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Federfee

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Cover des Buches Verraten (ISBN: 9783423283526)

Bewertung zu "Verraten" von Jussi Adler-Olsen

Verraten
Federfeevor einem Tag
Kurzmeinung: Größtenteils gelungener Abschlussband einer spannenden, gut geschriebenen Thrillerreihe mit sympathischen ungewöhnlichen Ermittlern
Wer hat Carl Mørck verraten?

Da ist es nun, das Ende der Reihe um das Sonderdezernat Q, der 10. Band, der Abschluss. Es heißt Abschied nehmen von Ermittlern, die dem Leser trotz oder vielleicht wegen all' ihrer Macken ans Herz gewachsen sind: der träge wirkende Chef Carl Mørck, der aber nie locker lässt und unerbittlich und letztlich erfolgreich Fälle löst, sein Assistent 'Assad' mit seinen Kamelwitzen, die etwas durchgeknallte, aber effektiv ermittelnde Rose und der blasse Gordon, der sich immer besser entwickelt.

Immer wieder wurde in den Vorgängerbänden der Druckluftnagler-Fall erwähnt, der Carl Mørcks Leben so sehr beeinflusst hat und der nie aufgeklärt wurde. Sein Kollege Anker Høyer wurde dabei erschossen und der andere, Hardy, schwerst verletzt. Mørck selber ist immer noch traumatisiert und nun holt ihn der alte Fall wieder ein, aber auf  schreckliche Art und Weise: Auf seinem Dachboden wird Høyers Koffer gefunden, den Carl vergessen hatte und in dem man  Drogen und sehr viel Geld findet. Mørck wird verhaftet und wegen etlicher Delikte angeklagt. Was es für einen Ermittler bedeutet, mit Kriminellen im Gefängnis mit zu sein, kann man sich vorstellen oder vielleicht auch nicht, denn es wird klar, dass ihm jemand nach dem Leben trachtet.

Es kommt erschwerend hinzu, dass sich die meisten von ihm abwenden und dass auch die Presse über ihn herfällt. Nur seine Frau Mona und sein Team halten zu ihm. Dazu kommt Merete (die einige aus dem ersten Fall kennen), die einst von Carl Mørck gerettet wurde und die ihm nun aus Dankbarkeit mit ihrem Team hilft. Auch sein ehemaliger Kollege Hardy, der sich inzwischen durch ein Exoskelett notdürftig bewegen kann, ist mit von der Partie. Sie alle versuchen, Carls Unschuld zu beweisen und herauszufinden, wer die Person ist, die hinter dem Ganzen steckt.

Das erzählt Adler-Olsen in ständig wechselnden Perspektiven, die einerseits Verwirrung stiften, andererseits Spannung erzeugen. Für mich hätten es einige weniger sein dürfen, was die Geschichte gestrafft hätte. Rose geht es wie mir:

'Denn irgendwie hatte sie nicht nur den Überblick über die vielen Stränge verloren, die Carls Fall umfasste, sie wusste auch nicht mehr, wie sie alle zusammenhingen'  (496).

Wird es das Team, das sich zur Rettung von Mørck zusammengetan hat, schaffen? Das erzählt Adler-Olsen in sehr spannender Art und Weise mit so manchem Action-Kapitel, das den Leser bis zum Schluss in atemloser Spannung hält.

Warum ich trotzdem 'nur' 4 Sterne gebe? Einmal das oben Erwähnte: die allzu vielen Nebenhandlungen, die den Leser verwirren und die teilweise nichts zur Lösung oder Klärung beitragen, andererseits das Fehlen von etwas, das der Leser sicher erwartet hat: Assad, Rose und Gordon kommen zu wenig vor, gerade die Personen, die der Leser im Laufe der Reihe ins Herz geschlossen hat.

Fazit

Mit dem Druckluftnaglerfall schließt sich der Kreis, aber auch mit der tollen Idee zum Schluss, die hier nicht verraten werden soll. Alles in allem viele spannende Lesestunden, manches aber zu verwirrend, manches zu komprimiert, dazu einige kleinere Ungereimtheiten und Übertreibungen, was aber letztlich dem Hauptfall keinen Abbruch tut.

