Ivy_Lang
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INHALT:
In dem Roman "Der Anhalter" von Mary Kelly lernen wir Jessy kennen, der nach Los Angeles trampen will. Mitten in der Wüste wird er von ein paar jungen Leuten mitgenommen, die auf dem Weg zu einer alten Mission sind und dort saufen, feiern und vögeln wollen. Jessy versteht sich gut mit ihnen, eines der Mädchen flirtet mit ihm - kurz: ihm gefällt es.
Nach der ersten Nacht, finden sie die Reifen ihres Wagens zerstochen vor und einer der sechs ist verschwunden. Kurz drauf wird er tot aufgefunden. Damit nimmt der Horror seinen Lauf ...
SCHREIBSTIL:
Sehr gewöhnungsbedürftig. Das Buch ist in der Ich-Erzählform verfasst und beginnt schon im Prolog in einem lockerem Plauderton. Der Protagonist Jessy erzählt seine Geschichte ziemlich salopp und auch die Grausamkeiten und die Angst scheinen allenfalls eine Art Belustigung in ihm auszulösen. Der Text konzentriert sich fast ausschließlich auf Dialoge und Interaktionen. Beschreibungen finden sich nur selten. Der Schreibstil passt nicht wirklich zu einem Thriller mit Horror-Elementen und führt auch stellenweise zu unfreiwilliger Komik: Oft kam es mir so vor, als lese ich eine Parodie (ähnlich den "Scary Movie"-Filmen) und keine ernsthafte Geschichte, die dem Ich-Erzähler so wirklich zugestoßen sein soll.
CHARAKTERE:
Jessy ist von allen der mysteriöseste. Er hat Amnesie, bzw. es fehlt ihm nach einem "Unfall" ein ganzes Jahr. Er hat die diffuse Idee, in Los Angeles Schauspieler zu werden. Er lässt sich schnell auf die anderen ein und denkt ständig an Sex.
Die anderen Charaktere strotzen vor Klischees: Von den drei Frauen ist "zufällig" eine blond mit großen Silikonbrüsten, eine rothaarig mit kleinen Minibrüsten und eine Dunkelhaarige mit verwegenem Charakter. Die Männer: Ein Footballer (der natürlich mit der Blonden zusammen ist) und ein kleiner, weniger attraktiver Typ, der sein "Handicap" in Sachen Aussehen mit Humor wettmacht.
Der Killer/ Psycho, der die Runde bedroht bleibt nichtssagend. Doch bereits in den ersten Kapiteln wird klar, wer er ist, bzw. sein könnte.
MEINE MEINUNG:
Unglücklich und schade, denn hier wurde ziemlich viel Potenzial vergeudet. Die Grundidee und der Protagonist bieten nämlich weit mehr Möglichkeiten, die hier leider nicht ausgeschöpft wurden. Und mir kam es beim Lesen so vor, als sei dies vor allem der Faulheit der Autorin geschuldet. Mary Kelly webt z.B. hier einige durchaus spannende psychologische Elemente in die Geschichte mit ein (beginnend mit der Amnesie und dem seltsamen "Unfall" des Protagonisten). Leider merkt man deutlich, dass sie sich wohl nicht die Mühe gemacht hat, über diese Sachverhalte ernsthaft zu recherchieren. Hätte sie es getan, dann hätte sie selbst gemerkt, dass manches an der Geschichte - und vor allem dem großen Twist - einfach unlogisch ist. Da hilft es auch nicht, dass Jessy sich in Form des Ich-Erzählers dafür entschuldigt, dass er die Geschichte nicht besser erzählen kann.
FAZIT:
Ein Punkt für die Grundidee und ein weiterer für die kurzweilige Geschichte - aber mehr eben auch nicht.
Über mich
- weiblich
- 18.03.1984
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