Die Liebesgeschichte eines älteren Paares in sich ergänzenden und berührenden Texten. Eine differenzierte und subtile Darstellung, wie zwei Menschen jenseits von Alter und Zeit zusammenfinden.
Gabrielle_Alioth
- Mitglied seit 24.08.2012
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Gabrielle_Alioths Bücher
Zur BibliothekRezensionen und Bewertungen
Gedichte um einen Hund? Dass Vierbeiner sicher besser als Projektionsfläche eignen, inniger und einfacher geliebt werden können als Mitmenschen, hat sich im Zeitalter der Handtaschenhunde auch ausserhalb von Psychologenkreisen herumgesprochen; es ändert aber nichts an der Wärme, die von einem Hundeblick ausgeht. In feinen kleinen, oft wehmütigen und manchmal von einem Hauch (Selbst)Ironie umwehten Gedichten beschreibt Utz Rachowski sein Leben mit Miss Suki, einem Cavalier Prince Charles Spaniel. Allein, diese Sammlung wird nicht nur Hundeliebhaber bezaubern, denn in der Hundeliebe spiegeln sich die Höhne und Tiefen jeder Liebe, und wie jede grosse Liebesgeschichte endet auch diese tragisch: mit der Trennung von der Geliebten. Dass – so der Untertitel – Amerika nicht weit ist, bleibt ein geringer Trost.
Bewertung zu "Der Seidenlaubenvogel" von Jona Ostfeld
Hermann W.s Leidenschaft gilt den Vögeln. Er ist ein Herr "Schüch" voll ornithologischem Wissen, das ihm in seinem episodenhaft erzählten Leben immer wieder von Nutzen ist und ihm zum Schluss gar in die Arme einer Frau führt. Ein auf nachdenkliche und durchaus tiefsinnige Weise heiteres und erheiterndes Buch, unprätenziös und liebevoll erzählt und mit schrägen Vögeln illustriert.
"Could any book be better? Did it even need to be as tremendous as this?", fragt Sebastian Barry auf dem Umschlag der irischen Ausgabe. Vielleicht hätte John Banvilles Roman tatsächlich nicht so gut sein müssen, aber er ist es. Die Figuren scheinen mit jenen früherer Romane verwandt, oder Reinkarnationen der immer gleichen, und der Erzähler wendet sich mit unverblümter Vertraulichkeit an den Leser. Wir sind unter uns und schon nach wenigen Zeilen im Sog der Geschichte, die uns wie unsere eigene Vergangenheit betrifft. Und dass Banvilles Wortwahl diesmal nicht ganz so apokryph ist, tut der Konzentration beim Lesen keinen Abbruch.
Mit beeindruckender Zielstrebigkeit geht Renate Ahrens in diesem Roman zentrale Fragen des menschlichen Daseins an: Liebe, Vertrauen, die Möglichkeit zu Vergessen, die Notwendigkeit zu Erinnern – und sie tut dies auf die ihr eigene präzise und unprätentiöse Weise. Vor einem (fast) alltäglichen Hintergrund, einer privaten Geschichte, behandelt sie die aufgeworfenen Fragen in ihrer ganzen emotionellen und moralischen Komplexität. Mit großem Feingefühl und absoluter Stilsicherheit beleuchtet sie die widersprüchlichen Positionen ihrer Figuren und macht diese nachvollziehbar. Sie urteilt nicht, gibt keine einfachen Antworten, sondern lädt ein zu verstehen. Der Roman zeigt die Bedingtheiten, in denen wir unser Leben leben (müssen), eindrücklich und unmissverständlich und ist damit auch ein Aufruf zur Toleranz. Eine Roman, der nicht nur von seinen Einsichten und seiner Anteilnahme lebt, sondern vor allem vom Mut der Verfasserin, von dem die Leserinnen und Leser profitieren.
Bewertung zu "Bäume fliehen nicht" von Verena Stössinger
Eine Mann auf der Suche nach einem Stück seiner Vergangenheit, begleitet von der Frau, die seine Gegenwart teilt. Dies ist keine gewöhnliche „Rückkehrer-Geschichte“, sondern eine subtile emotionellen Recherche. Was macht unsere Erinnerung aus, wie formt sie uns und wie formen wir sie? Mit verhaltener Zärtlichkeit beschreibt Verena Stössinger eine Reise ins Land einer verlorenen Kindheit, folgt dem ungleichen, aber sich gegenseitig tief ergebenen Paar auf seiner Suche, die mit jeder Antwort neue Fragen aufwirft.
Ein sehr interessantes, zuverlässig recherchiertes und auch unterhaltsames Buch, das einen wenig besprochenen aber wichtigen Aspekt der Genese der Renaissance behandelt. Ein grosses Lesevergnügen und im Gegensatz zur englischen Fassung sind die Anmerkungen auch im Text vermerkt, so dass der Leser sich problemlos einen Eindruck über die relevanten Quellen verschaffen kann. Das einzig leicht ärgerliche ist, dass die deutsche Ausgabe sprachlich und stilistisch oft etwas zufällig um nicht zu sagen nachlässig erscheint, als habe man das Buch allzu rasch auf den Markt werfen wollen.
Über mich
- 21.04.1955
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