Joodies avatar

Joodie

  • Mitglied seit 11.03.2015
  • 41 Bücher
  • 20 Rezensionen
  • 37 Bewertungen (Ø 4,38)

Rezensionen und Bewertungen

Filtern:
  • 5 Sterne27
  • 4 Sterne1
  • 3 Sterne5
  • 2 Sterne4
  • 1 Stern0
Sortieren:
Cover des Buches New Moms for Rebel Girls (ISBN: 9783407867124)

Bewertung zu "New Moms for Rebel Girls" von Susanne Mierau

New Moms for Rebel Girls
Joodievor 2 Jahren
Kurzmeinung: Wichtiges Thema, aber anstrengend zu lesen
Wichtig, aber anstrengend

Da ich von Susanne Mierau "Mutter. Sein." ganz toll und berührend fand, habe ich mich sehr auf die Ankunft dieses Buches gefreut. Als Mama eines kleinen Mädchens ist es für mich ein wichtiges Thema und ich möchte mich gerne dazu bilden, was ich tun kann, um meine Tochter für ein gleichberechtigtes Leben zu stärken und ihr möglichst wenige Rollenklischees mitzugeben.

Mit diesem Buch habe ich mich allerdings sehr schwer getan und ich bin zugegebenermaßen noch nicht ganz durch. Es ist prall gefüllt mit Wissen und extrem gut recherchiert, aber es ist auch wahnsinnig anstrengend zu lesen. Besonders die ersten Kapitel sind sehr theorielastig und enthalten zahllose Beweise für Geschlechterungerechtigkeit und ihre Geschichte, aber auch ihre Aktualität. Der erste Teil behandelt dabei die Geschlechterungerechtigkeit in der Gesellschaft, der zweite Teil wie wir durch unsere Mütter/Eltern/Kindheit geprägt wurden, der dritte Teil bezieht die Männer/Söhne mit ein und im vierten Teil wird es dann etwas praktischer mit der Frage, wie Mädchen heute gestärkt werden können.

Insgesamt also alles wichtige Themen, doch mich hat die geballte Flut an Informationen und der sehr dichte Schreibstil etwas erschlagen. Hier und da gibt es sehr kurze "Beispiele aus der Praxis", aber wirkliche Leichtigkeit bringen die auch nicht in die Lektüre.

Auch wenn ich das Thema total wichtig finde, könnte ich dieses Buch darum nicht guten Gewissens meinen Freundinnen empfehlen. Für interessierte, recherchefreudige Menschen, die vor schwerer Lesekost nicht zurückschrecken, ist es sicherlich sehr interessant, nicht aber als Ratgeber für schon ausgelastete Mütter/Väter, die sich einfach wünschen, ihre Kinder ganz praktisch in der Hinsicht zu stärken.

Cover des Buches The Stranger Times (ISBN: 9783847900900)

Bewertung zu "The Stranger Times" von CK McDonnell

The Stranger Times
Joodievor 2 Jahren
Kurzmeinung: Geschichte mit tollem Potential - leider nicht ausgeschöpft...
Durchgeknallt, spannend, mittelmäßig

Man nehme eine Irren-Zeitung voller Geistergeschichten, Ufosichtungen und Gerüchten über Nessies Liebesleben. Einen cholerischen, leicht wahnsinnigen Chef. Verschiedene andere skurille Redaktionsmitarbeiter. Zwei mysteriöse Todesfälle. Ein Monster und sein Herrchen. Magie und ein altes Abkommen. Das alles gesalzen mit einer ordentlichen Prise Humor und jeder Menge Absurdität - et voilà, man schafft die Grundlage für einen unterhaltsamen, bisweilen spannenden Roman, der eine Geschichte erzählt, wie man sie noch nicht gelesen hat.

"The Stranger Times" hat mir von der Idee her sehr gut gefallen. Mal etwas anderes, neues, ungewöhnliches, was nicht so sehr die altbekannten Klischees bedient. Insgesamt hat mir die Lektüre auch Spaß gemacht und war unterhaltsam. So richtig umgehauen hat mich das Buch aber nicht. Die Figuren sind teilweise nicht sehr scharf gezeichnet (Ox und Reggie konnte ich bis zum Schluss nicht auseinander halten), ich habe das Gefühl, Chefredakteur Banecroft nimmt so viel Charakter ein, dass alle anderen Figuren neben ihm verblassen. Auch nimmt die geheimnisvolle Hintergrundstory (mit der Magie, dem Altvolk und dem Abkommen), die die Erklärung für all die Vorkommnisse darstellt, zu wenig Raum ein. Erst im letzten Viertel des Buches wird überhaupt erklärt, worum es sich dabei handelt, und so richtig lebendig wird die Erklärung nicht. Der Showdown ist dann irgendwie ziemlich unbefriedigend und plötzlich und man hat das Gefühl, dass viele Dinge unerklärt bleiben.

