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Heimfinderin

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Evil Miss Universe (ISBN: 9783492705363)

Bewertung zu "Evil Miss Universe" von Tobias O. Meißner

Evil Miss Universe
Heimfinderinvor 4 Jahren
Dominique - schön, extravagant und .... wütend!

Sie ist schön,
extravagant, einfallsreich - und wütend. Dominique ist wohl die
außergewöhnlichste Superschurkin, die man bisher erlebt hat. Um ihre alten und
neuen Rachegelüste auszuleben, denkt sie sich immer wieder neue Coups aus, die
von Idee zu Idee an Kreativität und Ausführung kaum zu übertreffen sind. Denn
mit Kleinigkeiten beschäftigt sie sich erst gar nicht - groß und nie dagewesen
muss es sein! Was also noch relativ harmlos mit dem Raub der britischen
Kronjuwelen beginnt, endet mit dem Griff zu den Sternen. Dabei springt sie vom
Titel der Miss Universe über den Eurovision Songcontest nach Paris, um sich
dort mit dem Eifellturm zu beschäftigen, dreht dazwischen ein paar Runden in
einem Rennwagen, nimmt sich des amerikanischen Präsidenten an, gründet eine
Armee und vieles mehr.

Als Leserin sitze
ich sprachlos  vor diesen Szenen und
staune! Ihre Auftritte in immer wieder neuen und ausgefallenen Roben, ihre
Unnahbarkeit und Coolness und ihre überraschenden und ausgefeilten Coups sind
so filmreif beschrieben, dass ich eben solch einen ständig vor Augen hatte. Ich
könnte mir diese Geschichte tatsächlich sehr gut als actionreiche Verfilmung
vorstellen - das würde mir viel Spaß machen! 

Aber so temporeich Dominique auch ihren Rachefeldzug bestreitet, so wird schnell klar, dass sie zwar teuflisch ist, aber dabei in ihrem Sinne gerecht. Ihr Ziel ist es nicht, einfach wahllos zu zerstören, sondern ganz gezielt die zu bestrafen, sich an denen zu bereichern oder jenen zu schaden, von denen sie der Meinung ist, dass sie Unrecht tun oder es nicht besser verdient haben. Das spürt man sehr schnell. Auch ihre Leute werden z. B. ordentlich entlohnt. Aber da auch sie nur ein Mensch ist, geht diese Einstellung auch mal knapp daneben, z. B. wenn man Mr. Right heißt und Dominique ein Riesendorn im Auge ist. Diesen Widersacher will sie am liebsten tot sehen! Oder wenn man ihr in frühen Jahren mal weh getan hat, auch dann wird es richtig mies .... Hier schafft es der Autor, auch eine sensible und unbeherrschte Seite an ihr zu zeigen - aber mit ihrem  jungen Bewunderer Luc, der nach und nach ihr Vertrauen gewinnt, könnte sie vielleicht noch rechtzeitig die Kurve kriegen, bevor sie vor Wut explodiert... 

Die Erzählform finde
ich ungewöhnlich, da es einen Erzähler gibt, der Dominiques Geschichte im
Nachhinein erzählt, ohne dass man anfangs die Identität des oder der Erzählerin
kennt. Dies ergibt sich erst im Laufe der Geschichte und mir gab das einen zusätzlichen
Spannungseffekt. Ganz besonders gut gefielen mir auch die kritischen Bezüge zu
aktuellen Geschehnissen, die Einfluss auf Dominiques Handlungen hatten oder
auch kleine Ereignisse aus der Vergangenheit (endlich erfahren wir, was es mit
dem Kleid auf sich hatte, über dessen Farbe im Internet vor Jahren vehement
gestritten wurde ;) )

Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, diese außergewöhnliche Schurkin mit ihrem treu ergebenen Team und ihrem anhänglichen,  so sehr in sie verliebten Luc, zu begleiten. Die Verflechtung ihrer Aktionen  mit aktuellen und umfangreich recherchierten Themen sind dabei  nicht nur einfach eine humorvolle, actionreiche Geschichte, sondern  viel mehr. 

Cover des Buches Hartmann und der böse Wolf (ISBN: 9783404175512)

Bewertung zu "Hartmann und der böse Wolf" von Michael Frey Dodillet

Hartmann und der böse Wolf
Heimfinderinvor 6 Jahren
Auf den Hund gekommen

Inhalt
Hartmann ist aus gutem Grund aus dem Polizeidienst ausgeschieden und fristet sein Dasein nun mit mehr oder weniger Begeisterung als Privatdetektiv. Meist auf der Spur nach untreuen Ehefrauen- und männern, treibt ihn ein Anruf aus seiner Routine. Er soll den Besitzer einer exklusiven Hundeschule beschatten und das Geld auftreiben, das dieser seinem neuen Auftraggeber noch schuldet. Hartmann sagt zu und steht vor einem Problem: er hat keinen Hund. Um unauffällig eine Hundeschule zu bespitzeln, ist dies aber unbedingt notwendig. Also leiht er sich im Tierheim die Hündin Gitte aus, die flugs zu Bruno wird, macht einen Termin für eine Trainingsstunde – und findet sich im chaotischen Alltag unterschiedlicher Hundeerziehungsmethoden, dickköpfiger Hunde, eifersüchtiger High-Society-Damen und einer anziehenden Hundetrainerin wieder. Richtig interessant wird es für ihn aber, als Wolf dann plötzlich tot im Wald liegt. Zum einen: wie kommt er jetzt zu dem gesuchten Geld? Zum zweiten: ein Mord muss aufgeklärt werden, warum nicht gleich von ihm, wenn er schon mal vor Ort ist? Und so erweitert Hartmann seine Ermittlungen und wird dabei tatkräftig unterstützt von der Hundetrainerin Marlene – und von der Hündin Gitte.


Meine Meinung
Von Michael Frey Dodillet kenne ich schon viele Bücher: Die humorvollen und gleichzeitig tiefsinnig und emotionalen Geschichten um die Toskana-Männer und auch die lustigen und berührenden Hundegeschichten um Luna (genannt Krawallmaus) und Wiki. Nun gibt es den ersten Krimi und den auch mit Hund und da war für mich klar, dass ich auch dieses Buch lesen musste. Und ich hatte sehr viel Spaß!

