ILKrauss

Protagonist Nicki benimmt sich wie ein Idiot. Er stolpert von einem Fettnäpfchen ins andere, und als er nach einer durchzechten Nacht aufwacht und ein graues Alpaka in seiner Dusche vorfindet, glaubt er, was seine Ex-Freundin ihm weismachen will: Er ist wirklich blöd.
Mühsam setzt Nicki Bruchstücke seiner Erinnerung zusammen und kommt dahinter, wie er zu dem Alpaka gekommen ist und wie er es zurückbringen kann, was ihn - nach einigen weiteren Fettnäpfen und unglücklichen Vorkommnissen - bei einem Alpaka-Trek inmitten des bayerischen Walds landen (stranden?) lässt.
Was hat mir am Buch gefallen?
Einfach alles. Angefangen bei dem süßen Cover, dessen lieb schauendes Alpaka Nr. 66 mich sofort zum Kauf verführt hat, der chaotisch-liebenswerte Protagonist Nicki, der mir - auch wenn ich ihn ab und zu schütteln wollte - sehr ans Herz gewachsen ist, und der mich mit seiner tief hinter seiner "Blödheit" versteckten Intelligenz beeindruckt hat: Er kann sich nämlich Dinge super merken, egal ob es um Alpakas oder Pferde geht, und er hat eine gute Kombinationsgabe. Irgendwie "natural" geht er mit dem liebenswerten hellgrauen Alpaka gut um, das Tier vertraut ihm - und ehrlich? Wer das Vertrauen eines Tieres gewinnt, hat doch ein paar zusätzliche Sympathiepunkte verdient! Außerdem hat das Buch ein tolles Ende!
Wer Humor, skurrile Situationen, ungewöhnliche Buchfiguren in einer Geschichte gepaart mit einer Note social Media Kritik schätzt, wer feine Ironie mag und es außerdem liebt, wenn Charaktere in völlig weirde Situationen geworfen werden, der liegt mit diesem Buch komplett richtig! Der beste Alpaka-Roman, den ich je gelesen habe!

In der "Gilde der Schatten" geht es um den Waisenjungen Farisio, der sich mehr schlecht als recht durchschlägt, bis Jäger der geheimnisvollen Gilde der Schatten seine Wahl-Schwester Ileija verschleppen. Zu seiner Überraschung droht ihm kein Unheil, sondern sie haben in ihm Fähigkeiten erkannt, die sie in ihrer Organisation nutzen und fördern möchten. Noch mehr erstaunt ihn, dass sich die "Schatten" nicht als eine Bande von Verbrechern herausstellen, sondern eine wichtige Mission erfüllen, die dem Zusammenhalt dieser magischen Welt dient.

Die Charaktere in "Gilde der Schatten" sind wunderbar lebendig und facettenreich beschrieben, ich habe sehr mit Farisio mitgefiebert, obwohl auch er viele Geheimnisse mit sich herumträgt und deshalb nicht immer die Wahrheit sagen kann. Besonders angetan haben es mir seine kleine Wahl-Schwester Ileija, sein Freund Nari, und sein Großvater, obwohl dieser nur am Ende des Buches auftaucht.

Der Weltenbau ist fantastisch: Es handelt sich um eine magische Splitterwelt, in der die einzelnen Länder jeweils elementaren Energien zugeordnet sind, z. B. Wind, Wasser aber auch Chaos und ähnlichem. Die Welt ist sehr instabil, weil nicht alle Einwohner (Kuftari, eine menschenähnliche Spezies mit bläulicher Haut und bunten Haaren) Magie-begabt sind und ein Teil mit seinem Gründer bereits untergegangen ist.

Wir erleben Politik mit Intrigen, Täuschung und Verrat, Undercover-Missionen mit gefährlichen Aufträgen, eine Ausbildungsstätte für die "Agenten" der Gilde der Schatten, faszinierende Magie durch Elemente und durch bestimmte Kristallplatten, was der Sache eine technische Note gibt.

Nicole Gozdek schreibt gewohnt flüssig und gekonnt, ein Buch zum Inhalieren und Hinwegträumen. Die Gründerfamilien und die Königshäuser geben der Geschichte eine märchenhafte Note, die Gilde der Schatten verleiht ihr etwas Geheimnisvolles und Abenteuerliches. Ein absolut gelungener Abenteuer-Fantasyroman mit einem Ende, das Fragen offen lässt, sodass ich mich sehr auf den nächsten Band freue!

Dieser Einzelband von Mary E. Garner hat es komplett in sich: eine Science-Fiction-angehauchte Fantasywelt mit starken Charakteren und einer fesselnden Story, die mich so in das Buch gezogen hat, wie es sonst nur mehrteilige Reihen schaffen.

