flach und sind mir nicht richtig ans Herz gewachsen. Die Dialoge sind erfrischend frech und locker, allerdings ist mir dieses Liebes-Hin-und-Her etwas zu weit gegangen. Schön wäre mal ein Roman, der auskommt, ohne dieses künstlich in die Länge gezogene „Er soll nicht wissen, dass ich ihn mag“ Auf-und-Ab. Trotzdem ein netter Jugendroman für zwischendurch.

Nachdem ich sehr begeistert vom ersten Teil der Geschichte war, bin ich leider vom zweiten Teil „Wie Blut so rot“ etwas enttäuscht. Zum einen entwickelt sich die Geschichte für meine Begriffe nicht wirklich weiter.  Wir erfahren ein wenig mehr über die Lunarier und deren Fähigkeiten, und auch warum Cinder sich an ihre Kindheit nicht erinnern kann. Doch die neuen Charaktere , vor allem Scarlet und Wolf sind zwar auch sympathisch, haben für mich aber nicht den gleichen Stellenwert wie Cinder und Kai. Letztere kommen für mich im zweiten Teil zu kurz – zumindest über eine weitere Begegnung der beiden hätte ich mich gefreut.

Aber so ist es halt mit zweiten Teilen in einer Trilogie, auf die Fortsetzung in Teil 3 freue ich mich dennoch.

Dieses Hörbuch konnte ich nicht beiseite legen und musste es regelrecht in „einem Rutsch“ hören. Ich ärgere mich jetzt schon, dass der dritte Teil in Deutschland bisher noch nicht erschienen ist. Die Sprecherin Vanida Karun kannte ich noch nicht. Ihre Interpretationen hat mir gut gefallen, nur einige Stimmen wurden für mich etwas zu schrill wiedergegeben. Ich ziehe einfach männliche Sprecher bei Hörbüchern vor, auch hier hätte ein „Märchenerzähler“ meiner Meinung nach auch ganz gut gepasst.

Man betont überall die Anlehnung an Grimms Märchen. Dies hat mich zunächst fast davon abgehalten, das Hörbuch zu kaufen. Klar, die Parallelen sind offensichtlich, allerdings sind doch das Setting und die Hintergrundgeschichte so unterschiedlich, dass diese Vorlage für mich nicht im Vordergrund stand.

Zu Geschichte: das Mädchen Cinder ist ein Cyborg, sprich: ihr Körper wurde in ihrer Kindheit von Chirurgen mit künstlichen Implantaten und eingebauter Technologie ausgestattet. Cyborgs werden nicht als Menschen angesehen und haben daher keine Rechte. Und so kämpft Cinder mit ihrem Status und ihrer Identität. An die Zeit vor dem Eingriff kann Cinder sich nicht mehr erinnern. Das Geheimnis ihrer Herkunft errät der Leser jedoch sehr schnell, dies hat mich allerdings nur wenig gestört. Wir begleiten Cinder dabei, wie sie gegen einen tödlichen Virus kämpft, der die Menschheit dahinrafft, wie sie den charmanten Prinzen Kai kennenlernt und wie sie versucht, einen Krieg mit den Lunariern, den Bewohnern des Mondes, zu verhindern.

Die Geschichte ist sehr charmant, ein schönes „Young Adult“-Buch für Sci-Fi-Freunde. Für mich dürfte es noch ein Quäntchen mehr an Romantik sein, aber es war ja auch erst der erste Teil. Ich freue mich auf die Fortsetzung!  

Zunächst war ich skeptisch, ob ich mich mit Katharina Talbach als Sprecherin würde anfreunden können. Eigentlich ziehe ich männliche Sprecher bei Hörbüchern vor, bei tiefen, sonoren Stimmen fällt es mir leichter zu folgen. Und Talbachs Stimme ist doch sehr „speziell“, fast krächzend. Doch bereits nach kurzer Zeit war ich von ihr begeistert, keine andere Stimme hätte zu dieser Geschichte besser gepasst.

