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FrauGoldmann_Buecher

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Cover des Buches Tochter des Diktators (ISBN: 9783608983111)

Bewertung zu "Tochter des Diktators" von Ines Geipel

Tochter des Diktators
FrauGoldmann_Buechervor 7 Jahren
Kurzmeinung: Beeindruckender Roman über die Liebe, die eigentlich nie passiert ist, und ein Leben, das nie stattgefunden hat. Fein erzählte Biografie.
Faktische Fiktion

Vor ein paar Wochen erschien im Klett-Cotta Verlag ein Buch, das nahezu still und leise, am Büchergeschehen vorbei, in den Handel kam. Leider!

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen. Es war eine besondere Lektüre, weil sie außerhalb der Thementrends lag, die in diesem Jahr den Buchmarkt prägen, und doch wieder nicht: auch hier spielt das politische Europa eine Rolle! Auch in diesem Buch suchen die Helden nach ihrer Heimat und Identität. Was macht das Buch also so besonders? Das ist auf jeden Fall die dokumentarische Erzählweise, die Fakten und Fiktion sehr abgestimmt und literarisch miteinander verbindet. Es sind die Umrisse einer politischen Nachkriegsentwicklung, die nicht freidlich abgelaufen ist. Es sind die Leben der Menschen, die von diesen politischen Unruhen beeinflusst wurden.

Zum Inhalt:

Ines Geipel beschreibt in "Tochter des Diktators" die Liebe zwischen Beate Ulbricht - Tochter von Walter und Lotte Ulbricht - und dem italienischen Kommunisten Ivano Matteoli. Sie sind beide um die 20 Jahre jung, als sie sich -1961- beim Studium in Leningrad kennenlernen und verlieben. Es ist eine sehr innige Liebe - sehr ungewöhnlich für zwei so junge Menschen. Es ist auch eine Liebe, die nie richtig frei ausgelebt werden kann. Alle Versuche des jungen Paares, sich dem Druck der prominenten Polit-Eltern und ihrer Macht zu widersetzen, sind nicht geglückt. Verbote, Alkoholismus und häusliche Gewalt, Entmüdigung, werden Beates Leben nach der Zwangsscheidung von Ivano, prägen. Ivanos biografischer Werdegang bleibt so gut wie unbeachtet, aber auch er, wird in seinem Leben nicht mehr zur Ruhe kommen. Getrennt, vergessen, ausgelöscht kommen sie beide zu Tode - Beate in Ost-Berlin 1991, Ivano in Rom 2007 - beide erschlagen.

Dokumentarische Erzählung:

Ines Geipel gelingt mit dieser kurzen Erzählung eine dokumentarische Aufzeichnung politischer Ereignissen der Nachkriegszeit, die heute kaum noch erinnert werden. Auf knapp 200 Seiten und mit einzelnen Fotografien ausgestattet, nährt sich die Autorin sehr zaghaft, zwei jungen Menschen, die sich einfach nur ineinander verliebt haben und zur falschen Zeit am falschen Ort eingefunden haben.
Für die Erzählung konzipiert die Autorin, die Erzählerin Anni Paoli, eine Kunststudentin „… die Letzte, die Einzige von uns, die noch weiß.“ Anni weiß tatsächlich viel. Sie ist die Chronistin, die investigative Freundin Ivanos. Im Auftrag der Autorin Ines Geipel, zieht Anni einen zeitlichen und geopolitischen Bogen: Vom toskanischen Dorf Cigoli bis nach Paris, Leningrad und Ost-Berlin, vom Jahr 1945 bis zum Jahr 2007. In einigen Rückblenden berichtet sie über die Unruhen in Italien und Frankreich, umreißt den Mauerbau, die angespannte politische Lage zwischen Ost und West. An einer Stelle im Buch heißt es etwa: "Nachkriegszeit ist Vorkriegszeit!" Der Handlungsverlauf findet in einzelnen Kapiteln statt, die außergwöhnliche Titel tragen: " Anni, was ist denn? Komm doch!" oder "Im von der Sonne abgewandten Teil des Mondes", zum Ende "Jede Epoche hat ihre Hafenarbeiter" und am Ende "Alles sehr kontinental"! Dabei beschreibt sie insbesondere das Schicksal der Menschen in Cigoli, aber auch die Studentenbewegungen in Paris, und sie bleibt immer auf den Spuren Ivanos. Über Beate Ulbricht selbst, kann die Erzählerin Anni nur zitieren. Beas Leben als Adoptivtochter - „das erste Staatskind der DDR“ - der Ulbrichts, einer mächtigen politischen Familie, wird nur aus Annahmen, aus Berichten Dritter rekonstruiert.

