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Fragmentage

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Firefly : Glühwürmchennächte (ISBN: B07HCJB5P3)

Bewertung zu "Firefly : Glühwürmchennächte" von Julia Dibbern

Firefly : Glühwürmchennächte
Fragmentagevor 6 Jahren
Kurzmeinung: tiefsinnig, authentisch und überraschend. habe ich sehr gerne gelesen.
wunderschöne, tiefsinnige Coming-of-Age-Liebesgeschichte

Wie schaffen die Autorinnen von den Ink Rebels es nur, ein derart konstant hohes Niveau zu halten? Als Leserin der ersten Stunde fürchte ich mich beinahe schon davor, dass irgendwann mal ein mittelmäßiger Titel kommt, aber "Firefly - Glühwürmchennächte" ist das definitiv nicht. Im Gegenteil, es konnte mich mit seinem wunderbaren, stellenweise beinahe poetischen Stil, überzeugen, der mir im Vergleich mit Julia Dibberns anderen Jugendbüchern bisher am ausgereiftesten erschien. Haupt- wie Nebenpersonen sind authentisch herausgearbeitet, keine Abziehbilder und Klischees, sondern ganz normale Menschen mit Ecken und Kanten. Sehr gut gefällt mir an "Firefly" und anderen Jugendbüchern der Ink Rebels, dass sie die Nöte und Herausforderungen ihrer Zielgruppe ernstnehmen und auch vor Tabuthemen nicht zurückscheuen. "Firefly" ist aber kein Problembuch, sondern in erster Linie eine berührende Coming-of-Age- und Liebesgeschichte, die ich sehr gerne gelesen habe. Und das Cover ist einfach nur bezaubernd.

Cover des Buches Falling to Pieces (ISBN: B0744R2HHW)

Bewertung zu "Falling to Pieces" von Kira Minttu

Falling to Pieces
Fragmentagevor 7 Jahren
Kurzmeinung: Heftige Geschichte um einen starken Protagonisten
Jako als Hauptperson - das lohnt sich sehr !

Als Kira Minttu vor ein, zwei Wochen ankündigte, dass sie ein e-Short über Jako geschrieben hat, war ich sofort begeistert. Wie in vielen Jugendbüchern ist es nämlich auch in Keep on Dreaming und Me, without Words so, dass sie aus der Ich-Perspektive der weiblichen Hauptpersonen erzählt werden, und ich mir als Leserin immer wünsche, ich könnte etwas mehr über das ungefilterte Innenleben der Jungs in der Geschichte erfahren. Tja, man sollte immer vorsichtig sein, was man sich wünscht, denn "Falling to Pieces" ist in seiner Intensität heftig, so tief reißt uns Kira in Jakos Gedanken- und Gefühlswelt hinein. Das kann Kira ja sowieso wahnsinnig gut (lest Me, without Words!) und zwischendurch war ich gar nicht sicher, ob ich weiterlesen und herausfinden will, was sie dieser Lieblingsfigur noch zumuten wird... Eine außergewöhnliche Geschichte von der ich hoffe, dass sie auch einige Jungs lesen, denn ich finde es gibt zu wenige Jugendromane mit starken männlichen Protagonisten, die trotzdem verletzlich bleiben und Schwäche zeigen dürfen.

Cover des Buches Wolkendämmerung (ISBN: B071ZSS2QQ)

Bewertung zu "Wolkendämmerung" von Julia Dibbern

Wolkendämmerung
Fragmentagevor 7 Jahren
Kurzmeinung: Spannender YA Öko-Thriller vor kalifornischer Traumkulisse, die fast dazu verführt, die düsteren Themen zu verdrängen auf denen er aufbaut
Cover des Buches Me, without Words (ISBN: 9783958692916)

Bewertung zu "Me, without Words" von Kira Minttu

Me, without Words
Fragmentagevor 7 Jahren
Kurzmeinung: Kira Minttu baut von Anfang an eine Grundspannung auf, der ich mich nicht entziehen konnte - emotionaler Suspense pur!
Spannendes YA-Drama mit emotionaler Tiefe

Der Nachfolger von Keep on Dreaming ist da! Ich habe mich sehr gefreut zu hören, dass Kira Minttus Erstling kein Einzelband bleiben wird. Me, without words ist Teil 2 der Stay Tuned-Reihe.

