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GraceJones

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Verstörungstheorien (ISBN: 9783862655373)

Bewertung zu "Verstörungstheorien" von Marlies Hübner

Verstörungstheorien
GraceJonesvor 8 Jahren
Kurzmeinung: Ungeschönt, authentisch, horizonterweiternd
Autismus - eine sensible Aufklärung

Wer bei "Autismus" an "verrückte Genies" oder wahlweise "Problemkinder" denkt, dem sei nachdrücklich Marlies Hübners Werk "Verstörungstheorien" ans Herz gelegt. Denn Autismus ist mehr als die Klischees, die - zumeist höchst ungerechtfertigt - damit assoziiert werden. In ihrem Roman leistet Hübner daher auf äußerst sensible Weise eine wahre Aufklärungsarbeit, indem sie die Leser das Romangeschehen, das einige Jahre umfasst, durch die Augen von Protagonistin und Autistin Elisabeth sehen lässt. Damit leistet der Roman in vielerlei Hinsicht mehr, als jedes Sachbuch oder jeder Ratgeber es vermutlich könnten. Dabei geht es weniger um das Bereitstellen von Fakten, als vielmehr darum, den Autismus in seiner Vielschichtigkeit halbwegs erfahrbar zu machen.

In meinem Fall ist dieses Experiment geglückt. Angefangen bei der bedrückenden Episode, die Elisabeth in ihrer Zeit in der Krankenschwesterausbildung erlebt, die man als Leser nahezu körperlich fühlt bis hin zum Moment, in dem Elisabeth die Trennung von ihrem Freund in Kauf nimmt und nehmen muss, weil sie sich außer Stande sieht, die Rolle als Mutter und Ehefrau zu erfüllen und in Abhängigkeit zu leben. Dabei stößt der Leser mehr und mehr gemeinsam mit der Protagonistin auf Sackgassen, Widersprüche, Grenzen. Im einen Moment befindet man sich gemeinsam mit Elisabeth in der Oper oder im Museum und staunt über ihre Fähigkeit in das Geschehen bzw. in die Kunst einzutauchen und sie mit allen Facetten wahrzunehmen und im nächsten Moment verzweifelt man gemeinsam mit ihr, als ihr Date ihr eine Abfuhr erteilt mit der Begründung, sie sei zu distanziert gewesen. Während man als "neurotypischer Mensch" in der Regel nur äußerlich auf Autisten blicken kann, so bietet Hübners Werk eine Innensicht, die überrascht und nachdenklich macht. Dabei wird der Leser auch auf Widersprüche in der "neurotypischen Welt" aufmerksam gemacht. Warum sagen Menschen nicht einfach das, was sie meinen? Warum die Zwischentöne, das Zwischen-den-Zeilen-Lesen? Wäre das Leben nicht leichter, wenn jeder sagen würde, was er wirklich sagen will?

Am Ende des Werkes erwartet den Leser - natürlich - kein Happy End, zumindest kein klares. Das wäre auch grundfalsch gewesen, denn das Leben mit Autismus ist schwierig - ein Handycap und nicht zu Unrecht auch offiziell eine Behinderung. Dies wird nach dem Lesen von "Verstörungstheorien" klar. Vollkommen zurecht thematisiert die Autorin in ihrem Buch auch konkret zehn Fehler, die "Neurotypischen" immer wieder im Umgang mit Autisten unterlaufen. Warum kann ein Autist sich denn etwa nicht "einfach mal zusammenreißen"? Diese und viele andere Fragen sollten sich nach der Lektüre des Werkes jedenfalls nicht mehr stellen.

Insgesamt lässt sich also sagen: "Verstörungstheorien" ist ein mutiges und ein wichtiges Buch, das nicht nur unterhält, sondern vor allem den eigenen Horizont  auch merklich erweitert. Es geht um ein wichtiges Thema, das - leider - in der Gesellschaft noch mit einem Stigma behaftet ist, eine Art "Tabu" darstellt oder einfach unter den Tisch gekehrt wird. "Verstörungstheorien" ist ein gutes Beispiel und ein wichtiger Schritt dahin, die "Schublade Autismus" vielleicht nach und nach abzuschaffen.

