Bewertung zu "Der Kirmesmörder - Jürgen Bartsch" von Regina Schleheck
Habe gerade das Buch zugeschlagen. Bin tief beeindruckt, wie die Autorin Regina Schleheck mit diesem schwierigen Thema umgegangen ist. Schonungslos hat sie die Perversitäten und Gewalttaten an den Kindern beschrieben, was kaum auszuhalten ist, aber sein muss, um die "Bestie" nicht zu verherrlichen. Es darf nichts unter den Teppich gekehrt werden. Wie gefährlich Letzteres sein kann, erfahren die Leser in den Passagen der einzelnen Erzähler, die mittelbar oder unmittelbar Jürgen Bartsch durchs Leben begleiteten. Immer tiefer gerät man in den Strudel seiner Vergangenheit, der Verwicklungen und Verleumdungen. Fast hat man Mitleid mit Jürgen Bartsch, ist doch der höllisch Quälende auch ein höllisch Gequälter. Er selbst soll beantragt haben, durch einen operativen Eingriff im Gehirn, von seiner Triebhaftigkeit und der Lust am Morden befreit werden zu wollen. Das wurde ihm verwehrt. So entschied er sich zu einer Kastration, die ... aber ich will nicht vorweg greifen, auch wenn es allgemein bekannt sein dürfte.
Obwohl ich damals alle Berichterstattungen als Zeitzeugin verfolgt habe, erfuhr ich viel Neues und Wissenswertes rund um den "Fall Jürgen Bartsch". Die verschrobenen Denkweisen mit ihren Vorurteilen, besonders was die Homosexualität angeht - ließen mich mehrmals nicken. Ja, so hatte ich es als Kind und Jugendliche auch oft von den "Alten" gehört, wenn ein Mann sich "so seltsam weibisch" benahm. Aber auch die Alten waren manchmal Opfer ihrer Eltern gewesen, bei denen es die Prügelstrafe gab. Ist noch gar nicht so lange her.
Alles in allem ein nachdenklich machender "Biografischer Kriminalroman" mit viel Zeitgeschichte.Lesenswert.