Julis Zuhause ist nicht mehr der warme, geborgene Ort, den sie von früher kennt. Die Stille zwischen ihren Eltern und die gezwungen aufrecht erhaltene Fassade normaler Zwischenmenschlichkeit setzt ihr immer mehr zu und sie fürchtet, dass die heile Familienwelt ihrer Kindheit unwiderruflich verloren ist. Ihre Freunde bemerken Julis Zerrissenheit nicht und wenn sie doch nachfragen, wie es ihr geht, fehlen Juli oft die Worte auszudrücken, wie es wirklich in ihr aussieht. Sogar ihre Beziehung zu Levin ist kompliziert geworden, denn die einstige Unbeschwertheit wird von ihrer ernsten Stimmung gedämpft und Juli fühlt, dass Levin einen Schritt weiter gehen möchte, zu dem sie sich nicht bereit fühlt. Als ein undurchsichtiger Junge in ihr Gefühlschaos tritt, dessen Absichten sie nicht einschätzen kann, lässt sich Juli auf etwas ein, das sie schon bald nicht mehr kontrollieren kann..

***

Für mich zeichnet sich Kira Minttu vor allem durch ihr schriftstellerisches Talent aus, die Gefühlswelt ihrer Charaktere so auf Papier zu bringen, dass man sich als Leser mit ihnen identifizieren kann. Julis Schmerz und ihr Unvermögen, ihn in Worte zu fassen, wirkte auf mich so authentisch, weil ich ihm nachspüren konnte, obwohl ich längst keine 16 mehr bin. Wie schon in ihrem ersten Roman baut sie von Anfang an eine Grundspannung auf, der ich mich nicht entziehen konnte. Dabei kommt Me, without words ohne den Glitzereffekt der Rockmusikbranche aus und setzt anfangs komplett auf emotionalen und psychologischen Suspense. Über weite Strecken konnte ich, wie Juli, Situationen nicht richtig einschätzen und wartete angespannt darauf, was wohl als nächstes passieren würde.

Nur wer eine klassische Fortsetzung zu Keep on Dreaming erwartet hat, könnte möglicherweise zunächst ein wenig enttäuscht sein, denn Me, without words ist anders aufgebaut und dreht sich explizit um Juli, während die Hauptpersonen und Ereignisse aus Keep on eher in den Hintergrund rücken. Wer sich darauf einlässt, wird mit einem nervenzerreißenden realistischen Beziehungsdrama belohnt, das man kaum aus der Hand legen kann.

Danke an Kira Minttu und die Ink Rebels für das Rezensionsexemplar :)

Cover des Buches Und irgendwo ich (ISBN: B01MV3KGAZ)

Bewertung zu "Und irgendwo ich" von Franziska Fischer

Und irgendwo ich
Fragmentagevor 7 Jahren
Kurzmeinung: Franziska Fischers Stil ist leise und poetisch, das Tempo baut sich allmählich auf und hält dabei trotzdem von Anfang an die Spannung
Sehnsucht, Heimweh, Einsamkeit, Verlust - das hat mich emotional mitgenommen

Lizzy und ihrer Schwester steht die Welt offen, denn mit ihrer Mutter leben sie mal hier, mal da und haben schon in jungen Jahren viele verschiedene Länder gesehen. Meist ziehen sie weiter, wenn sie sich gerade eingelebt haben, und so konnten die Mädchen nie lernen, was Heimat bedeutet. Als sie zurück nach Deutschland in ein verlassenes Haus ziehen, spürt Lizzy von Anfang an, dass diesmal alles anders ist. Das Haus löst etwas in ihr aus, das sie nicht zuordnen kann, fast scheint es ein Geheimnis zu verbergen, und dann ist da noch der stille Junge in ihrer Schule, der immer wieder in ihrem Alltag auftaucht.

