Gittas avatar

Gitta

  • Mitglied seit 22.11.2009
  • 3 Freund*innen
  • 7 Bücher
  • 2 Rezensionen
  • 5 Bewertungen (Ø 3,6)

Rezensionen und Bewertungen

Filtern:
  • 5 Sterne3
  • 4 Sterne0
  • 3 Sterne0
  • 2 Sterne1
  • 1 Stern1
Sortieren:
Cover des Buches Irgendwas mit Liebe (ISBN: 9783426216446)

Bewertung zu "Irgendwas mit Liebe" von Jana Herbst

Irgendwas mit Liebe
Gittavor 6 Jahren
Kurzmeinung: Eine junge Autorin auf dem Weg nach oben, von Buch zu Buch wird besser.
Eine Autorin, die mit Buchstaben bilder malen kann.


Luisa ist eine junge, karrierebewusste Anwältin, deren Fachgebiet Wirtschaftskriminalität und Strafverteidigung ist. Sie arbeitet in einer sehr renommierten Kanzlei und kann sich berechtigterweise Hoffnung auf eine Partnerschaft machen. Darauf arbeitet sie nahezu rund um die Uhr hin, hat kein Privatleben und keinen Partner.
Ein Überfall greift in dieses wohl strukturierte Leben ein und bedroht ihre Coolness, da sich in ihrem Innern das Gefühl von Angst breit macht, das sie häufig vor Gericht bei überfallenen Frauen erlebt hat, wenn diese im Zeugenstand über das Erlebte erzählen müssen. Luisa war sich ihrer Hilflosigkeit bewusst, vor allem, dass sie dem busengrapschenden Verbrecher keine Gegenwehr entgegenbringen konnte. Das sollte sich ändern.
Auf ihre Bitte hin sucht ihre Sekretärin für sie einen Trainer, der ihr Selbstverteidigung beibringen soll. Allein der Name des Lehrers birgt für Qualität und „Arschtreter“ Ilja Rick kam ins Spiel. Die erste Begegnung verläuft für Luisa schmerzhaft und da sie ihre wahren Gründe für das Training bis zum Ende der Stunde verschweigt, erfährt Iljas erst sehr spät von den wahren Beweggründen seiner Schülerin, deren Beruf als Strafverteidigerin, er als ehemaliger Polizist, absolut nicht leiden kann. Kein guter Start.
Iljas Rick ist ein ehemaliger Polizist, der seinen Dienst quittiert hat und dann durch Zufall das wird, was man einen „Youtuber“ nennt. Er dreht Filme, die zeigen, wie man sich selbst verteidigen kann. Sein Schicksal, sein Leidensweg bleibt bis fast zum Ende nebulös, aber wer als Leser/Leserin sich selbst aus Angst vor weiteren Schicksalsschlägen das Lachen und das Glück schon mal verboten hat, der wird sich sehr schnell in den Andeutungen wiederfinden, die von der Autorin eingebaut worden sind.
Dann erhält Luisa ein Kuvert, das ihr klar macht, dass sie von nun an gestalkt werden würde: „Ich weiß, wo du wohnst“. Nun ist Ilja ihr Schutz, der von Amelie, Luisas Sekretärin, hinter deren Rücken unterstützt wird. Von nun an entwickeln sich die beiden Charaktere von Luisa und Ilja aneinander und miteinander und sind trotzdem meilenweit voneinander entfernt, weil der letzte Tic Ehrlichkeit, der letzte Tic mentale Nähe fehlt, der es bedarf, um eine Beziehung führen zu können. Das kann man kaum besser beschreiben, als die Autorin es beschrieben hat.
Ein Prozess, dessen Ende gleichzeitig das Ende des Stakens herbei führen sollte, eine Nacht in einer Kommune, die Offenbarung für alle war, eine Kündigung und eine neue, junge, so niemals erwartete Liebe, bringen die Handlung schlagartig voran. Birte – im Roman allgegenwärtig – unglaublich gut skizziert und doch ohne jede Bedeutung für die Handlung – oder doch nicht? Birte muss man lieben.
Wenn Farben Bildern Leben geben, wenn Pinselstriche ihnen Tiefe verleihen, dann malt die Autorin im übertragenen Sinn mit ihren Worten Bilder, schafft mit ihren bleistifftspitzen Formulierungen Tiefe. Kopfkino in höchster Vollendung. Besser kann man die Art der Autorin Jana Herbst zu schreiben, nicht beschreiben, mit Worten zu spielen, Vergleiche einzusetzen, mit Formulierungen Gefühlen Tiefe zu geben, die kaum ein Maler so malen kann.
Wer sich auf die Autorin Jana Herbst einlässt, wird sich in einem Meer verbaler Vergleiche wiederfinden. Jeder Vergleich, den sie den Lesern gibt, malt ein Bild und dort, wo es um Gefühle geht, wo es um Liebe geht, schafft sie Tiefe. Jeder ihrer Schauplätze hat sie recherchiert, die Orte aufgesucht, die sie beschrieben hat, Juristen regelrecht ausgequetscht, um die allerbeste Formulierung für ihren Roman zu finden, und ich bin mir sicher, dass es irgendwo einen Concierge, wie von ihr beschrieben, gibt.
Die Fähigkeit, seine Leser und Leserinnen an die Hand zu nehmen, und in das Werk hineinzuziehen, das ist die große Kunst des Schreibens und ich bin mir sicher, dass sie sich gerade nur warm schreibt und dass sie bald das Literaturwerk schreiben wird, auf das die Welt wartet.

