Shao Jun ist die letzte Überlebende des chinesischen Assassinen-Ordens, der von einer Gruppe Templern namens "Acht Tiger" ausgelöscht wurde. Sie schwört Rache, doch anstatt damit gleich zu starten, lässt sie sich zuerst von Ezio Auditore ausbilden und kehrt erst viele Jahre später nach China zurück, um ihren Traum zu verwirklichen. Etwa fünfhundert Jahre später spielt die junge Frau Lisa die Erinnerungen ihrer Vorfahrin nach, in der Hoffnung, ihre Aggressionsprobleme in Griff zu bekommen.
Die Grundidee hört sich nicht schlecht an, auch, wenn jetzt Rachegeschichten nicht wirklich zu meinen Hauptinteressen gehören. Doch die Umsetzung könnte bei weitem besser sein.
Ersteinmal gab es mir zu viele Zeitsprünge. Zuerst wird kurz gezeigt, wie Shao Jun vom Massaker flieht und sich schwört, ihre Kameraden zu rächen, dann gibt es einen Zeitsprung zu einer Szene, in der sie aus der Gefangenschaft von Templern flieht, nach einem weiteren Zeitsprung ist sie plötzlich wieder eine Jugendliche und erlebt eine Auspeitschung mit... Begründet wird das innerhalb des Mangas damit, dass man sich im Animus nicht aussuchen kann, welche Erinnerungen man nacherleben kann- allerdings hatten die anderen Assassin's-Creed-Spiele keine so wahllosen Zeitsprünge und übersprangen nie so viel von der Geschichte, wie es dieser Manga tut. Auch leidet unter den Zeitsprüngen etwas die Charakterentwicklung von Shao Jun- anstatt zu sehen, wie sie langsam zu der Frau wird, die sie ist, wird man durch die Wechsel oft vor vollendete Tatsachen gestellt.
Mir fehlte außerdem der Fokus auf Lisa. Man erfährt recht wenig von ihr- es heißt zwar, dass sie recht aggressiv ist und auch etwas kriminell, aber das wird nur erwähnt, nicht gezeigt. Auch wird mir zuwenig gezeigt, wie sie jetzt auf das Leben von Shao Jun reagiert. Sie reagiert zwar kurz schokiert auf die oben erwähnte Auspeitschung, aber das war es auch. Da ihre Rolle so klein ist, hätte ich persönlich kein Problem damit gehabt, wenn sie im Manga gar nicht vorgekommen wäre- ihr Nebenstrang bringt die Handlung eh nicht weiter und zerstört auch etwas die Spannung, ob Shao Jun überleben wird oder nicht. In den Spielen wurde bereits etabliert, dass man die Erinnerungen eines Vorfahren nur bis zu dem Punkt nachspielen kann, bis besagter Vorfahre ein Kind zeugt.
Vielleicht wäre es besser, wenn man Lisa aus der Handlung gestrichen hätte und sich mehr auf Shao Jun konzentriert hätte... Die Handlung hätte eh mehr Kapitel gebraucht- es muss ja keine Ausmaße wie bei One Piece oder Naruto annehmen, aber mehr wäre in diesem Fall wirklich besser gewesen. Denn Potenzial hätte die Handlung schon.