Mit dem Privatdetektiv Hartmann hat der Autor eine Figur geschaffen, die auf den ersten Blick gar nicht so sympathisch erscheint. Seine manchmal fragwürdigen Methoden und seine unfreundliche Art ließen ihn für mich nicht gerade in positivem Licht erscheinen, die Herkunft seiner Lebensgrundlage ganz zu schweigen. Aber ich mochte ihn trotzdem bald und es brauchte dann nur die richtige Frau und den richtigen Hund, um ihn etwas aus seiner Spur zu bringen. Die Hundetrainerin Marlene war dafür wie geschaffen, da sie selbst nicht auf den Mund gefallen war und Gitte-Bruno war eine Hündin, die sowieso selbst am besten wusste, was sie wollte und sich so gar nicht von Hartmann aus der Ruhe bringen ließ – und sich dabei ganz langsam aber sicher in sein Herz schlich.

Auch die anderen Figuren waren alle sehr lebendig beschrieben. Ich sah den schmierigen Fiesling Wolf direkt vor mir und hatte sogar seinen Tonfall im Ohr, wenn er sich vor den anderen aufspielte. Auch die nervösen High-Society-Damen waren toll dargestellt und sorgten bei mir für einiges Kopfschütteln. Und natürlich gab es neben Marlene und dem autoritären Wolf noch eine weitere Hundetrainerin mit wieder ganz anderen mehr oder weniger erfolgreichen Erziehungsmethoden. Nicht zu vergessen die jeweiligen Hunde, die ebenfalls sehr lebendig dargestellt wurden und für einige aufregende Szenen sorgten. Und das Aufeinandertreffen von Hartmann mit seinem nervenden Nachbarn war immer wieder ein Knaller und auch die Szenen mit einigen Verdächtigen waren einfach klasse.

Die Ermittlungen im Mordfall haben mir sehr viel Spaß gemacht und auch wenn ich bald einen Verdacht hatte, so waren die Puzzleteile gut verteilt und ließen mich immer wieder hin und her schwanken. Eine Kleinigkeit in der Auflösung war dann zwar etwas zu konstruiert, aber darüber konnte ich im Gesamtbild gut hinwegsehen, dagegen hat mir gut gefallen, dass Hartmann nicht ganz ohne Verbindung zu ehemaligen Polizeikollegen und deren Informationen ermittelten konnte.

Ganz besonders gut gefiel mir neben den Figuren der Humor. Die Dialoge waren einfach klasse und die Situationskomik und die teils schrägen Ereignisse, nicht selten verursacht durch Hunde, waren einfach nur toll und machten das Lesen zu einem kurzweiligen Vergnügen. Ich hoffe sehr, noch viele Fälle des Menschen-Hunde-Gespanns verfolgen zu können und freu mich auf den nächsten Fall.

Cover des Buches Sieben Heere - Revolution (ISBN: 9783492704045)

Bewertung zu "Sieben Heere - Revolution" von Tobias O. Meißner

Sieben Heere - Revolution
Heimfinderinvor 7 Jahren
Das kleine Dorf führt seinen Kampf weiter ...

Inhalt
Der Kampf der Hagetmauer gegen die naffaroanischen Besatzer wurde erfolgreich beendet, 140 feindliche Soldaren getötet und damit das Dorf befreit. Doch dabei wollen und können es die Dörfler nicht belassen, denn die Gefahr ist damit natürlich nicht gebannt. Es steht ihnen ein 7000 Mann starkes Heer gegenüber, welches die gerade erst erkämpfte Freiheit wieder zunichtemachen kann. Um ihr Dorf zu stärken und weitere Verbündete gegen den Kampf der Besatzer zu gewinnen, müssen die umliegenden Dörfer befreit und deren Bewohner für den Kampf mobilisiert werden. Wird es gelingen, eine Revolution in Gang zu bringen, die die Feinde wieder aus dem Land Akitanien vertreibt?

Meine Meinung
Gleich zu Beginn der Geschichte war ich sehr erstaunt, wie einfach ich wieder in die Handlung hineingefunden habe, obwohl der erste Teil schon eine Weile zurückliegt. Vielleicht liegt es gerade an den ungewöhnlichen Namen und Bezeichnungen der Charaktere, die mir anfangs eher Schwierigkeiten gemacht hatten, dass sie sich nun gerade erst recht so schnell vertraut anfühlten? Ich weiß es nicht, aber die Figuren mit ihren Eigenarten und die Geschehnisse insgesamt waren mir erstaunlich präsent, hier hat der Autor einen starken Eindruck im ersten Buch hinterlassen.

Stark ging es auch hier gleich weiter. Schlag auf Schlag wird den umliegenden Dörfern ein Besuch abgestattet, die Zahl der Toten steigt und die Euphorie der Hagetmauer wächst. Das war wieder irgendwie gruselig zu lesen, mit welcher Begeisterung und mit wie wenig Empathie den feindlichen Soldaren gegenübergetreten wurde. Ich ertappte mich daher auch immer wieder dabei, dass ich auf der Seite des „Feindes“ stand und nur mit Grauen die Entwicklung der Geschichte verfolgte, deren grausamer Höhepunkt mir dann wieder eine Gänsehaut bescherte. Es ist schon merkwürdig: es wird ein Dorf besetzt und man sollte auf der Seite der Besetzten stehen, aber dies wird einem hier nicht leicht gemacbt. Mein Mitleid gehörte oftmals dem sogenannten Feind.

Das ist wohl auch der Grund, warum ich auch weiterhin nur zu wenigen Figuren eine emotionale Bindung herstelle und sie auch nicht besonders sympathisch finde. Einzig die junge Nedlèces kam mir nahe, die das Ganze mit Grauen betrachtete und die sich in die Beschäftigung mit den eroberten Gryphen stürzte, zumindest kam es mir wie eine Flucht vor, wenn sie sich mit den Flugwesen zurückzog und die ersten Flugversuche unternahm. Dort wirkte sie befreit und mit ihr konnte ich sehr gut mitfühlen.

Aber auch, wenn ich keinen emotionalen Bezug zu den Personen herstelle, interessieren sie mich sehr und ich verfolge gespannt ihre Entwicklung. Und diese Entwicklungen sind sehr spannend. Baresin, der Byrgher des Dorfes, z. B. war mir anfangs besonders unsympathisch, da er sich sehr in den Vordergrund stellte und Erfolge gerne für sich verbuchte, die anderen zu verdanken waren, dabei Gefahren aber immer gerne geschickt aus dem Weg ging. Hier wirken die brutalen Ereignisse auf seine Entwicklung ein und verändern ihn. Sinion, der Stotterer, der durch sein strategisches Geschick aus dem Schatten des Dorfes herausstieg, sonnt sich in seinem neuen Ansehen und wird doch immer unzufriedener. So geht der Krieg eben doch nicht spurlos an allen vorbei und der ein oder andere muss erkennen, dass es eben doch kein Spiel ist, bei dem man bisher das Gefühl von Unbesiegbarkeit hatte.

