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IlonGerMon

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Cover des Buches Schicksalstage am Deich (ISBN: 9783758302657)

Bewertung zu "Schicksalstage am Deich" von Silke Mahrt

Schicksalstage am Deich
IlonGerMonvor 17 Tagen
Kurzmeinung: Leicht zu lesen, aber nicht platt. Für Liebhaber der Küste sehr zu empfehlen.
Urlaubstage zwischen Buchseiten erleben.

Völlig überraschend erfährt Katharina nach dem Tod ihrer Tante Elisabeth, dass diese ihr die Pension vererbt hat, in der Katharina so manchen schönen Ferienaufenthalt erlebt hat. Verwundert ist sie nur darüber, dass nicht Femke, die frühere Partnerin ihrer Tante, die Erbin ist.

Katharina entschließt sich, das Erbe anzunehmen und handelt damit strikt gegen den Willen ihres Ehemanns und ihrer erwachsenen Kinder. Die Familie ist nun zerstritten. Katharina modernisiert das alte Haus und baut die Gästezimmer und den Gemeinschaftsraum um, gibt den Räumen ein frisches Ambiente.

Aber von Anfang an muss sie Hindernisse überwinden, mit denen sie nicht gerechnet hat. Am wenigsten mit dem eigenartigen Verhalten von Femke, das sie überhaupt nicht deuten kann.

Die Autorin erzählt diese Geschichte in zwei Zeitebenen, die Leserinnen erfahren in der Gegenwart, wie Katharina auch unangenehme Gäste zufriedenstellen möchte.  und wie sie sich alle Mühe gibt, diese vielleicht im nächsten Jahr wieder bei sich beherbergen zu können. Zumindest die Netten und die sind doch die Mehrzahl. Und in dieser Zeitebene erfahrt sie leider auch eine unzuverlässige und teils bösartige Femke, die sie aus ihren Sommerferien ganz anders in Erinnerung hat.

Die zweite Zeitebene ist das Tagebuch ihrer Tante Elisabeth, dass diese im Sommer 1955 als Geburtstagsgeschenk erhalten hat und dem sie seither all ihre kleinen und große Gedanken anvertraute. Dieses Tagebuch findet Katharina und beginnt darin zu lesen ….

Zunächst nur sehr sparsam, später immer mehr erfährt sie, was Elisabeth damals veranlasst hat, ihr Elternhaus zu verlassen und an der Nordsee ein ganz neues Leben zu beginnen. Und auch mit welchen Schwierigkeiten diese zu kämpfen hatte.

Silke Mahrt erzählt eine Geschichte, die so oder ähnlich vielleicht in viel mehr Familien passiert sein könnte und sie erzählt von mutigen Frauen, von Elisabeth und von Katharina. Das Ganze würzt sie mit viel Sonne an Deich und Meer, mit einem alten Jugendfreund, der gleich nebenan eine Schäferei betreibt und viel Ferienstimmung. Wer also das Meer, insbesondere die Nordsee, so liebt wie offensichtlich die Autorin und hoffentlich viele Leserinnen, wird mit diesem Buch ein paar sehr schöne Tage oder vielleicht auch nur Stunden verbringen. Der Roman liest sich zügig, die Geschichte entfaltet einen Sog, dass man das Buch nicht aus der Hand legen möchte. Und die Lektüre fühlt sich durchaus wie Tage am Deich an, es müssen ja nicht unbedingt Schicksalstage sein, ein paar erholsame Urlaubstage reichen doch allemal. Eine Leseempfehlung für Leserinnen, die leichte, aber nicht flache Frauenromane mögen.

Cover des Buches Unsere wunderbaren Jahre (ISBN: 9783596522521)

Bewertung zu "Unsere wunderbaren Jahre" von Peter Prange

Unsere wunderbaren Jahre
IlonGerMonvor 4 Jahren
Kurzmeinung: Ein Buch von fast 1000 Seiten und gleichzeitig eines, bei dem man bei der letzten Seite denkt: "Schade, schon zu Ende."
Cover des Buches Das Lesen und ich (ISBN: 9783789115158)

Bewertung zu "Das Lesen und ich" von Kirsten Boie

Das Lesen und ich
IlonGerMonvor 4 Jahren
Kurzmeinung: Sollte Pflichtlektüre für so viele Entscheider/innen sein.
Cover des Buches Mit James auf Sylt (ISBN: 9783548291437)

Bewertung zu "Mit James auf Sylt" von Claudia Thesenfitz

Mit James auf Sylt
IlonGerMonvor 5 Jahren
Kurzmeinung: Amüsante Sommerunterhaltung nicht nur für Hundefreunde.
Jana und James - können sie Freunde werden?