Cover des Buches 100 Jahre Leben (ISBN: 9783455503753)

Bewertung zu "100 Jahre Leben" von Kerstin Schweighöfer

100 Jahre Leben
GraceJonesvor 8 Jahren
Kurzmeinung: Einfühlsam, ehrlich und bewegend.
100 Jahre Leben - einfühlsam und authentisch erzählt

Hundertjährige sind mehr als nur sehr alte Menschen. Kerstin Schweighöfer stellt in ihrem Werk "100 Jahre Leben - welche Werte wirklich zählen" zehn sogenannte Zentenare vor, mit denen sie sich persönlich getroffen und die sie zu ihrem langen Leben befragt hat. Dabei kamen zehn mitreißende, rührende, beeindruckende und erstaunliche Lebensgeschichten in Kurzform heraus, die nachdenklich machen, aber auch motivieren. Schweighöfer hat sich den Hundertjährigen sehr einfühlsam genähert, hat jedem von ihnen Raum gegeben, die Geschichte seines Lebens selbst zu erzählen. Das Ergebnis ist erstaunlich. Dabei geht es längst nicht allein darum, aus erster Hand zu erfahren, wie das Leben "damals" war. Schweighöfers Werk leistet mehr als eine Aufzählung von Augenzeugenberichten aus dem frühen zwanzigsten Jahrhundert. Es geht der Autorin um Werte, die in der letzten Phase eines sehr langen Lebens noch Gültigkeit haben. Und ganz ohne, dass Schweighöfer explizit danach fragen musste, gibt es am Ende des Buches sechs Quintessenzen aus den Lebensgeschichten der zehn Zentenare.
So erfährt der Leser nicht nur, dass Liebe offenbar nicht alles ist, sondern auch, dass der simple, so oft daher gesagte Satz "Man muss das beste daraus machen", in Wahrheit - richtig gelebt - auch eine Art Lebenselixier sein kann. Nicht verzagen, sondern weitermachen - das ist die Devise, nach der fast alle der zehn Hundertjährigen, die Schweighöfer getroffen hat, leben. Der Satz, der oft so beiläufig daher gesagt wird, ist in Wahrheit eine Aufgabe, die schwieriger kaum sein könnte. Schließlich, so wird letztendlich klar, kann kein Mensch hundert Jahre leben, ohne nicht furchtbare Schicksalsschläge verkraften zu müssen. Selbst wenn kein Krieg eine tiefe Wunde in die Lebensgeschichte schlägt, so müssen doch schlimme Verluste verkraftet werden. Sei es der Tod der Eltern, des Partners, sogar der Kinder. So wird am Ende des Buches klar, dass Menschen ganz offenbar nicht einfach nur durch Glück so sehr alt werden - es ist eine Leistung, eine beachtliche sogar.

Bei den zehn Zentenaren findet Schweighöfer letztendlich zu recht Werte, die wirklich zählen, und die es wert sind, aufgeschrieben und bewahrt zu werden. Ob er will oder nicht - der Leser nimmt nach der Lektüre des Buches etwas daraus mit. Sätze, Gedanken, Einstellungen, Perspektiven und möglicherweise sogar neue Werte, die er als richtig erkannt hat.


Cover des Buches Sayu Smiles (ISBN: 9783943138627)

Bewertung zu "Sayu Smiles" von Sadako

Sayu Smiles
GraceJonesvor 10 Jahren
Gelungenes Debut

Mit "Sayu Smiles" gelingt der Autorin Sadako ein bemerkenswertes Roman-Debut und das auf beachtlichen 600 + X Seiten. Wer einen Faible für Japan, die japanische Kultur und insbesondere die Manga-/Anime-Welt hat, ist hier sehr gut aufgehoben.

