𝑬𝒊𝒏 𝑩𝒖𝒄𝒉 - 𝒁𝒘𝒆𝒊 𝑴𝒆𝒊𝒏𝒖𝒏𝒈𝒆𝒏
Die Januar Ausgabe gemeinsam mit der Insta Bloggerin @laura_garden_of_books.
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Lauras Meinung:
„Vollendet“ spielt in einer Welt, in der Abtreibungen verboten sind. Das menschliche Leben ist von der Empfängnis bis zu dem Zeitpunkt, an dem ein Kind 13 Jahre alt wird, unantastbar. Allerdings kann man Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren umwandeln lassen, bzw rückwirkend „abtreiben lassen“.
Dies bedeutet, dass der komplette Körper zur Spende „freigegeben“ wird. Man nennt dies in diesem Sinne dann auch nicht „töten“, denn der Mensch lebt in seinen Einzelteilen ja weiter..
„Aber wenn jeder Teil von dir am Leben ist, nur eben in jemand anderem… Lebst du dann, oder bist du tot?“
Die Chirurgie ist soweit fortgeschritten, dass man nicht mehr versucht Körperteile zu retten oder Prothesen herzustellen, sondern es wird einfach das entsprechende Körperteil transplantiert.
Wir begleiten 3 Jugendliche.
Zum einen ist da Connor. Er ist 15 Jahre und weiß seit einer Woche, dass seine Eltern ihn umwandeln lassen wollen. Und er entscheidet sich zu fliehen.
Dann haben wir Risa, 15 Jahre alt.
Sie ist eine „Ward“, sprich eine Waise, und damit Mündel des Staates; er kann frei darüber entscheiden was mit ihr geschehen soll. Und wenn er meint keine „Verwendung“ mehr für sie zu haben, wird sie umgewandelt. Risa befindet sich in einem Reisebus auf dem Weg ins „Ernte-Camp“ (so werden die Institutionen genannt, in denen die Umwandlung durchgeführt wird).
Zuletzt haben wir Lev, 13 Jahre. Lev ist ein „Zehntopfer“ was bedeutet, dass er schon seit seiner Geburt weiß, dass er umgewandelt werden wird. Seine Familie gehört einer Gemeinschaft an, die daran glaubt, dass es die größte Gnade ist, sich der Menschheit hinzugeben. Lev ist ein Erwählter und er ist stolz darauf. Er hat sein ganzes Leben auf den Tag gewartet, an dem er umgewandelt wird. Mit seinen Eltern und Pastor Dan begeben sie sich mit dem Auto auf den Weg in ein Elite-Ernte-Camp.
Die Wege dieser 3 Jugendlichen kreuzen sich und „Die Flucht“ beginnt.
Für mich besteht Shustermans Stärke darin Geschichten zu schreiben, die die Grenze von Realität und Fiktion verschwimmen lassen. Die Grundpfeiler seiner Geschichten stellen mögliche zukünftige Szenarien dar. Organspende und Organhandel sind brisante Themen. Warum dann nicht gleich den kompletten Menschen „zur Spende freigeben“ und ein entsprechendes Gesetz verabschieden?
Mich graust es bei diesen Gedanken, aber genau das ist es einfach, was Shusterman macht: er stellt bloß, er hinterfragt, er schockiert, wirft mit moralischen Fragen um sich und stellt das Weltbild auf den Kopf.
Genau das liebe ich an ihm und genau das ist es, was mich an den Seiten von seinen Büchern kleben lässt.
Eine weitere Stärke von Shusterman ist meiner Meinung nach die Charaktergestaltung; er schafft Charaktere mit Tiefe, die nicht nur schwarz oder weiß sind, und die überraschende Entwicklungen durchmachen!
Ein weiterer spannender Aspekt in diesem Buch ist die Gruppendynamik und wie sich Menschen in Extremsituationen verhalten und entwickeln.
Für mich war dieses Buch ein Reread und trotzdem liefen mir am Ende wieder die Tränen. Da ich die ganze Reihe bereits gelesen habe kann ich sagen, dass der erste Band vielleicht nicht der Stärkste der Reihe ist, aber es ist ja auch gut noch etwas Luft nach oben übrig zu lassen!
Somit in meinen Augen eine absolut lesenswürdige Reihe, bzw. ein „Must-Read“!
Shusterman hat mir wieder gezeigt, warum er zu meinen absoluten Lieblingsautoren gehört!
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Finns Meinung:
"In einer perfekten Welt wäre alles entweder weiß oder schwarz, richtig oder falsch, und jeder würde den Unterschied erkennen. Aber die Welt ist nicht perfekt. Das Problem sind die Menschen, die denken, sie wären es."
In dieser Geschichte von Neal Shusterman geht es um die drei Teenager Connor, Risa und Lev deren Wege sich kreuzen. In Vollendet - Die Flucht geht es um Organspende und Abtreibung. Vor Jahren gab es einen großen Krieg zwischen verschiedenen Fraktionen. Am Ende wurde ein Gesetz erlassen welches den Eltern die Möglichkeit gibt sein Kind zwischen 13 und 18 Jahren rückwirkend abzutreiben. 😳
Das erfährt man als Leser schon auf der ersten Seite und ich habe direkt mal große Augen bekommen. Wie soll das funktionieren? Werden die Kinder getötet? Nein. Sie werden umgewandelt. Das Gesetz besagt dass jeder Teil der Person wiederverwendet werden muss. Wie genau das abläuft erfährt man im letzten Drittel des Buches mit einem Nebenprota und ich kann sagen, die Szene war nicht ohne.
Connor, Risa und Lev sind also lange Zeit auf der Flucht vor der Umwandlung und man erfährt so mehr über die Figuren und wie die Gesellschaft mittlerweile funktioniert. Es ist erschreckend. Der Autor schafft ein durchaus realistisches, beklemmendes Szenario indem sich keiner von und wiederfinden möchte. Es war schön flüssig und leicht geschrieben und die Kapitel sind unterschiedlich lang, wobei sie überwiegend eher kurz sind - das hat hier auch wunderbar gepasst und funktioniert.
Die Figuren handeln stets nachvollziehbar und passend. Obwohl sie jung sind, wirken sie niemals naiv oder so. Das gefällt mir gut. Das ist auch ein Unterschied zu Dry.
Nachdem Sythe mich begeistern konnte und Dry dagegen total enttäuscht hatte, war ich gespannt auf diesen Auftakt. Er behandelt hier ein interessantes Thema, die Organspende und Abtreibung und baut dies gelungen in seine Geschichte mit ein. Mir hat der Auftakt ähnlich gut gefallen wie damals Sythe und ich bin gespannt wie es mit Connor, Risa und Lev weitergeht.
Allerdings muss man auch sagen dass die Geschichte nur aufgrund der Thematik überzeugen kann. Der Autor bedient sich tiefsinniger Themen, aber ohne diese Themen könnten seine Charaktere und sein Schreibstil in einer "normalen" Buchideen, nicht mithalten. Irgendetwas fehlt mir bei ihm. Mehr Tiefe? Ich weiß es nicht.
Wer seine Freude an Sythe hatte wird bestimmt auch mit diesem ersten Band der Vollendet Reihe seine Freude haben.