Jana, Stadtmensch, Hundehasserin, frisch arbeitslos und frisch getrennt. Beste Voraussetzungen, meint ihre Schwester, sich zwei Monate um James in der Ferienwohnung auf Sylt zu kümmern.
James hat „volles schwarzes Haar, blendend weiße Zähne, einen beeindruckend athletischen Körperbau und wunderschöne brauen Augen“. James ist ein fünfjähriger Neufundländer mit dem stolzen Gewicht von 65 kg und einer Kopfhöhe etwa dort, wo Janas Hüfte sitzt. Ein Kraftpaket, wie Jana schon sofort bei der Abholung des neuen Begleiters feststellen darf und muss. Der Hund sagt wo es lang geht und selten hat sie sich so hilflos gefühlt. Mit einem kleinen Trick namens Wurst schafft sie es, James zum Einsteigen in ihr Auto zu bewegen. Dann scheint erst einmal alles gut zu gehen, aber der erste Ärger bahnt sich bereits an, als es um die Auffahrt auf den Autozug geht. Jana gerät mit einem arroganten Wesen aneinander, dessen Auto eigentlich schon alles über die dieses Exemplar der Spezies Mann aussagt. Wegen des entstandenen Schadens werden Namen und Telefonnummern getauscht und Jana wütet während der Überfahrt innerlich vor sich hin.
Leider entpuppt sich Frank, so heißt dieses männliche Wesen, dann als ausgesprochen charmant und großzügig und Jana findet ihn plötzlich gar nicht mehr so schrecklich.
Aufgrund eines Zwischenfalls mit James bekommt Jana die polizeiliche Auflage, eine Hundeschule zu besuchen. Mit einem Wesenstest am Ende. Wohl oder übel fügt sich Jana in ihr Schicksal und meldet sich mit James an.
Erschienen Jana die beiden Monate anfangs noch als eine schier unendliche Zeit, vergehen die Tage immer mehr wie im Fluge. Strandausflüge mit James, stimmungsvolle Nächte auf der Terrasse oder am Strand, lange Spaziergänge und immer wieder Ausgehen mit Frank. Es könnte so schön sein, wenn da nicht auch die Hundeschule, der mürrische Trainer und der so gar nicht lernwillige James wären.

Alles in allem passiert noch sehr viel mehr in diesem locker und leicht zu lesenden Roman, der bestens für ein paar Tage im Strandkorb geeignet ist. Werden Jana und James am Ende doch noch dicke Freunde und wird es einen neuen Mann in Janas Leben geben? Lesen sie selbst und genießen ein paar Tage Inselfeeling, auch wenn sie zu Hause in ihrem Lieblingssessel sitzen, wenn sie diesen Roman lesen

Cover des Buches Eine eigene Zukunft (ISBN: 9783458177838)

Bewertung zu "Eine eigene Zukunft" von María Dueñas

Eine eigene Zukunft
IlonGerMonvor 5 Jahren
Kurzmeinung: Eher ein weniger enttäuschend als überzeugend
Andalusien oder New York?

Auf dieses Buch war ich sehr gespannt auch wenn das Cover eher nicht so ansprechend ist. Und m. E. auch nicht wirklich zum Buch passt, wozu ich allerdings erst jetzt nach der Lektüre wirklich etwas sagen kann.

Die Autorin führt uns mit diesem Roman in das New York der dreißiger Jahre. Die Stadt ist ein Schmelztiegel verschiedenster Nationalitäten und es bilden sich in sich geschlossene Viertel heraus bzw. bestehen bereits.

