Bewertung zu "Tatort Hafen – Tod an den Landungsbrücken" von Kästner & Kästner
Hafenkommissar Tom Bendixen und seine Kollegen von der Wasserschutzpolizei Hamburg werden zu einem besonderen Einsatz gerufen. Der Barkassenkapitän Dominic Lutteroth wurde auf seinem Ausflugsboot erschlagen. Jonna Jacobi von der Mordkommission soll den Tod des Mannes aufklären, doch auch Tom lässt der Fall nicht los und er unterstützt Jonna und ihr Team wo er kann. Krisen-Psychologin Charlotte Severin, die sich zunächst um die Ehefrau des Toten kümmern soll, wird ebenso hinzugezogen. Wer ermordete den fürsorglichen Ehemann und Vater einer Tochter, über den alle nur Gutes zu berichten haben?
Die Geschichte wird abwechselnd aus den Perspektiven von Tom, Jonna und Charlotte in der dritten Person erzählt. Der Schreibstil ist dabei unkompliziert und klar. Die einzelnen Kapitel enden immer wieder mit kleinen Cliffhangern, die die Spannung hochhalten. An Sprecher Marion Wolf, der auf mich anfangs recht nüchtern, fast wie ein Nachrichtensprecher, wirkte, musste ich mich erst gewöhnen. Er liest die Geschichte aber im weiteren Verlauf flüssig und gut verständlich, versetzt sich in die verschiedenen Personen hinein und lässt sie teilweise mit Emotionen sprechen. Insgesamt macht er meiner Meinung nach seine Sache recht gut. Gerade wenn er Frauen spricht, klingt seine Stimme für mich allerdings etwas schrill.
Die drei mit dem Fall betrauten Ermittler haben ganz unterschiedliche Voraussetzungen und alle haben sie mit privaten Problemen zu kämpfen, was sie sehr „menschlich“ erscheinen lässt. So entwickelte ich rasch einen Bezug zu den Charakteren. Da ist zunächst der verlässliche, engagierte Tom, der den Hamburger Hafen kennt wie seine Westentasche und Verbrechen dort fast persönlich nimmt. Er lässt sich durch seine herausfordernde Arbeit von Beziehungsproblemen mit seiner Partnerin Lisa ablenken. Kommissarin Jonna Jacobi steht kurz vor der Pensionierung. Sie fürchtet jedoch die Zeit ohne Arbeit, denn bisher machte immer die Arbeit ihr ganzes Leben aus, für Hobbys und Privates blieb keine Zeit. Mit Jonnas Chefin gibt es immer wieder Ärger, sie erkennt Jonnas Erfahrung, ihre Kompetenz und ihre Ermittlungserfolge nicht an. Doch Jonna hat noch ein Ass im Ärmel…
Und dann gibt es noch Charlotte Severin, die sich um die Hinterbliebenen kümmern soll. Sie hat am eigenen Leib Verbrechen und Gewalt erfahren müssen und ist daher besonders misstrauisch. Trauern die Mitarbeiter des toten Kapitäns wirklich so aufrichtig, wie sie vorgeben? Und warum verhält sich Lutteroths Ehefrau so merkwürdig?
Die Figuren sind interessant, machen neugierig. Ich wollte unbedingt wissen, welche Geschichten sie zu erzählen haben.
Wer steckt hinter dem Mord? Nach und nach kommen Tom und Co der Lösung auf die Spur.
Der Roman spielt in Hamburg, Tom lässt Jonna und die Hörer immer wieder an seinem interessanten Insiderwissen über die Hafenmetropole teilhaben. So bekam ich beim Hören große Lust auf einen Hamburgbesuch.
Die Handlung entwickelt sich logisch und stimmig. Immer mehr Puzzleteile und Hinweise werden im Verlauf gefunden, die zusammen ein sinnvolles Gesamtbild ergeben. Bis zum rasanten Finale steigen Spannung und Erzähltempo kontinuierlich an. Die Aufklärung des Mordfalls ist für mich durchgehend nachvollziehbar und lässt keine Fragen offen.
Dass die Ermittler auch Privatpersonen mit Problemen sind, gefällt mir. Auch ihre persönlichen Geschichten drängen nach Auflösung. Neben dem Mordfall gibt es also noch weitere „Geheimnisse“ zu „lüften“. Am Ende kommt es für eine Person zu einer unangenehme Wendung, die einen Ausblick auf die Fortsetzung gibt.
Für mich insgesamt ein wirklich gelungener Einstand des neuen Teams. Ein solider, unterhaltsamer und fesselnder Krimi mit besonderem Hamburg-Flair. Mir hat „Tod auf den Landungsbrücken“ große Lust auf weitere Fälle mit Tom und Co gemacht. Ich werde definitiv beim nächsten Fall wieder mit dabei sein.