Bewertung zu "Das Jahr der Frauen" von Christoph Höhtker
Christoph Höhtker hat mit seinem "Jahr der Frauen" einen unterhaltsamen, äußerst lustigen und nicht zuletzt vor allem sprachlich überzeugenden Roman geschrieben. Schon im Prolog wird deutlich, dass der Protagonist Frank Stremmer als Antiheld konzipiert wurde. Er ist ein moderner Antiheld im Zeitalter des Kapitalismus und der Sexualisierung. Diese beiden, die westliche Welt maßgeblich prägenden Begriffe werden im Roman immer wieder auf überspitzte Weise kritisch beäugt, sodass der Text auch als Gesellschaftssatire verstanden werden kann. Dass manch ein Rezensent (sei es auf Presse- oder Kundenebene) dem Roman attestiert, sexistisch zu sein, halte ich für absolut unverständlich. Ein anspruchsvoller und differenzierter Leser käme sicherlich zu einem anderen Urteil.
Für mich gibt es beim Lesen drei Kriterien, die einen guten Roman ausmachen: der sprachliche Stil sollte mir zusagen, ohne dass das unterhaltende Element auf der Strecke bleibt und hat man Glück, schafft es die Erzählung auch, die aktuelle Gesellschaft widerzuspiegeln bzw. ihre negativen Seiten zu entlarven. All diese Kriterien erfüllt Höhtkers Roman für mich, wobei er mit seinem stetig voranschreitenden Plot und den nur etwa 250 Seiten auch sehr kurzweilig ist.
Fazit: Ein in meinen Augen absolut zu Recht für den Deutschen Buchpreis nominierter Roman, dem ich gerne fünf Sterne gebe und jedem Freund gesellschaftskritischer Texte weiterempfehle.