***

"Und irgendwie ich" ist der vierte Ink Rebel, klar, dass ich ihn lesen musste, obwohl ich mir unter dem Titel anfangs nicht viel vorstellen konnte. Die Beschreibung von Lizzys Kindheit und der unsteten Weltenbummlerei hat mich beklemmt und stellenweise sogar an die Autobiographie "Schloss aus Glas" von Jeannette Walls erinnert. Da steckt gefühlsmäßig so viel drin, Sehnsucht, Heimweh, Einsamkeit, Verlust - das hat mich emotional mitgenommen. Franziska Fischers Stil ist leise und poetisch, das Tempo baut sich allmählich auf und hält dabei trotzdem von Anfang an einen Spannungsbogen, der es mir leicht gemacht hat, rein zu finden und dranzubleiben. Ein behutsamer Jugendroman mit einer starken Protagonistin, die sich trotz aller Schwierigkeiten den immer wieder veränderten Umständen in ihrem Leben und den damit einhergehenden sozialen Herausforderungen stellt. Habe ich gerne gelesen.

Cover des Buches Wenn ich dich nicht erfunden hätte (ISBN: B01M6B53T6)

Bewertung zu "Wenn ich dich nicht erfunden hätte" von Julia Dibbern

Wenn ich dich nicht erfunden hätte
Fragmentagevor 7 Jahren
Kurzmeinung: Wahnsinnig dichte Atmosphäre und ein Wechselbad der Gefühle - man muss es eigentlich in einem Rutsch lesen
eine große Liebe mit dunklen Flecken

Endlich Studentin! Endlich weg aus der Provinz und auf eigenen Füßen stehen! Allerdings hat sich Leo das alles ein bisschen weniger schwierig vorgestellt mit dem Umzug in die Großstadt, denn ihre gemietete Bude ist eine nasskalte Katastrophe, der Wohnungsmarkt in Hamburg sowieso und als die Nachbarn anfangen, ihr vor die Haustür zu kotzen, will Leo am liebsten alles hinschmeißen und wieder nach Hause fahren. Doch da trifft sie zufällig auf Loris. Und der bietet ihr nicht nur spontan Hilfe an, sondern scheint direkt aus einer von Leos Geschichten geklettert zu sein - ihr Seelenverwandter, genau so wie sie ihn sich ausgedacht hat. Oder?

Julia Dibbern, die mir bisher nur als Sachbuchautorin bedürfnisorientierter Erziehungsratgeber bekannt war, schreibt eine wunderbar atmosphärische Prosa, der ich sofort verfallen bin. Die Beschreibung der Wohnung und der Tiefpunkte in Leos Stimmung in diesen ersten Tagen in Hamburg haben mich gefühlsmäßig auf eine Zeitreise in mein eigenes erstes WG-Zimmer genommen: Ich konnte die Ungemütlichkeit der Räume und das Frösteln ihrer Seele richtig nachempfinden und wollte beim Lesen eigentlich die ganze Zeit einen heißen Tee trinken und mit Kirschkernkissen noch tiefer unter der Bettdecke verschwinden. Die Personen und deren Beziehungen zueinander fand ich authentisch und nachvollziehbar geschrieben, aber die dichte Atmosphäre, die Situationsbeschreibungen und der spannende Handlungsaufbau waren es, die mich wirklich mitgerissen haben. Die Liebesgeschichte von Leo und Loris hat in mir sehr starke Reaktionen ausgelöst, Herzklopfen, Prickeln, Ärger, Wut, Beklemmung, Angst - als Leser muss man hier einfach mitgehen durch dieses Wechselbad und merkt kaum, wie man dabei durch die Seiten rast.

Obwohl ich nach dem Titel und dem Klappentext eine ganz andere Geschichte erwartet hatte und mich daher dieser realistische Liebesroman etwas überrumpelt hat, konnten mich Leo und Loris überzeugen. Streckenweise ist "Wenn ich dich nicht erfunden hätte" aber schon sehr krass und "erwachsen", junge Teenies würde ich beim Lesen als Mutter begleiten wollen. 

