Bewertung zu "Göttinnendämmerung: Fantasysatire auf... '...na-wie-heißt-denn-der-noch-mal...'" von Ghila Pan
GhilaPanvor 3 JahrenWIEDER ZURÜCK in einer fantastischen Welt!
WIEDER ZURÜCK in einer fantastischen Welt!
Seite 1295: "So, who would you define a Londoner, then?" "It is someone , who lives there. And a stranger is someone , who lives outside, Anglo-Saxon or not. Black, white, Asian, they' re all Londoners..." Hm, warum kann es nicht so einfach sein?
Heute, nach eineinhalb Stunden Lesen ohne Aufschauen, habe ich endlich diesen Wälzer beendet. Faszinierend, wie es Edward Rutherford gelingt, einen gewaltigen Bogen über zweitausend Jahre zu spannen und einen Ort erzählen zu lassen. Lebendig wie die Stammbäume seiner Protagonisten, atmet eine Metropole zwischen zwei Buchdeckel, die Generationen treiben aus wie frisches Grün, verwelken, werden übereinander geschichtet wie jährlich herabfallendes Laub, um neuen Humus zu bilden. Um uns zurückschauen zu lassen.
Goldmünzen aus der Zeit der römischen Belagerung werden 1700 Jahre und 100 Buchseiten später wieder entdeckt. Man erinnert sich. Eine weiße Haarsträhne in dunklem Haar oder Finger, zwischen denen sich Schwimmhäute spannen erscheinen in jeder Zeit, der Zeit der Kelten, der Römer, scheinen über das Globe theater, hinein in victorianischen Clubs, in Untergrundbahnen, begleitet vom Fließen der Themse. Alles vergeht, alles bleibt gleich, alles verändert sich und ist doch das eine.
Ein 'must read' für alle, die London lieben.
Lange habe ich überlegt, welches Buch nun seine Zeit für eine Rezension bekäme. Die meisten Bücher in meinem Regal verhielten sich ruhig - aber eines, das rief mich. Als ich Juri Rytcheus Buch nach etlichen Jahren wieder in Händen hielt, wusste ich wieder, warum es mich gerufen hat.
Unterhaltung alleine war mir immer schon zu wenig, wenn es um meine Begeisterung für gute Bücher ging. Ein Buch musste singen können, in seinem Rhythmus und seiner ureigenen Melodie. Es musste etwas in mir zum Schwingen bringen und mich als Teil dieser großen wunderbaren Welt beflügeln an eine tiefe Heilung derselben zu glauben.
'Wenn die Wale fortziehen' kann singen.
Nau ist die Mutter des Menschengeschlechts. Aus Liebe zu ihr wird Reu, der Wal, zum Menschen und zeugt mit ihr Waljunge und Menschenkinder. Dies ist die Schöpfungslegende der Tschuktschen, die im Nordosten Sibiriens leben. Es ist kleines in seiner Existenz bedrohtes Volk, das bereits in seinem Schöpfungsmythos auf die Einheit von Natur und Mensch verweist. Juri Rytcheu, geboren 1930 in Uelen, bleibt diesem Denken treu. Seine tiefe Verbundenheit mit allem Lebendigen, egal ob Mensch oder Tier, spiegelt sich auch in seinem Werk wider. Kein Wunder, dass es mich gerufen hat, zu einer Zeit, wo durch die Ausbeutung der Natur das Leben auf unserem Planeten für Mensch und Tier immer bedrohlicher wird. Die Originalausgabe erschien 1975, aber die Thematik ist aktueller denn je.
Mein einziger Kritikpunkt an dem Werk - es werden zu viele überflüssige Adjektive verwendet, aber das mag auch an der Übersetzung aus dem Russischen liegen.
Ansonsten möchte ich dieses dünne Buch jedem aufs Wärmste empfehlen.