Sie ist schön,
extravagant, einfallsreich - und wütend. Dominique ist wohl die
außergewöhnlichste Superschurkin, die man bisher erlebt hat. Um ihre alten und
neuen Rachegelüste auszuleben, denkt sie sich immer wieder neue Coups aus, die
von Idee zu Idee an Kreativität und Ausführung kaum zu übertreffen sind. Denn
mit Kleinigkeiten beschäftigt sie sich erst gar nicht - groß und nie dagewesen
muss es sein! Was also noch relativ harmlos mit dem Raub der britischen
Kronjuwelen beginnt, endet mit dem Griff zu den Sternen. Dabei springt sie vom
Titel der Miss Universe über den Eurovision Songcontest nach Paris, um sich
dort mit dem Eifellturm zu beschäftigen, dreht dazwischen ein paar Runden in
einem Rennwagen, nimmt sich des amerikanischen Präsidenten an, gründet eine
Armee und vieles mehr.
Als Leserin sitze
ich sprachlos vor diesen Szenen und
staune! Ihre Auftritte in immer wieder neuen und ausgefallenen Roben, ihre
Unnahbarkeit und Coolness und ihre überraschenden und ausgefeilten Coups sind
so filmreif beschrieben, dass ich eben solch einen ständig vor Augen hatte. Ich
könnte mir diese Geschichte tatsächlich sehr gut als actionreiche Verfilmung
vorstellen - das würde mir viel Spaß machen!
Aber so temporeich Dominique auch ihren Rachefeldzug bestreitet, so wird schnell klar, dass sie zwar teuflisch ist, aber dabei in ihrem Sinne gerecht. Ihr Ziel ist es nicht, einfach wahllos zu zerstören, sondern ganz gezielt die zu bestrafen, sich an denen zu bereichern oder jenen zu schaden, von denen sie der Meinung ist, dass sie Unrecht tun oder es nicht besser verdient haben. Das spürt man sehr schnell. Auch ihre Leute werden z. B. ordentlich entlohnt. Aber da auch sie nur ein Mensch ist, geht diese Einstellung auch mal knapp daneben, z. B. wenn man Mr. Right heißt und Dominique ein Riesendorn im Auge ist. Diesen Widersacher will sie am liebsten tot sehen! Oder wenn man ihr in frühen Jahren mal weh getan hat, auch dann wird es richtig mies .... Hier schafft es der Autor, auch eine sensible und unbeherrschte Seite an ihr zu zeigen - aber mit ihrem jungen Bewunderer Luc, der nach und nach ihr Vertrauen gewinnt, könnte sie vielleicht noch rechtzeitig die Kurve kriegen, bevor sie vor Wut explodiert...
Die Erzählform finde
ich ungewöhnlich, da es einen Erzähler gibt, der Dominiques Geschichte im
Nachhinein erzählt, ohne dass man anfangs die Identität des oder der Erzählerin
kennt. Dies ergibt sich erst im Laufe der Geschichte und mir gab das einen zusätzlichen
Spannungseffekt. Ganz besonders gut gefielen mir auch die kritischen Bezüge zu
aktuellen Geschehnissen, die Einfluss auf Dominiques Handlungen hatten oder
auch kleine Ereignisse aus der Vergangenheit (endlich erfahren wir, was es mit
dem Kleid auf sich hatte, über dessen Farbe im Internet vor Jahren vehement
gestritten wurde ;) )
Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, diese außergewöhnliche Schurkin mit ihrem treu ergebenen Team und ihrem anhänglichen, so sehr in sie verliebten Luc, zu begleiten. Die Verflechtung ihrer Aktionen mit aktuellen und umfangreich recherchierten Themen sind dabei nicht nur einfach eine humorvolle, actionreiche Geschichte, sondern viel mehr.