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Ilmatritschle

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Bösland (ISBN: 9783442756384)

Bewertung zu "Bösland" von Bernhard Aichner

Bösland
Ilmatritschlevor 6 Jahren
Komm mit ins Bösland

 „Komm mit ins Bösland“ sagte sein Vater immer, wenn er Ben mit auf den Dachboden zitierte, um ihn dort zu züchtigen. Gründe fanden sich immer und die Mutter schaute weg. Auch an seinem zehnten Geburtstag geht Ben, keine Geschenke erhoffend, diesmal allein dorthin. Sein größtes Geschenk findet er dort, nämlich seinen Vater am Deckenbalken baumelnd. Ratlos, was denn nun zu tun sei, da seine Mutter im Krankenhaus ist, ruft er seinen Freund an. Dieser ist begeistert ob des gruseligen Anblicks und animiert Ben zu einer schaurigen Totenschau, nur gegen Entgelt, für die Dorfjugend. 
Einige Jahre später, in diesen wird das Treiben der beiden Jungen beschrieben, findet man Ben in der Umarmung mit der grauenvoll zugerichteten Leiche eines jungen Mädchens im Bösland. Selbstverständlich wird Ben als Mörder abgeführt und er kommt, da noch minderjährig in die Psychiatrie. Dreißig Jahre später, Ben ist entlassen worden und hat sich eine bescheidene Existenz aufgebaut, geschieht ein Mord an Bens’ Therapeutin. Da die Tat auf dieselbe Art ausgeführt wurde wie jene vor dreißig Jahren ist Ben hierzu natürlich der Hauptverdächtige.
In Gesprächen mit seiner Therapeutin, der einzigen Person die in ihm nicht nur das Monster sieht,  versucht Ben sich an die Tat vor dreißig Jahren zu erinnern. So offenbart sich eine früh gebrochene menschliche Seele. Der Thrill entsteht im Kopf des Lesers. Viele, erfreulich kurze Kapitel bestehen ausschließlich aus Dialogen, denen man sehr gut folgen kann. Zuweilen wirkt es wie ein Kammerspiel. Der Schreibstil ist kurz, treffend, schnörkellos. Es gibt keine blumigen Beschreibungen unnötiger Gegebenheiten. Zum Ende hin überwiegt die erzählerische Komponente, bis es zum überraschenden Showdown in Thailand kommt.
Dies war mein erster Roman dieses Autors. Erfrischend anders hat er sich von der Masse der Psychothriller abgehoben, die meist nach dem gleichen Schema aufgebaut sind und mich oft schon langweilen. Ich empfand dieses Buch gerade wegen seines leisen Nervenkitzels als  außergewöhnlich fesselnd und habe es in wenigen Stunden gelesen. Als ich im Anschluss festgestellt habe, dass es mehr als 400 Seiten sein sollen war ich erstaunt. Mir kamen es eher wie 150 vor.

Cover des Buches Jugend ohne Gott (ISBN: B003COUIRG)

Bewertung zu "Jugend ohne Gott" von Horváth Ödön von

Jugend ohne Gott
Ilmatritschlevor 6 Jahren
Cover des Buches Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren (ISBN: 9783446260498)

Bewertung zu "Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren" von Ali Benjamin

Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren
Ilmatritschlevor 6 Jahren
Berührender Roman über die Trauer