Dreh- und Angelpunkt der Story ist die junge Sayumi - ein Mädchen mit einer zunächst dunklen Vergangenheit, das über außergewöhnliche mentale Fähigkeiten verfügt, die stark telekinetische Züge haben. Im Zuge des Handlungsverlaufs wird die dramatische Vergangenheit des jungen Mädchens durch diverse Flashbacks und wohl gesetzte Vorgriffe in die Geschichte deutlich und es zeichnet sich eine Story voller Gänsehaut, unvorhergesehenen Wendungen und unglaublichen Vorgängen ab. Dabei durchwandert der Leser diverse emotionale Stadien von spontanem Gruseln, über thrillerartige Szenen, die den Puls in die Höhe schnellen lassen bis hin zu herzerwärmenden zwischenmenschlichen Momenten.
Die Autorin legt besonders viel Wert auf eine minutiöse Beschreibung der Szenerie, sodass sich vorm geistigen Auge des Lesers durchaus eine detaillierte Film-Szenerie ausbreitet. Besonders das "Finale" des Romans ist äußerst bildgewaltig. Hier wird nichts dem Zufall überlassen. Dies ist letztendlich eine Frage des Geschmacks. Leser, die sich gerne den Details hingeben, sich eine Szene peu a peu vor ihrem inneren Auge ausmalen (lassen) wollen und sich jedes Wort auf der Zunge zergehen lassen möchten, werden hier Beifall klatschen. Andere wiederum könnten die sehr detaillierten Szenenbeschreibungen und die längeren Erklärungen der Geschehnisse gerade in spannenden Szenen als eher störend empfinden. In jeder Hinsicht ist das Werk sprachlich auf jeden Fall sehr ausgefeilt erzählt und die Autorin beweist, dass sie phantasie- und effektvoll zu schreiben versteht.

Bemerkenswert ist vor allem - und das mag vielleicht sogar die größte Meisterleistung dieses Debut-Romans sein, wie die verschiedenen Handlungsstränge, die Flashbacks und die Vorausdeutungen schlussendlich zusammenlaufen und alles letztlich einen Sinn ergibt. Diese Erkenntnis trifft die Protagonistin und den Leser gleichermaßen plötzlich.
Einziger Wermutstropfen: Die Charaktere wirken stellenweise etwas flach, was sicher auch durch häufige sehr explizite Figurenbeschreibungen erzielt wird. Etwas subtilere Charakterzuweisungen wären wünschenswert. So wird einem etwa recht schnell "eingebläut", dass die Protagonistin "schön", "unschuldig", "zerbrechlich" sei. Es wäre interessanter für den Leser, wenn er diese Schlüsse selbst ziehen dürfte, anstatt dies bereits festgeschrieben und vollkommen "indiskutabel" präsentiert zu bekommen.

Dennoch: Ein wahrlich bemerkenswertes Roman-Debut und definitiv ein Werk, das aus der Masse heraussticht. Probleme mit blutrünstigen Szenen sollte man jedoch nicht haben.

Cover des Buches Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin (ISBN: 9783833902420)

Bewertung zu "Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin" von Corina Bomann

Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin
GraceJonesvor 10 Jahren
mystisch, mitreißend, phantasievoll

Das Buch "Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin" ist der gelungene Auftakt einer Reihe über das alte Japan und dessen Götter- , Geister- und Sagenwelt. Auf mystische, streckenweise sehr bildgewaltige und immer spannende Art und Weise begleitet der Leser die junge Protagonistin Tomoe, die von den Göttern auserwählt wurde, die drei Throninsignien zu sammeln und mit deren Hilfe dem wahren Kaiser auf den Thron zu verhelfen. Begleitet wird sie auf ihrer Reise vom Diener des Totengottes Enma, der sich in einem menschlichen Körper aufhält und auf den Namen "Hiroshi" hört. Auf ihrer Suche nach dem Spiegel der Göttin Amaterasu begegnet Tomoe Menschen, Göttern, Geistern und Sagengestalten wie z.B. der Fuchsfrau Kitsune und dem Drachenkönig, der unter einem See haust und nicht zuletzt auch ihrer eigenen Vergangenheit, die ganz anders ist, als Tomoe immer dachte.

