Da ist es nun, das Ende der Reihe um das Sonderdezernat Q, der 10. Band, der Abschluss. Es heißt Abschied nehmen von Ermittlern, die dem Leser trotz oder vielleicht wegen all' ihrer Macken ans Herz gewachsen sind: der träge wirkende Chef Carl Mørck, der aber nie locker lässt und unerbittlich und letztlich erfolgreich Fälle löst, sein Assistent 'Assad' mit seinen Kamelwitzen, die etwas durchgeknallte, aber effektiv ermittelnde Rose und der blasse Gordon, der sich immer besser entwickelt.
Immer wieder wurde in den Vorgängerbänden der Druckluftnagler-Fall erwähnt, der Carl Mørcks Leben so sehr beeinflusst hat und der nie aufgeklärt wurde. Sein Kollege Anker Høyer wurde dabei erschossen und der andere, Hardy, schwerst verletzt. Mørck selber ist immer noch traumatisiert und nun holt ihn der alte Fall wieder ein, aber auf schreckliche Art und Weise: Auf seinem Dachboden wird Høyers Koffer gefunden, den Carl vergessen hatte und in dem man Drogen und sehr viel Geld findet. Mørck wird verhaftet und wegen etlicher Delikte angeklagt. Was es für einen Ermittler bedeutet, mit Kriminellen im Gefängnis mit zu sein, kann man sich vorstellen oder vielleicht auch nicht, denn es wird klar, dass ihm jemand nach dem Leben trachtet.
Es kommt erschwerend hinzu, dass sich die meisten von ihm abwenden und dass auch die Presse über ihn herfällt. Nur seine Frau Mona und sein Team halten zu ihm. Dazu kommt Merete (die einige aus dem ersten Fall kennen), die einst von Carl Mørck gerettet wurde und die ihm nun aus Dankbarkeit mit ihrem Team hilft. Auch sein ehemaliger Kollege Hardy, der sich inzwischen durch ein Exoskelett notdürftig bewegen kann, ist mit von der Partie. Sie alle versuchen, Carls Unschuld zu beweisen und herauszufinden, wer die Person ist, die hinter dem Ganzen steckt.
Das erzählt Adler-Olsen in ständig wechselnden Perspektiven, die einerseits Verwirrung stiften, andererseits Spannung erzeugen. Für mich hätten es einige weniger sein dürfen, was die Geschichte gestrafft hätte. Rose geht es wie mir:
'Denn irgendwie hatte sie nicht nur den Überblick über die vielen Stränge verloren, die Carls Fall umfasste, sie wusste auch nicht mehr, wie sie alle zusammenhingen' (496).
Wird es das Team, das sich zur Rettung von Mørck zusammengetan hat, schaffen? Das erzählt Adler-Olsen in sehr spannender Art und Weise mit so manchem Action-Kapitel, das den Leser bis zum Schluss in atemloser Spannung hält.
Warum ich trotzdem 'nur' 4 Sterne gebe? Einmal das oben Erwähnte: die allzu vielen Nebenhandlungen, die den Leser verwirren und die teilweise nichts zur Lösung oder Klärung beitragen, andererseits das Fehlen von etwas, das der Leser sicher erwartet hat: Assad, Rose und Gordon kommen zu wenig vor, gerade die Personen, die der Leser im Laufe der Reihe ins Herz geschlossen hat.
Fazit
Mit dem Druckluftnaglerfall schließt sich der Kreis, aber auch mit der tollen Idee zum Schluss, die hier nicht verraten werden soll. Alles in allem viele spannende Lesestunden, manches aber zu verwirrend, manches zu komprimiert, dazu einige kleinere Ungereimtheiten und Übertreibungen, was aber letztlich dem Hauptfall keinen Abbruch tut.
Ein guter spannender Abschluss einer lesenswerten Thriller-Reihe.