Die Geschichte handelt von Nombekos Leben und ihrer skurrilen Reise aus den Slums von Soveto in Südafrika bis nach Schweden, in deren Verlauf sie in Besitz einer Atombombe gerät, die eigentlich gar nicht existiert und von Nombekos zahlreichen Versuchen, diese Bombe wieder loszuwerden. Dabei kämpft die schlaue Südafrikanerin konstant gegen die Dummheit der Mitmenschen in ihrer Umgebung an, die ihr immer wieder Steine in den Weg legen. So kommt es zu diversen witzigen und unglaublichen Situationen, die Nombeko immer wieder auf ihre einmalige Weise meistert.

Da ich bisher den Vorgänger „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ noch nicht gelesen habe, fehlt mir hier der Vergleich. Allerdings verspüre ich momentan kein Bedürfnis auch diesen Vorgänger zu lesen. „Die Analphabetin…“ hat mir zwar unterhaltsame Stunden bereitet, allerdings kann mich solch ein eher humoristisches und skurriles Buch auf Dauer nicht so sehr fesseln. Das Ende zog sich für mich ein wenig in die Länge. Dennoch eine etwas andere Geschichte, die ich so schnell sicher nicht vergessen werde.

Leider kann ich mich den positiven Stimmen zu diesem Buch nicht anschließen. Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert ist eigentlich nicht so mysteriös, wie der Titel suggeriert. Das Ende hat mich sogar ziemlich enttäuscht. Ich habe das Hörbuch von Hörbuch Hamburg aufgrund der vielen positiven Rezensionen gehört. Der Sprecher Torben Kessler ist klasse, großes Kino, er ist vermutlich einer der Gründe weshalb ich das Hörbuch zu Ende gehört habe (mit immerhin über 20 Stunden auch nicht das kürzeste). Die Story hat mich jedoch weniger gefesselt: Im Garten von Schriftsteller Harry Quebert wird die Leiche eines Mädchens gefunden, woraufhin sein ehemaliger Schüler und ebenfalls Schriftsteller Marcus Goldman zu ermitteln beginnt. In die Enge getrieben durch eine Deadline seines eigenen Verlegers, schreibt er dabei seine Entdeckungen und Rückschlüsse in einem Buch nieder. Doch nach Veröffentlichung des Buches beginnt der Fall erst Fahrt aufzunehmen.

Leider zieht sich die Spurensuche qualvoll in die Länge. Die Charaktere sind zum Teil maßlos überzeichnet, wodurch für mich die gesamte Geschichte schwer ernst zu nehmen war. Das Buch gewinnt lediglich bei den Rückblenden in die gemeinsame Vergangenheit von Harry und Marcus. Der Hörer nimmt Teil an den Lektionen, die Harry Marcus erteilt, um zu erklären, wie man ein gutes Buch schreibt. Daraus ein Zitat, für das allein ich einen Punkt mehr in der Bewertung gebe, als ich sonst getan hätte:

"Ein gutes Buch lässt sich nicht allein an seinen letzten Worten bemessen, sondern an der Gesamtwirkung aller vorausgegangenen Worte, Marcus. Ungefähr eine halbe Sekunde nachdem der Leser mit Ihrem Buch fertig ist, nachdem er das letzte Wort gelesen hat, muss er spüren, wie ihn ein starkes Gefühl überkommt. Er muss einen Moment lang an nichts anderes denken als an das, was er gerade gelesen hat, und den Einband mit einem Lächeln, aber auch mit einer Spur von Traurigkeit betrachten, weil ihm alle Figuren fehlen werden. Ein gutes Buch, Marcus, ist ein Buch, bei dem man bedauert, dass man es ausgelesen hat."

Da stimme ich Harry Quebert voll und ganz zu. Leider gab es diesen Moment für mich bei „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ von Joel Dicker nicht.