Herr Leo erzählt langsam und bedächtig. Ich weiß nicht wie, aber er erzeugt trotzdem richtig Spannung. Sein Kommissar Voss ist eigensinnig, unkorrekt und tändelt irgendwie durch Brandenburg, scheinbar ohne Ziel und Verstand. Aber natürlich hat er den richtigen Instinkt, stellt die richtigen Fragen, sie die relevanten Details und vertraut den richtigen Personen. Ich folge ihm gerne, stets neugierig, was als nächstes passieren wird.
JochenBender
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Rezensionen und Bewertungen
Krimi ist ein weites Feld. Der Roman tut so, als sei er ein klassischer Who-Dunnit-Krimi mit einem Mord am Anfang, um dessen Aufklärung es geht. Aber rasch gewann ich den Eindruck, dass der Kriminalfall den Autor nicht wirklich interessiert, so eher ein Vorwand ist, um über die linke Kultur-Szene in Zürich zu schreiben. Und das macht Herr Mateescu auf unterhaltsame Weise.
Es klingt lauschig im Kreise der Lieben zur Abwechslung mal auf einer sturmumtosten Insel Weihnachten zu feiern. Zumindest so lange, bis man als Leser ahnt, dass der Familie die Hölle bevorsteht, da sie in die Gewalt brutaler und rücksichtsloser Krimineller geraten wird.
Bent Ohle spielt geschickt mit unseren Ängsten. Das funktioniert gut, weil er uns die Familie nahe bringt. So lebte und litt ich mit Alexandra, Martin und ihren Kindern. Der Autor versteht es, Dinge geschickt anzukündigen und dadurch Spannung zu erzeugen. So war mir gleich klar, dass ein bestimmtes Messer noch eine Rolle spielen wird, die Frage war nur, welche.
Das Verbrechen zeigt er in seiner banalen Brutalität.
Ein Geschwisterpaar schrieb einen Krimi, der vornehmlich von einem Geschwisterpaar handelt ;-) Dazu kommt ein Mord und die klassische Frage, wer ihn begangen hat. Aber so wirklich brennend interessiert die Frage nicht, haben die beiden Protagonisten doch mehr als genug wichtigere Dinge, die sie auf Trab halten. Beide wurden mir schnell sympathisch, ich folgte ihnen gerne auf ihren gewundenen Pfaden, hoffte, der Böse würde es nicht... Aber das führt hier jetzt doch zu weit ;-)
Der absolut lesenswerte Krimi hat sich vier Sterne redlich verdient. Ein gutes Buch lehrt mich auch etwas, hier lernte ich viel über Vögel und ihre größten Fans. Danke für den Lese-Genuss! Einen fünften Stern von mir traue ich dem Autorengespann zu, wenn sie bei ihrem nächsten Werk an der ein oder anderen Stelle den Spannungsbogen straffen und mehr Eleganz entwickeln.
Focke erhält völlig unerwartet einen Anruf von seinem Vater, den er seit der ewig zurückliegenden Scheidung seiner Eltern nicht mehr gesehen hat. Er besucht ihn und gerät mitten in einen Kriminalfall aus Morden und verschwundenen Kindern, der ihn mehrfach an seine Grenzen bringt und ihn seinen Vater neu entdecken lässt.
Ich folgte Focke gerne durch Nordhessen und weit darüber hinaus. Die Grundidee finde ich so originell, dass der Roman sich die vier Sterne verdient hat, auch wenn ich mir wünsche, dass Herr Borkschert künftig mit mir als Krimi-Leser etwas pfleglicher umgeht ;-)
Es gibt Themen, die habe ich über, darunter sexueller Missbrauch in der Katholischen Kirche. Unglaublich, was für einen mutigen, komplexen und stimmigen Roman Herr Klein darüber geschrieben hat. Er liest sich teilweise wie ein Spionage-Thriller, trotzdem bin ich dem Autor stets gerne gefolgt, habe immer geglaubt, genau so könne sich die Geschichte da draußen zugetragen haben. Das liegt sicher daran, dass er Klischee auslässt, stattdessen mit differenzierten Charakteren arbeitet, denen man ihr Handeln abnimmt. Ich war immer mitten im Geschehen drin, ob in einer Bibliothek im Vatikan, auf einer kurvigen Straße in den Abbruzzen oder einem der anderen zahlreichen Ort, an die der Autor uns Leser mitnimmt. Danke!