„Und sie, unterbrach ich ihn, was ist eigentlich mit ihr? Wir rauchten beide. Ivano sagte: Ich weiß bisher nur, was sie über sich selbst erzählt hat. Dass sie letztlich auch eine Maria ist. Sie hieß anfangs Maria Pestunowa und ist zwei Jahre jünger als wir. Jemand hat ihr später erzählt, dass sie die Tochter einer ukrainischen Zwangsarbeiterin ist, die kaum zehn Wochen nach ihrer Geburt bei einem Bombenangriff in Leipzig ums Leben kam. Einen Vater hat es nicht gegeben, zumindest konnte sie nichts über ihn in Erfahrung bringen. Ein älterer Mann fand sie zwischen den Trümmern und gab sie beim Leipziger Jugendamt ab. Von dort wurde sie in ein Dresdner Waisenhaus gesteckt.“ (Auszug aus: Ines, Geipel. „Tochter des Diktators.“ Klett-Cotta, 2017. iBooks.)

Ines Geipel lässt Anni zum Ende des Buches hin, in Bezug auf Beates Leben, viel recherchieren. Sie spürt Nachbarn und Bekannte von Beate in Berlin nach, sie spricht mit vielen Zeitgenossen von Ivano in Cigoli. So sagt Anni an einigen Stellen im Buch: "so könnte es gewesen sein", wenn sie Beas Gespräche mit den Adoptiveltern Ulbricht nacherzählen möchte …Die Ulbrichts werden als machtliebende und mächtige Eltern beschrieben. Sie erscheinen nur als "Eltern" auf. Warum sie Beate letztendlich wirklich adoptiert haben bleibt unklar. Zu banal wäre es zu behaupten, sie wollten ein Vorzeigekind. Oder doch! Liebe und Zuneigung hat Beate von den Ulbrichts niemals bekommen. Umso mehr verwundert die tiefe Abneigung und Abweisung Ivanos. Letztendlich war Bea ihren Adoptiveltern völlig gleichgültig, Walter Ulbricht bedachte sie nicht einmal im Testament. Lotte Ulbricht nahm ihr die Kinder weg und setzte sie unter ihre Vormundschaft, erbden durfte aber keiner. Und immer wieder fragte ich mich beim Lesen, warum all die Mühe? Schlichter Machtwahn!?

Ines Geipel hat die Archive in Cigoli, Moskau und Berlin aufgesucht und die STASI Unterlagen über Beate Matteoli eingesehen. Sie hat Gespräche in Cigoli und Berlin geführt – Beate Matteoli wohnte zum Schluss in Berlin-Pankow - und hat auf eine sehr gute, sehr nahegehende Art und Weise die tragische Lebens- und Liebesgeschichte von Bea und Ivano nachgezeichnet. Aber es bleiben viele Fragen offen!

