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Funkpeter

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Cover des Buches Hausfrau (ISBN: 9783404174966)

Bewertung zu "Hausfrau" von Jill Alexander Essbaum

Hausfrau
Funkpetervor 7 Jahren
Kurzmeinung: Eine Geschichte, die noch lange nachwirkt ...
Die tragische Geschichte einer Ehefrau

Die Geschichte der Anna und ihrer Familie, ihre Sorgen und Nöte und ihr Leben – oder besser gesagt ihr Leiden im Speziellen –, all das hätte die amerikanische Autorin Jill Alexander Essbaum nicht besser beschreiben können: Das Buch und alles, was Essbaum in die über 300 Seiten voller Spannung, Erotik, Erfahrungen, Höhen und Tiefen dieser Mittdreißigerin in die Schweiz zugereisten Amerikanerin gepresst hat, spricht sicherlich so manchen Lesenden direkt, oft unvermittelt und nachhaltig an. Und gerade das macht dieses literarische Werk so faszinierend, ja einmalig. Es macht betroffen, lässt mitfühlen, und die Leserin oder den Leser bisweilen auch zu intensiv an dieser Geschichte teilhaben. Wer glaubt, es möge sich noch alles zum Guten wenden für Anna, für Ihre Familie überhaupt, der wird enttäuscht. An ein Happy End ist gar nicht zu denken, je weiter die Geschichte fortschreitet. Es kommt eben anders und ist vorhersehbar, dass etwas zwangsläufig eskalieren wird. Die „Bösen“ werden bezahlen – notfalls mit ihrem Leben oder ihrer Freiheit; die Anständigen gefeiert. Und Bruno, der Ehemann von Anna, ist der Anständige, der alles richtig macht und in seiner Naivität mehr oder weniger in sich gefangen ist und glaubt, ein guter Ehemann für Anna zu sein. Obwohl Anna noch nicht mal über ein eigenes Bankkonto verfügt. Zu den „Anständigen“ gehören alle anderen, die sich  letztlich vergeblich um das Wohl von Anna gekümmert haben. Ob sie es ernsthaft meinten oder nicht, sei dahingestellt. Einige von ihnen hätten sich nichts sehnlicher gewünscht, als mit Anna eine Affäre zu haben, auch wenn sie wussten, dass sie verheiratet war…

Die tragische Geschichte von Anna und ihrer Familie bedient dann doch einige Klischees, ist normentreu und macht mehrfach deutlich, wie Frau und Mann funktionieren oder zu funktionieren haben. Frauen haben nicht fremd zu gehen, sie haben sich um ihre Familie zu kümmern und „anständig“ zu sein, sie haben die Aufgaben zu erfüllen, die ihnen übertragen worden sind und ihre eigenen Emotionen, Bedürfnisse und Nöte hinten an zu stellen. Schließlich gilt es zu funktionieren und dem Ernährer allzeit zur Verfügung zu stehen. Das Aktionsfeld der Frau ist klar umrissen, man(n) zeigt ihr deutliche Grenzen, die sie tunlichst nicht überschreiten sollte, wie die Geschichte über Anna uns lehrt. Haben es da die Männer nicht etwas einfacher? Gilt es nicht als männertypisch, hier und da mal fremd zu gehen, der Ehefrau alle Illusionen zu nehmen – natürlich unausgesprochen, dass sie im Verbund der Ehe nicht allein existiert, ganz der Tradition verpflichtet? Freudenhäuser sind für Männer da. Frauen sind die Dienstleisterinnen und nicht umgekehrt. Das hat Tradition. Die Rollenverteilung ist klar.

Und Jill Alexander Essbaum hat mit diesem Roman genau diese Klischees bedient, hat sich brav an diese Konventionen gehalten und letztlich die sonst so liebe und um Zärtlichkeiten, Nähe, Wärme, Zuneigung und Geborgenheit buhlende Anna alternativlos und in höchster Verzweiflung zwischen die Schienen gestellt und ihrem Schicksal und somit ihr Leben einem im Tunnel herannahenden Zug überlassen. Da konnten auch keine regelmäßigen belehrenden Gespräche mit einer Therapeutin helfen.

So einfach ist es, ein Problem schreiberisch zu lösen, wenn jemand sich außerhalb der Normen bewegt, auch wenn er unendlich verzweifelt ist und auf Hilfe angewiesen ist ….

Eine schriftstellerische Meisterleistung hat Jill Alexander Essbaum da abgeliefert, eine verdammt gute Geschichte, die letztlich für jeden von uns etwas zu bieten hat – ob dem Lesenden es passt oder nicht!

Ein Buch, das man vielleicht nicht lesen sollte? Aber das unbedingt zu empfehlen ist!

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