Neu ins „Spiel“ kommen nun auch ein paar weitere Charaktere, da der Kampf ja aus dem Dorf Hagetmau herausgeführt wird. Das bewirkte bei mir beim Lesen mit der Zeit ein seltsames Gefühl von Verschiebung, nachdem man die ganze Zeit nur auf einen Ort fixiert war. Auch die Hagetmauer spüren, dass sie nicht mehr alleine im Mittelpunkt stehen. Neue Charaktere bringen auch neue Spannungen und auch das war hier schon gut zu spüren und könnte im dritten Buch dann noch verstärkt werden. Ich bin gespannt, wie es weitergeht, wie es sich anfühlen wird, wenn die Hagetmauer ihren anfangs persönlichen Krieg noch weiter hinaus in die Welt tragen werden. Was wird am Ende aus ihnen werden? 4,5 Sterne

Cover des Buches Das Herz der verlorenen Dinge (ISBN: 9783608961447)

Bewertung zu "Das Herz der verlorenen Dinge" von Tad Williams

Das Herz der verlorenen Dinge
Heimfinderinvor 7 Jahren
Rückkehr nach Osten Ard - eine "Kurzgeschichte"

Inhalt
Die große Schlacht gegen die Nornen ist vorbei, der Sturmkönig wurde besiegt und die Menschen können aufatmen. Die letzten Nornen flüchten zurück in ihre Heimat und ziehen dabei eine blutige Spur hinter sich her. Um sie endgültig zu vernichten werden sie von Herzog Isgrimnur und seinen Kämpfern verfolgt. Sie sollen nie mehr eine Bedrohung für die Welt sein. Doch die verbliebenen Nornen geben nicht so einfach auf und so geht das Töten in bitteren Kämpfen weiter. Werden es Isgrimnur und seine Männer schaffen, die Nornen endgültig zu besiegen?

Meine Meinung
Ich habe die vier Bücher der Osten-Ard-Sage von Tad Williams vor etwa 20 Jahren gelesen und es war für mich ein Eintauchen in eine ganz besondere Welt. Seitdem konnte mich keine Fantasy-Reihe wieder so begeistern, wie diese. Als ich hörte, dass der Autor wieder nach Osten-Ard zurückkehrt, konnte ich es fast nicht glauben. Ich habe nun also noch einmal alle vier Bücher gelesen, um a) wieder richtig hineinzufinden, bevor ich mit dem neuen Buch starte und b) um zu sehen, ob mich die Reihe immer noch so fesselt wie vor 20 Jahren. Und ja, das tut sie! Trotz der langen Zeit, konnten mich die bekannte Geschichte, die Figuren und der Schreibstil des Autors wieder begeistern und ich freue mich sehr auf die Fortsetzung.

„Das Herz der verlorenen Dinge“ knüpft nun an die letzte Schlacht gegen den Sturmkönig an und zeigt das, was man sonst nicht mehr mitbekommt, wenn eine Geschichte ein scheinbar gutes Ende nimmt: es ist nicht alles gut, wenn der Feind besiegt scheint. Nicht immer gibt er klein bei und verschwindet bis zum Ende der Welt. Dieses Buch ist eine Brücke von der alten Geschichte zur kommenden neuen Geschichte und las sich für mich fast wie eine Kurzgeschichte – oder ein Nachwort und gleichzeitig ein Vorwort zum nächsten Abenteuer. Wie eine Kurzgeschichte deshalb, da sie für Williams Verhältnisse knapp und schnell erzählt war. Wer den Autor kennt, weiß wie detailreich, bildgewaltig und intensiv seine Beschreibungen, die Handlung und die Dialoge sind. Hier in der kurzen Geschichte fehlt die gewohnte Tiefe etwas, die man in seinen umfangreichen Werken findet - und sicherlich in der Fortsetzung auch wieder finden wird. Trotzdem schafft es der Autor hier für mich auch mit wenigen Worten, eine besondere Stimmung zu erzeugen und mich Osten Ard wiedererkennen zu lassen.

Hier gibt es ein Wiedersehen mit Isgrimnur, den wir bei seiner Verfolgung der Nornen begleiten, wir lernen aber auch neue Figuren kennen: die beiden Kämpfer Porto und Endri, die mir schnell sympathisch wurden und mit denen ich sehr gut mitfiebern konnte. Denn es geht hart her auf verschiedenen Stationen, zu denen das Heer die Nornen verfolgt. Unterstützung bekommt Isgrimnur dabei von einer begleitenden Sitha, deren besondere und fremde Ausstrahlung auch hier in den kurzen Episoden gut zum Ausdruck kommt. Die größte Überraschung war dann für mich aber, dass der Autor hier auch den Nornen ein Gesicht gibt und sie damit aus der Ecke der reinen Bösewichte hervorholte. Wir lernen hier auf Feindesseite ein paar Nornen näher kennen, die sogar Sympathien wecken konnten oder zumindest ein besonderes Charisma hatten. Auf einmal erscheint der Kampf nicht mehr nur schwarz und weiß, sondern man bekommt als Leser auch Figuren auf der Gegenseite präsentiert, die interessant und spannend wirken und von denen ich mehr lesen will.

Das Ende der beschriebenen Kämpfe passt für mich in seiner Symbolik sehr gut und ist ein perfekter Ausgangspunkt für die kommenden Ereignisse in etwa 30 Jahren. Eine kurze Leseprobe zum ersten Teil der neuen Reihe rundet das Buch ab und hier treffen wir dann endlich auch auf Simon und einige andere bekannte Figuren und meine Vorfreude auf die Fortsetzung ist nun sehr groß.