Die Leiche einer Jugendlichen wird gefunden. Für die alleinerziehende Mutter, die schon andere Schicksalsschläge verkraften musste, bricht die Welt zusammen. Ein Team rund um die sympathische Kommissarin Nina nimmt die Arbeit auf. Sie verfolgen zahlreiche Spuren und befragen Verdächtige. Weil Beweise verschwinden, entsteht der Verdacht eines Lecks in den eigenen Reihen.
Frau Rommel erzählt gekonnt und spannend, streut geschickt Hinweise für den versierten Krimileser ein. Für Freunde des Regionalkrimis ein gutes Lesevergnügen.
Bewertung zu "Die Djurkovic und ihr Metzger" von Thomas Raab
Herr Raab hat seine ganz eigene Art zu Schreiben entwickelt. Sie gefällt mir durchaus, allerdings ist sie partiell zu anstrengend und verwirrend. Ich weiß nicht, ob es am Dialekt lag oder woran sonst, aber ein relevanter Teil des Textes bekam ich nicht mit. So blieb ich als Leser leider einige Male übermäßig konfus zurück.
Der Metzger ist lässig, ein Typ zum mögen, das gilt noch viel mehr seine Danjela, seinen Nachbar und einzigen Freund Petar, sowie Sara. Soweit, so gut, aber leider ist der Kriminalfall doch arg platt und zu lässig, um nicht zu sagen zynisch, erzählt.
Was Rechtschreibfehler angeht bin ich sicher nicht kleinlich, aber Gaffer-Tape tut echt weh!
Bewertung zu "Trollingers Geister: Ostfrieslandkrimi (Ein Schwabe in Ostfriesland 1)" von Peter Jürß
Teilweise gelingt Herrn Juerss ein echt Klasse Sound. Da wäre ich selbst gerne Erwin Trollinger, würde gerne im Ford Mustang durch Ostfreisland cruisen, ob mit oder ohne meiner sexy Assistentin auf dem Beifahrersitz und mich Dienstags mit meinen Kumpels zum Frühstück treffen. Anfangs gefiel mir auch die ganz spezielle Sprache im Roman.
Aber leider ist Trollinger halt nur ein weiterer trotteliger Ermittler, der durch die Deutsche Provinz dackelt, noch dazu pendelt er willkürlich zwischen Trottel und Klugscheißer, der genau weiß, was Sache ist. Außerdem mag ich keine Menschen, die es nötig haben ihre Mitmenschen bloßzustellen, ob im echten Leben oder als Autor. Großzügige Menschen sehen über die Fehler ihrer Mitmenschen hinweg und ich bevorzuge großzügige Menschen.
Als versierter Krimileser rätsle ich gerne mit, liebe dezente Hinweise und habe Achtung, wenn der Autor mich auf falsche Fährten lockt. Achtung Spoiler: Da geht hier bei mir was nicht auf. Früh ist klar, dass der tote Obdachlose im Kofferraum des Audis steckt. Nur macht es dann keinen Sinn, dass Sascha den Wagen fährt. Hier ist für mich ein logischer Bruch, der auch in keiner Weise erklärt wird. Daher sind mehr als drei Sterne nicht drin.
Das Geheime Preussische Staatsarchiv als Thema finde ich für einen Krimi äußerst reizvoll. Der Roman ist in vielerlei Hinsicht gut geschrieben, mit parallelen Handlungssträngen, Zeitsprüngen und differenzierten Charakteren, die durchaus auch überraschen. Aus meiner Sicht eine Leseempfehlung für reifere Leserinnen mit einem Faible für England, inklusive Whiskey, Adel, Scoones usw.
Mich nervten die mannigfachen persönlichen Verbindungen zwischen Ermittlern und dem Fall, da fehlte mir dann doch die Erzählkunst. Außerdem ist er mit einer Rentnerin in der Hauptrolle mir zu cosy. Da funktioniert der Spannungsbogen dann nicht, keine Sekunde glaubte ich, dass (Vorsicht Spoiler!) Enne oder Verena tatsächlich etwas passiert. Die Szene auf dem Krankenhausdach löste bei mir auch nur Augenverdrehen aus, ist das durchs TV doch zu ausgenudelt und eine Rentnerin im Nahkampf mit einem bewaffneten Mörder am Abgrund - nun ja.