Emilio ist als junger Familienvater ohne seine Frau und seine drei Töchter nach einigen Irrungen und Wirrungen nach Amerika ausgewandert und hat es dort mit harter Arbeit zwar nicht zu Reichtum, aber doch so weit gebracht, dass er jetzt im Jahre 1936 seine Familie nachholen kann. Die vier Frauen allerdings sind alles andere als begeistert, fügen sich aber den Wünschen des Vaters und Ehemanns.

Mit einem Restaurant, inspiriert von der andalusischen Küche der Heimat. Alle Frauen arbeiten dort mit, doch schon nach kurzer Zeit kommt Emilio bei einem Unglücksfall im Hafen ums Leben.

Vier Frauen, entwurzelt und der Sprache in der neuen Heimat nicht mächtig, verfallen in Verzweiflung und hadern mit dem verstorbenen Ehemanne und Vater und mit dem Schicksal gleichermaßen.

Mit der Fortführung des Restaurants wollen sie das Geld für eine Rückkehr nach Spanien verdienen, kann ihnen das gelingen? Das für den Unfall verantwortliche Unternehmen bietet eine Entschädigungszahlung an, die reichen würde für eine Rückkehr und einen bescheidenen Neuanfang zu Hause.

Zeitgleich will Ihnen ein windiger Rechtsanwalt einreden, dass er mit einem Prozess zu ihren Gunsten ein Vielfaches dieser Summe für sie herausschlagen kann, allerdings will auch er seinen Anteil daran und der ist nicht gerade bescheiden.

Ganz langsam greifen insbesondere bei den drei Schwestern Ideen Raum, die auch einen Verbleib in New York als reizvoll erscheinen lassen. Sie beginnen an einem Plan zu arbeiten, den sie aber vor der Mitter geheim halten müssen. Nie würde diese ihre Zustimmung geben.

Die Leseprobe fand ich recht vielversprechend, leider konnte der Roman dieses nicht einhalten. Die Erzählweise der Autorin ist sehr distanziert und emotionslos, die Hauptfiguren bleiben trotz vieler Ideen und Aktivitäten sehr farblos und man wird nicht wirklich von dem Erlebten und den Protagonisten berührt.

Daher habe ich das Buch zwar zu Ende gelesen, hätte aber auch ohne Wehmut jederzeit aufhören können. Das passiert selten, bei den meisten Büchern möchte ich schon wissen, wohin der eingeschlagene Weg die Lesegefährtinnen führen wird.  

 

Das fand ich alles in Allem ein wenig schade auch wenn die Handlung zeitgeschichtlich recht interessant und vermutlich auch gut recherchiert war.

Cover des Buches Rheinblick (ISBN: 9783471351802)

