Randolf Unruh versteht es hervorragend Technikthemen lebendig und lesenswert zu erzählen. So hat er hier die Transporter Geschichte bei Daimler und Benz lebendig werden lassen und dabei auch Teile deutscher und internationaler Industriegeschichte nachvollziehbar, detailliert, aber lesenswert zusammengefasst. Neben den eigenen Konzernwurzeln bei Benz in Mannheim und Gottlieb Daimler in Stuttgart kommen Firmen wie die Süddeutsche Automobilfabrik Gaggenau (S.A.F. und manchmal auch S.A.G.), Borgward, Tempo, DKW, Opel, Faun, Büssing, MAN, Magirus-Deutz, Fiat, Iveco, Imosa, Auto Union, Sispalsa, Mevosa, Mitsubishi, VW, Hanomag, Henschel, Rheinstahl, Krupp, Hymer, Westfalia, La Strada, HRZ, Karmann, Reimo, Concorde, Eura Mobil, Tischer, Weinsberg, Iglhaut, Koch, Evobus, Minibus, Ssangyong, Daewoo, Saic, IFA, GAZ, MCV, Nissan und Werke in Mannheim, Stuttgart, Gaggenau, Berlin-Marienfelde, Bremen, Düsseldorf, Mannheim, Hamburg, Ludwigsfelde, Kassel, Dortmund, Vitoria im spanischen Baskenland, Gonzalez Catan in Argentinien, Jakarta in Indonesien, Türkei, Südafrika, Nischni Nowgorod in Rußland, Kairo in Ägypten, Barcelona in Spanien und Charleston, North Carolina in den USA auch dazu.
1955 beginnt die Mercedes-Benz Transporter Ära nach dem zweiten Weltkrieg neu mit dem L319/319 D; markant ist der Oval-Grill mit mittigem Zentralstern und runden Schweinwerfern rechts und links, den er vom Bus O 321 und dem LKW 315 übertragen bekommen hat. Die runde Karosserie kommt gut an und die Fahrzeuge sind auf Nützlichkeit getrimmt, wie es Autor Unruh formuliert. Zunächst werden die L319/319 D in als Transporter in Sindelfingen gefertigt und als Kleinbusse O 319 in Mannheim. Ab Frühjahr 1962 laufen dann beide im neuen Transporterwerk in Düsseldorf vom Band. In Sindelfingen wird die PKW-Fertigung konzentriert und Mannheim zum Werk für große Omnibusse.
1966 kommt der neue Düsseldorfer, ein Großtransporter zwischen den Welten, wie er im Buch bezeichnet wird. Von vielen wird er nur als Düdo bezeichnet intern wird er T2 genannt. Hiervon werden in den ersten 10 Jahren über 300.000 hergestellt. Der Vorgänger L 319/319 D lief etwa 100.000 mal vom Band. 1977 wird der Düsseldorfer überarbeitet.
Daneben kommt durch die Übernahme von Hanomag Henschel ein Leichttransporter ins Mercedes Portfolio, der recht wenig von Mercedes hat. Er ist ein Frontlenker mit Vorderradantrieb und Rohrrahmen. Hier werden erste batterieelektrische Versuche mit einem Schnellwechselsystem im Jahr 1972 gefahren und auch Umweltfreundlichkeit durch einen Wasserstoff-Verbrennungsmotor wird bereits in den 70er Jahren damit getestet. Die Modelle L 207/206 D und L 306 D und es sind bis zu 5,5 Tonnen zulässige Gesamtmasse möglich. Über 370.000 solcher Transporter wurden gefertigt bis 1977.
Im Mai 1977 kommt der Bremer T1, dem "Mercedes-Benz unter den Transportern", wie es in einer Mercedes Ankündigung heißt. Er ist ein Kurzhauber, hat wieder Hinterradantrieb und kann PKW Motoren, sowie Schalt- und Automatikgetriebe auch nutzen. Auch im T1 wird 1977 mit Wasserstoff als Energiequelle in Verbrennungsmotoren experimentiert. Auch Tests mit Methanol M15 in Folge der Ölkrise 1973/74 starten 1979 mit einer Flotte des Typs 208. Auch als eTransporter wird er getestet. Als 1995 das letzte Exemplar vom Band rollt sind in 18 Jahren fast eine Million T1 in Bremen und Düsseldorf gebaut worden.
Ab 1986 kommt der MB 100 D aus Spanien und besetzt das ein Tonnennutzlast Segment wieder, das mit dem Ende der Hanomag Henschel Tempo Nachfolger zunächst nicht mehr bedient wurde. Ihm folgt 1995 der Vito und die V-Klasse, ebenfalls in Spanien produziert und der erste Mercedes, der mit Frontantrieb bei und von Mercedes entwickelt wurde.
Bereits Anfang 1995 war der Sprinter auf den Markt gekommen, schaffte bis zu 160 km/h und dafür fehlten noch die dafür zugelassenen Reifen. Nach acht Jahren sind bereits eine Million Sprinter produziert; nach dem ersten Jahr kam der LT von VW mit ähnlicher Karosserie wie vom Sprinter als Gemeinschaftsentwicklung auf den Markt. Auch beim Sprinter 2 wird mit VW wieder eng zusammengearbeitet und die jetzt als Crafter bezeichneten großen VW Transporter laufen jetzt in Düsseldorf zusammen mit den Sprintern vom Band. Seit 2018 gibt es den Sprinter 3, der wieder ohne VW entwickelt wurde und in Deutschland und den USA gebaut wird. Ende 2023 kommt auf seiner Basis auch der neue eSprinter zuerst in Kanada und den USA und danach auch in Deutschland und Europa. Damit endet dieses interessante Buch.
2001 war der Vaneo auf Basis der A-Klasse ein erster Versuch eines eigenen kleinen Transporters und der war im preissensiblen Segment zu teuer. 2005 ist dann schon nach 55.000 Exemplaren wieder Schluss. 2012 kommt der Citan in Kooperation mit Renault als Stadtlieferwagen auf den Markt. Die zweite Auflage 2021, die jetzt mehr Mercedes DNA hat und 2022 folgen die PKW Varianten T-Klasse und EQT
Auch das kurze Leben des X-Klasse PickUps, die Studien Vision Urbanetic aus 2018 und die Technologieträger Sprinter Sustaineer werden im Buch gezeigt und beschrieben.
Zwei Verbesserungsvorschläge für eine eventuelle zweite Auflage: Noch mal gründlicher Korrektur lesen, auch bei den Bildunterschriften. Ein Stichwortregister bei der Fülle an Informationen wäre einiger Aufwand, für die Nutzer sicher eine Bereicherung!