Bewertung zu "Das Archiv der Träume" von Carmen Maria Machado
Hätte Carmen Maria Machado sich entschieden, ihre Erfahrungen in Form traditioneller Memoiren zu erzählen, wäre es garantiert bereits ein sehr lohnens- und lesenswertes Buch geworden. Stattdessen kreiert sie mit „Das Archiv der Träume“ ein Werk, das alle Genrezuschreibungen überschreitet. Jedes Kapitel ist in einem anderen Stil geschrieben. Der fragmentierte Aufbau, indem die Autorin grandios mit neuen wie uralten Motiven und Metaphern spielt, lässt die Leser*innen durch ein Kaleidoskop aus Scherben auf ihre toxische Beziehung zurückschauen. Das klingt überfordernd, doch Machedo gelingt es, ihrer Geschichte literarisch meisterhaft gekonnt eine absolut kohärente Stimme zu geben. Authentisch und ehrlich erzählt sie ihre Geschichte und bindet sie in größere Diskussionen zu häuslicher Gewalt und Queerness ein. Nie habe ich kraftvollere, bewegendere und dermaßen eindringliche Memoiren gelesen.