Bewertung zu "Rheinblick" von Brigitte Glaser

Rheinblick
IlonGerMonvor 5 Jahren
Politisches und eigenes Erinnern

Der Roman führt uns zurück in die ehemalige Hauptstadt Bonn und in den November 1972.
Willy Brandt hat mit der SPD ein Wahlergebnis errungen, das noch vor der CDU/CSU liegt, aber nicht die absolute Mehrheit darstellt. Somit muss über eine erneute Koalition mit der FDP verhandelt werden und mitten hinein in dieses Spannungsfeld siedelt Brigitte Glaser ihren Roman an.
Im Mittelpunkt der Handlung stehen zwei Frauen. Die eine ist die lebenserfahrene Hilde Kessel, als Wirtin des legendären Lokals RHEINBLICK eine Institution in der Stadt und ihre Gaststätte gilt hinsichtlich der unterschiedlichen politischen Lager als eine neutrale Zone. Mit Hilde kann man über alles reden, nur nicht über ihre eigenen politischen Neigungen.
Die andere Frau ist Sonja Engel, eine junge und ehrgeizige Logopädin, die vieles versucht um beruflich voranzukommen. Sonja bekommt die Aufgabe, sich ausschließlich um einen neuen und in der Öffentlichkeit stehenden Patienten mit Stimmbandproblemen zu kümmern. Ihr Patient ist niemand Geringerer als Willy Brandt, der allerdings vielmehr Zeit in seine politischen Aufgaben steckt als in die angeordneten Übungs- und Reha-Stunden mit Sonja. Der größte Teil des Tages ist für sie daher WARTEN. Während Sonja wartet, gehen die Parteigrößen bei Brandt ein und aus und wieder zurück in die Verhandlungen mit dem künftigen Koalitionspartner. Und Sonja hört Einiges, was für ihre Ohren nicht bestimmt ist.
Auch Hilde Kessel erfährt von ihren Gästen viele Einzelheiten aus dem Backstage-Bereich der politischen Bühne, aber nie würde es ihr einfallen, diese Informationen in irgendeiner Form zu verwenden. Und trotzdem wird immer wieder versucht, die beiden Frauen zu instrumentalisieren, denn beide haben Geheimnisse, die sie vielleicht sogar erpressbar machen.
Brigitte Glaser arbeitet sehr viel mit den realen Namen der damaligen Zeit, sei es aus der Politik, aus der Musikszene oder auch aus dem Lager der jungen Menschen, die in der Nachfolge der 68er aktiv werden wollen.
Das gibt dem Roman große Authentizität und steht damit auch für eine Form von Spannung, die nicht aus Aktionen entstammt, aber die Leser Seite um Seite weiter in die Ereignisse hineinzieht. Spektakuläres sucht man in diesem Roman vergeblich, trotzdem entfaltet sich ein Sog, der einen als Leser durch das Buch trägt und dem man sich kaum entziehen kann.
Ich möchte diesem Roman trotz gewisser Längen viele Leserinnen und Leser wünschen, die noch einmal in diese Zeit des politischen Umbruchs eintauchen wollen, vielleicht oder gerade auch weil dies die Jahre waren, in denen das eigene politische Interesse im Entstehen war und man sich entscheiden wollte. Unweigerlich geht damit auch eine Selbstreflektion der eigenen Jungend einher und das war allemal sehr spannend.

Für mich jedenfalls hat besonders dieser Aspekt das Buch so lesenswert gemacht.

Cover des Buches Fünf Tage im Mai (ISBN: 9783608962642)

Bewertung zu "Fünf Tage im Mai" von Elisabeth R. Hager

Fünf Tage im Mai
IlonGerMonvor 5 Jahren
Kurzmeinung: Ein sehr berührendes Buch von einer ganz besonderen Liebe und den Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens .
Eine nicht ganz alltägliche Freundschaft und tiefe Liebe.


Bei diesem Buch bin ich geneigt zu sagen, dass die Autorin mit „Fünf Tage im Mai“ der lesenden Welt ein ganz wunderbares Buch „geschenkt“ hat. ´Ja, ich habe die Lektüre dieses Romans als ein ganz großes Geschenk empfunden, weil er viel mehr als eine gut erzählte Geschichte ist. Dieser Roman ist auch Gefühl pur und bringt ganz tief in uns drinnen etwas zum Klingen, so dass man sich unwillkürlich wünscht, man hätte in der Kindheit auch einen solchen Urgroßvater als Freund gehabt.