Sprachlich ist es nett geschrieben, die Dialoge sind pointiert und ich musste mehrmals laut lachen. Irritiert hat mich, dass sich die Redaktionsmitglieder, die im Laufe der Geschichte einiges zusammen durchmachen und erleben, sich bis zum Schluss siezen. Das lässt ihre Beziehung zueinander irgendwie oberflächlich wirken. Ist natürlich eine Übersetzungsfrage, in der englischen Originalausgabe kommt das sicherlich anders rüber.

Alles in allem fand ich die Lektüre ganz nett, werde aber wohl nicht den angekündigten zweiten Band lesen.

Cover des Buches Junge mit schwarzem Hahn (ISBN: 9783257071665)

Bewertung zu "Junge mit schwarzem Hahn" von Stefanie vor Schulte

Junge mit schwarzem Hahn
Joodievor 3 Jahren
Kurzmeinung: Atmosphärisch, melancholisch, gleichzeitig humorvoll, faszinierend.
Einzigartig

          Dieses Buch hat mich absolut umgehauen! Selten habe ich so eine Sprache wie hier gelesen, solche Bilder. So pointiert, kein Wort zu viel. Manchmal traurig und bedrückend, manchmal so scharf humorvoll, dass man laut lachen muss. Besonders die Wichtigtuerei und Dummheit der einfachen Dörfler ist so urkomisch treffend beschrieben, dass es eine wahre Wonne ist. An anderer Stelle zieht es einem wieder das Herz zusammen, wenn es um gestohlene Kinder, Pest, Hunger und bittere Armut geht. Doch am Horizont ist stets ein Silberstreif zu sehen. 


So begleitet man Martin, den Waisenjungen mit schwarzem Hahn, der sein Dorf verlässt, in dem ihn eh niemand will, und mit einem talentierten Maler zieht, in die weite, düstere Welt. Begegnet schwarzen Reitern, verzweifelten Menschen, einer jugend- und unterhaltungssüchtigen Fürstin, einem Hofnarr/Henker und vielen anderen kuriosen Gestalten. Lacht über die Dörfler, verzweifelt an der Ungerechtigkeit der Welt, staunt über Martins Sanftmut, Resilienz und nie endende Zuversicht. Und freut sich immer wieder über die wundervolle Sprache, die teilweise so unerwarteten Sätze. Mein Lieblingszitat: "Im Wald sind alle Geräusche erloschen. Man muss seine eigenen mitbringen." 


Das einzige, was ich an diesem Buch auszusetzen habe, ist, dass das Lesevergnügen viel zu schnell nach nur 230 Seiten endet. Dafür freue ich mich darauf, es in meinem Freundeskreis weiterzuverschenken und die Freude an diesem Buch mit anderen zu teilen. 

        

Cover des Buches Das letzte Bild (ISBN: 9783423282819)

Bewertung zu "Das letzte Bild" von Anja Jonuleit

Das letzte Bild
Joodievor 3 Jahren
Kurzmeinung: Spannend!
Spannende Fiktion zu einem wahren Fall

Im norwegischen Isdal wird 1970 eine Leiche gefunden, doch niemand vermisst die Frau und so bleibt der Fall fast fünfzig Jahre ein Mysterium, bis die deutsche Schriftstellerin Eva das Phantombild entdeckt und sich selbst darin wiedererkennt. Wie sie herausfindet, handelt es sich bei der Frau um ihre Tante, von der sie bis dahin nichts wusste, und so macht sie sich auf nach Norwegen, um mehr über den Fall zu erfahren. Stück für Stück deckt sie die verschiedensten Puzzleteile auf, ein verloren gegangenes Kind, Lebensbornheime, norwegische SS-Offiziere, ehebrecherische Fotografen, bis sich schließlich alles zu einem großen Ganzen fügt.
Der Leser begleitet dabei nicht nur Eva auf ihrer Suche, sondern parallel auch Margarete, das spätere Mordopfer, die ebenfalls auf der Suche ist, nach ihrer im Krieg verlorenen Familie.

