Modernes Designermärchen
In einem Hotel, von dem ich annehme, dass es sich hier um das Schloss Elmau handelt, begegnen sich ein Mann und eine Frau. Beide sehnen sich seit geraumer Zeit nach dem EINEN Menschen, mit dem Liebe und Nähe lebbar, aushaltbar sind. Langsam nähern sie sich an, jedoch ohne dabei ein Wort zu sprechen. Sie beginnen ein "Liebesspiel" mit ungewissem Ausgang und zu einem hohen Preis, denn sie werden am Ende dieses langen Wochenendes wissen, ob es diese Liebesnähe wirklich gibt.
Die Zeit zwischen Donnerstag und Sonntagmorgen wird von beiden mit kleinen Inszenierungen gefüllt, die etwas Übergriffiges hätten, würde es sich dabei nicht um Liebe handeln. So hinterlassen sie den Eindruck einer geheimen Aufführung; eben Liebe als inszeniertes Projekt. Und so scheint mir der Roman auch wie ein kunstvoll durchkomponiertes und konzipiertes Designerstück, das wunderschön anzuschauen und wundervoll, wenn auch ein wenig elaboriert, zu lesen ist.
"Liebesnähe" ist kein Roman, der sich mit der Wirklichkeit messen will. Herausgekommen ist ein modernes Märchen vom Prinzen auf dem weißen Ross, dessen einzelne Teile zu schweben scheinen.