Illy und ihr Uhrgroßvater Tat’ka sind ein Herz und eine Seele; mit allen Fragen, mit allen Nöten eines Kindes kann Illy zu ihm kommen. Und er weiß immer die richtigen Antworten. Tat’ka ist einer der wenigen Fassbinder, die es heute noch gibt und betreibt eine kleine Werkstatt, die an Illys Elternhaus angebaut ist. Dort erzählt er ihr von seinem Beruf, von seinem Leben und von den untergegangenen Zeiten der KuK-Monarchie. Aber auch wie er das viel schönere und größere Haus seines Nachbarn beim Kartenspiel gewonnen hat. Oder sollte man besser sagen ergaunert hat? Dort in der kleinen Werkstatt verbringen die beiden ihre Zeit mit sehr weisen und klugen Gesprächen zwischen anfangs noch kindlicher Neugier und der Lebenserfahrung eines sehr viel älteren Mannes.
Fünf Begebenheiten aus Illys Leben werden erzählt, immer im Mai angesiedelt, die sich in unregelmäßigen Abständen über insgesamt etwa 18 Jahre hinziehen. Es beginnt mit Illys Erstkommunion, die sie leider verpasst und darüber zunächst untröstlich ist. Tat’ka schafft es, dass dieser Tag trotzdem für Illy ein schöner Tag ist.
Als sie ihre erste Liebe erlebt, die leider sehr tragisch endet, ist Tat’ka an ihrer Seite und fängt sie auf. Wir erleben einen typischen Geburtstag des mittlerweile über Neunzigjährigen und wissen deshalb, dass er doch in jedem Fall den Hundertsten noch erleben und feiern will. Und sei es nur, um die anderen Dorfbewohner zu ärgern. Illy ist zum Studium lange Zeit von zu Hause weg und zum Teil sogar im Ausland gewesen.
Als sie zum bevorstehenden hundertsten Geburtstag heimkehrt, musss sie erleben, dass Tat’ka viel von seiner Lebensfreude und guten Laune eingebüßt hat. Und so ist es wieder einer dieser Tage, an dem die beiden sich auf Tat‘kas altersschwaches Moped schwingen und eine ihrer Touren machen. Es bleibt dem Leser überlassen, wer bei dieser Fahrt wem Trost spendet, aber als sie spät am Abend heimkehren, geht es beiden viel besser.
Sie feiern Tat’kas Hundertsten, aber ganz anders als die Geburtstage der Vorjahre. Und Illy wächst an diesem Tag über sich hinaus …

Aber lesen Sie selbst, sie werden sicherlich ebenso begeistert sein.

Cover des Buches Liebes Kind (ISBN: 9783423262293)

Bewertung zu "Liebes Kind" von Romy Hausmann

Liebes Kind
IlonGerMonvor 5 Jahren
Kurzmeinung: Verstörend und sehr sehr spannend. Das Buch hat mich begeistert.
Das Grauen als ständiger Begleiter bei der Lektüre

Vor 14 Jahren ist Lena, Studentin, von einem Tag auf den anderen verschwunden. Es gab keinerlei Lebenszeichen, keine Lösegeld- oder andere Forderungen, was ist damals und in den folgenden Jahren passiert? Diese Frage zieht durch das ganze Buch, das mit einem Ereignis kurz vor Auflösung der Geschichte beginnt. Eine Frau läuft durch einen dunklen Wald, in Panik rennt sie auf die Straße und wird von einem Auto erfasst. Der Unfallfahrer ruft den Notarzt und verschwindet dann spurlos. Hannah, die etwa 13 Jahre alte Tochter der verletzten Frau, fährt mit ins Krankenhaus und verrät den Helfern, dass ihre Mutter Lena heißt. Nur Lena. Was ein Nachname ist, das weiß Hannah nicht. Überhaupt ist das, was Ärzte und Schwestern in den folgenden Stunden erfahren, überhaupt nicht zu begreifen, nicht einzuordnen.
Als Lenas Eltern von der Polizei von diesem Vorfall erfahren, machen sie sich sofort auf den Weg in Krankenhaus. Voller Hoffnung und auch voller Sorge. Wird Lena wieder gesund werden und sich jetzt endlich aufklären, was damals passiert ist.
Als die Eltern das Krankenzimmer betreten, ist der Vater mehr als erschrocken. Er taumelt und sagt nur diese beiden Sätze: „Das ist nicht Lena. Das ist nicht meine Tochter“.
Entsetzten macht sich breit, nicht nur bei den Betroffenen, sondern auch beim Leser. Bis hierhin klang es doch so schlüssig und doch war es eine falsche Spur. Und auch wieder nicht, wie wir am Ende erfahren werden. Als der Vater dann aber Hannah, die Tochter der schwer verletzten Frau sieht, wachsen Entsetzten, Ratlosigkeit und Fragen über Fragen, die zunächst niemand beantworten kann.
Hannah ist seiner Tochter Lena wie aus dem Gesicht geschnitten, die Ähnlichkeit ist frappierend. Nach wie vor versichert sie, dass ihre Mutter Lena heißt. Ihr jüngerer Bruder Jonathan ist allein im Zuhause der Familie zurückgeblieben und mit der Aufgabe betraut, Blutflecken aus dem Teppich zu entfernen. Viel Blut. All das berichtet Hannah in einem Ton, der keine Anteilnahme vermuten lässt und auch der Wortschatz und die Art, das Familienleben zu beschreiben, ist für die Betreuer nicht nachvollziehbar.
Bis das Ende des Romans erreicht ist, werden die Leser immer wieder mit verstörenden Details auf neue Spuren gelockt. Der Roman erzählt zum einen im Rückblick auf die vergangenen 14 Jahre und das aus der Sicht einzelner Betroffener. Da über jedem Kapitel der Name der gerade erzählenden Person zu finden ist, kann man sich leicht in den verschiedenen Erzählebenen zurechtfinden, ob gerade Gegenwart oder Vergangenheit erzählt wird, erschließt sich leicht aus dem jeweils Gesagten. Das Ende ist mehr als ungewöhnlich und doch auch in all seiner Schrecklichkeit logisch nachvollziehbar.
Wer psychologische Thriller mag, ist mit „Liebes Kind“ bestens bedient. Ich kann es uneingeschränkt empfehlen, zart besaitete Gemüter sollten sich allerdings darüber im Klaren sein, dass das Entsetzen bei der Lektüre an vielen Stellen ihr ständiger Begleiter sein wird. 