Die Geschichte ist wirklich spannend und besonders faszinierend ist, dass sie auf einem wahren Fall beruht. Viele der teilweise widersprüchlichen Aussagen und Fakten entstammen der tatsächlichen Polizeiakte der Isdal-Frau. Nur dass der echte Fall weiterhin ungelöst ist, die Frau ist immer noch unbekannt. Meiner Meinung nach ist es der Autorin aber fabelhaft gelungen, eine plausible und spannende Geschichte um die Fakten zu spinnen und ein Szenario zu entwickeln, was vielleicht passiert sein könnte.

Cover des Buches Von hier bis zum Anfang (ISBN: 9783492071291)

Bewertung zu "Von hier bis zum Anfang" von Chris Whitaker

Von hier bis zum Anfang
Joodievor 3 Jahren
Kurzmeinung: Atmosphärisch, echt, fesselnd.
Fesselnd bis zur letzten Seite

          Beim ersten Anblick dieses Buches hat mich nicht das kraftvolle Cover oder der rätselhafte Titel am meisten angesprochen, sondern das Zitat von A. J. Finn: "Seit 'Der Gesang der Flusskrebse' hat mich kein Roman so bewegt und begeistert!" 

Da ich "Der Gesang der Flusskrebse" von Delia Owens absolut geliebt habe, stand es außer Frage, dass ich auch dieses Buch lesen möchte.


Tatsächlich haben die beiden einiges gemeinsam: ein Mädchen, das viel zu früh erwachsen werden muss, ein deprimierendes amerikanisches Küstenstädtchen, in dem sich hinter der sonnigen, glitzernden Touristenfassade einiges an Armut und Dunkelheit versteckt, ein Mordprozess mit überraschender Wendung.


Doch "Von hier bis zum Anfang" bietet noch viel mehr: eine innige Geschwisterbeziehung, verschiedenste erwachsene Charaktere, alle auf ihre eigene Art und Weise gebrochen und kämpfend, die einem ans Herz wachsen, eine Verkettung verschiedener Kriminalfälle, die einen so fesseln, dass man das Buch kaum noch aus der Hand legen kann.


Dabei wird die Geschichte getragen von einer schnörkellosen, ehrlichen Sprache, die unglaublich kraft- und stimmungsvoll eine fesselnde Atmosphäre aufspannt, und dabei vieles gar nicht explizit aussprechen muss. Verschiedene Biografien und Vergangenheiten werden geschickt verwoben, wickeln den Leser immer fester in ihr Netz, unerwartete Schicksalsschläge brechen einem das Herz und man möchte besonders die Kinder Duchess und Robin einfach nur fest in den Arm nehmen und ihnen versprechen, dass alles gut wird. Die Figuren, die Orte, alles wird so bildhaft und authentisch beschrieben, dass man keinen Moment an ihrer Existenz zweifelt. Nur der Sonnenaufgang überm Meer an der kalifornischen Küste hat mich kurz daran erinnert, dass diese Geschichte der Fantasie eines (ausgesprochen talentierten) Autoren entspringt und nicht gerade genau so stattfindet.


Kurzum, ich bin absolut hingerissen und begeistert von diesem Buch! 

        

Cover des Buches Der Gepäckträger (ISBN: 9783963621505)

Bewertung zu "Der Gepäckträger" von David Rawlings

Der Gepäckträger
Joodievor 4 Jahren
Kurzmeinung: Ein Erzählung über die Lasten, die wir mit uns herumschleppen, und wie wir sie loslassen können.
Eine nette kleine Erzählung

          "Der Gepäckträger" ist eine nette kleine Erzählung über das seelische Gepäck, welches wir mit uns herumtragen und darüber, welche Last von einem abfällt, wenn man es schafft, es loszulassen. Drei Menschen nehmen am Flughafen den falschen Koffer mit und werden für den Tausch der Gepäckstücke in eine merkwürdige, surreale Lagerhalle gerufen, wo sie ein jeder mit ihrem seelischen Gepäck konfrontiert werden. Der Gepäckträger, eine eher überirdische Figur, versucht ihnen stets zu helfen, die Last klar zu erkennen und den Schritt zu gehen, sie abzuwerfen. Doch jeder muss die Bereitschaft und den Mut dafür selbst aufbringen. 


Die Geschichte liest sich leicht und schnell. Man lernt die drei Hauptfiguren ausreichend kennen, um ihr Gepäck zu verstehen und sich vielleicht auch in der einen oder anderen Sache selbst wiederzufinden. Doch viel mehr über das Drumherum erfährt man nicht. Es ist eben eher eine Parabel als ein Roman. Das Buch lässt einen etwas nachdenklich zurück, man fragt sich vielleicht, welche Lasten man im eigenen Leben loslassen könnte. Doch wirkliche Ahas hatte ich zumindest nicht. Trotzdem war es eine nette Lektüre.