Die zwölfjährige Suzy ist ein wandelndes, dauersprechendes Lexikon. Sie hinterfragt alles und jeden und  beglückt ihre Mitschülerinnen, ob gefragt oder ungefragt, mit immer neuen Erkenntnissen. Dadurch macht sie sich bei ihren bereits im Zickenalter angekommenen Mitschülerinnen nicht eben beliebt und wird zur Außenseiterin. Als ihre Freundin Franny, eine hervorragende Schwimmerin,  durch einen Badeunfall ums Leben kommt, will sie sich nicht damit abfinden, dass "Dinge einfach passieren" wie ihre Mutter sagt. Sie erwartet, "dass die Welt trotzdem noch Sinn" ergibt und "alles eine gewisse Ordnung" hat. Sie entschließt sich eine "Nichtsprechende" zu werden. Bei einem Klassenausflug ins Aquarium entfernt sie sich von der Gruppe ihrer Mitschüler und besucht die Abteilung mit den Quallen. Und in ihnen meint sie die Ursache für den Tod ihrer Freundin gefunden zu haben. 
Sie muss es nur noch beweisen.
Suzys' Beweissuche  wird zunehmend manisch. Für ihre Rechenoperationen bezüglich der Todesraten bei Quallenopfern braucht der Leser schon fast einen Taschenrechner. Trotzdem  wird ihre Recherche sehr anrührend und einfühlsam beschrieben und ist ganz nebenbei auch noch zoologisch bildend. 
Durch Rückblenden und innere Dialoge wird der Leser über die  Beziehung zwischen den Freundinnen unterrichtet. Der Leser nimmt Teil an Suzys' tiefgründigen Gedanken über das Leben, den Tod und dessen Sinnfindung. 
" Wer weiss. Vielleicht ist das Ende eines Menschen nicht der Tag, an dem er stirbt, sondern der Tag, an dem man zum letzten Mal von ihm spricht.........Wenn das so ist, ist dies ein Grund, nach dem Tod eines Menschen seinen Namen nicht mehr auszusprechen. Denn man weiß ja nie. Wenn man den Namen ausspricht, weiß man nie, ob es nicht vielleicht das letzte Mal ist. Und dann ist es wirklich zu Ende."
Obwohl die Protagonistin ein zwölfjähriges Mädchen ist, ist es sicher kein typisches Kinderbuch, sondern ein All-Age-Roman, da hier sehr existentielle Fragen aufgeworfen werden.
Schon das wunderschöne Buchcover lässt auf die Quallenthematik schließen. Und auch im Innenbereich ist es entsprechend gestaltet, mit graphischen Trennblättern und Kapitelüberschriften. Der Leser erfährt  viel faszinierendes über Quallen und auch über andere Dinge, über die er sich noch nie Gedanken gemacht hat. Wer weiss zum Beispiel, dass Ameisen nie schlafen, Schnecken aber drei Jahre durchschlafen können?
Ich habe das Buch geliebt und war bisweilen sehr gerührt und kann es jedem ans Herz legen, der sich in die Seele eine trauenden Kindes einfühlen kann oder will.

Cover des Buches Ich komme mit (ISBN: 9783336547975)

Bewertung zu "Ich komme mit" von Angelika Waldis

Ich komme mit
Ilmatritschlevor 6 Jahren
Tiefgründiger Roman über das Leben

„Leben ist ein Geschenk. Man kann’s nur einmal auspacken..“ Wenn man noch die Zeit dazu hat. Und die hat der Student Lazar möglicherweise nicht mehr, als er kraftlos von seiner Wohnungsnachbarin Vita im Treppenhaus aufgelesen wird.
"Vita hätte immer gern ein anderes Leben gehabt, aber sie wusste nicht, was für eins."  Sie hat ihr Leben angenommen, wie es gekommen ist. Bei der Berufswahl, bei der Wahl des Ehemanns und dessen Tod. Ihr Sohn ist ausgewandert und meldet sich nur noch sporadisch. Jetzt im Alter reflektiert sie ihr Leben nicht ohne eine gewisse Melancholie. "Vita stellt sich vor, wie die Tage in einem Zeitloch verschwinden, sie falten sich lautlos zusammen und schlüpfen ins Nichts." Aber sie hat ja funktioniert. Es war eben so, "wie es zu sein hatte."
Der Gegenpol zu Vita ist Lazar. Er hat noch viele Pläne, möchte noch so viel erfahren. Stellt ganze Listen der Dinge auf, die er noch  erleben möchte. Sehnt sich nach einer glücklichen Liebesbeziehung. Lebt diese in seiner Phantasie aus. Aber seine Tage sind wohl gezählt. 
Vita und Lazar finden sich zusammen und geben sich gegenseitig Halt. Vita erhält durch ihre Fürsorge an Lazar einen neuen Lebensinhalt, Lazar hat einen Menschen, an dem er sich festhalten kann, wenn es ihm schlecht geht. Lazars jugendlicher Übermut bringt Vita aus ihrem gewohnten Trott. Als sich Lazars Gesundheitszustand zunehmend verschlechtert, fassen die beiden den Entschluß zu einer letzten großen Reise. 
Einsamkeit im Alter, todbringende Krankeit. Was ist Leben? Man hätte daraus einen deprimierenden Roman machen können. Hier aber nehmen Galgenhumor und eine zauberhaft verspielte Sprache den Themen viel von ihrem Gewicht. Dabei wird keineswegs verharmlost. Man erfährt durchaus durch welche Höllen der Kranke immer wieder geht. Wie die Hoffnung immer wieder aufflammt, um dann doch wieder zu erlöschen. Vitas Sehnen nach einem anders gelebten Leben.
Ein sehr tiefgründiger Roman, der sich trotzdem mit viel Vergnügen lesen lässt. Aber auch ein Kratzen im Hals auslöst. Er bietet bezaubernde Vergleiche und eine Unmenge anstreichbarer Zitate. Leider habe ich irgendwann ob der Fülle aufgegeben diese zu unterstreichen. Sonst wäre das ganze Buch vollgekritzelt. Und dafür war es mir zu schade. 