"Der Spiegel der Göttin" hat alles, was ein gutes Jugendbuch braucht. Spannung, phantasievolle Szenen, und überraschende Wendungen kommen hier nicht zu kurz. Das Ganze wird verwoben mit einer sich zaghaft anbahnenden Liebe zwischen der schönen Kriegerin Tomoe und dem Fürsten Yoshinaka, ohne das die Story ins Kitschige abdriftet. Der erste Teil macht definitiv Lust auf die Fortsetzung, die man nur mit Ungeduld erwartet. Wenn es überhaupt etwas zu bemängel gibt, dann höchstens, dass die Handlung an mancher Stelle etwas vorhersehbar geraten ist, was jedoch der Spannung zu keiner Zeit einen Abbruch tut.

Cover des Buches Ich.bin.jetzt. (ISBN: 9783701505432)

Bewertung zu "Ich.bin.jetzt." von Su Busson

Ich.bin.jetzt.
GraceJonesvor 11 Jahren
Interessante und übersichtliche Einführung

In den letzten Jahren las und hörte man viel über Yoga. Fast jeder denkt beim Begriff "Yoga" unwillkürlich an Entspannung und die Verrenkung des Körpers in seltsamen Positionen, vielleicht fällt manchen auch das Wort "Meditation" in diesem Zusammenhang ein. Allerdings weiß kaum jemand, worum es beim Yoga wirklich und ursprünglich geht. Dies erklärt Su Busson in ihrem Werk "Ich.Bin.Jetzt." sehr eindrucksvoll und eingängig, in dem sie sich der yogischen Philosophie und dem "Achtfachen Pfad" widmet. Jeder einzelne Pfad, bzw. alle wichtigen Regeln und Grundsätze des Yoga werden hier sehr ausführlich nacheinander abgehandelt, sodass der Leser einen umfangreichen Eindruck dessen erhält, was mit den yogischen Vorschriften gemeint ist.

Besonders zeichnet das Buch aus, dass es am Ende jedes Kapitels Vorschläge aufweist, wie man die jeweiligen Yoga-Regeln in den Alltag, so wie wir ihn heute kennen, einbauen kann. Es wird klar, dass es nicht unbedingt schwierig sein muss, sein Leben gemäß den yogischen Richtlinien auszurichten.

"Ich.Bin.Jetzt." erschlägt den Leser nicht mit geballtem Yoga-Wissen, sondern motiviert vielmehr, das ein oder andere aufzugreifen und im eigenen Leben auszuprobieren und macht in jedem Falle Lust auf Mehr.

Cover des Buches Die Welt ist eine Scheibe (ISBN: 9783455403596)

Bewertung zu "Die Welt ist eine Scheibe" von Alexandra Kuitkowski

Die Welt ist eine Scheibe
GraceJonesvor 11 Jahren
intensiv, gefühlvoll, tiefgründig

Alexandra Kuitkowskis Roman "Die Welt ist eine Scheibe" fällt als erstes durch seine Kürze auf. Umso intensiver gestaltet sich allerdings der Inhalt dieses Buches. Hier sind auf engem Raum so viele Gefühle, so viele Gedanken, so viel Erleben zusammenkomponiert worden, dass man eine Weile braucht, um alles erfassen und verarbeiten zu können. Was allerdings alles andere als negativ ist. Besonders die Sprache ist an diesem Roman beachtenswert. Faszinierende sprachliche Bilder wechseln sich mit gekonnten Sprachspielen, verwirrenden Einschüben und interessanten Bemerkungen ab. Viele Wendungen sind so schön, dass man sie noch einmal lesen möchte, um sich jedes Wort nochmal auf der Zunge zergehen zu lassen. Dass man in dieser stellenweise nahezu poetischen Sprache so schön schwelgen kann, hilft auch dabei, den intensiven, harten und verwirrenden Inhalt besser verdauen zu können. Hier werden dem Leser unerbittliche Wahrheiten, die einem das Leben um die Ohren hauen kann, in wunderschöner Sprache verpackt vorgesetzt, auf dass er sich ein eigenes Urteil bilde.