Bemerkenswert ist die Hauptfigur Claymaris, genannt Clay, mit einem für Fantasyepen untypischen Alter: Sie geht bereits auf die Vierzig zu. Sie gehört zum sympathischen und friedfertigen Volk der Schirmer, die im Refugium leben, einer Waldwelt, die in mir zarte Erinnerungen weckte an die Welt im Film Avatar oder an den Waldmond Endor aus Star Wars, auf dem die Ewoks leben. Clays Gabe und Aufgabe ist es, den heiligen Baum, die letzte Lichteiche, das einzige Wesen, das die Bewohner vor den unbarmherzigen Strahlen der zwei Sonnen von Helles Land schützt, zu bewahren, mit ihm zu kommunizieren und seinen Standort geheimzuhalten. Sehr spannend ist die Darstellung des Baumbewusstseins, und es trifft sehr gut meine Vorstellung von einem möglichen Bewusstsein von solch alten Pflanzen.

Clays Partner Parrett verschwindet nach dem Besuch einer Abordnung aus den Türmen, einer High Tech Welt abseits des Refugiums, und Clay begibt sich mit ihrer (inzwischen ausgebildeten) Schülerin Camille auf eine verzweifelte Suche. Die erste Spur führt sie nach Savannah, einer Wüstenwelt, die mich an den Wüstenplaneten in Star Wars erinnert. Die Bewohner hier sind misstrauisch, raue und verschlagene Gesellen, doch den Frauen gelingt es, hier Freunde zu finden. 

Clay ist warmherzig und gütig. An einigen Stellen ist bei mir Misstrauen gegenüber ihren Mitmenschen aufgestiegen, das sie nicht teilte, aber ich konnte stets ihre Beweggründe und Motivation nachvollziehen, sie ist mir sehr ans Herz gewachsen. Mein absoluter Lieblingscharakter im Buch ist Lady Dench, die erst am Schluss eine Rolle spielt und für mich eine wunderbare Überraschung war. 

Alles, was ich von einem guten Buch erwarte, bietet Mary E. Garner hier ohne Einschränkung: Gekonnten Erzählstil, lebendige, unverwechselbare Charaktere und einen sorgfältig inszenierten Spannungsbogen. Doch darüber hinaus bekommt man noch viel mehr: Detailliertes World-Building dreier Welten, die unterschiedlicher nicht sein könnten, Einfühlen in Pflanzen und Tiere, Szenen, die lang im Kopf hängen bleiben.

Ich habe mich extrem wohl gefühlt in Helles Land, habe mitgelitten, mitgefiebert und am Ende einige Tränen vergossen, nicht, weil es traurig endet, sondern weil es mich emotional so mitgenommen hat. 

Jede:r, di:er Fantasy liebt, die Natur liebt und wessen Herz für Star Wars schlägt, MUSS dieses Buch lesen! 

Der zweite Band handelt vom jungen Drachenjäger Tarik, der sich auf die Suche nach seinem kleinen Bruder begibt, wodurch er Erfahrungen macht, die seine bisherige Welt auf den Kopf stellen.

Die Reihe erinnert mich auf charmante Weise an meine über alles geliebten Geschichten von "Drachenzähmen leicht gemacht", ohne auch nur im Entferntesten ein Abklatsch davon zu sein. Es geht um eine Welt voller Drachen, vorallem die eleganten Wyvern, säurespeiende Flugechsen, deren Bild sich - ähnlich wie in Drachenzähmen - von gefürchteten Feinden zu    hochintelligenten Wesen wandelt. Wyvern haben eine interessante Art, mit Menschen zu kommunizieren, wie die Brüder Tarik und Quirin herausfinden, und der ältere Tarik muss lernen, alte Vorurteile über Bord zu werfen.

Doch in der Stadt der Reiter, die tief versteckt in den Bergen leben und sich dem Schutz der Wyvern verschrieben haben, müssen die Brüder erkennen, dass  es auf beiden Seiten böse Mächte gibt, die vor Terror und grausamen Taten nicht zurückschrecken.

Der Leser erlebt die Geschichte überwiegend aus Sicht des Drachenjägers Tarik. Der Schreibstil ist locker und flüssig, lässt sich leicht lesen und man taucht schnell in eine komplexe und aufwendig ausgestattete Welt der Wyvern ein.

Ich kann die Reihe nicht nur jedem Fan von High Fantasy Abenteuern empfehlen, sondern allen Freunden von "Drachenzähmen leicht gemacht" und jedem Drachen-Fan, der Geschichten in einem mittelalterlichen Setting liebt. 

Eine einfach Frage: Was würdest du tun, wenn du einen Tag lang unsterblich wärst? - genügt, um auf den Inhalt neugierig zu machen.

