Die Autorin hat einen sehr guten Schreibstil, der wunderbare Bilder erzeugt und einen mit in die Wüste nimmt.
Hauptschauplatz ist die Stadt Ghor-el-chras, die irgendwo in einem Wüstenklima liegt und von Sandstürmen heimgesucht wird.
Hauptcharaktere sind die Hure Idra und der Attentäter Varek.
Idra ist durch ihr Leben als Straßenhure gezeichnet. Eine Opportunistin mit losem Mundwerk. Sie versucht die Situationen zu nehmen wie sie kommen, holt das Beste aus ihnen raus und verliert dabei nie ihren Stolz und ihren Kampfgeist. Der Charakter ist gut geschrieben und als Leserin habe ich bei ihr am meisten mitgefiebert, wie sie es immer und immer wieder schaffte sich zu behaupten.
Varek ist ein Attentäter, der den Unbestechlichen angehört. Mit dem Charakter hatte ich so meine Probleme. Er suhlt sich häufig im Selbstmitleid, hat sich jedoch seinem Schicksal kampflos ergeben. Oft hatte ich nicht das Gefühl, dass Varek ein ernstzunehmender Gegner ist. Seine Vergangenheit wird hier und da angedeutet - so dass man sie sich zusammenpuzzlen kann - und ominöse Panikattacken vor der Dunkelheit halten ihn gefangen. Mich persönlich haben die Kapitel um Varek eher nicht so gefesselt.
Namen: Ich muss zugeben, dass ich bei den vielen ähnlich klingenden Namen öfters durcheinander kam. Es wiederholen sich viele Silben "ra", "sha", "ka" tauchen häufig auf, so dass die Namen eine gewisse Ähnlichkeit aufweisen. Jemand, der das Buch in wenigen Tagen durchließt, wird damit wohl weniger Probleme haben, aber ich habe vier Wochen dafür benötigt und längere Pausen machten es für mich schwerer ;-)
Spannungsbogen/Story: Die Story ist sehr gut durchdacht und logisch. Einzig die "Unbestechlichen" haben sich irgendwie nicht stimmig angefühlt.
Sie sind so etwas wie die offiziellen Stadtmörder, die den Priestern der obersten Gottheit untergeben sind. Niemand mag die Unbestechlichen, jeder meidet sie, und doch kauft sich jeder deren Dienste. Und eigentlich weiß die ganze Stadt, wer da die Auftragsmorde ausführt und wo man die Attentäter findet. Dennoch verhalten sich die Bürger der Stadt nach dem Motto "Ist halt so, kann man nichts machen."
Nun... mag Erbsenzählerei sein, aber besonders bei Vareks Auftragsmord zum Buchanfang habe ich mich halt auch gefragt, warum das so hingenommen wird, obwohl doch die Unbestechlichen verhasst sind und jeder weiß, wo die wohnen. Egal ;-)
Spannungsbogen: Die Story war solide. Man konnte das Buch gut durchlesen, aber es fiel mir nie schwer es beiseite zu legen. Ich kam also nie an einen Punkt, wo ich dringend weiterlesen musste, weil es so spannend war. Dennoch, gut geschrieben :-)
Was mir allerdings auffiel: Die Autorin liebt es Szenen mit Gerüchen zu beschreiben. Ich weiß nicht, wie es anderen geht, aber ich habe Bilder im Kopf und keine Gabe mir Gerüche vorzustellen. Wenn dann verschiedene Blumendüfte in einem Garten beschrieben werden, wo es dann auch nach Zimt, Weihrauch und Pflaumenwein riecht... dann kann ich damit nicht viel anfangen, weil das keine Bilder im Kopf gibt.
So... im Fazit: Das Buch hat mir gefallen. Idra und die gute Story haben 5 Sterne verdient. Aber leider konnte das Buch in anderen Dingen nicht punkten, weshalb es am Ende nur für 3 Sterne reichte.