Das Buch ist also eine ungewohnt schnelle und kurze, dabei aber trotzdem spannende Geschichte, die eine sehr gute Verbindung zur neuen Reihe bietet und dabei gleichzeitig eine neue Perspektive, nämlich die der Nornen, vorstellt. Sie soll auch ein guter Einstieg für Leser sein, die Osten Ard noch nicht kennen. Aber ehrlich gesagt finde ich, dass man sich in die Handlung ohne die nervenaufreibenden Vorkenntnisse der ersten Bücher nicht so gut einfühlen kann. Meiner Meinung nach gibt es einfach keinen sinnvollen Quereinstieg in die Welt Osten Ard - mir jedenfalls würde so viel an Handlung und Personenentwicklung fehlen, dass die Geschichte für mich wohl eine ganz andere Stimmung hätte. Die meiner Meinung nach beste Möglichkeit, in Osten Ard einzusteigen, ist, ganz am Anfang zu beginnen. ;)

Cover des Buches Tote Helden (ISBN: 9783492703420)

Bewertung zu "Tote Helden" von Michael Peinkofer

Tote Helden
Heimfinderinvor 7 Jahren
Spannender Auftakt

Inhalt
Astray ist gespalten, im wahrsten Sinne des Wortes, denn ein tiefer unheimlicher Abgrund zerteilt seit 37 Jahren das Land. Seit der damaligen großen Schlacht sind auch die Helden der Zeit verschwunden und mehr und mehr vergessen. Nur ein paar alte Lieder singen von ihnen und lassen sie zu Legenden werden. Der Sänger Rayan jedoch glaubt an ihre Existenz und er bekommt regelmäßig Visionen, die ihm schreckliche Dinge voraussagen. So macht er sich auf die Suche nach dem Stein, den ihm eine dieser Visionen gezeigt hat. Dabei bringt er sich und andere in große Gefahr, denn Magie wird von den Großexekutoren gnadenlos verfolgt und verurteilt.

Gleichzeitig wird auf der anderen Seite des Landes der Halbling Lorymar, Narr am dortigen Königshof, von heftigen Kopfschmerzen und Alpträumen geplagt und sieht keinen anderen Weg mehr, als sich auf den Weg in die Heimat zu machen und sich der Vergangenheit zu stellen. Dazu nutzt er die Notlage der jungen Prinzessin aus und bringt diese dabei in große Gefahr.

Wird Rayan mehr über die Toten Helden herausfinden und die Visionen, die ihn belasten und eine große Gefahr für die Menschheit voraussagen? Was lauert im tiefen Abgrund, das Angst und Schrecken verbreitet? Wird die Prinzessin sich retten können? ...

Meine Meinung
Mir hat dieser Trilogie-Auftakt gut gefallen. Mehrere Handlungsstränge boten unterschiedliche Einblicke in die gespaltene Welt. Der Sänger Rayan, der von Visionen getrieben wurde, die ihm die Zukunft zeigten, litt darunter, dass er die Menschen vor kommendem Unheil nicht bewahren kann. Denn Magie wird verfolgt und nichts anderes sehen die Menschen darin, wenn ihnen jemand Vorhersagen macht: Zauberei. So hielt er sich schweren Herzens meistens bedeckt und wenn er doch eine Warnung aussprach, glaubte man ihm oft nicht. Dies belastete ihn und das konnte ich gleich spüren. Mir war er von Anfang an sehr sympathisch und ich konnte sehr gut mit ihm mitfühlen und hatte gleich große Angst um ihn. Bei dem Narr Lorymar dagegen wusste ich nicht, woran ich bei ihm war. Er hatte eine von Selbstmitleid behaftete und etwas rücksichtslose Art, die ihn mir unsympathisch machte. Gleichzeitig merkte ich aber auch, dass er ein wichtiges Geheimnis mit sich trug und eine Verbindung zur Vergangenheit besaß. Ich konnte ihm jedoch nie trauen und das machte die Abschnitte mit ihm spannend. Sympathisch wiederum war mir gleich die Prinzessin, die auf den ersten Blick vielleicht ein bisschen naiv in das Abenteuer schlitterte, sich aber nicht unterkriegen ließ und zu einer meiner Lieblingsfiguren wurde. Von ihr erwarte ich noch einiges. Ein Bösewicht durfte natürlich auch nicht fehlen und in Form des Großexekutors, der mit seinen Opfern nicht zimperlich umging, war er eine Figur, die man fürchten konnte.

Die Figuren, natürlich noch viele weitere spannende Charaktere und auch grausige Wesen wie die Morwölfe, waren für mich alle sehr lebendig beschrieben und es machte mir sehr viel Spaß, von ihnen zu lesen. Die Welt fand ich interessant und bildreich dargestellt, die beschriebenen Orte waren spannend und besonders der unheimliche Abgrund, der das Land teilte, war ein beeindruckendes Bild. Kurze Kapitel und Perspektivwechsel brachten Tempo in die Geschichte ließen mich gut am Buch dranbleiben.

Der Beginn einer Trilogie bedeutet natürlich, dass Fragen offenbleiben, so auch hier. Aber mich stört so etwas normalerweise nicht, denn ich sehe Trilogien (oder Reihen) immer als EIN Buch und dieses ist eben erst zum Teil gelesen. Einzig die Verteilung der offenen Fragen finde ich hier für meinen Geschmack nicht ganz so gut. Einzelne offene Rätsel oder ungewisse Schicksale sind spannend und warten darauf, im Verlauf der Reihe gelöst zu werden, so etwas mag ich. Aber was ich nicht so gut finde ist, dass wir nach dem ersten Buch noch so gar nichts über die Vergangenheit wissen. Das ist für mich hier die Grundlage der Geschichte, die ich am Ende des ersten Buches gerne erfahren hätte, um zu wissen, worum es geht, wofür die Figuren nun schon ein Buch lang gelitten haben und die nächsten Bücher leiden werden. Einzelschicksale können für mich lange offen bleiben, aber der Hintergrund wäre mir nach einem Drittel der Geschichte gerne wenigstens etwas bekannt für die weitere Reise mit den Figuren, vor allem dann, wenn es Protagonisten gibt, die die Gründe kennen, aber nur nicht laut aussprechen.

Nach einem spannenden Auftakt mit einem dramatischen Ende heißt es nun also warten auf Teil zwei. Ich bin gespannt!

Cover des Buches Der Mörder und das Mädchen (ISBN: 9783352008931)

Bewertung zu "Der Mörder und das Mädchen" von Sofie Sarenbrant

Der Mörder und das Mädchen
Heimfinderinvor 7 Jahren
Mehr "Drama" als Krimi

Inhalt
Endlich erhält Cornelia den Schlüssel zu ihrer neuen Wohnung und kann mit ihrer Tochter aus der Villa ausziehen, in der sie Jahre voller Gewalt erlebt hatte, bevor sie sich nun zur Scheidung von ihrem prügelnden Ehemann Hans durchgerungen hat. Makler kümmern sich um den Verkauf der Villa, ihre letzte Nacht dort hat sie hinter sich und hofft nur noch, dass sie auf dem Weg nach draußen nicht mehr von ihrem Mann aufgehalten wird. Doch der steht ihr nicht mehr im Weg, denn ihre Tochter Astrid findet ihn grausam ermordet in seinem Gästebett.

