Auch wenn John Fante durch seinen großen Verehrer Charles Bukowski noch ein wenig Spätruhm erhielt, bleibt er bis heute weitgehend unbekannt. Dabei haben seine Bücher, meiner Meinung nach, alles zu bieten wozu Literatur im Stande ist.
So auch sein wahrscheinlich persönlichster Roman "gemischte Gefühle" !
Für die Inhaltsangabe bediene ich mich an der Buchrückenseite:
John, Anfang dreißig, lebt in Los Angeles und verdient reichlich Geld als Drehbuchautor. Seine Frau Joyce ist schwanger, und als sie eines Tages durch den termitenzerfressenen Fußboden in der Küche bricht, ist es an der Zeit, Johns alten Vater zu holen, der im Reparaturarbeiten schon immer einsame Klasse war. Doch der alte Nick ist nicht nur gelernter Maurer, sondern auch ein verdammter Dickschädel, ein Italoamerikaner reinsten Wassers, aufbrausend, verschroben, liebevoll und sentimental, und so entwickeln sich die Dinge auch genau so, wie John von Anfang an befürchtet hatte - völlig anders.
Soweit so gut! Klingt nicht außergewöhnlich, eher direkt aus dem Leben gegriffen und das ist es auch. Der Leser wird auf eine Reise geschickt, und zwar nicht in fremde, mystische Welten mit Einhörnern und Drachen, sondern direkt in das Leben des John Fante.
Dieser sympathische Kerl schafft es, dass man mit ihm leidet, wenn wieder einmal alles und jeder gegen ihn zu sein scheint. Der Grund dafür ist sicherlich, dass seine Probleme mit seinem Vater und seiner Ehefrau so lebensnah sind, dass es dem Leser einfach fallen sollte sich mit ihm zu identifizieren.
Getragen wird diese Geschichte von Fantes ausgezeichnetem Schreibstil, der die Lektüre zu einem wahren Lesevergnügen macht. Während bei so vielen Autoren die Sprache gekünstelt und erzwungen wird, schwebt Fantes Schreibe scheinbar locker, leicht und immer authentisch. Darüber hinaus schafft er es, bei mir zumindest, Emotionen zu wecken. Las ich eine Stelle mit einem breiten Grinsen, kam es vor, dass mir bereits einen Absatz später die Luft wegblieb. Tragik und Komik geben sich hier stets die Hand. Fantes Wortwitz tut ein weiteres dazu.
„Gemischte Gefühle“ regt zum nachdenken an, unterhält gleichzeitig auf einem hohen Niveau und erzählt von Situationen, die den meisten Menschen im Leben begegnen werden.
Sicherlich wird nicht jeder Leser meine Lobeshymnen auf Fante nachvollziehen können, einem Versuch sollte jedoch nichts im Weg stehen.
GregorSamsa
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Rezension zu "Gemischte Gefühle" von John Fante
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Reise ans Ende der Nacht
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