Mein Eindruck: Kein einfach zu lesendes Buch. Am Anfang sind die Zeitsprünge, die zeitlich versetzte Handlungsentwicklung, etwas unübersichtlich. Das ist aber umso lesenswerter, je mehr die beiden Protagonisten in den Mittelpunkt der Handlung rücken, je mehr die Ulbrichts in die literarische Betrachtung geraten. Nicht immer muss und kann man die Meinung der Autorin teilen – war die DDR wirklich ein Gefängnis, ist Walter Ulbricht ein Diktator gewesen? ...Besonders beeindruckt hat mich diese Kombination aus Fakten und Fiktion, aus Chronik und Literatur, die Ines Geipel hier wunderbar zusamenbringt. Die Auseinandersetzung mit dem Buch ist ein wichtiger Aspekt - mit diesem Buch kann man sich lange auseinandersetzen, immer wieder nachlesen und es fallen Formulierungen auf, die beim ersten Lesen überlesen wurden.
Auf jeden Fall ein hochinteressantes Buch, welches gerne auch über meinen Buch-Shop käuflich zu erwerben ist!

Ines Geipel, Tochter des Diktators
Roman
Klett-Cotta Verlag
ISBN 978-3-608-98311-1
ca. 198 Seiten, gebunden
€ 20,00

Cover des Buches Lichter als der Tag (ISBN: 9783895614088)

Bewertung zu "Lichter als der Tag" von Mirko Bonné

Lichter als der Tag
FrauGoldmann_Buechervor 7 Jahren
Cover des Buches Die Hauptstadt (ISBN: 9783518427583)

Bewertung zu "Die Hauptstadt" von Robert Menasse

Die Hauptstadt
FrauGoldmann_Buechervor 7 Jahren
Cover des Buches Nach Onkalo (ISBN: 9783827013149)

Bewertung zu "Nach Onkalo" von Kerstin Preiwuß

Nach Onkalo
FrauGoldmann_Buechervor 7 Jahren
Kurzmeinung: Langweilig und voller Klischees. Sehr schade, denn sprachlich ist das Buch sehr gut gelungen!
Cover des Buches Keinland (ISBN: 9783835330672)

Bewertung zu "Keinland" von Jana Hensel

Keinland
FrauGoldmann_Buechervor 7 Jahren
Kurzmeinung: Zu viel Meinland, Keinland, zu viele sprachgewandte Wiederholungen. Mein Buch ist es nicht.
Cover des Buches Die Mississippi-Bande - Wie wir mit drei Dollar reich wurden (ISBN: 9783522184557)

Bewertung zu "Die Mississippi-Bande - Wie wir mit drei Dollar reich wurden" von Davide Morosinotto

Die Mississippi-Bande - Wie wir mit drei Dollar reich wurden
FrauGoldmann_Buechervor 7 Jahren
Kurzmeinung: Ein Buch für alle großen und kleinen Leser von Abentuergeschichten. Vier Freunde, vier Abentuerer auf der Reise ihres Lebens. Wunderbar!
Eine Abenteuergeschichte - nicht nur für Jungs

Kinderbücher sind eigentlich nicht mein Fachgebiet. Ich lese zwar ab und an gerne mal ein Kinderbuch, aber hauptsächlich beschäftige ich mich mit Literatur „Erwachsenenliteratur“. Doch dieses Buch über das ich heute schreibe, hat mich in seinen Bann gezogen. Seit meiner eigenen Kindheit – und das ist seehr lange her- habe ich nicht so eine mitreißende, spannende, berührende Abenteuergeschichte gelesen.