Schnell fällt der Verdacht auf Cornelia, die von seinem Tod profitiert, auch finanziell. Doch Tochter Astrid will einen fremden Mann in der Nacht in ihrem Zimmer gesehen haben, der sie sogar zärtlich gestreichelt hat, bevor er wieder ihr Zimmer verließ. Sollte tatsächlich ein Fremder in die Villa eingedrungen sein, der eine eigene Abrechnung mit Hans hatte? Für die junge Ermittlerin Emma, im dritten Monat schwanger, ist der Fall eigentlich klar und schnell gelöst, doch ein paar Zweifel bleiben...

Meine Meinung
Schade, dass dieser Krimi bereits der dritte über die Ermittlerin Emma ist, so fängt man leider nicht am Anfang an und weiß nicht, was eventuell vorher schon Interessantes über die vorhandenen Protagonisten erzählt wurde. Wir lernen hier Emma als junge schwangere Ermittlerin kennen, die eine nach meinem Empfinden etwas seltsam unterkühlte Beziehung zur dem Vater ihres Kindes führt. Sexuell scheint alles ok zu sein, aber ich spüre hier keine besondere Nähe und Wärme. Kristoffer erscheint mir etwas egoistisch und wenig an Emmas Wünschen interessiert. Ihr Exfreund Hugo dagegen ist derart besessen von seiner Liebe zu ihr, dass er sie ständig verfolgt und davon überzeugt ist, sie wieder für sich zu gewinnen. Emma selbst kämpft bei diesem Fall mehr mit ihrer Übelkeit, ihren Kreislaufproblemen und ihrer Gesamtsituation als werdende Mutter, sich ungeliebt fühlenden Partnerin und vom Exfreund Verfolgte, als mit der Lösung des Mordfalles. So kommt es mir zumindest vor. Vielleicht ist es ihrer fehlenden Energie zuzuschreiben, dass sie es sich so einfach macht und den Fall so schnell als gelöst sieht mit Cornelia als perfekter Täterin. Von einem besonderen Spürsinn oder Ehrgeiz war für mich jedenfalls nichts zu spüren. Und auch ihr Partner sowie der Rest der Ermittler machten auf mich einen sehr lahmen Eindruck, während sie fast dankbar alle vom Täter gelegten Spuren aufgriffen. Das hat mir nicht gefallen, da war keinerlei Biss zu spüren.

Für mich als Leserin war es aber dagegen recht spannend gemacht, die vielen Puzzleteile nach und nach zusammenzusuchen und so auf die Spur des Täters zu kommen. Da man auch zwischendrin immer wieder ein paar kurze Abschnitte aus der Sicht des Täters lesen konnte, war es möglich, dessen Motivation und auch ihn selbst zu überführen, auch wenn es einige Verdachtsmomente anderen gegenüber gab. Und auch wenn ich den Täter erkannte, bot das Ende noch eine überraschende Wendung und sorgte dafür, dass man nun den nächsten Fall lesen möchte, der hoffentlich ebenfalls noch übersetzt wird.

Während die Ermittlungen etwas enttäuschend verliefen und fast nebensächlich wurden, lag fast mehr Gewicht auf den persönlichen Dramen der unterschiedlichen Protagonisten. Neben Emmas Gefühlswelt bot Cornelias Schicksal viel Stoff für Überlegungen und Spekulationen. Ihre große Angst vor Ehemann Hans war greifbar und ihre Panik, nun als Verdächtige im Gefängnis zu sitzen war, sehr gut beschrieben. Doch warum sah niemand, auch ihre Freundin Josefine nicht, auch nur eine einzige sichtbare Verletzung? Warum behauptet ein Freund von Hans, Cornelia sei eine Gefahr? Warum ist die Tochter Astrid in ihrem Verhalten auffällig, wurde sie auch missbraucht? Auch bei Freundin Josefine, gleichzeitig die Schwester von Emma, zeichnete sich ein persönliches Drama ab, das für emotionale Szenen sorgte. Hinter den Fassaden von reichen Familien in schönen Villen bröckelt so einiges. So las sich das Buch weniger wie ein Thriller, sondern mehr wie Familiendrama, gewürzt mit Morden.

Auch wenn ich aufgrund der Beschreibung also eigentlich einen spannenden Ermittlungskrimi erwartet hatte, hat mich dieses Buch auch so recht gut unterhalten. Es war mir zwar keiner wirklich sympathisch, aber ich wollte bei allen immer wissen, wie es ihnen weiter ergeht. Die kurzen Kapitel und die Perspektivwechsel ließen die Geschichte dabei schnell und kurzweilig lesen. Ich habe auch kein Problem mit offenen Enden, wenn sie überraschen oder Stoff zum Nachdenken bieten. Was den Kriminalfall betrifft, kann ich hier also gut damit leben, aber es blieb für mich leider zu vieles offen, was Cornelias und Astrids Erzählstrang betraf, was mit dem Krimi selbst zwar nichts (mehr) zu tun hat, aber was mich mindestens ebenso viel beschäftigt hatte. Das finde ich etwas schade.

Cover des Buches Die Phileasson-Saga - Die Wölfin (ISBN: 9783453317536)

Bewertung zu "Die Phileasson-Saga - Die Wölfin" von Bernhard Hennen

Die Phileasson-Saga - Die Wölfin
Heimfinderinvor 7 Jahren
Das dritte Abenteuer

Inhalt
Die dritte Aufgabe ruft und das Abenteuer geht weiter! Nach den dramatischen Ereignissen im Himmelsturm ist Asleif Phileassons Ottajasko die Flucht gelungen und sie müssen sich bei ihrer neuen Aufgabe einem ganz anderen Feind stellen, nämlich einer gefährlichen Seuche. Werden sie diesen Gegner stellen können und dabei selbst gesund davonkommen? Unterstützung erhalten sie von Nirka, „der Wölfin“, deren Sippe zu den Opfern der Krankheit gehört und die sich dem verzweifelten Kampf gegen die unheilbar erscheinende Krankheit anschließt.

Gleichzeitig sitzen Beorn und seine Leute noch immer im Himmelsturm fest und müssen unter brutalsten Bedingungen Sklavenarbeiten für Pardona, die Herrin des Turms, leisten. Eine Flucht erscheint aussichtslos und die Mannschaft verzweifelt immer mehr. Doch Pardona hat besondere Pläne und dazu gehört, das Geheimnis dieser Wettfahrt zu ergründen. Und plötzlich findet sich die Mannschaft an einem Ort wieder, der neue Schrecken bietet ...