Cover des Buches Der Agent, meine Tochter & Ich (ISBN: 9783426216217)

Bewertung zu "Der Agent, meine Tochter & Ich" von Jana Herbst

Der Agent, meine Tochter & Ich
Gittavor 7 Jahren
Kurzmeinung: Spannend, fesselnd, witzig geschrieben. Super unterhaltend vom ersten Wort bis zum letzten Punkt.
Die Wandlung der Sarah W.

Ich danke dem Verlag @feelings.ebook von ganzem Herzen für die Möglichkeit, dass ich diesen Roman vorab lesen konnte.

Sarah Wagner ist genauso, wie man sich eine Kuratorin eines Museums vorstellen mag: konservative Kleidung, konservatives Brillengestell, Ballerinas, um möglichst leise über den Fußboden im Museum huschen zu können, schlicht unauffällig zu sein. Es ist keineswegs so, dass Sarah Wagner, die Protagonistin in Jana Herbsts Roman „Der Agent, meine Tochter und ich“, daran etwas ändern möchte. Ihr Leben ist, als alleinerziehende Mutter ihrer hochintelligenten Tochter Lilly, mit ihrem Job mehr aus ausgefüllt. Einen Mann würde sie als störend empfinden, zumal sie ihrer Tochter keine wechselnden Männerbekanntschaften zumuten möchte. Also alles gut im Leben der Kuratorin und Mutter. Das Leben einer erwachsenen Frau, die Erfüllung ihrer sexuellen Bedürfnisse, vermisst sie nicht, diese hat sie an dem Tag tief in sich verschlossen, als sie sich für das heranwachsende Leben in ihrem Bauch entschieden hat.

Nicht so ihre Freundinnen, die Sarah zu dem Jahrestag, den Mara, ihre beste Freundin, als solchen erkoren hat. Einfach so, ohne wirklichen feierwürdigen Grund, einfach nur, damit sie miteinander ausgehen. Sarahs Freundinnen haben alle Karriere gemacht, arbeiten in verantwortungsvollen Positionen oder sind ihre eigene Chefin, deren biologische Uhren einen eventuellen Kinderwunsch noch nicht durch lautes Ticken angezeigt haben. Mara organisiert für die Freundin einen Babysitter, ein raffiniertes sexy Outfit und sensationelle High Heels. Leicht angeheitert findet sich Sarah in einem Club wieder.

Hier trifft sie auf Lars, einem Geheimagenten, dessen Organisation so geheim ist, dass niemand von ihr weiß, ungefähr so wie Aerea 51 keinem amerikanischen Präsidenten bekannt ist. Lars, der bald an die Altersgrenze zum dauernden Innendienst erreichen wird, macht sich seine Gedanken wie sein Leben dann aussehen wird. Es ist keineswegs so, dass Lars den Wunsch nach Frau und Kind in sich trägt, er stellt lediglich seine berufliche Situation in Frage: Auftrag – die Lage checken – Fakten sammeln – Killer sein oder nicht, auf jeden Fall aber die Aufgabe erledigen. Niemand weiß wer er ist, unerkannt kommt er und unerkannt verschwindet er wieder. Der Tod ist sein Geschäft. Das lässt ihn ein reales Leben vermissen, weil niemand ihn kennt, niemand weiß wie er im realen Leben wirklich heißt, ob er einen Kumpel hat oder nicht, ober er überhaupt ein privates Leben hat. Gut okay, an sexuellen Begegnungen hat es ihm nicht gemangelt, aber das war eben nicht alles. Er denkt darüber nach, sich jobmäßig umzuorientieren, sesshaft zu werden, gerne auch mit Frau, aber um Himmels Willen kein Kind, und schon keins, das klebrige Hände hat.

Sein Nachbar an der Bar entdeckt Sarah und will sich sogleich an sie heranmachen, ohne zu akzeptieren, dass er nicht Sarahs Typ ist. Lars rettet sie, am Ende der Nacht, kurz vor dem ersten Schein des aufkommenden Morgens, nach einer Nacht voll unglaublichem Sex, wacht sie neben Lars in dessen Wohnung auf. Über ihre Identitäten lügen sie sich gegenseitig an. Sarah verlässt die Wohnung ganz leise und bleibt für Lars vorläufig verschwunden. Er bekommt einen neuen Auftrag, der verhindert, dass er weiter nach ihr suchen kann.