Was für eine Abenteuergeschichte: Anfang des 19 Jahrhunderts im Südstaat Louisiana steht am Ufer des Bayous: „eines Flussarms inmitten des riesigen Sumpfes“, die Hütte der vier Freunde, die sich dort heimlich treffen. Hierher zieht es Te Trois, Eddie, die Grille, Joju und ihren kleinen Bruder Tit. Die vier sind eine unternehmungslustige kleine "Bande", die raucht, angelt, schnitzt, und sich vor allem für kurze Zeit dem schroffen Umgang Zuhause und der vielen Arbeit dort entzieht. Der Bayou ist ihr Revier für Abenteuer und das Versteck vor Erwachsenen. „Allein schon ihn zu erreichen war ein richtiges Abenteuer. (Außerdem kannten wir natürlich die Stellen im Sumpf, an denen man nicht einsank).“ (Zitat: S 10. Die Mississippi-Bande) Neben der selbst gebauten Holzhütte, zählt auch ein selbst geschnitzter Einbaum zum Eigentum der kleinen Kinderbande.
Eines Tages fischen sie eine alte Büchse aus dem Fluss heraus, die einen wahren Schatz in sich trägt: ganze drei Dollar! Ein richtiges Vermögen! Aber, wie soll das Geld auf vier Kinder gerecht aufgeteilt und der Besitz von so viel Geld erklärt werden? Was zu tun ist, ist bald geklärt: Das bekannteste Versandhaus des Landes, Walker & Dawn, hat das richtige Angebot für die Kinder: einen Polizei-Revolver. Die drei Doller reichen für das Vorhaben aus, der Plan wird perfekt ausgeführt. Als dann eines Tages das sehnlichst erwartete Päckchen ankommt, nimmt das wunderbare Abenteuer seinen Lauf: Statt der Pistole, kommt eine kaputte Uhr an. Damit ist der Ärger noch nicht komplett. Die Eltern erfahren fast alles. Prügel, Hausarrest, Strafarbeiten sind ihre Strafe für so viel Ungehorsam. Doch das Schicksal meint es gut mit den vier Rabauken. Tatsächlich erfahren sie sehr bald, dass die Uhr gar keine schlechte falsche Lieferung gewesen ist. Das Versandhaus will sie zurück und schickt seine Handelsvertreter ins Land, um die Familie zu finden, die die Uhr erhalten hat. Jedoch wird jetzt der Schlamassel der Freunde noch größer. Denn von der Pistole wissen die Eltern nichts und das muss auch so bleiben. Also reißen die vier aus, fangen den bereits angereisten Vertreter ab und verabreden sich um Mitternacht – so wie es sich für solche Geschäfte gehört – im Bayou, um die Übergabe des Finderlohns und der Uhr vorzunehmen. Was sich dort um Mitternacht ereignet, verrate ich hier nicht, aber es ist der Beginn einer abenteuerlichen Reise, die das Leben der jungen Helden für Immer verändern wird. Wie es sich herausstellt, beträgt der Finderlohn 4000 Dollar und wird nur an denjenigen ausgezahlt, der die Uhr im Versandhaus Walker & Dawn in Chicago, persönlich an Mr. Walker überreicht. Diesen Finderlohn lassen sich die vier nicht mehr nehmen. In ihrem Einbaum paddeln sie auf dem Mississippi bis nach New Orleans von dort aus auf dem Schaufelraddampfer nach Saint-Louis wo sie den Zug nach Chicago nehmen müssen ...

Was ist so Besonderes an dem Buch? – Ich persönlich bin von der spannenden Erzählweise und dem Aufbau der Handlung fasziniert. Ein Abenteuer führt zum nächsten, allerdings sind die Wendungen keine actionreichen Ereignisse, sondern folgen einer schlüssigen Reihe von Geschehnissen. So haben nun mal Lügen kurze Beine und wer lügt, muss zuweilen noch mehr lügen. Diese Erfahrung machen die vier leider immer wieder. Ohne sie zu verurteilen, beschreibt der Autor wie die kleine Bande lernt zwischen Gut und Böse zu entscheiden, neue Fehler macht, Vertrauen und Verbündete sucht und auch findet. Dabei weiß der Leser aber nie, ob es ihnen auch wirklich gelingen wird, Menschen zu finden, die sie verstehen und ihnen helfen werden. Die Handlung wirkt nie konstruiert, aufgesetzt oder vorhersehbar. Das genau ist das besondere an dem Abenteuerroman. Die Neugierde des Lesers - zumindest meine - am Fortgang der Handlung, ebbt nie ab. Mal ist es die berührende Erzählweise über das Elternhaus, mal sind es die Begebenheiten in Amerika zu Anfang des 19 Jahrhunderts, die in die Handlung einfließen und so einen überaus interessanten historischen Kinderroman mit sachkundigen Themen entstehen lassen. Mich haben die Beschreibungen rund um den Mississippi, die Maschinerie des einzigartigen Fluss-Dampfers sehr beeindruckt. Kleine interessante Errungenschaften, zum Beispiel die Entwicklung der ersten Schließfächer oder moderner Lagerlogistik, schließen so manche Wissenslücke - auch bei Erwachsenen!