Ein guter spannender Abschluss einer lesenswerten Thriller-Reihe.

Cover des Buches Gebranntes Kind (ISBN: 9783945370452)

Bewertung zu "Gebranntes Kind" von Stig Dagerman

Gebranntes Kind
Federfeevor 3 Tagen
Kurzmeinung: Literarisch anspruchsvoll, schwierig, beklemmend – das Hin und Her in der Psyche eines gestörten jungen Mannes
Einblick in die gestörte Psyche eine jungen Mannes

Ich muss die Hauptperson eines Buches nicht mögen, ich kann sogar das Verhalten verurteilen, ohne dass das Buch abzulehnen. Aber hier war mir der  Protagonist Bengt so zuwider, dass ich Schwierigkeiten hatte, das Buch zu Ende zu lesen. Er quält nicht nur einen Hund, stellvertretend für Personen, für die er Hass empfindet, er schlägt auch eine Frau und lügt und betrügt seinen Vater und andere. Er will sie und ihr Verhalten analysieren, kann das aber in keinster Weise auf sich selbst anwenden.

Dabei hat er mir zuerst ein bisschen Leid getan, denn seine Mutter ist gestorben und er scheint großen Schmerz zu empfinden. Mit der Beerdigung beginnt die Geschichte in einem mich zuerst schockierenden Stil: stakkatohaft, gleiche Satzanfänge, ständige Verwendung von 'schön' und 'hässlich'. Ob das die Weltsicht des Vaters – eines einfachen Mannes – ausdrücken soll, hat sich mir so wenig erschlossen wie die vielen Symbole und Bilder. Das erfordert angestrengtes Lesen und viel Nachdenken, um alles zu verstehen. Ich fand es überfrachtet.

Doch der Autor Stig Dagerman kann auch anders, denn plötzlich ändert sich der Tonfall. Der Sohn Bengt schreibt Briefe, sprachlich flüssig, mit geradezu philosophischen Gedanken über Liebe, Erziehung und das Leben. Ein erstaunlicher Kontrast. Aber auch hier zeigt sich wieder das Verlogene von Bengt und seine seltsame Sicht der Welt. Nur wer 'rein' ist, darf andere schlagen. Bengt biegt sich die Realität nach seinem Gutdünken zurecht. Ich empfand sein Verhalten und seine Gedanken als ziemlich gestört und frage mich, wie man so werden kann, was die Ursachen sind, bin aber ohne Antwort geblieben. Auch die Reaktionen der anderen Personen seiner Umwelt fand ich seltsam und von mir aus geurteilt unrealistisch.

Gefallen hat mir die atmosphärische Schilderung des Begräbnisses, das Davor und Danach – trotz der stilistischen Eigenheiten – und auch die zarten, zärtlichen Liebesszenen, überhaupt die ganze Dichte der Erzählungen. Man bekommt einen tiefen Einblick in die gespaltene Persönlichkeit des jungen Bengt, in das Hin und Her in seinem Inneren, in seine Überlegungen zu Erziehung, Liebe und wie man leben soll. Es ist allerdings eine sehr fordernde, manchmal schockierende Lektüre, die dem Leser einiges abfordert.

Cover des Buches Acqua alta (ISBN: 9783866487086)

Bewertung zu "Acqua alta" von Isabelle Autissier

Acqua alta
Federfeevor 10 Tagen
Kurzmeinung: Enttäuschend: nicht viel Neues, zu wenig Atmosphäre, einfache Sprache, Personen eher Typen
Cover des Buches Zitronen (ISBN: 9783518431726)

Bewertung zu "Zitronen" von Valerie Fritsch

Zitronen
Federfeevor 13 Tagen
Kurzmeinung: Die tragische, schockierende Lebensgeschichte des Arnold Drach – in poetischen Bildern sprachgewaltig erzählt
Kindesmissbrauch der subtilen Art

Ich bin schockiert. Zuerst dachte ich: Was soll das, zum Buch dazu zu schreiben: 'Ein sprachgewaltiges Buch über das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom'? Was soll das sein? Nachdem ich mich informiert habe, weiß ich, dass es das gibt und finde es unglaublich und erschütternd. Es ist eine subtile Art der Kindesmisshandlung: Krankheiten hervorzurufen, z.B. um sich als besonders fürsorgliche Mutter zu gebärden.

