Bewertung zu "Die Nacht des Mondbogens" von Joachim Sohn
"Es gibt sie, diese magischen Nächte. Selbst für Menschen, die nicht daran glauben."
Mit diesem Satz, der den Geist des Buches in meinen Augen perfekt einfängt, beginnt die Geschichte. Nach einer kurzen Erklärung, was ein Mondbogen überhaupt ist, lernt man die wirklich knuffige Protagonistin Irene kennen, eine verwitwete Dame im Ruhestand, die Tiere liebt und sich hingebungsvoll um ihre Katze sowie zwei zugeflogene Tauben kümmert. So wundert es nicht, dass sie Freundschaft mit einem scheinbar zahmen Raben schließt, der ihr eines Tages im Park begegnet. Der Rabe trägt etwas bei sich, das es in unserer Zeit nicht mehr geben dürfte. Irenes Neugier ist geweckt und sie will die Botschaft entschlüsseln, die mit ihrer eigenen Vergangenheit und einer längst verloren geglaubten Liebe zu tun hat.
Wir befinden uns hier in der Gegenwart der 1960er Jahre, die Zeitsprünge reichen an die Front des Ersten Weltkrieges zurück.
Das Buch umfasst 200 Seiten, ist jedoch kaum größer als meine Hand, sodass ich es an zwei Abenden gelesen habe. Die Geschichte ist warmherzig, der Schreibstil ruhig und flüssig. Die liebe Irene habe ich sofort ins Herz geschlossen. Den Aspekt mit den Zeitsprüngen finde ich sehr gut gelöst, ohne dabei wissenschaftlich zu werden. Die Zeitsprünge in den Ersten Weltkrieg bringen eine gewisse Bitterkeit mit sich, grausam oder blutig wird es jedoch nicht.
Wichtig: Wer Action sucht, ist hier fehl am Platz. Die Handlung sowie der Erzählstil sind ruhig, voller Melancholie, aber auch Hoffnung und konnten mir immer wieder auch ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Und genau das macht den Charme des Buches aus.
Nicht zu vergessen sind auch die tollen Illustrationen sowie das Daumenkino, in welchem man den Raben fliegen lassen kann.
Eine (be-)rührende Geschichte zwischendurch, die ich gerne weiterempfehle!