Fleurat

Irgendwo zwischendrin habe ich völlig den Überblick verloren. Man muss schon bereit sein, völlig im Moment zu lesen und jede Szene für sich zu schätzen. Aber dann erlebt man einen Tanz von Zitaten, Szenerien, Geschichten und lernt zuzugeben und zu akzeptieren, dass der Zauber des Erzählten gerade darin liegt, dass es keine Sicherheit für einen guten Ausgang gibt. Absurd und bittersüß! Und lesenswert, da einzig.

Die Antwort auf qualvoll Erlittenes ist kann nie sein, die Kontrahenten abzuschlachten. Diese Antwort ist mehr oder weniger genauso pervers und asozial, wie die angeprangerten Untaten an den Protagonisten. Auch wenn das Ganze gut geschrieben ist, ist für mich ein Mord nicht entschuldbar. Auch nicht, wenn dadurch der Plot spannender wird. Und dem Glorifizieren des Kaputten kann ich nichts abgewinnen. Nicht zuletzt aus Respekt für die, die solche religiösen oder sozialen Höllen durchleben mussten, kann ich diesem Buch trotz durchaus anregender Erotik nichts abgewinnen.

Ich habe den ersten Roman vor ca. 20 Jahren gelesen, als er rauskam - und dann auf jeden weiteren Band hingefiebert. Wer Geschichtliches und Liebesgeschichten gern kombiniert liest, dabei aber auf ein gewisses Niveau an Sprache und Inhalt Wert legt, ist mit Gabaldons Büchern gut beraten - auch wenn man nicht so auf das 18. Jahrhundert steht.

Zentrales Element der Story sind das temperatmentvolle Miteinander-Leben, Lieben und -Streiten von Claire und Jamie einerseits und die Sicht auf das 18te Jahrhundert mit den Augen des 20ten andererseits. Die Charaktere wachsen einem immer mehr ans Herz, man leidet und lacht mit ihnen und wenn man die große Herzlichkeit, den Humor und die gewissen Eigenheiten der beschriebenen Menschen mag, kann man sich auf eine lange, vergnügliche Reise mit ihnen begeben. 

Gabaldon entwickelt die Geschichte aus der Perspektive der Protagonisten - man erfährt also nichts, was diese nicht auch wüssten. So überraschen Ereignisse, die für die Charaktere unvorhersehbar sind, auch den/die Leser*in - während Ungewissheiten auch für den/die Lesende*n quälend ungewiss bleiben, um sich irgendwann aufzulösen.

Die Sex-Szenen gehören für mich zu den am schönsten beschriebenen des Roman-Genres, da sie Exhibitionismus nicht nötig haben, sondern immer aus der Liebe zwischen den Hauptpersonen erwachsen. Dennoch fehlt es nicht an durchaus lustvoller, phantasiereicher Erotik. 

Die dicken Bände gehören daher zu denen, die ich immer wieder mal in die Hand nehme und nochmal lese, wie eine Rückkehr zu lieb gewordenen Freunden. Inzwischen - wie oft? - vielleicht 10 mal? Somit habe ich natürlich recht fest gefasste "Kopf-Bilder" und die Serie fällt, finde ich, dagegen deutlich ab.

Viel Spaß bei der Reise, ich kann sie nur empfehlen.

Wer gern Fantasy liest, aber dennoch einen gewissen Anspruch an Tiefgang hat, ist hier richtig - sprachlich wie inhaltlich. Berichtet wird letztlich die Lebens- und Entwicklungsgeschichte eines - natürlich besonders begabten und dabei an den Ungerechtigkeiten der Welt leidenden - Protagonisten. Das ist aber auch schon alles "standardmäßige". 

Facettenreiche und sympathische Charaktere, die sich entwickeln. Eine eigene Logik und Welt, ohne unglaubwürdig zu sein. Und eine Story, die immer wieder überraschende und dabei dennoch schlüssige Wendungen hat - stets mit einem grimmigen Grinsen im Hintergrund.

Man merkt, dass der Autor sich nicht hetzen lässt, sondern lieber SEIN Ding macht.

Ich bin eigentlich kein Fan von Büchern, die online-Kommunikation imitieren, aber in diesem Fall hat mich das gar nicht gestört. Das ganze Buch ist ein Konzentrat - sowohl in Plot als auch in der Sprache. Dadurch ist es sehr unmittelbar und durchaus auch schmerzhaft berührend, aber eben auch so wunderschön wie das Leben und die Liebe nunmal sind - wenn man sich darauf einlässt. Und dafür steht dieses Buch: Ein (auch bei abklärteren Menschen wie mir) aufrüttelndes Plädoyer, sich einzulassen - mit allen Konsequenzen.

Werde ich irgendwann wieder lesen!

Dies ist eines der plattesten Bücher, die ich je gelesen habe! Inhaltlich wie sprachlich (aber vielleicht habe ich ja bisher einfach nur noch keine solchen Bücher gelesen und es liegt an mir...).

Während man zunächst erwartungsvoll den an sich sympathischen Charakteren folgt, entwickeln sich weder Handlung noch Personen. Der Erzählstrang folgt immer dem banalsten Klischee, die Zufälle sind sehr an den Haaren herbei gezogen, die Entscheidungen der Handelnden auf schwärmerischem Teenie-Niveau. 

Sprachlich habe ich einfach Probleme damit, wenn Frauen als Hure bezeichnet werden - das beleidigt einen Berufsstand und ist einfach niveaulos.

Kurzum: Wer ein einfaches Seufz-Erlebnis will, ist hier richtig, wer ein Mindestmaß an Anspruch an Handlung und Sprache hat, sollte es lassen.