Cover des Buches Stella (ISBN: 9783446259935)

Bewertung zu "Stella" von Takis Würger

Stella
IlonGerMonvor 5 Jahren
Kurzmeinung: Hat mich leider enttäuscht.
Nicht überzeugend!

Mit sehr viel Vorschusslorbeeren bedacht wurde ich auf dieses Buch immer neugieriger und habe ich mich daher sehr gefreut, dass ich es  von Vorablesen bekommen habe.
So legte ich dann nach dem Eintreffen des Päckchens auch ein angefangenes Buch erst einmal zur Seite und begann voller Neugierde zu lesen. Und wurde leider enttäuscht.
Der Ich-Erzähler, ein junger Schweizer aus komplizierten Familienverhältnissen, reist im Jahr 1942 nach Berlin, um dort mit eigenen Augen Nazideutschland zu sehen, zu erleben. Friedrich ist aus seinem Zuhause in gewisser Weise geflohen, kann er doch die Trunksucht und die immer stärker zu Tage tretende Judenfeindlichkeit seiner Mutter nicht mehr ertragen. Einzig  die Malerei, der sie sich immer mehr widmet, hilft ihm, wenigstens etwas Verständnis für sie aufzubringen. Sein Vater, der weltoffen lebt und handelt, hüllt sich dazu in Schweigen, was ihm Friedrich als Lüge ankreidet.
Seine Herkunft und die wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie ermöglichen es ihm, in Berlin einem First-Class-Hotel zu leben und außer dem zögerlichen Besuch einer Kunstschule seine Tage vorbeiplätschern zu lassen.
In einem Zeichenkurs begegnet ihm Kristin, die dort ihr bescheidenes Einkommen als Aktmodell aufbessert. Vom ersten Moment an ist Friedrich von ihr gefangen, fast möchte man sagen besessen. Doch bald lernt er eine andere Seite von ihr kennen. Kristin tritt in einem Klub als Sängerin auf und die Musik, die dort gespielt und gehört wird, trifft sicher nicht das, was das herrschende Regime akzeptieren würde. Friedrich wundert sich ..
Zu diesen beiden gesellt sich sehr oft der SS-Mann Tristan von Appen, der ebenso eine doppelte Rolle zu spielen scheint, hört er doch heimlich Jazzmusik, jüdische zudem, und der einen sehr luxuriösen Lebensstil genießt. All das will so gar nicht zusammenpassen, ist doch Friedrich eher eine unscheinbare, manchmal sogar naive Persönlichkeit.
Zwischen den Kapiteln listet der Autor auf, was in der jeweiligen Zeitspanne in anderen Ländern passierte, welche späteren Prominente geboren wurden etc., etc. Außerdem gibt es Ausschnitte aus zunächst nicht einzuordnenden Gerichtsprotokollen und auch diese machen zunächst wenig Sinn. Erst als Kristin als Stella Goldschlag enttarnt ist, bekommen diese Einfügungen eine Bedeutung.
Friedrich hält auch jetzt noch an der Beziehung zu Kristin fest, obwohl er immer wieder von ihr vor den Kopf gestoßen wird.
Das Buch nimmt an dieser Stelle dann auch etwas Fahrt auf, wird spannender und ich habe mich dann entschlossen, doch bis zum Ende durchzuhalten.