Meine Meinung
In jedem Buch widmet sich der Prolog den Hintergründen einer anderen Figur und diesmal lernen wir Nirkas Familie und Schicksal kennen. Das gefällt mir wieder sehr gut und ich freue mich jetzt schon auf den Prolog des kommenden vierten Bandes. So stimmt auch dieser Prolog wieder sehr gut auf das Abenteuer ein, das unsere beiden Ottajaskos diesmal an zwei unterschiedliche Orte führt. Während Phileasson und seine Leute viel auf dem Landweg das Land durchreisen und dabei die unterschiedlichsten Abenteuer erleben - ob ein groteskes Verkaufsgespräch, die Rettung eines unvernünftig agierenden Crewmitglieds, mystische Momente in einem Zauberwald, Kämpfe gegen Goblins oder eben die verkündete Hauptaufgabe, die in der Bekämpfung einer schlimmen Seuche zu liegen scheint, fristet Beorn mit seiner Crew ein brutales Sklavendasein unter der Fuchtel von Pardona und ihren miesen Sklaventreibern. Dabei wechseln die Erzählstränge immer wieder hin und her, so dass man beide Mannschaften begleitet und dabei von einer extremen Stimmung in die andere gezogen wird. Dieser Kontrast ist sehr spannend und übermittelte mir beim Lesen manchmal das Gefühl vom Himmel in die Hölle zu pendeln, zumindest phasenweis, als sich die eine Mannschaft in einer Art Zauberwald aufhielt, während die andere sich in einem Todesmoor abkämpfte. Doch auch wenn der Erzählstrang von Phileasson sogar über einige humorvolle Momente verfügt, so hat er doch auch viele grausige Momente, allein schon durch die emotionalen Szenen, wenn die Krankheit die Menschen in ihrem Griff hat.

Mir gefällt sehr gut, dass die Grundstimmung in den Büchern immer wieder anders ist. Das Vorgängerbuch lebte von einer sehr düsteren, mystischen und teils alptraumhaften Stimmung und spielte sich nur an einem Ort ab, dem Himmelsturm. Dieses Buch lässt einen fast durchatmen, denn durch die Reisen übers Land hat man das Gefühl, wieder „an der frischen Luft zu sein“, zumindest während man den Erzählstrang von Phileasson begleitet. Insgesamt wirkt die Geschichte sehr abenteuerlich, während die Recken ihre Kämpfe durchstehen und werden eher phasenweise mit Magie durchzogen, wenn der Zauberwald in Erscheinung tritt, die Wölfin sich verwandelt oder Beorn im Totenmoor mit alten Geistern beschäftigt ist. Das sind Momente, die die abenteuerliche Stimmung mystisch werde lassen. Insgesamt hat sich für mich bisher jedes der drei Bücher anders „angefühlt“ und ich bin sehr gespannt, wie ich das nächste Abenteuer empfinden werde.

Die Figuren durchleben hier teilweise weitere Entwicklungen und zeigen auch neue Seiten von sich, die nicht immer schön sein müssen, oft aber auch überraschen und manchmal auch zu neuen Fragen führen. Manche Charaktere erhielten dabei mehr Tiefe und mehr Ecken und Kanten. Manche Figuren bekamen dagegen wenig Spielraum und da hoffe ich auf die weiteren Bände, um mehr von ihnen zu lesen. Die neue Figur, die titelgebende Wölfin, kam mir ein bisschen kurz, ich habe wohl einen größeren Schwerpunkt auf ihr erwartet, weshalb ich auch nicht ganz ihre Entwicklung zum Ende des Buches nachempfinden konnte. Insgesamt werden einige Fragen zur bisherigen Handlung und einigen Figuren beantwortet, aber es kommen auch neue Fragen und Vermutungen hinzu, die sich wohl bis in die weiteren Abenteuer ziehen werden und so die Spannung weiter erhalten bleibt, was das Schicksal und die Ambitionen einzelner Figuren betrifft. Ich bin nun sehr gespannt auf die Fortsetzung und hoffe sehr, dass die Autoren die Reihe vollständig veröffentlichen können, denn ich möchte zu gerne wissen, wie alle zwölf Aufgaben für die bereits ans Herz gewachsenen Figuren lauten werden.



4,5 Sterne

Cover des Buches Lunapark (ISBN: 9783462049237)

Bewertung zu "Lunapark" von Volker Kutscher

Lunapark
Heimfinderinvor 7 Jahren
Die Vergangenheit holt Gereon Rath ein

Inhalt
Berlin 1934: Unter einer Brücke wird ein auf den ersten Blick zu Tode geprügelter SA-Mann gefunden. Gereon Rath von der Mordkommission trifft am Tatort auf seinen ehemaligen Kollegen Gräf, der nun für die Geheime Staatspolizei arbeitet. Dieser hat die Zeichen der Zeit gut genutzt und ist dort auf der Karriereleiter aufgestiegen, so dass er Gereon Rath nun vom Rang her gleichgestellt ist. Für Gräf ist der Fall klar: halbfertige Schmierereien an einer Mauer weisen auf eine kommunistische Gruppe als Täter hin, was Gräf sehr gut passt, ist er doch sowieso schon einige Zeit hinter denen her. Gereon Rath sieht das ganz anders, ist aber gezwungen, mit Gräf zusammenzuarbeiten und es bleibt ihm keine andere Wahl, als das zu tun, was er gut kann: auf eigene Faust den Täter zu finden. Seine Ermittlungen bringen ihn auf die richtige Spur, aber was er dabei herausfindet, zieht ihn in seine eigene nähere und weitere, nicht immer ganz saubere Vergangenheit zurück und bringt ihn selbst, seine Karriere und seine kleine Familie in große Gefahr. Gleichzeitig bringt sich auch seine Frau Charly in Gefahr, als sie der Bitte einer Bekannten nachkommt, deren untergetauchten Bruder zu finden. Und der ist Kommunist ...

