IsaSchikorsky

Dieser sorgfältig gearbeitete Krimi mit einen außergewöhnlichen Ermittlerpaar hat mich sofort in den Bann gezogen. Der Fall, ein »Cold Case« wirkt anfangs recht verwirrend. Der vor zehn Jahren verschwundene Fabian sendet nach dem Tod des Vaters Lebenszeichen an seine Familie, sodass die Ermittlungen wieder aufgenommen werden. Bei der Recherche werden weitere ungelöste Fälle entdeckt, die mit dem Verschwinden Fabians möglicherweise in Verbindung stehen könnten. Lupe und Otto befragen die Familie und alte Freunde und kommen zu überraschenden neuen Erkenntnissen.

Dieser Krimi überzeugt durch raffiniert verwobene Handlungsstränge und eine unaufgeregte Erzählweise. Er ist sehr solide recherchiert, spannend aufgebaut und in klarer Sprache stilsicher umgesetzt. Sorgsam werden die Motive und psychischen Befindlichkeiten der Figuren ausgeleuchtet,. Ein besonderer Kick ergibt sich, weil Ereignisse aus der Vergangenheit in Schlüsselszenen veranschaulicht werden, ohne damit jeweils zu viel zu verraten.

Ein rundherum gelungener Krimi ganz nach meinem Geschmack!

Anja Baumheier, Jahrgang 1979, hat sich für ihr Debüt ein Mammutprojekt vorgenommen: Ihr Roman umfasst die Zeit zwischen 1936 und 2012, also 76 Jahre, drei Generationen einer Familie und drei politische Systeme (Nazizeit, DDR und Bundesrepublik). Obwohl bei einem Umfang von insgesamt knapp 430 Seiten nicht allzu weit in die Tiefe gegangen werden kann, ist der Rechercheaufwand, den die Autorin leisten musste, sicher beträchtlich gewesen.

Diesen gesamten Zeitraum authentisch abzubilden, ist vermutlich unmöglich. Doch in »Kranichland« ist die gesellschaftspolitische Grundierung doch recht holzschnittartig geraten. Die DDR reduziert sich weitgehend auf Stasi, Gefängnis und andere Unrechtstaten des Staates, verantwortet in der Figur des undurchsichtigen »Kolja«, der Westen dagegen steht für Drogen und Prostitution am Bahnhof Zoo.

So interessant die zweisträngige Erzählweise mit einer historischen und einer gegenwärtigen Zeitschiene auch ist: Für den Leser ergeben sich dadurch oft Wiederholungen. Er ahnt oder erfährt die Auflösung der zahlreichen Familiengeheimnisse bereits aus den historischen Kapiteln. Bis diese Informationen dann bei allen beteiligten Figuren in der Gegenwart angekommen sind, werden sie zweimal oder noch öfter wiederholt, so entsteht immer wieder Langeweile. Übrigens überzeugt die historische Ebene auch deshalb stärker, weil die Figuren in der Gegenwart keine echten Probleme zu bewältigen haben. Dass die Lügen der Eltern und Großeltern ihr eigenes Leben umkrempeln werden, erfahren sie erst nach und nach mehr zufällig, ohne ernsthaft danach zu forschen.

Aus diesen Geheimnissen, die viel Rätselstoff bieten, ist eine spannende und unterhaltsame Familien- und Liebesgeschichte konstruiert worden, die in kurzen Szenen ansprechend und flüssig erzählt wird.

Schade, dass die Autorin vom Lektorat nicht stärker unterstützt wurde. Denn mit der Zeitgeschichte auch nur halbwegs vertraute Leser stolpern über so manche Unwahrscheinlichkeit: eine Strumpfhose (S. 51) im Jahr 1949, ein kirchliches Ehegelöbnis (»lieben und ehren, in guten wie in schlechten Tagen«) vor einem DDR-Standesamt 1949 (S. 52), Weihrauchduft in einer protestantischen Kirche der DDR (S. 304), Stapel leerer Pizzaschachteln, 29 Joghurtsorten und Jogginghosen 1973 in der BRD.

Johanna schwärmt für eine Mittelalter-Rockband und besonders für Jonathan, den Sänger der Band. Ihn würde sie gern in der Realität kennenlernen. Doch als eine Begegnung tatsächlich in den Bereich des Möglichen rückt, kommen der jungen Frau Zweifel. Was will sie wirklich von Jonathan? Welchen Preis ist sie bereit zu zahlen?
Was passiert, wenn Fantasie Wirklichkeit wird: Das ist in unserer medialen Gegenwart ein faszinierendes Thema. Julia L. Jordan dekliniert in ihrer erotischen Novelle die schwankenden Gefühle und Wünsche am Beispiel ihrer Heldin facettenreich durch.