Cover des Buches Wir sind die Macht (ISBN: 9783608947397)

Bewertung zu "Wir sind die Macht" von Roberta Leymah Gbowee

Wir sind die Macht
Fragmentagevor 7 Jahren
Cover des Buches Keep on Dreaming (ISBN: B01M28Z91Y)

Bewertung zu "Keep on Dreaming" von Kira Minttu

Keep on Dreaming
Fragmentagevor 7 Jahren
Kurzmeinung: Ich habe dieses Buch verschlungen! Vom ersten Satz an fühlte ich mich in die Welt von Katinka, Juli, Jako - und McMillan eingesaugt
Bloggerin trifft Rockstar - Gefühlschaos garantiert!

Katinka führt ein Leben um das sie mein 16-jähriges Ich glühend beneidet: Ihr erfolgreiches Musikblog "Listen up!" verschafft ihr Backstagepässe zu Konzerten und Interviewtermine mit den angesagtesten Bands, ihr bester Kumpel wird von der halben Schule angehimmelt und sie hat eine Freundin, die immer für sie da ist. Außerdem ist sie auch noch nett und keineswegs zickig oder überheblich, wie man es vielleicht erwarten würde, wenn jemand so lässig unterwegs ist. Aber nicht alles läuft locker und cool, denn in der Rockmusikwelt, in der Musiker sich selbstverständlich mit Groupies umgeben, entstehen oft blöde Situationen, die Katinka zweifeln lassen, ob man sie und ihr Blog überhaupt ernst nimmt. Richtig kompliziert (und aufregend!) wird ihr Leben, als sie James McMillan kennenlernt, den unverschämt gutaussehenden Frontman der Band Keep on Dreaming..

***

Ich habe diese Buch verschlungen! Vom ersten Satz an fühlte ich mich als Leserin in die Welt von Katinka und ihren Bloggerfreunden eingesaugt und konnte den Kindle kaum aus der Hand legen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht. Kira Minttu trifft mit ihrem Schreibstil den Ton ihrer Zielgruppe und beschreibt authentisch den Alltag von ganz normalen Jugendlichen zwischen Schule, Abhängen und Ausgehen. Ihre Protagonisten und deren Realität baut sie so sympathisch und echt auf, dass man kaum glauben mag, dass es sich hier um reine Fiktion handelt. Neben der Haupthandlung hat mich besonders die Freundschaft zwischen Katinka und Juli sehr berührt - jedes Mädchen sollte so eine beste Freundin haben! - und ihre Mutter, die in ihrer Rolle absolut glaubwürdig daher kommt, wurde für mich zur heimlichen Heldin in der Geschichte.

Aber Keep on Dreaming ist nicht nur ein realistischer High School-Roman, denn Kira lässt ihre Charaktere in der berüchtigten Backstagewelt der Rockszene mitspielen. Welcher Teenie träumt nicht davon, nach einem mitreißenden Rockkonzert einmal hinter die Bühne zu dürfen und seinem Idol in Echt gegenüber zu stehen? Im Roman kann man als Leser einen Blick riskieren, denn für Katinka ist das durch ihr Blog fast schon ein Teil ihres Alltags. Sie koordiniert die Termine der Plattenlabels und wickelt Interviews mit Musikern meist professionell und souverän ab. Ich hatte beim Lesen immer wieder das Gefühl mitten im Geschehen zu sein: Mit ihr zu albern, mich zu ärgern, aufzuregen und - als McMillan auf der Bildfläche erscheint - kurz den Atem anzuhalten.

Kira Minttu ist ein YA-Schätzchen zum "Mitverlieben" gelungen, dem man keine Sekunde anmerkt, dass es ihr Erstling ist, dazu schreibt sie schon viel zu lange Geschichten, auf ihrem Blog und anderswo. Man fragt sich eher, warum es bis zum ersten Roman so lange gedauert hat.

