Kerstin Groeper nennt ihr Buch „Kranichfrau“, einen historischen Roman.
Die Kranichfrau, die eigentlich als Kriegerin des Blackfeet-Stammes leben will, wird bei einem Rachefeldzug schwer verletzt und von dem Lakotakrieger Nata-He-Yukan gefunden und als seine Gefangene betrachtet.
Nata-He-Yukan, selbst von seinem Stamm, aufgrund einer Intrige verbannt, lässt sie am Leben und hofft, sie würde ihm, wenn sie sich eventuell erholt hat, eine Hilfe sein oder wenigstens seine Einsamkeit erträglicher machen.
Ja, es kommen viele unerwartete und überraschende Ereignisse — auch im Zusammenhang mit dieser eigenwilligen und schwierigen Gefangenen —, auf Nata-He-Yukan zu, was sein Leben immer wieder in Gefahr bringt.
Kerstin Groeper versteht es, zu erzählen, und deshalb mach ich erst gar nicht den Versuch, ihr ins Wort zu fallen. Damit würde ich nur wichtige Teile des Geschehens vorwegnehmen. Das überlasse ich lieber dem Fortschreiten des Romans. Dort ist es mit großer Meisterschaft, enormem Wissen und ebensolchem Können niedergeschrieben.
Die Handlung des Romans bewegt sich, soweit ich es mit meinem bescheidenen Wissen einordnen kann, im frühen 19. Jahrhundert, in der Zeit also, als Trapper und Pelzjäger, meist auf sich allein gestellt, den gefährlichen Kontakt zu den dort ansässigen Stämmen auf sich nahmen. Allerdings zeigen sich im letzten Teil auch die Gefahren, die aus Europa und anderen Teilen der Welt auf die nichts ahnenden Menschen, die seit Urzeiten hier zu Hause sind, eindringen.
Was bei diesem Roman — und vermutlich bei vielen Erzählungen von Kerstin Groeper auffällt, ist ihre Sichtweise aus dem Blickwinkel der indianischen Frauen, die in der Regel von Treue zu ihrem Lebenspartner geprägt ist.
Eine Sichtweise, die meiner Ansicht nach sehr glaubhaft ist und auch den Indianer als Mann, Krieger und Beschützer mit seinen Weltanschauungen, seiner Tapferkeit und ebenso seinen Schwächen (Eitelkeit, Überlegenheitsgefühl, Alkohol und Bewunderung für das Unbekannte) ins rechte Licht rückt.
Kerstin Groepers Leistung ist auch deshalb zu bewundern, weil sie sich nicht scheute, die Verhältnisse vor Ort kennenzulernen.
Ich glaube nicht, dass irgendjemand, der ein wenig an der nordamerikanischen Vergangenheit interessiert ist, diesen Roman ohne einen gewissen Nachhall in seinem Gedächtnis zur Seite legen wird.
Ich wünsche Kerstin Gröpers Romane die nötige Aufmerksamkeit und die entsprechende Anzahl an Leserinnen und Lesern, die sie verdienen. Gleichzeitig spreche ich meine unbedingte Leseempfehlung aus.