Genau das ist für die Lebensgeschichte des kleinen August Drach prägend. Zuerst war er den Grausamkeiten des prügelnden Vaters ausgesetzt und als dieser plötzlich spurlos verschwand, 'übernahm' die Mutter, allerdings auf ganz andere Art und Weise. Die Autorin hat es sehr treffend so ausgedrückt: 'Dem Vater fiel er in die Hände, der Mutter in die weit ausgebreiteten Arme'.

August Drach ist schon ein junger Mann - 'mit unsichtbaren Beschädigungen' - als er durch einen Zufall endlich von seiner Mutter loskommt. Er findet in der Stadt sogar Arbeit und eine große Liebe, aber leider kommt das alles für ihn zu spät. Der langjährige Missbrauch hat zu irreparablen Schäden geführt. Am Ende kehrt er noch einmal in sein Heimatdorf zurück, wo den Leser ein überraschendes Ende erwartet. Oder vielleicht doch nicht?

Natürlich ist das ein deprimierendes, ein trauriges Buch, aber die Autorin hat es auf so besondere Art und Weise geschrieben, dass ich begeistert bin: über ihre kreativ-innovative, bildhafte Sprache, über die Gedanken, die anregend wirken und über die kleinen Charakterstudien, die sie einfügt und die einen Blick auf unsere kranke Gesellschaft werfen: Menschen, die weggucken, Menschen mit Rachegedanken, Menschen, die Mitschuld auf sich laden.

Man mag einwenden, dass die Lebensgeschichten ziemlich gerafft erzählt werden oder dass es manchmal zu viele Metaphern, Symbole und Bilder gibt, aber mir hat gerade die ungewöhnlich starke Sprache gefallen und ich gebe eine klare Leseempfehlung aus.

Cover des Buches Ein falsches Wort (ISBN: 9783103975130)

Bewertung zu "Ein falsches Wort" von Vigdis Hjorth

Ein falsches Wort
Federfeevor 16 Tagen
Kurzmeinung: Menschlich berührende traumatische Familienbeziehungsgeschichte, inhaltlich schockierend, stilistisch von Wiederholungen geprägt
Schockierende berührende Geschichte einer traumatisierten Frau

Dies ist ein Buch, das dem Leser einiges abfordert, nicht nur inhaltlich, sondern auch stilistisch. Ich werde versuchen, es im Folgenden zu erläutern ohne zu viel aufzudecken.

Auslöser einer familiären Krise sind Erbstreitigkeiten nach dem plötzlichen Tod des Vaters, aber sie sind nicht das eigentliche Problem, sondern bringen etwas in Gang, was lange unter der Decke gehalten wurde. Es wird  aufgewühlt, was die Familie (Mutter, drei Schwestern und ein Bruder) eigentlich vergessen wollte.  Diesem geht es hauptsächlich um die beiden Ferienhütten, an denen er keinen Anteil haben soll, aber der ältesten Schwester Bergljot geht es um ganz anderes. Das Materielle interessiert sie nicht, sondern die Wahrheit und Anerkennung um das in ihrer Kindheit Geschehene.

'Wie war es, ein normaler Mensch zu sein? Ich wusste nicht, wie es war, ein normaler Mensch zu sein, ein unbeschädigter Mensch, ich hatte keine andere Erfahrung als meine eigene.'