Cover des Buches Baba Dunjas letzte Liebe (ISBN: 9783462048025)

Bewertung zu "Baba Dunjas letzte Liebe" von Alina Bronsky

Baba Dunjas letzte Liebe
Fragmentagevor 7 Jahren
Kurzmeinung: Es fiel mir nicht leicht, das kleine Bändchen am Ende zuzuklappen und Tschernowo zurückzulassen
Berührende Erzählung aus einer postapokalyptischen Welt

Die hochbetagte Baba Dunja hat sich vor Jahren entschieden, in ihr Heimatdorf zurückzukehren. Das wäre an sich nichts Ungewöhnliches, läge das Dorf nicht in der Todeszone eines verunglückten Kernkraftreaktors. Die ganze Gegend ist radioaktiv verstrahlt, keiner darf sich hier dauerhaft aufhalten, geschweige denn ansiedeln, doch die kleine Dorfgemeinschaft von Tschernowo kümmert sich nicht um Vorschriften. Die Bewohner sind alle alt, manche krank und wollen nichts weiter, als ihr Leben in der Heimat zu Ende leben. Baba Dunja, die von den anderen als eine Art Bürgermeisterin angesehen wird, baut Gemüse in ihrem Garten an und versorgt sich weitgehend selbst. Die beschwerliche Fahrt in die nächste Stadt nimmt sie nur selten auf sich, um Post abzuholen, ihre Rente abzuheben und das Nötigste einzukaufen. Es ist ein idyllisches Leben, doch dann tauchen Fremde auf und bringen die Gemeinschaft in Gefahr.

-

An den Super-GAU von Tschernobyl werde ich mich wohl mein Leben lang als die größte Katastrophe meiner Kindheit erinnern und noch heute läuft es mir kalt den Rücken herunter, wenn ich daran denke, wie nachhaltig uns das damals auch in Deutschland traumatisiert hat. Als ich vor einigen Jahren eine Reportage über Tschernobylheimkehrer las, faszinierten und gruselten mich die Schicksale der Menschen gleichermaßen, denn ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass jemand freiwillig in dieser geradezu postapokalyptischen Realität lebt.

Auf Alina Bronskys neuen Roman war ich daher besonders gespannt und setzte hohe Erwartungen in ihre Erzählkunst. Ich wurde nicht enttäuscht, denn sie schafft es mit scharfsinnigem Wortwitz und dabei unheimlich einfühlsam, auf engstem Seitenraum diese unwirkliche Welt entstehen zu lassen und jedem einzelnen der greisen Heimkehrer ein Gesicht zu geben. Es fiel mir nicht leicht, das kleine Bändchen am Ende zuzuklappen und Tschernowo zurückzulassen, so liebens- und lebenswert war mir die kleine Dorfgemeinschaft geworden.

Cover des Buches S. - Das Schiff des Theseus (ISBN: 9783462047264)

Bewertung zu "S. - Das Schiff des Theseus" von J. J. Abrams

S. - Das Schiff des Theseus
Fragmentagevor 7 Jahren
Kurzmeinung: S. - das Schiff des Theseus ist kein gewöhnliches Buch, sondern ein analoges Abenteuerspiel. Erlebnis-Lesen sozusagen.
ein wahres Zauberbuch

S. - Das Schiff des Theseus von J.J. Abrams und Doug Dorst ist kein gewöhnliches Buch, sondern ein analoges Abenteuerspiel. Erlebnis-Lesen sozusagen.

Nichts ist zufällig an diesem Werk, das in einem soliden Fake-Leineneinband daher kommt. Ein Siegel muss aufgebrochen werden, bevor man es aus dem Schuber nehmen kann, aber unberührt scheint das Buch nicht zu sein: Es wirkt abgegriffen, hat einen Fettfleck und riecht, als hätte es länger in einer muffigen Kiste auf irgendeinem Dachboden gelegen. Schlägt man es auf, fallen einem Zettel, Postkarten, Fotos und Notizen entgegen und die vergilbten Seitenränder sind dicht mit Notizen und Unterstreichungen versehen. Wenn man am Anfang beginnt und versucht, den gedruckten Text, die Einleger und Anmerkungen simultan zu lesen, merkt man schnell, dass sich in den Randnotizen ein Dialog zwischen dem Literaturdoktoranden Eric und der Bachelorstudentin Jen abspielt und dass die beiden versuchen, zwischen den Zeilen das Rätsel um die Identität des Autors zu entschlüsseln, die über ein halbes Jahrhundert nach Erscheinen des Romans ungeklärt ist.

