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Glitzewumme

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Fehlstart (ISBN: 9783446263758)

Bewertung zu "Fehlstart" von Marion Messina

Fehlstart
Glitzewummevor 4 Jahren
Kurzmeinung: Harte Gesellschaftskritik am Paris des 21. Jh. Hoffnung gibt es kaum. Nach der muss man angestrengt suchen, ebenso wie die Protagonistin.
"Voller Zorn, Klarsicht und gnadenloser Ironie"

Aurélie ist neunzehn Jahre alt, ihre Familie ist arm und sie will raus. Sie will mehr vom Leben, hat keine Lust sich damit abzufinden, dass es das jetzt sein soll. Sie beginnt, Jura zu studieren und lernt bei einem Nebenjob Alejandro kennen. Der kommt aus Kolumbien und findet Frankreich furchtbar. Franzosen sind arrogant, verwöhnt und perspektivlos. Trotzdem immer noch besser als dort, wo er her kommt. Nachdem diese scheinbar einseitige Liebe scheitert, will Aurélie nur noch weg und zieht von Grenoble nach Paris. 

Im Klappentext steht, dass Messina mit "unverstellter Härte ins Innerste einer neuen verlorenen Generation" blickt, ein "Roman voller Zorn, Klarsicht und gnadenloser Ironie". Genau das ist es.  Meines Erachtens mehr Sozialstudie als Roman, aber ihre Beschreibungen sind hart, erbarmungslos und treffen ins Schwarze. 

So, wie Messina es schreibt, empfinde ich diese Gesellschaft zuweilen, nicht nur in Frankreich, auch in deutschen Großstädten. Wir behaupten, in einem modernen, hochentwickelten, gleichberechtigenden System zu leben. Uns wird die Möglichkeit vorgegaukelt, alles erreichen zu können, wenn wir uns nur genug anstrengen. Wir bemerken nicht, dass so viele Wege schon zum Zeitpunkt unserer Geburt durch das Milieu, in welches wir geboren werden, versperrt sind. So ein tolerantes, solidarisches und auf Chancengleichheit gepoltes Wunderland sind wir nicht. Und genau dieses Dilemma, die Diskrepanz zwischen Wunsch und Realität, beschreibt die Autorin in einer klaren, zynischen und bissigen Sprache. 

Es wird Menschen geben, die meinen, diese Darstellung sei überzogen. Werden die Trostlosigkeit auf Aurélie schieben und ihr unterstellen, sie sei einfach nicht motiviert genug, zu depressiv, zu introvertiert. Der Roman sei zu düster und das Bild, dass er zeichnet, zu weit weg von der Realität. Genau solche Reaktionen zeigen, wie nah er an der Realität dran ist. Die Verweigerung, es zu sehen, die Verleumdung der eigenen Privilegien, die Schuldzuweisung an die betroffenen Personen und nicht an das krankende System. Genau so empfinde ich die derzeitige Realität im Umgang mit benachteiligten Personen, sei es wegen ihrer Herkunft, Hautfarbe, Religion, sozialem Milieu, Bildungsstatus. 

Von daher bin ich großer Fan dieses Buches und kann es nur empfehlen.

Cover des Buches Sophia, der Tod und ich (ISBN: 9783462047936)

Bewertung zu "Sophia, der Tod und ich" von Thees Uhlmann

Sophia, der Tod und ich
Glitzewummevor 5 Jahren
Cover des Buches Die Liebe im Ernstfall (ISBN: 9783257070538)

Bewertung zu "Die Liebe im Ernstfall" von Daniela Krien

Die Liebe im Ernstfall
Glitzewummevor 5 Jahren
Kurzmeinung: Krien ein wunderbares Stück Literatur gelungen, das eine Zeit in den Fokus nimmt, die nicht leicht in Worte zu fassen ist.
"Durch Zustimmung Gleichklang zu erzeugen fühlte sich richtig an."

Daniela Krien erzählt in „Die Liebe im Ernstfall“ die Geschichten von 5 Frauen, deren Alltag und Beziehungen. Zu jeder Figur gibt es ein eigenes Kapitel, die Handlungsstränge überschneiden sich aber immer wieder. Grundsätzlich geht es um deren Beziehungen, sowohl zu Männern, als auch ihren Kindern, Eltern und Freunden. Liebe, Affären, Kränkungen, Ängste, Glück, Selbstbestimmung, Elternschaft, Eifersucht, Verlust – alles findet Platz auf diesen ca. 280 Seiten. Zu kurz um alles genau auszuschmücken, zu sehr in die Tiefe zu gehen – mir erscheint das aber auch nicht notwendig.

