Bewertung zu "Auf Freiheit zugeschnitten" von Margret Greiner
Der Autorin Margret Greiner ist mit dem Buch " Auf Freiheit zugeschnitten", eine unterhaltsame und zugleich informative Romanbiographie gelungen. Sie schildert darin die Lebensgeschichte der Schneiderin Emilie Flöge zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Durch ihre Schwester Hermine, die mit dem Maler Ernst Klimt verheiratet war, lernte Emilie auch dessen Bruder, den charismatischen Gustav Klimt, einen Mitbegründer der Wiener Secession, kennen. So kam sie auch mit dem Kreis der Künstler um Koloman Moser und Josef Hoffmann in Berührung, die in der "Wiener Werkstätte" versuchten, die alten starren Konventionen in der Kunst zu überwinden und das Kunstgewerbe zu reformieren. Nach ihrer Idee sollte die Kunst das Leben völlig durchdringen.
Emilie griff diese Idee für die Mode auf und begann neue Kleider zu entwerfen. Kleider ohne Korsett und einengende Mieder, hergestellt aus neuartigen Stoffen. Weich fließende Kleider, die den Frauen mehr Bewegungsfreiheit gaben. Mit ihren beiden Schwestern setzte sie ihre neuartigen Entwürfe im " Salon Flöge" um und wurde so zu einer der ersten Modeschöpferinnen Europas. Und sie hatte Erfolg. Wer es sich in Wien leisten konnte, ließ sich sein Haus von Josef Hoffmann bauen und einrichten. Frauen ließen sich von Klimt malen und von den Flöges einkleiden. Emilie hatte es geschafft.
Ein großer Teil des Buches schildert das rätselhafte Verhältnis von Emilie zu Gustav Klimt. Klimt war ja stets von Frauen umgeben. Für jede Facette seines Lebens hatte er einen anderen Frauentyp. Frauen die ihn umsorgten, wie seine Mutter und seine Schwestern. Frauen die er malte, die ihm Modell saßen und die meist seine Geliebten wurden. Die Zahl seiner unehelichen Kinder ist nicht ganz klar. Und da war noch Emilie. War sie auch seine Geliebte oder nur Begleiterin in Theater und Oper? War sie seine Muse, mit der er die Sommerfrische am Attersee verbrachte und die ihn zu seinen Landschaftsbildern inspirierte? Oder waren die beiden ebenbürtige Gefährten die ein gemeinsames Thema verband: der Körper der Frau. Diese Fragen werden wohl nie beantwortet werden.
Das Buch ist spannend und gut zu lesen, und neben Emilie lernt man auch Gustav Klimt und seine Werke besser kennen. Erwähnenswert sind auch die zahlreichen Fotos im Buch, die viel zum Verständnis sowohl für Klimts Bilder, als auch Emilies Kleider beitragen. Und so "nebenbei" gibt das Buch also auch Einblick in die Zeit des Wiener Jugendstils,
Für mich ist es eines der besten Bücher, die ich 2014 gelesen habe. daher 5 Sterne und eine Leseempfehlung.