Dass viele Themenkomplexe und Fragen aufgeworfen, letztendlich aber nicht beantwortet werden, mag der ein oder andere als störend empfinden. Es passt aber zum Inhalt und zur Aussage des Romans, der sich sehr nah am echten Leben zeigt. In der Realität gibt es auch nicht immer Antworten.

"Die Welt ist eine Scheibe" ist ein Buch mit Nachwirkungen für Leser, die nicht einfach nur unterhalten, sondern auch an neue Horizonte geführt werden wollen, auch auf die Gefahr hin, dass es dort etwas zu entdecken gibt, was man nicht so gerne sehen möchte.

Cover des Buches Schüchtern (ISBN: 9783312005444)

Bewertung zu "Schüchtern" von Florian Werner

Schüchtern
GraceJonesvor 11 Jahren
Rezension zu "Schüchtern" von Florian Werner

Inhalt:
Florian Werner nähert sich dem Thema "Schüchternheit" in seinem gleichnamigen Werk aus einer anderen Perspektive als üblich. Er beabsichtigt in erster Linie nicht, Hilfe GEGEN Schüchtenrnheit anzubieten, als vielmehr zu informieren, Verständnis zu wecken und eine Perspektive aufzuzeigen, aus der Schüchternheit als solche nicht als Makel behandelt, sondern als normale menschliche Eigenschaft, die auch positiv sein kann, dargestellt werden soll. Zu diesem Ziel führt Werner einerseits wissenschaftliche Fakten und Erkenntnisse, sowie geschichtliche Entwicklungen der Schüchternheit heran und vermischt diese andererseits mit seinen persönlichen Erfahrungen. Dies geschieht mit Hilfe eines durchaus ironisch-sarkastischen Erzählstils, der nicht nur kurzweilig ist, sondern der Thematik auch den vermeintlich überflüssigen Ernst nimmt und sie von der humorvollen Seite betrachtet.

Meine Meinung:
"Schüchtern" hat mich gleichermaßen erstaunt, fasziniert und zum Schmunzeln gebracht. In vielen der dargestellten Situationen, konnte ich mich wiederfinden, in andere wiederum konnte ich mich einfühlen. Der herrliche sarkastische Schreibstil des Autors lädt ein, sich selbst (und seine Schüchternheit) nicht zu ernst zu nehmen. Fast möchte man stolz sein, auf seine schüchternen Eigenschaften. Anzumerken ist jedoch, dass Werner sich oftmals einer recht akademischen Wortwahl bedient, was das Lesen für manch einen unter Umständen erschweren mag, allerdings wunderbar zum allgegenwärtigen Sarkasmus passt.

Fazit:
"Schüchtern" ist in jedem Fall eine Lektüre wert. Ich selbst war nach dem Lesen amüsiert, bin einerseits mit neuem Wissen ausgestattet und andererseits zum Nachenken gebracht worden. Die spielerische Annäherung an das Thema macht das Lesen kurzweilig und leicht verdaulich, obwohl das Werk durchaus auch von wissenschaftlicher Seite interessante Aspekte aufweist, z.B. auf soziologischer Ebene. Ein Buch, das für Schüchterne und Nichtschüchterne gleichermaßen interessant und empfehlenswert ist.

