Bewertung zu "Pretty - Erkenne dein Gesicht" von Scott Westerfeld
Diese Rezension findet ihr auch auf meinem Blog:
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Titel: Pretty - Erkenne dein Gesicht
Originaltitel: Pretties
Autor: Scott Westerfeld
Seitenzahl: 400
Verlag: Carlsen
Erschienen: Februar 2011
ISBN-13: 978-3551310071
Preis
Taschenbuch: 8,95€
Klappentext:
Tally ist von einer Ugly zur Pretty geworden. Sie sieht umwerfend aus, hat einen tollen Freund und ist wahnsinnig beliebt. Aber bei allem Spaß, den Partys, dem Luxus, spürt Tally, dass irgendetwas nicht stimmt. Dann erhält sie eine Botschaft aus ihrer Vergangenheit - und plötzlich wird ihr klar, was in der Pretty-Welt fehlt. Tally beginnt, umzudenken und begibt sich damit in tödliche Gefahr. Denn wer zu viel weiß, gerät schnell ins Visier der Behörden ...
Rezension:
Nachdem ich Uglies gelesen hatte, wollte ich auch unbedingt den zweiten Teil lesen, weil ich das Ende wirklich gut fand, muss aber sagen, das ich leider ein bisschen enttäuscht wurde.
Ich hatte erwartet, dass nachdem Tally im ersten Band am Ende endlich zu einer sagen wir mal überzeugenden Moralvorstellung gekommen war und sie mir auch endlich sympathischer geworden ist, dass der zweite Band doch echt toll werden könnte. Beim ersten Band hatte ich nämlich ein wenig Probleme, in die Geschichte reinzukommen und Tallys Moralkonflikte waren zwar tiefgründig haben sie mir anfangs aber auch etwas unsympathisch gemacht. Auch dachte ich, dass nach der langen Einführung im ersten Band, in der nicht wirklich etwas passiert, es im zweiten gleich mit der Action losgehen würde, da es ja einen Plan auszuführen galt. Umso mehr habe ich mich auf den zweiten Band gefreut, nur um festzustellen, das hier alles wieder von vorne losging. Der Plan lässt erst einmal ein wenig auf sich warten und dann nach dem Plan heißt es wieder warten, da Tally und ein paar ihrer Crims, ihrer Clique, darauf warten müssen aus der Stadt fliehen zu müssen. Der Autor baut in diese "Wartezeiten" dann kleinere Ereignisse ein, die die Spannung aufrechterhalten sollen, aber das wurde mir durch Tally doch etwas schwer gemacht.
Da Tally jetzt eine Pretty ist, hat sie vieles aus ihrer Ugly Zeit vergessen. Trotzdem ist sie aber noch "anders", jedenfalls will uns das der Autor hier glauben machen. Es stimmt schon, dass sie in gewisser Weise etwas besonderes ist, allerdings habe ich auch oft das Gefühl, dass sie Anerkennung für Dinge bekommt, die nicht wirklich ihr Verdienst sind. Außerdem scheint sie bei dem Versuch Probleme, die sie verursacht hat, wieder in Ordnung zu bringen, nur noch mehr Probleme zu schaffen. Wofür man ihr aber ehrlicherweise nicht alle Schuld zuschreiben kann, denn sie versucht in diesen Momenten meistens ihr bestes. Shay hat zwar Recht, Tally ist ziemlich egoistisch, aber immer wenn sie versucht, es nicht zu sein, hat sie Unglück ohne Ende. Wegen ihres Egoismus war mir Tally am Anfang auch wieder etwas unsympathisch. Sie ist sehr intelligent, wenn es aber um Moralvorstellungen geht, hat sie keine klare Meinung, bis zum Ende des Buches, weil sie auch hier wieder von neuem überzeugt werden muss. Das Pretty-Town und Special Circumstances nicht das richtige für die Menschen tun. Dadurch, dass mich Tally vor allem gegen Mitte ein wenig genervt hat, hat mich auch einfach nicht mehr interessiert, was ihr jetzt als nächstes passiert, weswegen ich sogar an Stellen, an denen eigentlich Spannung hätte aufkommen sollen, die Lust verloren und das Buch zwischenzeitlich aus der Hand gelegt habe, um andere Dinge zu tun. Ich bin einfach nicht wirklich vorangekommen. Das lag vor allem auch an Zane, weil ich es irgendwie nicht so toll fand, dass Tally David sozusagen auch einfach vergisst und dieser mir einfach leid getan hat. Immerhin steht Tally aber zum Schluss zu ihrer Entscheidung, auch wenn ich glaube, dass sich das evt. im dritten Band ändern könnte, aber wenn es so bleibt wie es gegen Ende des Buches ist und Tally sich nicht noch einen Typen angelt, kann ich so auch damit Leben, denn für das Vergessen kann Tally ja nicht wirklich etwas.
