Bewertung zu "Chicago Run - Der dritte Marathon-Thriller" von Frank Lauenroth
William Langdon ist der amtierende Präsident der USA und steckt mitten im Wahlkampf. Sein republikanischer Herausforderer liegt jedoch in den Umfragen vorne. Daher will Langdon am Marathon in Chicago teilnehmen, um so Jagd auf Wählerstimmen zu machen. Der Secret Service ist alles andere als begeistert, zumal man glaubt, dass der russische Oligarch Jewgeni Andropowitsch, der sich Stalin nennt, versuchen wird, dies für einen Anschlag zu nutzen. Genau das sollen Christopher Johnson und Brian Harding verhindern, die bereits einschlägige Erfahrung mit Stalin beim Marathon in New York sammeln konnten. Zusammen mit dem Präsidenten und einer Handvoll Agenten begeben sich die beiden auf eine Marathonstrecke, die zu einem Himmelfahrtskommando wird.
Zum dritten Mal schickt der deutsche Schriftsteller Frank Lauenroth seine Protagonisten Brian Harding und Christopher Johnson auf die Marathonstrecke. Nach Boston und New York jetzt also Chicago. In seinem Vorwort schreibt Frank Lauenroth, dass sich „Chicago Run“ durchaus als eigenständiger Roman lesen lassen soll. Diese Einschätzung teile ich nur bedingt, denn ich denke schon, dass es gerade für das Finale und die Auflösung von großem Vorteil ist, wenn man die ersten beiden, insbesondere den zweiten Marathon-Thriller kennt.
„Chicago Run“ startet wahrlich fulminant. Ein actionreiches Intro, das direkt am letzten Roman anschließt, und ein packender Einstieg in die eigentliche Geschichte, die elf Monate später spielt, sorgen dafür, dass man ausgezeichnet in den Plot hineinkommt. Insbesondere die Kenntnisse über die Abläufe des Secret Service und die verwendeten Abhör- und Überwachungstechniken sind wirklich hervorragend. Auch mit dem Start des Marathons befindet sich der Roman auf sattem Höchtsbewertungskurs. Nicht nur für den Leser hat sich Frank Lauenroth einiges einfallen lassen. Stalin fordert Brian und Christopher heraus und auch ihre Partnerinnen Elisabeth Bancroft von der CIA und Rachel Elaine Parker von der NSA müssen recht viel über sich ergehen lassen. Der Spannungsfaktor ist weiterhin extrem hoch und man fragt sich gespannt, wie die Story ausgehen wird.
Spätestens zum Showdown kommt dann der Punkt, den ich bereits angesprochen habe. Hier sollte man die früheren Werke kennen, um die Auflösung wirklich zu verstehen. Zumal der Autor meines Erachtens zu viel will. Er hat, ohne zu viel zu spoilern, noch eine parallele Gefahr für den Präsidenten in den Plot eingewoben, die sich mir nicht ganz erschlossen hat. Am Ende wird eine Person verhaftet, doch deren Motivation und auch die Frage, wie man hinter ihre Identität gekommen ist, bleiben eher nebulös. Hier wäre weniger vielleicht noch mehr gewesen.
Einige Leser werden sicher sagen, dass die Auflösung eine ganz schöne Räuberpistole ist. Das sehe ich als nicht so dramatisch an. Hätte ein amerikanischer Autor diesen Roman verfasst, was durchaus hätte der Fall sein können, würde viele in einer Jubelarie ausbrechen. Freuen wir uns lieber, dass wir in Deutschland so gute Autoren haben, die so spannende Thriller auf internationalem Niveau schreiben können.
Stilistisch liest sich „Chicago Run“ noch einen Tick besser. Die damals erwähnten holprigen Stellen gab es diesmal nicht, sodass man den Roman hintereinander weglesen kann.
„Chicago Run“ ist ein hervorragender Thriller und ein mehr als würdiger Abschluss dieser Trilogie. Wer diesen Roman lesen möchte, dem sei empfohlen, alle drei Marathon-Thriller zu lesen, denn es lohnt sich wirklich. Frank Lauenroth wird sich jetzt anderen Projekten widmen, doch wer weiß, vielleicht verschlägt es Brian und Christopher mal nach Berlin. Dort gibt es schließlich die schnellste Marathonstrecke der Welt.