Sie ist die Ich-Erzählerin, die uns einen tiefen Einblick in ein ihre Seele gewährt, in ein Kindheitstrauma, das noch immer wirksam ist. Zuerst wird einiges nur angedeutet, später verdichten sich die Hinweise, wobei bei manchem Leser doch ein Hauch von Zweifel zurück bleibt. Für mich allerdings steht fest, dass die Erzählerin Bergljot als kleines Mädchen ein schweres Trauma erlitten hat, unter dem sie auch als über Fünfzigjährige noch leidet, weil nie aufgeklärt wurde was wirklich passiert ist. Es geht ihr um Anerkennung des Geschehenen; sie leidet unter dem Verhalten der anderen Familienmitglieder. Das ist schwer mitzuerleben, schmerzhaft und schockierend. Dazu kommt noch eine stilistische Besonderheit, die dem Leser einiges abfordert: nicht nur  inhaltliche Wiederholungen sind es, die manchmal sogar ein wenig nerven, sondern auch stilistische, die immer wieder gleichen Sätze, nur manchmal umgebaut.

Normalerweise würde mich das bei einem Buch sehr stören, hier nicht, weil es gut zum Seelenzustand von Bergljot passt. Die Sprache drückt aus, wie ihre Gedanken immer wieder um das Gleiche kreisen; sie fließt nicht, sondern stockt, führt im Kreis herum und strapaziert die Geduld des Lesers, wirkt aber sehr eindrücklich.

Wir erfahren nach und nach, auch in Rückblenden, wie es um die Familie steht, wie sie zueinander stehen, wie die Geschwisterkonstellationen sind und wer wie auf das Geschehene reagiert. Das reicht von Leugnen über abwägendes Hin und Her bis zum Lügen. Wie soll Bergljot damit umgehen, wird sie eine Lösung finden? Wie soll sie sich verhalten? Wird sie es schaffen, 'ihre Narben nicht mehr zu streicheln'? All das beschäftigt auch den Leser und lässt die Gedanken rotieren.

Dieses Buch ist schwer zu ertragen und kann nur in Etappen gelesen werden. Man sollte immer wieder innehalten, die Gedanken ordnen, das Gelesene verdauen.

Fazit

Wer Wiederholungen inhaltlicher und stilistischer Art nicht ertragen kann und auch das Leid anderer Menschen nicht, für den ist das Buch ungeeignet. Es vermittelt Erfahrungen, die man nicht selber machen möchte, darum aber gerade umso wertvoller sind. Es schockiert, es erweckt Mitleid und Mit-Leiden mit einer geschundenen traumatisierten Seele und gewährt tiefe Einblicke in die Psyche eines gequälten Menschen. Es tut das, was Literatur manchmal tun soll: es zwickt und sticht und weckt – jedenfalls in mir – viel Verständnis für die Opfer von Taten, die man nicht verzeihen und nicht vergessen kann.

Und nicht zuletzt habe ich Gedanken gefunden, die über diese Familiengeschichte hinausreichen und allgemeingültig sind, denn es gibt Strukturen in Konflikten und menschliche Verhaltensweisen, die überall gleich sind:

'Daran gehe die Welt zugrunde, sagte sie, weil Leute keine Grenzen setzten, weil sie nicht ehrlich waren und scheinheilig, nur um sich Unannehmlichkeiten zu ersparen...'

Cover des Buches Marseille 1940 (ISBN: 9783406814907)

Bewertung zu "Marseille 1940" von Uwe Wittstock

Marseille 1940
Federfeevor 19 Tagen
Kurzmeinung: Bekannte und unbekanntere Literaten auf der Flucht vor den Nazis, über allem Varian Frey, der unermüdliche Fluchthelfer von Marseille aus
Cover des Buches Verschwiegen (ISBN: 9783462006636)

Bewertung zu "Verschwiegen" von Eva Björg Ægisdóttir

Verschwiegen
Federfeevor 24 Tagen
Kurzmeinung: Unbefriedigendes Ende, zu viel über die persönlichen Probleme der Hauptermittlerin
Cover des Buches Kosakenberg (ISBN: 9783351039691)