Die Pretties sind einfach super oberflächlich und am Anfang haben mich die andauernden Wortwiederholungen (in der englischen Ausgabe sind das zum Beispiel bubbly und bogus, ich weiß aber nicht, wie das ins deutsche übersetzt wurde) etwas genervt. Außerdem werden schwachsinnige Silben an die Enden von Namen gehängt, sodass aus Tally zum Beispiel Tally-wa wird. Das fand ich am Anfang etwas komisch, man gewöhnt sich aber daran. Scott Westerfeld hat diese Dinge auch eher als Stilmittel eingefügt, da die Pretties sozusagen fast ihre eigene Sprache haben.
Außerdem hatte ich manchmal das Gefühl, dass es mit der Logik etwas hapert. So schlägt Tally bei einem Fall mit dem Gesicht gegen ein Hoverboard und fängt an zu bluten. Ich hätte ja erwartet, dass sie sich dabei die Nase bricht, aber gut, ihre neuen Superknochen könnten evt. zu gut dafür sein oder so. Trotzdem ist sie verwundet, aber später im Buch hört man von dieser Kopfwunde gar nichts mehr, Tally ist noch nicht einmal schwindelig oder so etwas. So etwas wie das kam zwar, glaube ich nur dieses eine Mal vor, aber es gibt andere kleiner Fragen zur Logik, die bei mir manchmal hängenblieben.
Das mag sich jetzt alles vielleicht etwas negativ anhören, aber das Buch war dennoch sehr gut. Wenn Tally nämlich so denken würde wie sie denkt, würde ein Menge der Tiefgründigkeit verloren gehen, da ihr Verstehen für beide Seiten den Konflikt erst wirklich zum Vorschein bringt, weil man dadurch selbst auch besser verstehen kann, warum jemand denken könnte, die Operation wäre für alle die richtige Lösung. Ich fand auch die meisten der Zitate, die am Anfang der drei Teile stehen in die das Buch unterteilt war sehr gut gewählt, weil sie dem Buch noch tiefgründiger gemacht haben. Mein Lieblingszitat war dabei das von Part I: "Remember that the most beautiful things in the world are the most useless."
Das Ende hat mich dann schon fast umgehauen, weil ich fast gar nicht mehr damit gerechnet hätte, das es wirklich noch spannend wird und es eine große Offenbarung gibt, die ich echt toll fand. Die letzten 50 Seiten waren einfach klasse geschrieben und haben noch einiges aus dem Buch herausgeholt und mich daran erinnert, was ich am ersten Band so mochte. Was Tally hier entdeckt hat auch eine Menge der offenen Fragen zur Stadt geklärt. Dennoch bleiben aber ein paar Fragen offen, von denen ich nun aber hoffe, dass sie im dritten Band beantwortet werden. Ich brenne aber nicht ganz so sehr darauf, ihn zu lesen, da das Ende des zweiten Buches schon andeutet, dass alles mit Tally noch einmal von vorne anfängt und wir das ganze Thema noch einmal durchkauen müssen. Trotzdem werde ich den dritten Band auf jeden Fall noch lesen.
Fazit:
Eine relativ gute Fortsetzung der Reihe. Man hatte jedoch ein wenig das Gefühl, das die Geschichte vom zweiten Band sich noch einmal wiederholt, was an der Rückentwicklung des Hauptcharakters Tally lag und auch Spannung wollte am Anfang nicht so recht aufkommen. Das Ende ist super geschrieben und offenbart ein wenig mehr über die Welt der Pretties, allerdings dämpft das letzte Kapitel die Vorfreude auf den dritten Band ein wenig.
(7/10)