Cover des Buches Der Herr der Laternen (ISBN: 9783943378047)

Bewertung zu "Der Herr der Laternen" von Thilo Corzilius

Der Herr der Laternen
GraceJonesvor 11 Jahren
Rezension zu "Der Herr der Laternen" von Thilo Corzilius

Thilo Corzilius' Novelle "Der Herr der Laternen" wird im Klappentext als "so magisch wie eine Melodie, die man selbst an düsteren Tagen versonnen summt" beschrieben. Tatsächlich besticht die Novelle schon von Beginn an durch magische Bilder, wunderschöne Kapitelüberschriften und verwunschen anmutende Orte, an denen sich die märchenhafte Handlung entspinnt. Es geht unter anderem um Malcolm Delaware, einen Mann, der immer nur Glück hat, was ihm immensen Reichtum beschert hat. Einzig in der Liebe ist er glücklos. Bis er eines Tages Eve kennenlernt, die mit einem geheimnisvollen Auftrag in sein Leben tritt. Beide verlieben sich ineinander und es scheint fast ein Happy End zu geben, bis Eve nach dem Vollenden ihres "Auftrages" aus Malcolms Leben verschwinden muss und Malcolm nicht nur Eve, sondern auch sein Glück los ist. Den Rahmen dieser Liebesgeschichte bildet der sogenannte "Herr der Laternen", der stets mehr zu wissen scheint, als die anderen Akteure und im Hintergrund die Fäden zieht.
"Der Herr der Laternen" ist angenehm zu lesen und bietet dem Leser eine runde Geschichte. Der Stoff an sich hätte allerdings auch einen ganzen Roman füllen können und fast wünscht man sich, dem wäre so. Aufgrund der Kürze, kann man nicht lange bei den einzelnen Bildern verweilen, die Figuren werden leider nicht in ihrer ganzen Tiefe erfahrbar. Hätte die Handlung mehr Raum einnehmen dürfen, wäre die Geschichte selbst fassbarer und ergreifender gewesen, zumal die Thematik auch sehr abstrakt ist. Leider bleiben auch einige grundsätzliche Fragen offen, die nahezu alle Hintergründe und Zusammenhänge betreffen, sodass sich die Novelle zwar wie ein Märchen liest, jedoch nicht wirklich Tiefgang aufbauen kann.

Cover des Buches Ich hab sie nicht gezählt (ISBN: 9783218008457)

Bewertung zu "Ich hab sie nicht gezählt" von Dolores Schmidinger

Ich hab sie nicht gezählt
GraceJonesvor 11 Jahren
Rezension zu "Ich hab sie nicht gezählt" von Dolores Schmidinger

"Ich hab sie nicht gezählt" von Doris Schmiedinger wurde als "das österreichische Version von "Shades of Grey" beworben, was in gewisser Weise schade ist, denn dieses Werk braucht sich nicht hinter irgendeinem großen Namen zu verstecken. Tatsächlich besitzt "Ich hab sie nicht gezählt" einen ganz eigenen, wertvollen Charme. Nicht zuletzt wegen den drollig anmutenden "Austriazismen", die Protagonistin Dolores, alias Dolly immer wieder in ihre Erzählungen einfließen lässt.
"Ich hab sie nicht gezählt" ist eine Biographie der besonderen Sorte und ihre Besonderheit liegt vor allem im Tonfall, in dem Dolly ihre Geschichte erzählt. Gleichzeitig naiv und durchtrieben schildert sie ihr Leben, das immer wieder geprägt wird von Männern, Sex, Verliebt-Sein, Verlassen und Verlassen-Werden. Dabei ist Dolly sympathisch, weil sie niemals selbstmitleidig ist. Im Zuge des Lesens erfährt man Dolly, hinter ihrer Alkoholsucht, den Essstörungen, der schweren Kindheit, die sie nie richtig verarbeiten konnte und ihrem Faible für Sadomaso-Praktiken, als überraschend authentische Persönlichkeit, die man gern haben muss.
Alles in allem hat "Ich hab sie nicht gezählt" nur wenig mit "Shades of Grey" gemeinsam. Dennoch - oder gerade deshalb - ist dieses Werk sehr lesenswert und ehrlicher und offener als vieles, was man bisweilen in den Bücherregalen so findet.