Bewertung zu "Kosakenberg" von Sabine Rennefanz

Kosakenberg
Federfeevor 24 Tagen
Kurzmeinung: Ost und West, Stadt und Land – sich woanders ein neues Leben aufbauen und doch an der alten Heimat hängen
Vom Weggehen, Zurückkommen und Ankommen

Kathleen hat es geschafft. Sie hat nicht nur die Enge und Spießigkeit des Dorfes im Osten von Berlin verlassen und sich den Beschränkungen des Elternhauses und der Ortschaft im Niedergang entzogen, sondern sie hat als Graphik-Designerin die Welt bereist und sich nun in London niedergelassen. Und doch kann sie sich von dem, was man Heimat nennt, noch immer nicht ganz lösen, obwohl der Hintergrund entmutigend ist: das Elternhaus ist marode, die Eltern interessieren sich nicht für sie und ihre Erfolge, der Vater verschwindet plötzlich und die jüngere Schwester ebenfalls, die Mutter zieht in eine Wohnung und verkauft das Haus. Das klingt nach einer ziemlich trostlosen Geschichte, ist aber doch universell und allgemeingültig, denn von zu Hause weg geht jeder mal und immer steht die Frage im Raum, ob man sich vom Alten lösen und Neues beginnen und wagen kann.

'Wir verließen auch unsere Vergangenheit. Wir wollten andere werden und in dem Wollen steckt schon die Trauer um den Verlust.' (9)

Kathleen braucht lange, um einzusehen, dass sie eigentlich nichts mehr im alten Heimatdorf hält, wo sie sowieso nicht gut angesehen ist. Nicht nur sie hat Probleme mit den Kosakenbergern, sondern auch umgekehrt.

'Gehen, ein Vergehen.'

So hat die Autorin ihre Kapitel nach den Heimfahrten nummeriert und nach und nach findet Kathleen für sich heraus, was sie will oder auch nicht, ob sie ein Haus will oder nicht, ob sie ein Kind will oder doch nicht. Langsam gewinnt sie Orientierung in ihrem Leben und baut sich etwas Neues auf. Ob sie weiterhin an Kosakenberg hängt, bleibt unklar, auch, ob sie jemals wieder – zu Besuch – dorthin zurückkehren wird.

Es ist ein Buch mit wenig Handlung, einigen Handlungslücken und ganz aus der Sicht von Kathleen erzählt. Sie macht sich viele Gedanken um das Dazugehören, um das  Weggehen und was es mit einem macht. Vielleicht ist es die Erkenntnis, dass sich jeder etwas Neues aufbauen kann ohne die Wurzeln, die Herkunft, zu verleugnen.

Wie dem auch sei, es ist ein Buch, das den Leser zum Vergleichen und zum Nachdenken bringt und das macht die Autorin mit viel Symbolik – z.B. 'der Mutterboden, wo etwas Neues auf Altem wächst' (209) und einer bildhaften Sprache. Wer mit einer ruhigen Handlung und Denkanregungen zufrieden ist, dem kann ich das Buch empfehlen.

Cover des Buches Leuchtende Schatten (ISBN: 9783701312283)

Bewertung zu "Leuchtende Schatten" von Iris Wolff

Leuchtende Schatten
Federfeevor einem Monat
Kurzmeinung: Siebenbürgen, Kriegsbeginn. Freundschaft, erste Liebe. Wolff malt in poetischen Worten ein Bild von Land und Leuten. Viel Nachdenkenswertes
Cover des Buches Nochmal von vorne (ISBN: 9783462002973)

Bewertung zu "Nochmal von vorne" von Dana von Suffrin

Nochmal von vorne
Federfeevor einem Monat
Kurzmeinung: Wirre Erinnerungen einer Tochter an die unglückliche Ehe der deutschen Mutter mit einem israelischen Vater, dazu Schwestern-Probleme
Wirrer Gedankenstrom, langweilig, ohne erkennbare Aussage

Selten hat mich ein Buch so gelangweilt, selten empfand ich ein Buch als so nichtssagend wie dieses. Und daran ist nicht die karge Handlung Schuld, die schnell erzählt ist:

Der aus Israel stammende Vater der Ich-Erzählerin Rosa ist nach schwerer Krankheit gestorben. Die Tochter muss sich um Begräbnis und Wohnungsauflösung alleine kümmern, obwohl es noch eine Schwester gibt, die Rosa später besucht.

