Im Buch "Ritus" von Markus Heitz geht es um die Jagd auf Werwölfe. Dabei werden zwei Stories erzählt. Die eine spielt im 18. Jh. Im Süden Frankreichs, die andere in der Gegenwart (2004) in Deutschland, Russland und Kroatien. Wer den Film „Pakt der Wölfe“ kennt, merkt, dass sich Ritus an diese Story anlehnt: dieselbe Gegend in Südfrankreich, Wolfswesen, die Menschen bestialisch töten und die Gegend in Angst und Schrecken versetzen, und ein Jäger, der diese Bestien zur Strecke bringen will.
Werwölfe in der Gegenwart, da habe ich ja zuerst meine Zweifel gehabt, denn mit Werwölfen, Vampiren und sonstigen mystischen Wesen habe ich es eigentlich nicht so. Und so war ich skeptisch, ob mich das Buch begeistern konnte. Doch Markus Hetz versteht es, diese Story so packend und dynamisch zu erzählen, dass ich schnell gefesselt war.
Eric von Kastell jagt Werwölfe, so wie es seine Familie bereits seit 240 Jahren getan hat. Dabei wird er als knallharter Charakter dargestellt der mit weißem Ledermantel und weißen Stiefeln auf die Jagd geht. Der Porsche Cayenne ist dabei sein gängiges Fortbewegungsmittel, natürlich etwas modifiziert und bitte nicht gewaschen. Zu Frauen fühlt er sich stark hingezogen. Dabei wird nicht lange diskutiert, hier geht es schnell zur Sache. Aber nicht zu nahe kommen lassen, bloß kein Beziehungs-Stress – es bleibt beim „Sie“! Ein Typ, wie wir ihn aus „James Bond“, „Stirb langsam“, Triple X“ oder „Der Transporter“ kennen. Entweder man mag diese Typen oder man mag sie nicht.
Irgendwann tritt Lena auf, eine Wolfsforscherin, die quasi kopfüber in die Werwolfjagd reingezogen wird. Zu ihr baut Eric eine Beziehung auf, ganz entgegen seinen Prinzipien – das kann nur Stress geben.
Werwölfe machen früher oder später Fehler, so entdeckt man sie und die Jagd ist eröffnet. Nur einer, der mächtigste unter ihnen, hat nie einen Fehler gemacht, bis jetzt …
Die andere Story spielt im Mittelalter und erzählt den Ursprung dieser Jagd. Da sind Jean Chastel und seine heranwachenden Söhne Pierre und Antoine, die unnachgiebig auf der Jagd nach Werwölfen sind, die das Gévaudan in Süd-Frankreich heimsuchen. Ein nahezu aussichtloser Kampf. Und immer schwingt die Sorge mit, dass die Werwölfe in Menschengestalt viel näher sind, als gedacht, vielleicht viel zu nah.
Jean Chastel ein harter Jäger, enttäuscht vom Leben und der katholischen Kirche, die ihn beim Leiden und Tod seiner geliebten Frau im Stich gelassen hat. Pierre, seinem Vater treu zur Seite, ebenso wie Antoine, der aber nach einer langen Reise sehr seltsam geworden ist.
Gregoria, Äbtissin des Klosters Saint-Grégoire, ist recht oft da, wo die Jagd auf die Werwölfe stattfindet. Eine äußerst beherzte Frau mit starken Prinzipien, die auch mal gebrochen werden. Sie kennt sich überraschend gut mit Werwölfen aus. Florence, ihr Mündel, welches ebenfalls im Kloster wohnt, hat Pierre den Kopf verdreht, was Jean überhaupt nicht recht ist. Im Laufe der Geschichte rücken ihre Wege immer näher zusammen.
Dann, wenn am Ende die Spannung am größten ist und nach Auflösung schreit, sollte man bereits das Buch "Sanctum" von Markus Heitz besitzen – denn hier geht die Story weiter.
Markus Heitz versteht es, zwei Geschichten geschickt miteinander zu verweben. Oftmals meint man den Fortgang der Story zu erahnen, doch dann kommt es doch wieder anders. Zwei Geschichten, schnell, hart, unnachgiebig, mit einem überraschenden Ende, welches eben nicht das Ende ist. Und auch Humor blitzt manchmal hervor. So fragt Lena Eric: „Verwandelt sich ein Wer-Wesen auch in ein freundliches, nettes Tier? Gibt es auch Wer-Meerschweinchen?“ Eric: „Das kann ich nicht sagen. Wenn es ein Wer-Meerschweinchen gibt, ist es bislang nicht negativ aufgefallen.“