Bewertung zu "Unsere verlorenen Herzen" von Krystal Sutherland
Henry ist 17 und am Sprung zum College. In den letzten Jahren bemühte er sich um die Chefredaktion der Schülerzeitung und steht nun kurz vorm Ziel. Die Redaktion wird ihm angeboten, allerdings soll er sie sich mit einer neuen Schülerin teilen. Grace Town – ein humpelndes Mädchen mit ungewaschenen Haaren und Klamotten.
Beide sind von der Aussicht zusammen arbeiten zu müssen, wenig begeistert. Grace lehnt die Redaktion in einer ersten Reaktion sogar gänzlich ab, stimmt aber einen Tag später unter der Auflage zu, nichts selbst schreiben zu müssen.
„Wer ist dieses seltsame Mädchen?“, fragt sich Henry nun. Er versucht mit ihr ins Gespräch zu kommen, schließlich war die Redaktion der Zeitung sein Ziel seit Jahren und er möchte das Projekt gut auf den Weg bringen, da auch die Collegebewerbungen vom Erfolg der Zeitung ein stück weit abhängen.
Grace scheint zwischen ihren Stimmungen massiv zu wechseln. Vor allem unter dem Einfluss von Alkohol zeigt sie eine völlig andere Persönlichkeit als im nüchternen Zustand. Die Freunde beginnen Henry vor ihr zu warnen, aber er ist von ihrer Seltsamkeit völlig in den Bann gezogen.
Unsere verlorenen Herzen ist der Debütroman von Krystal Sutherland. Sie hat liebenswerte und glaubwürdige Charaktere geschaffen, mit denen die Identifikation leicht fällt.
Grace ist oft wortkarg und wenn man sie aus der Reserve lockt, dann melancholisch und pseudophilosophisch. Sie spricht den, für Pubertierende oft typischen, Drang zum Drama an und wirkt deswegen auf Henry so unwiderstehlich anziehend. Das Unbekannte, Geheimnisvolle an ihr treibt die Geschichte fort.
Henry ist der Vorzeigeschüler, immer auf Spur, sein Ziel klar vor Augen und gerade als es in greifbarer Nähe scheint, drohen Gefühle ihn zu Fall zu bringen. Henry ist der Prototyp aller Jugendlichen, von denen Eltern meinen, dass so etwas wie Pubertät ein Mythos ist und die dann umso härter auf den Boden der Tatsachen aufschlagen, wenn die eigenen Sprösslinge liebeskrank in ihren Zimmer verschwinden.
Drumherum ein Netz an Freunden und Familie, die alle weit weg von perfekt sind und damit die Erzählung authentisch abrunden, denn auch untadelige Eltern können fallen und scheitern.
Eine Geschichte, die auch das Leben hätte schreiben können und dabei tief berührend, bewegend, traurig aber auch voller Hoffnung auf einen Neubeginn.