Cover des Buches Kinder des Bösen (ISBN: 9783036956558)

Bewertung zu "Kinder des Bösen" von Jan Hellstern

Kinder des Bösen
GraceJonesvor 11 Jahren
Rezension zu "Kinder des Bösen" von Jan Hellstern

Der junge Honsa Haas fristet eine unschöne Kindheit in seinem Elternhaus. Sein Vater möchte nichts von ihm wissen und darüber hinaus ist Honsa mit einer verkrüppelten Hand ,geschlagen, die ihn für das Steinmetz-Handwerk seines Vaters untauglich macht. Die Lage spitzt sich zu, als Honsa gegen Ende des Krieges noch in die Armee eingezogen werden soll. Kurzerhand wird Honsa mit einem Koffer des Nachts vor die Tür gesetzt, um seinem Schicksal zu entgehen.
Im Zuge seiner überstürzten Flucht durch den nächtlichen Wald überschlagen sich die Ereignisse. Durch Honsas Zutun stirbt sein Verfolger, der Schulmeister Tein und Honsa bleibt nur noch, sich schnellstmöglich abzusetzen.
Er beschließt nach Prag zu gehen, seinem Geburtsort.

Dort gerät Honsa in vielerlei Verstrickungen, die allesamt mit seiner, ihm unbekannten und geheimnisvollen Vergangenheit zu tun haben. Auf der Suche nach seiner vermeintlich geisteskranken Großmutter und der Wahrheit, trifft Honsa auf die hübsche Lenka und ihren Sohn Karel, auf den verschrobenen Doktor Pavelik und dessen Sammlung ungewöhnlicher Mordopfer und mit diesem auf immer mehr Puzzleteile seiner Vergangenheit, die er Stück für Stück zu einem unheimlichen Mosaik zusammensetzen muss.

Und immer wieder erscheint ihm ein kleiner Junge, den nur Honsa sehen kann und der ihm Hinweise zur Wahrheit über sich selbst zuspielt.

Während der gemeinsamen Nachforschungen von Honsa und Lenka, stoßen beide auf einen unheimlichen Kindermörder, den "Sandmann", der in Prag vor vielen Jahren sein Unwesen trieb. Er scheint niemals gefasst worden zu sein und doch stößt Honsa auf immer mehr Hinweise, die ihm der Identität des Mörders näher bringen.

Jan Hellstern schafft es in seinem Debüt "Kinder des Bösen" auf bemerkenswerte Weise Spannendes mit Geheimnisvollem und Schaurigem einzigartig zu verbinden. "Kinder des Bösen" ist nicht ein gewöhnlicher Krimi, es ist Schauerroman, Thriller, Biographie und Krimi zugleich. Ausgewählte, gekonnt platzierte Effekte jagen einem beim Lesen regelmäßig Schauer übr den Rücken, die dafür sorgen, dass man dieses Buch nicht aus der Hand legen kann. Gleichzeitig sind Hellsterns Charaktere vielschichtig und glaubhaft. Nichts wirkt hier abgedroschen, obwohl einem das Entsetzten mitunter förmlich ins Gesicht zu springen scheint. Die Plausibilität dieses Romans liegt vorrangig auch darin begründet, dass dieses Werk auf einer tieferen Ebene auch wichtige, existenzielle Fragen transportiert: Ist das Böse vererbbar? Wie leicht ist es wirklich zu entscheiden, was böse ist und was gut? Inwieweit können wir unser Schicksal überhaupt selbst gestalten? Der Leser ist stets auch angehalten, sich selbst Rechenschaft abzulegen. Auf diese Weise wirkt "Kinder des Bösen" auch nach der letzten Seite noch einige Zeit nach. Abgerundet wird das Gesamtwerk mit eindrucksvollen, stimmungsvollen Umgebungsbeschreibungen, die den Leser ins rechte Bild setzen, ohne ermüdend lang oder zu oberflächlichzu sein. Das Prag der damaligen Zeit steht einem glaubhaft vor Augen.

In jedem Fall ein Buch, das man gelesen haben sollte und ein sehr vielversprechendes Debüt in einem.

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  • 12.11.1987

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