Das bürgerliche Trauerspiel hätte es zu Lessings Zeiten gar nicht geben dürfen, weil der Adel die Ständeklausel eingeführt hatte und dabei für sich selbst die Tragödie vorbehalten sah. Aber Bürger und Adlige in einem Stück zusammen auf der Bühne? Und dann auch noch in der Art, dass der Adel dabei schlecht wegkam? So etwas galt in den Augen der Herrschenden als Anmaßung der unteren Klassen, und genau das hat Lessing mit "Emilia Galotti" getan. Allerdings ist sein Stück keine Schwarz-Weiß-Malerei, die bürgerliche Sphäre steht bei ihm auch in der Kritik aufgrund der Borniertheit und geistigen Enge ihrer Vertreter. Der Titelheldin wird von einem Grafen nachgestellt, ihr Vater ersticht lieber seine Tochter, als dass er sie "in Unehre" geraten lässt. Die brutale Tat zeigt eine traurige Art des Protestes des Bürgertums gegen die Machenschaften des Adels. Aber wie auch immer: Lessing hat mit diesem Werk einen Tabubruch begangen und etwas Neues gewagt.
John14
- Mitglied seit 01.01.2014
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Rezensionen und Bewertungen
Dieses Buch habe ich bei einer Tombola gewonnen und zunächst nur wenig beachtet. Aber dann las ich doch einmal hinein - und war von Anfang an gefesselt von der Lektüre. Geschildert wird die Suche eines jungen Wissenschaftlers nach einer schönen Frau, die er nur von einem Plakat kennt. Gibt es sie überhaupt? Er setzt alle Hebel in Bewegung, um sie ausfindig zu machen und hat nach vielen Umwegen tatsächlich Erfolg. Nun ereignet sich eine phantasievoll-romantische Liebesgeschichte zwischen dem Wissenschaftler und dem real gewordenen Traumbild der schönen Helene. Die Autorin lässt die Geschichte in Frankreich spielen; ganz nebenbei erfährt man auch viel über die französische und internationale Küche sowie über französische Weine. Die Liebe der beiden rankt sich neben der Küche um die französische Kultur - in dem Moment, in dem man den Wissenschaftler Pierre und Helene im Liebeshimmel wähnt, passiert etwas Schockierendes: Helene ist verschwunden, alle Bemühungen Pieres, sie wieder zu finden, schlagen fehl. Ich empfehle das Buch als spannende Lektüre einer Newcomerin.