Meine Meinung
Es wird immer düsterer in Deutschland. Ein Jahr nach der Wahl der Nationalsozialisten wird das Leben immer angespannter. Deren Verfolgung von Kommunisten, Juden, Homosexuellen und allen anderen, die ihnen nicht gefallen und auch Folterungen bestimmen mehr und mehr das Bild. Kein Wunder, dass viele lieber schnell in ein Geschäft verschwinden, als einer Gruppe Nazis auf der Straße zu begegnen. Viele solche Details beschreiben eindringlich den Alltag und die Veränderungen, die die Zeit bringt. Ebenso werden wieder historische Personen und Aktivitäten eingeflochten, so dass sich auch in diesem Buch wieder sehr gut zeigt, wie großartig der Autor es versteht, Atmosphäre und ein authentisches Lesegefühl zu erschaffen. Mit steigendem Entsetzen verfolgt man als Leser, der ja weiß, was in den folgenden Jahren mit dem Deutschland passieren wird, wie die Nazis mehr und mehr das Leben der Menschen bestimmen und sie deren Willkür ausgesetzt sind. Dabei fragt man sich als wissender Leser einmal mehr, wie lange Gereon Rath wohl immer noch daran glaubt, dass diese Phase bald vorübergeht und wie lange er weiterhin seiner Taktik der Verdrängung und des Ausweichens treu bleiben wird. Ganz anders erlebt man seine Frau Charly, die die Gefahr bereits erkennt und rebelliert, allerdings nicht ohne Folgen. Hier würde man ihr gerne immer mal wieder zurufen, etwas vorsichtiger zu handeln. Besonders schmerzlich empfand ich dann die Entwicklung ihres Pflegesohns Fritze, der mit großer Begeisterung in die Hitlerjugend eintritt, nachdem man ihn vorher immer als aufgeweckten und nicht auf den Mund gefallenen Jungen erlebt hatte. Die Anspannung in der Familie Rath erhöht sich hier also sehr und das Problem der Schweigsamkeit untereinander führt sich leider weiter fort und ich hätte Charly und Gereon auch hier wieder mehrfach schütteln können für ihren Mangel an ordentlichen Aussprachen, auch mit Fritzi.

Aber die kleine Familie ist damit auch ein gutes Abbild der Menschen der damaligen Zeit: die politisch uninteressierten Verdränger und Wegducker wie Gereon, die ahnungsvollen und Widerstand leistenden Kämpfer wie Charly und die begeisterten Anhänger wie Fritze. Mir macht die Entwicklung in der Familie mehr und mehr Sorge.

Der Kriminalfall rückt fast ein bisschen in den Hintergrund, ist aber auch wiederum kein Wunder, denn es wird Gereon Rath sehr schwer gemacht, seine Arbeit zu tun. Da für die Gestapo der Fall klar ist und Gereon mit dieser zusammenarbeiten muss, hat er kaum Chancen auf eine korrekte Ermittlung. Und da er bald erkennt, wohin die Indizien wirklich führen, bleibt ihm mal wieder keine Wahl, auf eigene Faust zu ermitteln, was unter den Umständen nicht leicht ist. Wem sollte er überhaupt den wahren Täter nennen? Man spürte den Frust, den Gereon Rath hier erlebte, aber noch schlimmer war dann die weitere Entwicklung, die frühere Verfehlungen hochbrachte und ihn nun zum Handlanger werden ließ. Hier rückte der Fall endgültig in den Hintergrund und Leben und Karriere standen auf dem Spiel. Das war sehr spannend zu lesen und ließ mich öfter mal die Luft anhalten, auch weil der Autor hier nicht zimperlich war und den vielleicht etwas zu sorglosen Leser bzw. Gereon Rath zwischendurch etwas aufrüttelte, um klar zu machen, dass das kein Spaziergang mehr ist.

Auch dieser Fall war für mich wieder sehr spannend zu lesen und erweckte die zu dem Zeitpunkt immer bedrückender werdende Vergangenheit gekonnt zum Leben. Und lässt mich nun mehr und mehr um die lieb gewordenen Figuren bangen.

Cover des Buches Am Boden (ISBN: 9783894254759)

Bewertung zu "Am Boden" von Lucie Flebbe

Am Boden
Heimfinderinvor 7 Jahren
Ermittlungen in schwindelnder Höhe

Inhalt
Der als letzter Teil der Reihe angekündigte achte Fall der jungen Privatdetektivin Lila beginnt einer Anzeige, die den Höhepunkt ihrer Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit, die sich bisher durch alle Fälle gezogen hatte, einläutet. Wird Lila es schaffen, sich von den Fesseln zu lösen, die sie seit ihrer Kindheit belasten und gefährden?

In der Zwischenzeit beschäftigen sie und ihr Partner Ben sich mit einem sehr persönlichen Fall, denn es ist der Sohn ihres Freundes Molle, der in Verdacht gerät, einen anderen Jugendlichen von einem Kran geschubst zu haben, auf dem die jungen Leute gefährliche Stunts machten, um sie für das Internet zu filmen. Gerade erst aus dem Gefängnis entlassen, scheint er der wahrscheinlichste Kandidat für einen möglichen Mord zu sein, auch wenn noch andere Jugendliche zur Clique gehörten. Lila und Ben ermitteln unter den Studenten und erkennen, dass da einiges nicht stimmt und die Gruppe eine Beziehung zueinander hat, die nicht nach reiner Freundschaft aussieht. Um der Wahrheit auf den Grund zu gehen, muss Lila erst einmal hoch hinauf ...

Meine Meinung
Ich liebe die Reihe um die junge Ermittlerin Lila und bin ganz traurig, dass dieser Fall nun der letzte sein soll. Nicht nur die Fälle, die immer ein besonderes, oft sozialkritisches Thema als Grundlage haben, finde ich sehr spannend und immer schlüssig erzählt, sondern auch die Figuren selbst und ihre Geschichten sind mir schnell ans Herz gewachsen. Ich habe immer mit Lila mitgefiebert, die aufgrund eines gewalttätigen Vater oft mit sich selbst zu kämpfen hat und unter der harten Schale einen sehr weichen und labilen Kern besitzt. Entsprechend war ihre Beziehung zu ihrem Partner Ben eine Aneinanderreihung von Höhen und Tiefen, die aber von Buch zu Buch immer liebevoller und stärker wurde, auch wenn es immer wieder heftig krachte. So flogen auch hier wieder die Fetzen, aber man spürte eine mittlerweile tiefe Verbindung zwischen den beiden, die die Autorin mit oft nur kleinen Gesten und Worten deutlich machte.

Auch ihr Freund Molle war ein sympathischer Fixpunkt in den Geschichten und auch ihn mochte ich sehr. Dieses Dreiergespann strahlte immer so viel Lebendigkeit und so viele Emotionen aus, man will einfach, dass sie es gemeinsam schaffen und immer gute Freunde bleiben.

Der Fall war auch wieder sehr spannend zu lesen und auch hier hat die Autorin es wieder geschafft, viele Puzzleteile zu verstecken und viel Raum für Spekulationen und Verdächtigungen zu geben. Ihre Beschreibungen von den Klettereien auf Kränen, Kletterwänden und auf den Dächern der verwaisten und zum Abriss verurteilten OPEL-Hallen waren sehr atmosphärisch und unheimlich, ich konnte es mir richtig vorstellen. Und auch wenn ich in manchen Dingen richtig lag, war die Auflösung dann doch überraschend.