Cover des Buches Miss Gladys und ihr Astronaut (ISBN: 9783548289540)

Bewertung zu "Miss Gladys und ihr Astronaut" von David M. Barnett

Miss Gladys und ihr Astronaut
Ilmatritschlevor 6 Jahren
Kurzmeinung: Ein großer Herzwärmer
Thomas Major und die Suche nach dem Glück

"Niemand hat es verdient, glücklich zu sein. Die Menschen haben Essen und Wasser und ein Obdach und diese Art von menschlichen Grundrechten verdient, aber Glück nicht. Es ist nicht überlebensnotwendig."
Thomas Major, ein  46-jähriger Chemietechniker, schleicht sich in die Position des einzigen Astronauten, der zum Mars fliegen soll. Durch einen glücklichen Zufall nämlich ist der vorgesehene Kandidat vor seinen Augen verstorben. Thomas hat kein weiteres Interesse an seinem irdischen Dasein. Nach vielen Schicksalsschlägen meint er auf die Frage seiner Exfrau nach dieser Reise ohne Wiederkehr "Ich hab’s mit der Erde probiert. Ich hab’s mit den Menschen probiert. Ich kann mir nichts Besseres vorstellen."
Unterwegs zum Mars beschließt er nochmal seine Exfrau anzurufen. Nur hat diese inzwischen eine andere Telefonnummer. So landet er bei der liebenswert, schrulligen, leicht dementen Miss Gladys Ormerods. Diese lebt, als Erziehungsberechtigte auf Zeit, mit ihren Enkelkindern James und Ellie in "dysfunktionalen" Familienverhältnissen. Thomas wird durch sein Telefonat in die Probleme der Familie verwickelt und beginnt dieser zu helfen. Anfangs eher unlustig wird diese Hilfe für Andere auch Heilung für ihn selbst. Denn in der Vorbereitung zum finalen Hilfsakt "... ist er froh, dass er nie mit ihr (seiner Exfrau) telefoniert hat, er ist froh, dass er stattdessen bei den Ormerods gelandet ist. Denn wie hätte er es sonst herausfinden sollen? Woher hätte er wissen sollen, dass er sich getäuscht hat?
Und in diesem Moment wünscht er sich schmerzlich und aus ganzem Herzen, dass er niemals geflogen wäre."
»Die Sache ist die, dass ich immer nur das Schlechte in Erinnerung behalten habe. Das hat alles Gute ausgelöscht, bis ich irgendwann selbst nicht mehr wusste, dass auch Gutes geschehen war. In allem war Gutes. In jedem. Ich hab nur beschlossen, es nicht zu sehen.«
Wer geleitet durch den Titel des Romans und dessen plakatives Titelbild eine schräge britische Komödie erwartet hat wird vielleicht, aber nur vielleicht,  enttäuscht sein. Vielmehr handelt es sich um eine teils anrührende, teils humorvolle, aber immer warmherzige Geschichte, die auch den Leser glücklich zurücklässt. 

Cover des Buches Underground Railroad (ISBN: 9783446256552)

Bewertung zu "Underground Railroad" von Colson Whitehead

Underground Railroad
Ilmatritschlevor 6 Jahren
Cover des Buches Und Piccadilly Circus liegt nicht in Kumla (ISBN: 9783442750948)

Bewertung zu "Und Piccadilly Circus liegt nicht in Kumla" von Hakan Nesser

Und Piccadilly Circus liegt nicht in Kumla
Ilmatritschlevor 7 Jahren
Cover des Buches Der Tote vom Strand (ISBN: 9783442750603)

Bewertung zu "Der Tote vom Strand" von Hakan Nesser

Der Tote vom Strand
Ilmatritschlevor 7 Jahren
Cover des Buches Himmel über London (ISBN: 9783442743810)

Bewertung zu "Himmel über London" von Hakan Nesser

Himmel über London
Ilmatritschlevor 7 Jahren
Kurzmeinung: Hakan bleib in Schweden. Da geht es besser.
Cover des Buches Die Einsamen (ISBN: 9783442743797)

Bewertung zu "Die Einsamen" von Hakan Nesser

Die Einsamen
Ilmatritschlevor 7 Jahren

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