Genau dieser Auftrag ist es, der Lars zu Sarah führt, die es inzwischen nicht geschafft hat, das, was Lars in ihr geweckt hat, zum Schweigen zu bringen, vergessen zu machen, zurück in ihr tiefstes Inneres zu schicken. Lars steht also vor ihrer Tür, da er ein DSL-Kabel im Garten reparieren muss. Einzig Lilly stellt das in Frage, weiß sie, dass DSL-Kabel von der Straße aus in die Häuser verlegt werden, aber davon nimmt Sarah keine Notiz und prompt landen die beiden Erwachsenen, nachdem Lilly tief und fest schläft, erneut im Bett.

Lars gerät in einen Gewissenskonflikt, da Sarah letztendlich irgendwie in den Fall involviert wird, sich geradezu anbietet Lars zu unterstützen, da der Sohn ihrer Nachbarin ebenfalls involviert wird. Der kriminalistische Teil des Romans beginnt ins Rollen zu kommen und nimmt rasant Fahrt auf. Der Abend vor dem eigentlichen, vermuteten Anschlag, lastet auf den drei Menschen schwer, denn es wird gleichzeitig der Tag des Endes der Beziehung sein, da Sarah keinen Mann an ihrer Seite haben möchte, dessen zweiter Vorname Gefahr ist und der diese wie einen Rucksack, der sich nicht in eine Ecke stellen lässt, mit sich herumträgt. Lars kommt immer mehr zu der Erkenntnis, dass er ohne Lilly und Sarah, Sarah und Lilly nicht mehr leben will. Es gibt in dieser Sequenz alles, das ein Krimiherz höher schlagen lässt und dann scheint der Fall gelöst, der dann aber eine überraschende Wende nimmt.

Das ist der zweite veröffentlichte Roman von Jana Herbst und übertrifft ihren schon sehr gelungenen Debutroman um Längen und ich frage mich heute schon, wie der dritte Roman werden wird. Nun liegt die Messlatte endgültig hoch! Ihr Schreibstil ist einfach wunderbar, sie zieht Vergleiche, die sowohl zum Schmunzeln anregen, beschreibt Szenen bei deren Vorstellung, ich in schallendes Gelächter ausgebrochen bin. Schon nach wenigen Minuten war ich mit der Protagonistin unterwegs, war Teil von ihr, habe ihre Welt mit ihren Augen gesehen, konnte mir ihre Gefühle sehr gut vorstellen. Sie ist, ohne es zu wollen aus ihrem Panzer, den sie sich freiwillig für ihr Kind angelegt hat, ausgebrochen, hat ihn mit der unerbetenen Hilfe von Lars gesprengt und ist als wunderschöne, begehrenswerte, junge Frau da herausgekommen. Ein Mann, der in einem gefährlichen Beruf geradezu namenlos Menschen sucht, auffindet, tötet, Anschläge und Straftaten verhindert, wenn es sein muss, selbst das Gesetz bricht, sucht sich selbst, möchte seinen Namen auch nach außen tragen. Durch Sarah und Lilly wird sein Wunsch verstärkt, endlich eine Entscheidung zu treffen.

Der Roman liest sich wunderbar, flüssig geschrieben. Szenenbeschreibungen sind so plastisch, dass vor den Augen des Lesers und der Leserin ein plastisches, ein dreidimensionales Bild entsteht. Ich bin überzeugt davon, dass es genauso aussieht, wie die Autorin das wollte. Wortwahl, Vergleiche, die so treffend, manchmal gegensätzlicher nicht sein könnten manchmal so lustig sind, dass sie wie das Salz in der Suppe wirken. Ich bin begeistert.

Hatte ich im ersten Roman der Autorin ein anfänglich problematisches Verhältnis mit der Protagonistin Anna, nimmt mich Sarah sofort an der Hand und zieht mich mitten ins Geschehen hinein und nimmt mich auf ihrem Weg mit und ich? Ich muss ihr willenlos bis zum letzten Wort folgen. Ich sehe in dem Buch einen absoluten Bestseller und das sage ich nicht, weil die Autorin meine Tochter ist, sondern weil ich überzeugt von diesem Roman bin. Danke nochmals an den Verlag, der mir die Möglichkeit gegeben hat, vorab zu lesen. An meine Tochter: Es war mir eine außerordentliche Ehre, dass Du mich in Deine Lesegruppe aufgenommen hattest. 

 

Cover des Buches Suicide (ISBN: 9783735757036)

Bewertung zu "Suicide" von Stefan Lange

Suicide
Gittavor 9 Jahren
Kurzmeinung: Ich habe es gelesen. Schreibstil und Inhalt sind ohne Emotionen, obwohl es sich um ein sehr emotionales Thema handelt.
Cover des Buches Sorry (ISBN: 9783550087721)

Bewertung zu "Sorry" von Zoran Drvenkar

Sorry
Gittavor 14 Jahren
Cover des Buches Gänseblümchen (ISBN: 9783941404106)

Bewertung zu "Gänseblümchen" von Gitta Becker

Gänseblümchen
Gittavor 14 Jahren

Über mich

Autorin

Lieblingsgenres

Biografien, Krimis und Thriller, Sachbücher, Historische Romane, Jugendbücher

Freund*innen

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks