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Heane

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Cover des Buches Unsere verlorenen Herzen (ISBN: 9783570164976)

Bewertung zu "Unsere verlorenen Herzen" von Krystal Sutherland

Unsere verlorenen Herzen
Heanevor 6 Jahren
Berührend melancholisch

Henry ist 17 und am Sprung zum College. In den letzten Jahren bemühte er sich um die Chefredaktion der Schülerzeitung und steht nun kurz vorm Ziel. Die Redaktion wird ihm angeboten, allerdings soll er sie sich mit einer neuen Schülerin teilen. Grace Town – ein humpelndes Mädchen mit ungewaschenen Haaren und Klamotten.

Beide sind von der Aussicht zusammen arbeiten zu müssen, wenig begeistert. Grace lehnt die Redaktion in einer ersten Reaktion sogar gänzlich ab, stimmt aber einen Tag später unter der Auflage zu, nichts selbst schreiben zu müssen.

„Wer ist dieses seltsame Mädchen?“, fragt sich Henry nun. Er versucht mit ihr ins Gespräch zu kommen, schließlich war die Redaktion der Zeitung sein Ziel seit Jahren und er möchte das Projekt gut auf den Weg bringen, da auch die Collegebewerbungen vom Erfolg der Zeitung ein stück weit abhängen.

Grace scheint zwischen ihren Stimmungen massiv zu wechseln. Vor allem unter dem Einfluss von Alkohol zeigt sie eine völlig andere Persönlichkeit als im nüchternen Zustand. Die Freunde beginnen Henry vor ihr zu warnen, aber er ist von ihrer Seltsamkeit völlig in den Bann gezogen.

Unsere verlorenen Herzen ist der Debütroman von Krystal Sutherland. Sie hat liebenswerte und glaubwürdige Charaktere geschaffen, mit denen die Identifikation leicht fällt.

Grace ist oft wortkarg und wenn man sie aus der Reserve lockt, dann melancholisch und pseudophilosophisch. Sie spricht den, für Pubertierende oft typischen, Drang zum Drama an und wirkt deswegen auf Henry so unwiderstehlich anziehend. Das Unbekannte, Geheimnisvolle an ihr treibt die Geschichte fort.

Henry ist der Vorzeigeschüler, immer auf Spur, sein Ziel klar vor Augen und gerade als es in greifbarer Nähe scheint, drohen Gefühle ihn zu Fall zu bringen. Henry ist der Prototyp aller Jugendlichen, von denen Eltern meinen, dass so etwas wie Pubertät ein Mythos ist und die dann umso härter auf den Boden der Tatsachen aufschlagen, wenn die eigenen Sprösslinge liebeskrank in ihren Zimmer verschwinden.

Drumherum ein Netz an Freunden und Familie, die alle weit weg von perfekt sind und damit die Erzählung authentisch abrunden, denn auch untadelige Eltern können fallen und scheitern.

Eine Geschichte, die auch das Leben hätte schreiben können und dabei tief berührend, bewegend, traurig aber auch voller Hoffnung auf einen Neubeginn.

Cover des Buches Der Sturz des Doppeladlers (ISBN: 9783990500521)

Bewertung zu "Der Sturz des Doppeladlers" von Birgit Mosser

Der Sturz des Doppeladlers
Heanevor 7 Jahren
Empfehlenswert!

Berta ist Kindermädchen in einem angesehenen Haus. Als sie erfährt, dass ihr Verlobter gefallen und sie zu allem Unglück 1916 mitten im 1. Weltkrieg schwanger ist, bleibt kein Stein auf dem anderen.

Julius Holzer ist stolzer Österreicher - Tiroler. An der Grenze zu Italien aufgewachsen, fällt es ihm schwer gegen die Italiener zu kämpfen, waren sie doch viele Jahre Nachbarn, sogar Verwandte von ihm sind Italiener. Doch der Krieg unterscheidet nicht, er zerstört Leben und Seelen ohne nach ihren Namen zu fragen.

Rittmeister August Belohlavek ist kaisertreu und pflichtbewußt. Doch auch er muss miterleben, wie das große Kaiserreich zunehmend auseinander fällt und alle Normen, Gesetze und Traditionen an Gültigkeit verlieren und schließlich muss er erkennen und feststellen, dass auch sein Status nichts mehr wert ist, denn die Welt beginnt sich neu zu drehen.

Sektionschef Ferdinand von Webern muss tatenlos zusehen, als sich seine Tocher - nun endlich großjährig zum Einsatz als Lazarettschwester meldet. Der Vater wird halb krank vor Sorge, doch gleichzeitig wollen auch die Regierungsgeschäfte nach dem Tod des Kaisers 1916 weitergeführt werden. Aber es scheint, Kaiser Karl hat wenig Geschick um das Land aus dem Krieg zu führen. Der Vielvölkerstaat zerbröselt unter seinen Händen.

Birgit Mosser erzählt die Geschichten von 4 Familien in den letzten 2 Jahren des ersten Weltkrieges. Geschickt verwebt sie die Geschichten mit historischen Ereignissen, verknüpft aber die Schicksale der Menschen auch miteinander.  Historisch korrekt recherchiert und gleichzeitig berührend und empathisch geschrieben - das macht Birgit Mossers' ersten Roman aus. Die LeserInnen tauchen in die Welt vor genau 100 Jahren ein und erleben nicht nur die Schrecken des Krieges sondern auch verletzten Stolz, stures Festhalten an einer vergangenen Zeit und damit verbunden - persönliches Scheitern, Liebe - wo alle Hoffnung schon verloren scheint, Aufstieg und Untergang.

Empfehlenswert!


Cover des Buches Schlehenherz (ISBN: 9783800056705)

Bewertung zu "Schlehenherz" von Heike Eva Schmidt

Schlehenherz
Heanevor 7 Jahren
Ordentlicher Jugendthriller

Lila und Vio sind beste Freundinnen, sie teilen alles miteinander. Ganz normale Teenager eben. Lila ist die ruhigere von beiden, aus gutem Elternhaus. Vio ist rebellisch und hat es mit ihrer alleinerziehenden Mutter nicht immer leicht. Sie ergänzen sich also perfekt und sind immer füreinander da, Geheimnisse voreinander kennen sie gar nicht. Oder vielleicht doch?

Kurz vor einer Schulparty hat Vio wieder eine Auseinandersetzung mit ihrer Mutter, sie setzt sich über ihren Hausarrest hinweg und möchte bei Lila unterkommen. Doch diese hat Bedenken. Vio fühlt sich von der besten Freundin verraten und zieht alleine in Richtung Party. Dort allerdings verliert sich ihre Spur...

Die Charaktere sind in sich schlüssig aufgebaut und handeln nach ihren Eigenschaften, es entsteht nicht der Eindruck, dass die Autorin zugunsten des Plotts der Charaktergestaltung untreu wird. Lila leidet unter dem Verlust der besten Freundin und wer auch immer schon einen lieben Menschen verloren hat, kann ihre Gefühle und Gedanken voll und ganz nachvollziehen.

Das zieht die LeserInnen in das Buch, es macht traurig, aber es macht auch gleichzeitig Hoffnung und diese Komponenten sind im Genre des Jugendthrillers wichtig und es ist schön sie hier anzutreffen.

Mit "Schlehenherz" finden sich die LeserInnen in einem bedrückenden Jugendthriller wieder, der es trotz seiner jugendlichen Ausrichtung schafft ganz schön Tempo zu machen.

Cover des Buches Ewig Dein (ISBN: 9783552061811)

Bewertung zu "Ewig Dein" von Daniel Glattauer

Ewig Dein
Heanevor 7 Jahren
Leider nicht ganz überzeugend

Judith ist glückliche Single-Frau. Ihr Leben ist angefüllt mit ihrem Beruf als Inhaberin eines Lampengeschäfts. Sie ist beliebt in ihrem Freundeskreis und wird von ihrer Familie geschätzt. In einem Lebensmittelgeschäft läuft sie Hannes Bergtaler über den Weg, einem charmanten Architekten der sich anstellt ihr Herz zu erobern. Doch was wie eine zarte Liebesgeschichte beginnt, entwickelt sich bald zu einem undurchdringbaren Psychodschungel.

Dem Buch fehlt leider eine gewisse Tiefe, die Charakterbildung wurde anscheinend zugunsten des Plotts gekürzt. So bleiben vor allem die Motive von Hannes deutlich im Hintergrund, was der Spannung abträglich ist. Judiths' Charakterzüge werden so gut wie gar nicht deutlich und es scheint eher, dass die Figur sich nur dem Plott dienlich verhält, zuerst naiv, dann verängstigt und schließlich entschlossen und voller Energie - wobei das in Anbetracht verschiedener Umstände im Verlauf des Buchs mehr als unwahrscheinlich erscheint.

Daniel Glattauer hat uns zarte Romane wie "Gut gegen Nordwind" geschenkt und auf den ersten Blick scheint auch "Ewig dein" genauso ein Roman zu sein. Am Ende des Buchs wird aber kein Stein mehr auf dem anderen sein und die LeserInnen bleiben verstört zurück.

Cover des Buches Vielleicht morgen (ISBN: 9783492307680)

Bewertung zu "Vielleicht morgen" von Guillaume Musso

Vielleicht morgen
Heanevor 7 Jahren
Gutes Handwerk von Musso

Matthew ist seit einem Jahr Witwer, die Rückkehr ins Leben fällt ihm schwer. Nur für seine kleine Tochter versucht der einst charismatische Universitätsprofessor so etwas wie Normalität aufrecht zu erhalten. Die Versuche seiner Mitbewohnerin April, ihn wieder in ein aktives Leben zu führen, scheitern meist kläglich. Eines Tages überredet April ihn, sie zu einem Kunden zu begleiten. Auf einem Hausflohmarkt ersteht Matthew ein gebrauchtes MacBook.

Auf der Festplatte sind noch Fotos der vorherigen Besitzerin, also kontaktiert er sie kurzerhand. Diese meint allerdings sie besitzt ihr MacBook noch immer und hat auch nicht vor es zu verkaufen. Es entwickelt sich ein E-Mail-Verkehr, der immer seltsamer wird.

Der sympathische aber durch den Tod seiner Frau gebrochene Matthew ist ein herrlich, liebevoller Protagonist, den man gern begleitet und sich bald mit ihm identifiziert. Man wünscht ihm Gutes und leidet mit ihm, wenn es ihm verwehrt bleibt.

Der/die Antagonist/in bleibt lange im Dunkeln versteckt, umso schockierender präsentiert sich diese Person dann, als sie ins Licht des Romans rückt.

Guillaume Musso, der Meister der kryptischen Wendungen bleibt sich in "Vielleicht morgen" treu. Geschickt mischt er die Genres "Liebesgeschichte" und "Mystery Thriller" ineinander und erschafft dadurch einen wahren Page Turner. Auf jeden Fall empfehlenswert - nicht nur für Frauen.

Cover des Buches Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert (ISBN: 9783492307543)

Bewertung zu "Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert" von Joël Dicker

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert
Heanevor 8 Jahren
Fesselnd bis zur letzten Seite

„Die Wahrheit ändert nichts an dem, was man für einen anderen Menschen empfindet. Das ist ja die Krux mit den Gefühlen“ (S. 680)

Marcus Goldman ist der aufsteigende Stern am Literaturhimmel. Sein erstes Buch schlägt wie eine Bombe ein und macht aus ihm einen gefeierten, wohlhabenden Mann. Er unterschreibt einen Vertrag mit einem großen Verlag über mehrere Folgebücher und schlittert dann langsam aber unaufhaltsam in eine Schreibkrise.

Als der Verleger ihm schließlich mit Klage droht, sollte er sein zweites Buch nicht fristgerecht fertig stellen, flüchtet Goldman zu seinem früheren Mentor Harry Quebert. In der Abgeschiedenheit des Städtchen Aurora, hofft er die Inspiration zu finden um das geforderte Buch doch noch verfassen zu können.

Die Entdeckung aber, die er im Haus von Quebert machen wird und die darauffolgenden Ereignisse, sollen das Leben von Marcus komplett verändern.

Joel Dicker knallt uns rund 700 Seiten Buch um die Ohren und sagt nicht dazu was es sein soll. Ist es Literatur, Krimi, Liebesgeschichte oder doch eher Gesellschaftskritik? Ich würde sagen, ein bisschen was von all diesen Dingen und dann noch in der beinah perfekten Mischung. Wir erleben eine Männerfreundschaft, wie sie wohl nur einmal im Leben vorkommt, ein Lehrer und ein Schüler, die sich lieben wie Vater und Sohn und sich vielleicht gerade deswegen nichts schenken und sich das größte Geschenk des Lebens überhaupt machen – sie erlauben sich an der Ehrlichkeit des jeweils anderen zu wachsen.

Wir erleben eine Mutter, die besessen von seit jeher gültigen sozialen Normen geprägt, alle heiligen Zeiten bei ihrem Sohn anruft und ihm die Hölle im Bezug auf sein Single-Dasein heiß macht. Dabei bringt sie alle Waffen der emotionalen Erpressung gezielt und für  beeinflussbare Charaktere absolut tödlich zum Einsatz. Den LeserInnen entkommt beim Lesen hier sicher der eine oder andere herzhafte Lacher.

Eine Kleinstadt, gebeutelt von einem schrecklichen Verbrechen, hüllt sich in Schweigen und verschwindet lieber in totale Verdrängung als sich der Vergangenheit und ihrer Auswirkungen zu stellen.

Schließlich erleben wir mit Goldmans‘ Verleger den absoluten Mitläufer im Web 2.0 – Wahnsinn. Barnaski surft auf jeder Welle, die Geld verspricht mit. Um die nächste Million zu machen würde er wahrscheinlich seine Mutter samt Schoßhündchen dem Teufel verkaufen und am Scheiterhaufen des Social Media Hypes noch selbst anzünden. Alles für die Klicks, alles für die Verkaufszahlen. Ethik, Moral oder Respekt vor der Kunst existieren für ihn nicht.

Einzig die Liebesgeschichte bleibt auf weiten Strecken recht unnahbar. Als LeserIn ertappt man sich immer wieder dabei, dass man den Liebenden ihre tiefen Gefühle nicht ganz abnimmt. Nichts desto trotz hat der Autor einen Roman geschaffen, der bis zur letzten Seite spannend und unvorhersehbar bleibt.

Dicker nimmt uns mit auf eine Reise in den scheußlichsten Abgrund der menschlichen Seele um uns zu zeigen, dass genau dort auch die schönsten Eigenschaften eines Menschen wohnen können.

Cover des Buches Die Holunderschwestern (ISBN: 9783453419230)

Bewertung zu "Die Holunderschwestern" von Teresa Simon

Die Holunderschwestern
Heanevor 8 Jahren
Schönes Buch für zwischendurch

Katharina Raith betreibt eine Werkstatt als Möbelrestauratorin gemeinsam mit ihrer Kollegin Isi. Sie entstammt einer Linie stolzer Frauen, am bekanntesten die Urgroßmutter Fanny von der alle mit großer Hochachtung sprechen und deren Erbe noch immer in der Familie spürbar ist. Als plötzlich ein charmanter Engländer vor Katharinas‘ Tür steht und ihr verschollene Tagebücher ihrer Urgroßmutter übergibt, droht das hohe Podest der Urgroßmutter zu bröckeln. Katharina erfährt  durch die Tagebücher die ungeahnte Geschichte einer Frau, die in den „zerrissenen Jahren“ – den Jahren zwischen den großen Kriegen jung war und ihr Leben versuchte zu meistern.

Ihre Partnerin Isi hat ein Talent überteuerte Möbelruinen anzuschleppen, aber als sie eine Ladenzeile aus den 1920er Jahren auftut ahnen beide Frauen noch nicht wie eng ihr Schicksal mit dieser verwoben sein wird…

Teresa Simon verzauberte uns vor einem Jahr mit ihrem Debütroman „Die Rosenblütenvilla“. Ihr zweiter Roman ist ungefähr in der gleichen Zeitepoche angesiedelt und wieder geht es um eine Familiengeschichte, die ihre Schatten von der Mitte des vergangenen Jahrhunderts bis weit in die Gegenwart zu werfen vermag. Liebevoll ausgearbeitete Charaktere bewegen sich in einer hervorragend recherchierten Umgebung. Vergangenheit und Gegenwart fließen völlig natürlich ineinander.

Katharina ging in ihren eigenen Weg aus dem Schatten einer überkritischen Mutter heraus, die wie sich später herausstellt, durch übertriebenen Ehrgeiz ihre Unsicherheit und Selbstzweifel besiegen wollte, dass dabei die Beziehung zur einzigen Tochter auf der Strecke bleibt, stellen die beiden Frauen beinahe zu spät fest.

Interessant ist auch die Verbindung von Fanny und Fritzi den ungleichen Zwillingsschwestern. Während Fanny sich dem Leben stellt und ihm mit Kraft und Durchhaltevermögen begegnet, scheint Fritzi wie ein Blättchen im Wind vom Schicksal durchgewirbelt zu werden. Was die Schwestern verbindet, scheint sie auch zu trennen, denn sie neiden einander die Eigenschaften der jeweils anderen.

Die zerrissenen Jahre, also die Zeit zwischen den zwei großen Kriegen, werden erschreckend gut dargestellt, die aufkeimende Hoffnung der Menschen nach Ende des ersten Weltkrieges sowie die bittere Enttäuschung dieser Hoffnungen lässt die Leserinnen oft erdrückt innehalten. Mehr als einmal wünscht man sich einen alternativen Ausgang als die steile Karriere Hitlers, die mit seiner Machtergreifung ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht.

Was Simon vor allem im letzten Drittel des Buches fehlt, ist eine klare Linie, die sie verfolgt um offene Erzählstränge zu einem stimmigen Ende zu bringen. Der Ausgang verschiedener Teilgeschichten bleibt völlig im Dunkeln. Zwar mutmaßen die ProtagonistInnen zu einigen Ereignissen über einen möglichen Ausgang, aber auch das wird nur halbherzig verfolgt.

Der obligatorische Kitsch-Schluss, den offensichtlich alle Frauenromane haben müssen hilft da leider auch nicht um die Leserin befriedigt zurück zu lassen. Trotzdem für Regenstunden oder einen Tag am Strand ein durchaus geeigneter und sehr schöner Roman.

Cover des Buches Die Herren der Grünen Insel (ISBN: 9783764505592)

Bewertung zu "Die Herren der Grünen Insel" von Kiera Brennan

Die Herren der Grünen Insel
Heanevor 8 Jahren
Historienroman vom Feinsten

Irland im 12. Jahrhundert. Menschen kämpfen hier wie überall sonst auf der Welt ums Überleben. Das Mittelalter ist ein grausames Zeitalter, in dem der Mensch den Kräften der Natur so gut wie schutzlos ausgeliefert ist.

Es herrscht das Gesetz des Stärkeren, das Gesetz von Männern. Recht und Besitz erhält wer stark genug ist es sich zu erkämpfen. Frauen sind Ware, sie werden hin- und hergeschoben, politisch arrangiert verheiratet, unterdrückt  und geschändet.

Eine Insel – viele Gesichter, wir erleben nicht nur den nach aussen hart wirkenden Ascall und seinen jüngeren Bruder Alillán, sondern tauchen auch ein in die Erlebenswelten von gerissenen Händlern, intriganten Adligen, ehrbaren und weniger ehrbaren Rittern, Barden und vielen anderen mehr.

Über sechs Jahre begleiten wir die Schicksale der ProtagonistInnen, dabei wendet sich das Blatt des Schicksals mehr als einmal für alle Beteiligten.

Interessant ist die Erzählung der einzelnen Geschichten der Charaktere, die Handlungen einiger haben direkte Auswirkungen auf das Leben anderer und obwohl manche sich im Lauf des Buchs nie begegnen, sich nicht einmal kennen, sind ihre Schicksalsfäden doch untrennbar miteinander verwoben.

Kierra Brennan legt uns einen historischen Roman vor, dem es an nichts mangelt. Sie hält sich an dokumentierte Ereignisse und flicht diese ebenso flüssig in ihre Handlung ein wie sie fiktive und historisch belegte Personen abwechselt und zusammenbringt.

Dabei lässt sie sich fast 1000 Seiten lang Zeit. Doch nicht ein einziges Wort scheint diesem Roman zu viel zu sein. Jegliches Ereignis, jeglicher Dialog, jede Beschreibung, jeder Einblick in die Gedankenwelt einer Person oder die Beschreibung der wilden grünen Insel, wirkt durchdacht und wohl überlegt. Da ist nichts zu viel.

Das Ende ist offen gehalten, mit ein wenig Glück dürfen wir uns auf weitere Geschichten von Ascall, Rósín und Faolán freuen.

Insgesamt ein rundherum stimmiges Buch, das allerdings nicht wenig von den LeserInnen verlangt, komplexe Handlungsstränge, schwer lesbare Namen, für Fans von Historischen Romanen genau das Richtige, für alle anderen mitunter eine Herausforderung. 

Cover des Buches Locked in (ISBN: 9783641170318)

Bewertung zu "Locked in" von Holly Seddon

Locked in
Heanevor 8 Jahren
Leider nur mittelmäßig

Alex Dale ist freie Journalistin. Aktuell beschäftigt sie sich mit den Arbeiten von Dr. Haynes, einem Arzt dem Herausragendes in der Forschung mit WachkomapatientInnen gelingt.

Eher zufällig stößt sie auf den Fall von Amy Stevenson, das Mädchen wurde vor 15 Jahren schwer misshandelt und liegt seitdem im Wachkoma. Alex ist ungefähr im gleichen Alter wie Amy und kann sich dunkel an ihren Fall erinnern, da sie zum Zeitpunkt des Verbrechens auch in der gleichen Gegend wohnhaft waren.

Sie versucht mit Hilfe ihres Ex-Mannes, der bei der Polizei arbeitet, den Fall neu aufzurollen. Dabei steht ihr aber ein Umstand gewaltig im Weg. Ihre massive Alkoholsucht.

Aus der Sicht von 4 unterschiedlichen Personen rollt Holly Seddon ihre Geschichte auf. Besonders interessant ist dabei die Perspektive von Amy, die seit Jahren im Wachkoma liegt und dennoch ihre Umgebung wahrnimmt. Obwohl gefangen in ihrem Körper, versucht sie aus den Einflüssen, die auf sie einströmen ihre Schlüsse zu ziehen und zu verstehen was um sie geschieht.

Alex kämpft gegen den Dämon Alkohol und ihr Kampf, lässt uns mit ihr mitfiebern. Ihre Leidenschaft Amys‘ Geschichte aufzudecken trotz der vielen Hindernisse, die sie sich selbst in den Weg stellt, ist ein Beispiel für Disziplin auch unter widrigsten Umständen.

Der Plot ist stimmig und wird spannend vorangetrieben. Leider verabsäumt Holly Seddon neben der Story auch die Charaktere weiter zu entwickeln. Komplexe Situationen lösen sich gerade im letzten Drittel des Buches in Wohlgefallen auf. Offensichtlich psychologische Probleme mancher Charaktere verschwinden angesichts schöner Ereignisse im Nichts.

Das Buch endet an der Stelle wo es im Eigentlichen Sinn erst interessant werden könnte. Die Tragik des Falls wird nach seiner Auflösung zwar deutlich, was dieser Umstand allerdings mit den Beteiligten macht, wie sie alle mit dieser Traumatisierung umgehen und sie vielleicht lösen oder an ihr scheitern, bleibt völlig offen. Ebenso Amys‘ weitere Geschichte.

Ein interessantes, auch ein wenig ungewöhnliches Buch für zwischendurch, ohne wirklichen Tiefgang.

Cover des Buches All die verdammt perfekten Tage (ISBN: 9783809026570)

Bewertung zu "All die verdammt perfekten Tage" von Jennifer Niven

All die verdammt perfekten Tage
Heanevor 8 Jahren
Oberflächlich und langatmig

Theodore Finch lernt Violet auf dem Glockenturm der Schule kennen. Sie starrt paralysiert in die Tiefe und er kann sie vor dem Sturz in den sicheren Tod bewahren.

Violet hat ihre Schwester erst vor einigen Monaten bei einem Verkehrsunfall verloren. Sie ist einsam, weicht Lehrern und Eltern aus, versteckt sich hinter ihrer Trauer und steuert auf die komplette Apathie zu.

Theodore kann sie überzeugen, mit ihm gemeinsam an einem Schulprojekt zu arbeiten, das sie zu entlegenen Winkeln von Indiana führt.

Violet beginnt Vertrauen in Finch, wie ihn alle nennen, zu fassen und sich wieder dem Leben zu öffnen. Mit jedem Stückchen Lebensfreude, das sie sich zurückerobert, scheint Finch jedoch genau diese Lebensfreude zu verlieren.

„All die verdammt perfekten Tage“ ist ein Jugendroman im Fahrwasser von „Das Schicksal ist ein mieser Verräter, eine Liebesgeschichte zweier junger Menschen, die an der Schwelle zum Erwachsen werden stehen und drohen zu scheitern.

Finch ist ein Eigenbrödler, ein seltsamer Kauz – kurz ein richtiger Nerd. Er ist die Zielscheibe von Hohn und Spott an der Schule, scheint sich aber kaum etwas daraus zu machen. Er spielt mit unterschiedlichen Charakterzügen, so wie andere Menschen ihre Kleider wechseln. Finch hat ein schwieriges Elternhaus und ist sich oft selbst überlassen. Es mangelt ihm an Vorbildern, zu denen er aufsehen und sich orientieren kann.

Violet ist genau das Gegenteil, bis zum Tod ihrer Schwester war sie beliebt, ein Cheerleader aus einem geordneten Elternhaus. Sie gerät ins Straucheln und Theodore Finch scheint nicht unbedingt geeignet sie langfristig aus dem tiefen Loch zu befreien zu können, in dem sie seit dem Tod ihrer Schwester steckt.

Die Geschichte an sich, folgt einer nachvollziehbaren Idee. Leider springt der Funke für mich nicht so wirklich über. Finchs‘ Vergangenheit bleibt über weite Strecken im Dunkeln, was ihn tatsächlich so zerstört, finden die LeserInnen nicht heraus. Somit bleiben auch viele seiner Handlungen unverständlich.

Die zahlreichen wortschweren Zitate, die die Autorin für die Nachrichten nutzt, die Finch und Violet sich schreiben, geben dem Roman leider nicht mehr Tiefe sondern führen ihn in den Bereich der Pseudophilosophie. Es scheint, dass jedes Gespräch zwischen den ProtagonistInnen zum einzigartigen Moment hochstilisiert wird und das wirkt spätestens ab der Hälfte des Romans nur noch ermüdend.

Der Fort- und später Ausgang der Geschichte ist bald klar und kommt dann wenig überraschend daher, was auch dazu beiträgt, dass sie sich wie Kaugummi zieht.

Leider kann ich hier keine wirkliche Leseempfehlung aussprechen.

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