Es ist ein schönes Wiedersehen mit Benjamin. Wir hatten uns aus den Augen verloren. Irgendwo in der Nacht nach dem livealbum ging ich meiner Wege. Ich habe oft an ihn gedacht, wie man eben so denkt an alte Bekannte. "Was der jetzt wohl macht?" Eines Abends dann, spät, sah ich ihn kurz bei Denis Scheck. Oder war das in der Mediathek? Na, jedenfalls ging es da um "Auch Deutsche unter den Opfern". Kann man ja mal lesen dachte ich noch, schlief aber dann auf dem Sofa ein. Und jetzt, Jahre später, der Knall, das Wiedersehen. Benjamin, auferstanden, nüchtern, selbstironisch, selbstverliebt, sich selbst therapierend, jetz ist er wieder da. Udo hat ihm das Leben gerettet. Drunter macht es einer wie Benjamin natürlich nicht, der schon zum Abifest eine Punkband auf den Schulhof gelockt hat und damit für ne Kiste Bier zur Schulhoflegende wurde. Gegen seinen Drogenabsturz waren seine ersten Werke nur Gesellenstücke. Er wollte sich mit Vorsatz und voller Kanne gegen die Wand fahren, Selbstvernichtung unter den Augen nicht der medialen Öffentlichkeit aber unter den Augen der Medienleute, die ihn einst hofierten. Wie ein Pathologe bei der Leichenschau stellt er seinen Abwärtsgang bis ins Detail dar. Und das sprachlich und ironisch wie er es eben tut. Brutal ehrlich, es ist ein Buch, das um Aufmerksamkeit ringt. Er will allen sagen, dass er jetzt nur noch nüchtern mitfeiert. Auch als Schutz gegen sich selbst, damit es alle wissen und wir ihn alle beschützen. Nein, das Buch ist nicht zu lang. Es ist immerhin seine Biografie bis jetzt. Und da ist eben einiges passiert in seinem Leben. Außerdem therapiert er sich selbst mit dem Werk. Das dauert eben. Bleibt zu hoffen, dass er nun genesen und therapiert uns wieder mit Geschichten in seine Welt lockt, die fünf Sterne verdienen. Er ist eben auf dem Weg der Besserung, aber noch nicht voll wieder da. Er ist hier noch sehr Udo verliebt, lässt ein paar andere Promis auftreten, als hätte er es nötig, sich in deren Schatten zu stellen. Und er lässt alle Frauengeschichten weg. Verständlich, aber doch irgendwie Schade für das voyeuristische Ich. Alles in allem aber: Good to see u again, my friend
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Finchley
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Kurzmeinung: Schonungslos, selbstironisch, Selbsttherapie, ganz schön viel "selbst"!
Good to see u again
Bewertung zu "Die unendliche Geschichte" von Michael Ende
Die unendliche Geschichte
Finchleyvor 8 JahrenBewertung zu "The Seven Storey Mountain" von Thomas Merton
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Finchleyvor 8 Jahren