Der beinamputierte Whitt wird aus seinem Bett gerissen und in einen Hubschrauber verfrachtet. Koch und Moderator Cody The Cook verstümmelt sich vor laufender Kamera. 10 Menschen versuchen, sich möglichst spektakulären Todesarten auszusetzen. Wie ist es möglich, dass niemand stirbt? Und - stirbt wirklich niemand? Ein wahnwitziges Spiel, live im Fernsehen übertragen, das Preisgeld: 1.000.000. Dollar. Wie weit gehen Menschen für Geld?

Die Figuren sind einzigartig. Jedem der Charaktere sind jeweils Kapitel zugeordnet, und sie sind so genial gezeichnet, dass sie schon anhand eines einzigen gesprochenen Satzes unterscheidbar sind. Krasse Figuren, aus dem vollen Leben geschöpft, vom Millionärssprössling über das Like-süchtige Social-Media-Girl, von der Unternehmerin über den Rollstuhlfahrer bis hin zum Obdachlosen, aus jeder Gesellschaftsschicht ist jemand vertreten.

Wenn man nach dieser atemberaubenden Höllenfahrt, endlosen Lachern und schockiertem Luftschnappen wieder etwas zu Atem gekommen ist, fällt auf, dass es nicht nur Dark Comedy vom feinsten ist, sondern ein ironischer Blick auf unsere von Social-Media und wahnwitzigen Fernseh-Contests geprägte Gesellschaft. Der entscheidende Punkt daran ist - so genial wie auch verstörend: Gäbe es diesen Unsterblichkeitstag, dann wäre das alles wahr, es könnte und würde sich genau so abspielen. Ein großartiges Werk, bei dem ich fiebrig der Forsetzung entgegenzittere.

Zacharias' Leben ist eigentlich perfekt vorgeplant. Seine Freundin Hilde hat alles bis ins Detail organisiert, von seinem Praktikumsplatz zum bevorstehenden Studium bis hin zu ihrer gemeinsamen Zukunft. Die ganze Welt der Menschen ist wohlgeordnet, Hilde repräsentiert diesen Wunsch einer von Überraschungen freien Ordnung perfekt. Um jedoch dieses empfindliche Gleichgewicht zu halten, müssen die Menschen die natürlich vorkommende Magie kanalisieren, indem regelmäßig ausgewählte Personen sogenannte Prophezeiungen für Jedermann, also kleine Aufgaben in Form von Questen, erfüllen müssen. Zacharias stößt bald auf Schwierigkeiten in der Erledigung seiner eigentlich einfach erscheinenden Queste, und bald steht seine Welt, wie er sie kennt, auf dem Kopf.

Die Vielschichtigkeit macht den Reiz dieses Romans aus. Es geht nicht nur um Prophezeiungen, es geht nicht nur um Magie. Es geht um den magischen Moment in unserem eigenen, menschlichen Handeln, es geht um Güte, um die Überwindung eigener, innerer Mauern. In diesem Buch erlebt man, wie ein Weltbild sich radikal ändern kann, und aus der Angst vor der Veränderung wird die freudige Überraschung der Entdeckung ganz neuer Welten, wenn man sich traut, über den eigenen Tellerrand nicht nur zu blicken, sondern auch zu denken. In diesem spannenden Abenteuer stecken viel Weisheit und Güte, absolutes Lesevergnügen auf mehreren Ebenen garantiert.

„Keys & Kisses“ ist anders. Das ganze Buch ist aufgebaut wie eine Sitcom – ich liebe Sitcoms! Jedes Kapitel entspricht einer Episode, trotzdem ergibt sich eine zusammenhängende Geschichte.  Es ist super unterhaltsam, witzig und locker-leicht, trotzdem mit einem gewissen Tiefgang. Es ist ein Jugendbuch, aber für mich als (fortgeschrittene) Erwachsene war es eine Möglichgkeit, in die Gedankenwelt der Teenager und ihrer alltäglichen und ungewöhnlichen Probleme einzutauchen.  Hervorragende Unterhaltung.

In einer fernen Zukunft ist die Erdrotation zum Stillstand gekommen. Die verbliebene Menschheit hat sich in gesicherte Stationen zurückgezogen und lebt unter kargen Bedingungen. Eine Nacht wie auch ein Tag dauern 6 Monate, das Leben an der Erdoberfläche ist fast unmöglich. Die Stationen haben nur wenig Kontakt untereinander, in den Stationen leben die wenigen dicht gedrängt und unter den aufmerksamen Augen ihrer Mitbewohner. Dennoch haben auch hier die Menschen ihre Wünsche und Sehnsüchte, doch das Zusammenleben in Station 8 bekommt einen Dämpfer, als die Wissenschaftler rund um Henry Payton erkennen, dass etwas nicht stimmt. Etwas Grundlegendes.