Darüber hinaus lese ich etwas heraus, was in den Kinderbüchern gar nicht mehr so thematisiert wird. Und an dieser Stelle sehe ich die Verbindung zu den Kinderbuch-Klassikern von Mark Twain oder Charles Dickens. Es ist die Kindheit, die gar keine ist. Dies hat der Autor sehr gut aufgezeichnet und dargestellt. Das vermeintlich unbeschwerte Spiel am Flussufer, fischen, angeln, ... keine Verantwortung haben. Nein, diese ungetrübte, leichte "Freizeitgestaltung" ist den vier Freunden alles andere als vergönnt. Ihre Kindheit besteht aus harter Arbeit, Armut, aus Schlägen, Hunger und zuweilen Rassismus.

Den Aufbau habe ich auch kurz erwähnt: Der Abenteuerroman besteht aus vier Teilen – so viele Mitglieder zählt auch die Bande. Jeder Teil wird aus der Perspektive eines der Kinder erzählt, auch aus seinem Lebensbereich heraus. In Rückblenden erzählt jeder auch über seine Familie. Jedes der vier jungen Helden hat ein schweres, ein von Armut und Schroffheit gezeichnetes Leben. Sie leben zumeist mit nur einem Elternteil und vielen Geschwistern zusammen, das Essen ist knapp, die Kleidung ist abgetragen und fransig, kaum einer kann lesen und die Schule regelmäßig besuchen. Das Sumpfland ist nur schwer zu bearbeiten, das Geld ist mehr als knapp und jede arbeitende Hand trägt zum Überleben bei. Unter diesen Umständen ist die Verbindung der vier Kinder untereinander sehr familiär. Sie stehen für einander ein und geben sich ein wenig Aufmerksamkeit und Anerkennung. Jeder von Ihnen hat seine Schwächen und Stärken. So ist Te Trois der Abenteurer, voller Unternehmungsgeist und Tatendrang. Er steht seinen Freunden treu zur Seite, verteidigt sie und ist insbesondere für Joju und ihren Bruder Tit eine große Stütze. Er ist ein schneller Läufer, ein Kundschafter, ein flinker Handwerker. Seine vielseitige Begabung bringt die Bande auf ihrer Reise immer gut voran.
Da ist Eddi, eher zurückhaltend, immer voller Sorgen, genau 112 Sorgen stehen auf seiner Sorgen-Liste zum Zeitpunkt des Aufbruchs in das Abenteuer. Eddi ist auch etwas arbeitsscheu, aber dafür ein richtig guter Schamane. Er "spricht" mit den Tieren und erkennt als geduldiger, ruhiger Beobachter die Naturereignisse noch bevor sie geschehen. Der Indianer Joe ist sein Lehrer und bringt ihm bei, was es heißt ein Medizinmann und Schamane im Einklang mit der Natur zu sein. Eddi ist ein wenig der Außenseiter: Er kommt aus einigermaßen geregelten Familienverhältnissen und kann als einziger richtig gut lesen. Als einziges Mädchen der Bande ist Joju, eine kleine rothaarige Südstaatenschönheit, mit von der Partie. Sie weiß sich durchzusetzen und erstaunt die kleine Truppe, aber auch den Leser, immer wieder mit weiser und guter Menschenkenntnis. Auf Jojus Urteil ist immer Verlass. Ja, sie kennt die Menschen, kann sie gut und schnell einschätzen und ist aber auch sehr verschlossen. Sie lässt nichts an sich heran, ihre Gefühle kennt keiner, und sie ist wie Te Trois, eine hervorragende fleißige Handwerkerin. Doch an erster Stelle ist sie die Schwester von Tit. Tit - von Pétit, der Kleine - ist das jüngste Mitglied der Mississippi-Bande und mitdabei ist er nur, weil ihn Joju nicht aus den Augen lässt. Tit und Joju können kaum unterschiedlicher aussehen. Tit ist "schwarz" und Joju "weiß". Die Geschwister werden deshalb gemieden und der Kontakt mit Joju und Tit ist allen Kindern im Dorf verboten. Tit spricht so gut wie nicht aber dafür liebt er Zahlen. Als die kaputte Uhr statt des Polizei-Revolvers ankommt, kann Tit sich nicht mehr von dem tickenden Chronometer trennen. Immer wieder zieht er die Uhr auf, die klickt und klackt und natürlich weiß er genau bei welchen Zahlen das Ticken und Klacken einsetzen. Als Kinder einer armen Witwe, die, wegen ihres schlechten Lebenswandels, an den Rand der Stadt vertrieben wurde, haben es Joju und Tit nicht leicht . Nur Te Trois und Eddi geben ihnen Halt und Rückhalt. Auf der Reise ist es für Tit sehr gefährlich: Mal bekommt er keine Limonade, weil er ein „Neger“ ist, mal muss er auf dem Dampfer als „Diener“ der weißen Kinder getarnt reisen, und in Chicago wird er von der Schwester getrennt. Doch ist es gerade Tit und seiner Liebe für Zahlen zu verdanken, dass am Ende jene Zahlenkombination aufgelöst wird, die zum Schatz führt. Nicht umsonst heißt es im Untertitel des Buches: Wie wir mit drei Dollar reich wurden.