Was ist es dann, das mich das Buch so negativ sehen lässt? Während Rosa sich nach dem Tod des einsamen unglücklichen Vaters um einige Formalitäten kümmert – die Mutter scheint in Thailand ums Leben gekommen zu sein - gehen ihr '1000 Gedanken' durch den Kopf und der Leser erfährt - verstreut in den Text, in ihrem Gedankenfluss - einiges über sie und ihre Familie, 'den kleinen, grotesken Familienkosmos, der psychologischer Studien würdig wäre' (14).

Der Vater leidet möglicherweise an einem Kriegstrauma (Jom-Kippur-Krieg) und an der Tatsache, dass er als ausgebildeter Chemiker lediglich im Labor Arbeit findet; die Mutter hat zwar ihr Studium nach Schwierigkeiten doch noch beendet, sich dann aber der Erziehung der beiden Töchter gewidmet und ist damit überaus unzufrieden. Rosa beschreibt ihre Mutter als 'giftig, melancholisch' und 'in einer einer traurigen Gedankenwelt' lebend. Die ältere Schwester Nadja verlässt die Familie mit 18 Jahren, zwei Monate später geht auch die Mutter. Bis dahin haben sich die Eltern täglich gestritten und der Leser fragt sich, warum sie überhaupt geheiratet haben. Es sind Bösartigkeiten, die sie sich gegenseitig an den Kopf werfen, z.b. der Vater: Rosa habe 'von der Mutter die Dummheit geerbt' (60), die Mutter: Vater sei 'emotional verkrüppelt' (71). Aber auch die beiden Schwestern haben kein gutes Verhältnis zueinander und Rosa bricht den Kontakt mehrfach ab.

Es ist sehr schwierig, im Wirrwarr dieser familiären Erinnerungen und Banalitäten  nachzuvollziehen, warum Personen so und nicht anders handeln oder beschrieben werden. Für mich als Leser ergeben sich keine einleuchtenden Erklärungen. So ist überhaupt nicht klar, warum Rosa ihre Großmutter in Israel so negativ darstellt (Brüste wie Kürbisse, etc.) und vieles andere wird auch nicht geklärt. Es gibt inhaltliche Unstimmigkeiten und Klischeesätze und -vorstellungen: 'Vom Tod aus betrachtet, ist das Leben eine Aneinanderreihung letzter Male' (99) oder die  reichen Senioren mit Alfa Romeos (139). Bei einigen Kapiteln ist die Funktion völlig unklar, z.B. eines über Trumpeldor oder das Ende.

Fazit

Wie man unschwer erkennen kann, hat mir das Buch überhaupt nicht zugesagt. Daran ist noch nicht mal der Gedankenstrom mit seinen Erinnerungsfetzen und Gedankensprüngen Schuld. Ich kann keine Aussage erkennen, nichts, was das Buch mir gegeben hätte, keine Anregungen zum Nachdenken, keine Sprache, die mir gefällt, einfach nichts, nur endlose Berichte von Streitereien und Banalitäten. Gelesen und schon wieder alles vergessen, ohne einen Eindruck hinterlassen zu haben außer  Ärger und Widerwillen. Ein Satz hat mir gefallen und der passt zum Buch:

'Zsazsas Erinnerung bestand aus braunen, roten und weißen Steinchen, die man in neuen Formationen sortieren konnte, die aber letztlich nie einen Sinn ergaben.' (176)

Für mich ergibt das ganze Buch keinen Sinn und ich kann es leider nicht weiter empfehlen.

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Meine Lese-Vorlieben: anspruchsvolle Romane, Krimis & Thriller, Sachbücher
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Krimis und Thriller, Sachbücher, Literatur, Unterhaltung

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