Erfrischend sind auch hier wieder die Dialoge. Lila ist nicht auf den Mund gefallen und ihre Kommentare und Gespräche haben mich oft schmunzeln lassen. Als junges Mädchen fiel sie ja nicht unter den Studenten auf und konnte sich für die Ermittlungen einfach unter sie mischen.

Richtig heftig war dann das Ende! Über die Reihe verteilt habe ich mir immer wieder überlegt, wie es mit Lila und Ben wohl enden wird und der Schluss war dann doch ganz anders, als ich es mir je vorgestellt hatte. Immer noch geht es mir im Kopf herum und ich bin emotional berührt davon. Ganz besonders gelungen finde ich dabei, dass es einige Interpretationsmöglichkeiten zulässt, denn ich hatte am Ende auf einmal auch eine ganz neue Sichtweise ....

Hier bin ich nun gespannt, ob die Autorin nicht vielleicht doch noch ein weiteres Buch schreiben wird, was mich sehr freuen würde. Doch auch, wenn es wirklich der letzte Fall bleibt, finde ich das Ende sehr gut, gerade WEIL es so ist wie es ist. Es ist ein Ende, das im Gedächtnis bleibt und über das ich immer noch nachdenke. Ein Buch, das mich über die letzte Seite hinaus so lange beschäftigt, ist für mich immer ein sehr gutes Buch.

Cover des Buches Dark Wood (ISBN: 9783426518748)

Bewertung zu "Dark Wood" von Thomas Finn

Dark Wood
Heimfinderinvor 8 Jahren
Man sollte meinen, eine TV-Reality-Show sei Horror genug - nein, ist es nicht ...

Inhalt
Eine neue TV-Reality-Show soll die Rettung für eine Hamburger Werbeagentur werden. Sechs Angestellte der kurz vor dem Aus stehenden Firma wollen mit Teamgeist das Preisgeld für ihren Arbeitgeber gewinnen und ihre Arbeitsplätze damit sichern. Dafür müssen sie drei Tage in der Wildnis im Norden Norwegens überstehen und dabei gefährliche und fiese Aufgaben lösen - ständig von Kameras begleitet, damit die Fernsehzuschauer auch etwas davon haben. Vom Moderator wird die Stimmung unter den Kollegen bewusst angeheizt und ein individuelles Preisgeld für den Besten im Team torpediert von Anfang an den Teamgeist. Alle Vorsätze, keine Internas aus dem Arbeitsleben und nichts Privates über die Kollegen zu verraten, werden schnell vergessen. Geheimnisse kommen ans Licht, Verdächtigungen und gegenseitiges Misstrauen bestimmen schon nach kurzer Zeit den Tag.

Doch es soll noch schlimmer kommen, denn selbst die fieseste Aufgabe der Show ist nichts gegen das unheimliche Grauen, das in der Wildnis lauert und aus dem Spiel tödlichen Ernst werden lässt...

Meine Meinung
Das Buch hat mir ein paar sehr spannende und unheimliche Lese-Stunden geboten und hat mir, wie schon viele andere Bücher des Autors, sehr gut gefallen. Eigentlich sind viele Reality-TV-Formate schon Horror genug, sollte man meinen, und der Autor hat hier eine Show ins Leben gerufen, die so fies ist, dass sie einem die Haare zu Berge stehen lässt - aber gerade deshalb auch schon wieder vorstellbar wirkt, wenn ich so darüber nachdenke, wie sich die TV-Shows im Fernsehen schon entwickelt haben. Ich würde mich nicht wundern, wenn wir irgendwann am TV-Bildschirm tatsächlich beobachten, wie Kandidaten derart fiese Aufgaben lösen müssen...

Doch die Show ist nicht Horror genug und wir merken bald, wir sind mit den sechs Angestellten nicht alleine im Wald. Wer oder was schleicht durchs Camp? Woher kommt der modrige Geruch? Mehr und mehr entsteht eine unheimliche und beängstigende Stimmung, während die Kollegen ihre Aufgaben lösen und dabei Entdeckungen machen, die mehr als erschreckend sind. Wer oder was ist los in diesem Wald? Für mich entstand phasenweise eine Stimmung wie sie die TV-Serie „Lost“ ausstrahlt. Dieses Gefühl, dass etwas ganz und gar nicht stimmt, ein Gefühl von Bedrohung, Angst, Unverständnis und Gefahr, die man nicht greifen kann. Das war wirklich spannend geschrieben und steigerte sich hier natürlich noch, als die Gefahr dann immer tödlicher und grausiger wurde und ein Gesicht bekam.

Doch der Thriller war für mich als Wenig-Horror-Leser von der „Horror-Dosis“ immer gut lesbar. Es gab einige Schockmomente und auch ein paar grausig eklige Szenen, aber sie dominierten nicht die Handlung, sondern waren die Spitzen einer schon die ganze Zeit über zu spürenden gruseligen Stimmung. Und das gefällt mir sehr gut, ich mag nämlich keinen „Splatter-Horror“, sondern viel lieber dieses unterschwellige und die eigene Fantasie antreibende Horrorgefühl. Diese grausige Stimmung, von der man die Ursache nicht gleich kennt und die mehr das Gefühl beim Lesen anspringt, als „das Auge“. Das ist hier für mich sehr gut gelungen.

Sehr gut haben mir auch die Charaktere gefallen, die man gerade durch die Perspektivwechsel nach und nach gut kennenlernte und die insgesamt sehr lebendig beschrieben waren. Die Kollegen waren sehr unterschiedlich und nur scheinbar ein gutes Team. Es war sehr spannend zu lesen, wie im Laufe des Spiels die Geheimnisse der Mitstreiter ans Tageslicht gezerrt wurden und damit Konflikte heraufbeschworen wurden, die für den Überlebenskampf der Gruppe nicht unbedingt förderlich waren. So wurde die Spannung nicht nur vom Grauen von außen, sondern auch von innen heraus noch erhöht, denn wenn man sich gegenseitig nicht mehr trauen kann, wie soll man dann überleben?

Das Ende war dann überraschend und auch fies, aber passend. Und im Nachhinein ist besonders gruselig, dass das Grauen irgendwie doch auch so möglich sein könnte ... vielleicht ... irgendwann ...

Über mich

  • weiblich

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Fantasy, Liebesromane, Historische Romane, Science-Fiction, Krimis und Thriller, Literatur, Unterhaltung

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