Mein Fazit: man kann dieses Buch lesen, man muss aber nicht. Schade.


Cover des Buches Der Apfelbaum (ISBN: 9783550081965)

Bewertung zu "Der Apfelbaum" von Christian Berkel

Der Apfelbaum
IlonGerMonvor 5 Jahren
Kurzmeinung: Ich wünsche diesem Buch ganz viele LeserInnen und bin sicher, dass es auch ganz viele Gespräche in den eigenen Familien nach sich ziehen kan
Beeindruckende Geschichte - beeindruckend erzählt.


„Wenn wieder einmal jemand fragt, wo es denn bleibt, das lebensgesättigte, große Epos über deutsche Geschichte, dann ist von jetzt an die Antwort: Hier ist es, Christian Berkel hat es geschrieben. Dieser Mann ist kein schreibender Schauspieler. Er ist Schriftsteller durch und durch. Und was für einer.“ Das sagt Daniel Kehlmann über dieses Buch bzw. den Autor.

Christian Berkel, den ich als Schauspieler und Hörbuchsprecher sehr schätze, hat einen Roman geschrieben. Ich war neugierig auf dieses Buch, auf sein Debüt als Schriftsteller, und nach der Lektüre wünsche ich mir ganz klar „mehr“.

Was nun macht dieses Buch so lesenswert? Das ist zu einem guten Teil sicherlich die Geschichte, die sich biographisch an die Geschichte der Familie des Autors anlehnt.
Im Mittelpunkt stehen die Mutter Sala, Halbjüdin aus einer durchaus besser gestellten und intellektuellen Familie, und der Vater Otto, der aus einem einfachen Elternhaus aus dem Arbeitermilieu stammt. Haben die beiden eine Chance auf ein gemeinsames Leben. Als sie sich kennenlernen sind beide viel zu jung für diese Frage, später kommt der Krieg dazwischen...
Sala verlässt Deutschland im Jahre 1938, lebt zunächst bei ihrer jüdischen Tante in Paris, bis auch dort durch den Einmarsch der Deutschen das leben aus den Fugen gerät.
Otto zieht als Sanitätsarzt in den Krieg und gerät kurz vor Ende in russische Kriegsgefangenschaft, erst 1950 kehrt er in ein noch immer weitgehend zerstörtes Berlin zurück.
Sala versucht zu fliehen, wird verraten und in ein Lager in den Pyrenäen gebracht. Fast schon ist sie auf dem Weg nach Auschwitz, als sie in einen Zug nach Leipzig gerät und dort untertauchen kann. Nach Kriegsende versucht sie, sich in Buenos Aires ein neues Leben aufzubauen, was ihr aber nicht gelingt. Schließlich kehrt auch sie nach Berlin zurück. Sie finden sich wieder, soviel sei hier verraten, aber werden sie an die alte Liebe anknüpfen können?
Ein wenig gewöhnungsbedürftig waren anfangs die Zeitsprünge, die der Autor den Lesern zumutet, im Verlauf des Buches aber machten sie auch einen Teil der Spannung aus.
Mich haben die Gespräche mit seiner Mutter beeindruckt, die dement ist, aber zu dieser Zeit auch noch klare Momente hat. In den anderen Momenten verwechselt sie Personen, erfindet Ereignisse neu und stellt zeitliche Zusammenhänge her, die aus dem wirklichen Leben heraus ganz unmöglich waren. Bewundert habe ich die Geduld, mit der Christian Berkel durch diese Unterhaltungen geht. Unterhaltungen, die einerseits von einem frechen berlinerischen Humor Salas zeugen, aber andererseits auch die ganze Dramatik einer Demenzerkrankung erkennen lassen.

Ich wünsche diesem Buch ganz viele LeserInnen und bin sicher, dass es auch ganz viele Gespräche in den eigenen Familien nach sich ziehen kann.

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