Bewertung zu "Der Gesang der Flusskrebse - Der große Bestseller als limitierte Schmuckausgabe" von Delia Owens
Delia Owens hat mit "Der Gesang der Flusskrebse" ein monumentales Werk geschaffen. Die Zoologin lebte lange Jahre in Afrika. Als Kind verbrachte Owens die Sommer in North Carolina, an der Ostküste Amerikas. So schöpfte sie beim Schreiben aus einem grossen Fundus an Naturbetrachtungen, Wissen und Empfindungen für die Schönheiten der Natur.
In ihrem Buch gelingt es ihr deshalb ausgezeichnet, die Natur atmosphärisch stark zu beschreiben. Als Leserin, die die Wildnis liebt, erlebe ich sie mit allen Sinnen. Das spricht mich sehr an. Bereits auf den ersten Seiten wird die Hauptprotagonistin Kya, ein sechsjähriges Mädchen, von ihrer geliebten Mutter verlassen. Als Kind wächst sie beinahe allein in der alten Hütte in der Marsch auf und kämpft sich durch den Alltag. Da sie alleine lebt, werden die Tiere ihre besten Freunde.
Parallel dazu erzählt die Autorin die Geschichte eines jungen Mannes, der in der Marsch ermordet aufgefunden wird. Irgendwann treffen die Erzählstränge aufeinander. Das Buch nimmt so nochmals Fahrt auf, treibt die Neugier des Lesers voran.
Fazit: Eine spannende, ungewöhnliche Geschichte über Verlust, Angst, Liebe und Tod. Über die sinnlichen Naturschönheiten gerät man ins Staunen. Diese Elemente nehmen viel Platz ein im Buch, was mich erstmal sehr verwunderte. Mir wurde schliesslich klar, dass das ein grossartiger Kunstgriff im Buch ist. Ich habe mich nie gelangweilt, war begeistert von der genialen Verflechtung von Natur und Leben von Kya, die sich entsprechend weiterentwickelt. Nun kann man sich fragen, wie ein Mädchen eine anerkannte Biologin werden kann, ohne die Schule zu besuchen. Aber auch das darf in der Fiktion möglich sein. (Ich hätte auch nichts dagegen, wenn es in der Realität möglich wird.) Schliesslich will man sich beim Lesen ja gut unterhalten und eine hoffnungsvolle Komponente in einem Buch ist für mich wie ein guter Wein, der im Abgang erdig und leicht süss schmeckt. Der Mordfall, der am Ende bis ins Detail bearbeitet wird, hat eine ganz andere, spannende Aufgabe. Die Autorin verknüpft die beiden Geschichten sehr gekonnt.
Die Gedichte, die immer wieder von der Protagonistin aus heiterem Himmel zitiert werden, empfinde ich dagegen etwas deplatziert. Vielleicht liegt das an der Übersetzung, oder auch an der Umsetzung. Sie wirken eher platt als elegant auf mich und stehlen dem sonst sehr guten Buch etwas die Leichtigkeit.
Jedenfalls ist es ein atmosphärisch starkes Buch für leichte Lesestunden, die sich lohnen.