Das absolute Highlight sind die vielen ganzseitigen, schwarz-weißen Zeichnungen, die die Geschichte vollends ergänzen und vervollständigen. Am Ende eines jeden Abschnitts finden kleine und große Leser eine Landkarte, oder eine Produktbeschreibung, Informationen und Einzelheiten zu den Gegenständen und Ereignissen rund um die Handlung. So ist in den kleinen Infokästschen nachzulesen, warum Glücksspieler auf dem Mississippi-Dampfer ungestört und ungestraft Karten spielen durften. Die Zeitungsausschnitte erklären den großen Wert, den die kaputte Uhr haben soll sowie die Bedeutung und Rolle der ermorderten Miss Dawn, die das Versandhaus selbst aufgebauct hat. Ja, die Mississippi-Bande ist eigentlich von Anfang dieser mysterösen Mordgeschichte auf der Spur!

So, und nun wünsche ich allen interessierten Lesern viel Spaß und Freude an dem Buch, lest es langsam, genießt es oder lasst es euch einfach schön vorlesen.

Cover des Buches Ein Festtag (ISBN: 9783423281102)

Bewertung zu "Ein Festtag" von Graham Swift

Ein Festtag
FrauGoldmann_Buechervor 7 Jahren
Cover des Buches Eine Insel für uns allein (ISBN: 9783423431231)

Bewertung zu "Eine Insel für uns allein" von Sally Nicholls

Eine Insel für uns allein
FrauGoldmann_Buechervor 7 Jahren
Kurzmeinung: Bezaubernd, rührend, spannend - ein richtiges Ferienbuch!
Cover des Buches Später hat längst begonnen (ISBN: 9783104038209)

Bewertung zu "Später hat längst begonnen" von Steffi von Wolff

Später hat längst begonnen
FrauGoldmann_Buechervor 7 Jahren
Kurzmeinung: Ein unterhaltsames schlaues Buch über Krankheit, Tod und das Leben.
Cover des Buches Die Liebe unter Aliens (ISBN: 9783630873190)

Bewertung zu "Die Liebe unter Aliens" von Terézia Mora

Die Liebe unter Aliens
FrauGoldmann_Buechervor 7 Jahren
Kurzmeinung: Diese Erzählungen haben mich aufgewühlt. So treffend und genau beschreibt T.M. das Leben im Hier und Jetzt.

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Biografien, Sachbücher, Literatur, Unterhaltung

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