Da es im Klappentext explizit erwähnt wurde, habe ich mich von Anfang bis Ende gefragt, was diese Geschichten mit der Wende zu tun haben. Wieso es so wichtig war, diesen Umstand überhaupt zu erwähnen. Nur in den letzten beiden Geschichten wurde dieses Thema zwar zweitrangig, aber zumindest direkt aufgegriffen.

Der Groschen fiel bei mir tatsächlich erst mit der letzten Geschichte: was wirklich alle gemeinsam haben, ist die fehlende Orientierung. Ich selbst bin kurz vor der Wende und somit genau in diese Orientierungslosigkeit hineingeboren, die die Figuren umtreibt. Mit der Wende wurde alles auf den Kopf gestellt. Keine bis dahin bestehende Ordnung galt mehr. Und genau das ist, was fehlt.

 

Was stattdessen eintritt, ist die Gewissheit, dass nichts verlässlich und nichts stetig ist.

Den Figuren fehlt das Vertrauen und die Idee davon, nach eigenem Willen für sich selbst richtige Entscheidungen treffen zu können. Dadurch entsteht ein Strudel, der die eine in Wankelmütigkeit und die andere in Schockstarre verfallen lässt. Zudem das Gefühl, aushalten zu müssen und selbst nur wenig Einfluss nehmen zu können.

 

Vielleicht ist das der Ernstfall, den der Titel benennt. Denn dass es „lediglich“ um Liebesgeschichten geht, kann ich eigentlich nicht glauben. Dafür ist die Autorin zu klar. Zu bestimmt in ihrer Negativität und Aussichtslosigkeit.

 

Diese Schwere drängt sich beim Lesen auf; ist teilweise kaum erträglich. Ich kann nachvollziehen, dass Leser*innen sich davon nicht angesprochen fühlen, mehr Leichtigkeit haben wollen. Aber genau darum geht es ja. Dass diese Schwere einfach nicht verschwinden will. Dass sie sozusagen mit der Muttermilch aufgenommen wurde und ein stetiges Strampeln erfordert, um sich von ihr zu befreien. Und es gibt mir große Hoffnung, dass die Protagonistinnen es am Ende doch immer wieder versuchen.

 

Wenn es der Autorin wirklich um das geht, was ich darin lese, dann wird von Leser*innen eine ziemlich hohe Transferleistung abverlangt, die vielleicht zu hoch ist wenn man die Nachwendestimmung nicht selbst miterlebt hat.

 

Woran es mir fehlt, ist ein mutigerer Schritt raus aus der Normativität. Und ein bisschen auch aus den Klischees. Die Frauen trauen sich zwar, über die klassische Frau-Mann-Rollenverteilung hinaus zu denken aber der wirkliche Ausbruch bleibt aus. Das ist aber Jammern auf sehr hohem Niveau.

 

Meiner Meinung nach ist Daniela Krien ein wunderbares Stück Literatur gelungen, das eine Zeit und einen Alltag in den Fokus nimmt, die nicht leicht in Worte zu fassen sind. Und das ist ihr meines Erachtens wirklich hervorragend gelungen.

Cover des Buches Der Club (ISBN: 9783036959726)

Bewertung zu "Der Club" von Takis Würger

Der Club
Glitzewummevor 6 Jahren
Kurzmeinung: Respektvoller Umgang mit einem sehr schwierigen Thema. Was ist Wahrheit? Wunderbare Sprache. Empfehlenswert!
Cover des Buches Spieltrieb (ISBN: 9783442733699)

Bewertung zu "Spieltrieb" von Juli Zeh

Spieltrieb
Glitzewummevor 6 Jahren
Cover des Buches Call Me by Your Name Ruf mich bei deinem Namen (ISBN: 9783423086561)

Bewertung zu "Call Me by Your Name Ruf mich bei deinem Namen" von André Aciman

Call Me by Your Name Ruf mich bei deinem Namen
Glitzewummevor 6 Jahren

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