S. ist kein Buch, das man einfach so von Anfang bis Ende durchliest. Ich habe meine Lesestrategie mehrmals anpassen müssen, bis ich den Dreh für mich raus hatte. Anfangs dachte ich nämlich tatsächlich, ich könnte alles simultan lesen und aufnehmen. Das stellte sich aber schnell als höchst impraktikabel heraus, denn es verwirrte mich heillos.

Der eigentliche Roman "Das Schiff des Theseus" von V.M. Straka ist nämlich schon komplex-surreal genug (stellenweise fühlte ich mich wie bei Kafka, nur gruseliger), wenn man dann noch gleichzeitig Fußnoten und Randnotizen mitlesen und nachvollziehen soll überfordert das schnell. Dazu kommt, dass es mehrere Sets von Randnotizen gibt, die Eric und Jen zeitlich versetzt verfasst, sich dabei aber nicht zwingend an eine strenge Chronologie gehalten haben. Schlussendlich habe ich den Wälzer (bisher) vier Mal durchgearbeitet:

1. Den Romantext "Das Schiff des Theseus" ohne Randnotizen und Einleger, Fußnoten nur überflogen
2. Die Randnotizen in Bleistift, blauem Kugelschreiber und schwarzem Fineliner, Fußnoten, passende Einleger
3. Randnotizen in Gelb und Grün, passende Einleger
4. Randnotizen in Violett, Rot, Schwarz und schwarz, passende Einleger

Die Einleger habe ich jeweils angeschaut, geprüft, ob sie gerade zum Text passen und dann entweder mitgelesen oder bis zur nächsten Runde beiseite gelegt. Hilfreich war eine Liste, an welche Stelle im Buch die Einleger hingehören, sie sind mir nämlich öfter mal rausgefallen...

Wäre ich ein scharfsinniges Mastermind, hätte ich möglicherweise versucht, die versteckten Codes, die Jen und Eric hauptsächlich in den - auf den ersten Blick unsinnigen - Fußnoten finden, selbst zu entschlüsseln. Stattdessen habe ich mich darauf beschränkt, jedes Mal andächtig "aaaaah" zu machen, wenn die beiden wieder einen geknackt hatten. Am Ende waren einige Rätsel gelöst, viele Fragen blieben aber offen, und noch immer stecken im Bauch des Schiffes (sorry, der musste sein) zahlreiche Codes und Hinweise, die Jen und Eric nicht entdeckt oder entschlüsselt haben, mit denen sich der geneigte Leser weiter beschäftigen darf.

Meine Meinung dazu?

Jetzt wird es kompliziert.. Ich liebe die Idee dieses Werkes, das Konzept, die detailversessene Aufmachung, die Haptik und das liebevoll erdachte Zubehör. Der Roman und die Rahmenhandlung um Jen und Eric sind zwar auch interessant, vom Hocker gerissen haben sie mich aber nicht und die Spannung hielt sich über weite Strecken eher in Grenzen. Nun kann man sagen, dass das Tempo zu der langsamen, analogen Kommunikation der beiden passt und dass dem Leser gar nichts anderes übrig bleibt, als sich viele Ereignisse und Spannungsmomente selbst zusammen zu reimen, aber ich hätte mir dennoch mehr roten Faden gewünscht. Stattdessen bleibt ein bisschen Ernüchterung darüber, dass ich wohl selber nachforschen und Theorien aufstellen muss, wenn ich mich nicht mit Jens und Erics Erkenntnissen zufrieden geben will. Aber das ist ja auch irgendwie genial: ein Buch, das der Leser weiterspinnen muss.

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