Cover des Buches Der Gesang der Flusskrebse (ISBN: 9783844921564)

Bewertung zu "Der Gesang der Flusskrebse" von Delia Owens

Der Gesang der Flusskrebse
Joodievor 5 Jahren
Kurzmeinung: Ein berührender und fesselnder Roman über eine junge Außenseiterin.
Berührende Lebensgeschichte einer jungen Frau

          Nachdem Kya von ihrer Mutter, ihren Geschwistern und letztendlich auch ihrem Vater verlassen wird, wächst sie alleine im Sumpfland an der Küste North Carolinas auf. Sie kann zwar nicht schreiben oder rechnen, dafür weiß sie sich in der Marsch zu bewegen wie ein wahres Naturkind. Und obwohl sie ein sehr zurückgezogenes Leben führt, gibt es doch Menschen, vor allem Männer, in ihrem Leben, durch die sie Liebe und Hoffnung erfährt, aber auch herbe Enttäuschung, Gewalt und erneutes Verlassenwerden - eine Erfahrung, die sie in ihrem Leben immer wieder machen musste. Der Leser begleitet Kya dabei und sieht ihr zu, wie sie zu einer jungen Frau heranwächst. Parallel zu Kyas Leben wird die Geschichte eins Mordprozesses erzählt, in dem Kya als junge Frau Angeklagte ist. Beide Erzählungsstränge sind wahnsinnig spannend, einfühlsam und authentisch geschrieben und je stärker sich die Stränge verflechten und zu einem werden, desto größere Schwierigkeiten hat man, das Buch aus der Hand zu legen. Ich habe lang kein so gutes Buch mehr gelesen bzw. gehört. Vor allem die Hauptfigur Kya ist sehr facettenreich und lebensecht geschrieben. Die Geschichte ist spannend, berührend und in einer wunderschönen Sprache geschrieben. Die Hörbuchversion ist sehr angenehm gesprochen und ich hatte große Freude am Hören. 
        

Cover des Buches Das geheime Leben der Seele (ISBN: 9783442393299)

Bewertung zu "Das geheime Leben der Seele" von Sabine Wery von Limont

Das geheime Leben der Seele
Joodievor 6 Jahren
Kurzmeinung: Ein interessantes Buch über das Gehirn und die Psyche
Einführung in die Psychologie

          Das Gehirn und wie es funktioniert fand ich schon immer faszinierend. Wie alles, was einen als Menschen ausmacht, durch ein dichtes Netz aus Nervenzellen entsteht und wie wir geprägt werden. Damit könnte man viele, viele Bände füllen, zumal die Hirnforschung ihre Limits ja noch lange nicht erreicht hat.

Ich fand die Lektüre von "Das geheime Leben der Seele" sehr interessant, es ist eine schöne Einführung in die Psychologie und die Funktionsweise des Gehirns. Von der Humorebene kommt es natürlich nicht an solche genialen Bücher wie "Darm mit Charme" heran (aber das ist wohl kaum zu schaffen), dennoch liest es sich leicht und angenehm. Für mich als werdende Mutter war es auch besonders spannend darüber zu lesen, wie das Gehirn des Kindes schon während der Schwangerschaft und vor allem in den ersten Jahren stark geprägt wird. Dass zum Beispiel ein Kind, dessen Mutter während der Schwangerschaft unter Dauerstress steht, davon ausgeht, in eine bedrohliche Welt geboren zu werden und dementsprechend schon einen angepassten Charakter entwickeln, finde ich sehr einleuchtend und dennoch hochinteressant.

Was mich jedoch sehr gestört hat, ist der Titel des Buchs. Ich finde, damit wird komplett die falsche Zielgruppe angesprochen. Die Autorin verortet zwar die Seele irgendwo im Gehirn, doch letztendlich geht es in dem Buch eben um das Gehirn und die Psyche. Wer jedoch sich für die Seele interessiert, erwartet eher etwas Esoterisches, was sich mit vielleicht übernatürlichen Ebenen beschäftigt, nicht ein populärwissenschaftliches Buch. Und wer hingegen sich genau für diese Art Buch interessieren würde, lässt sich vielleicht von dem eben etwas esoterisch klingenden Titel abschrecken. Außerdem finde ich auch, dass die These, dass die Seele im Gehirn sitzt bzw. das Gehirn ist, von der Autorin nicht ausreichend begründet wird. Für die meisten Menschen ist die Seele ja doch etwas weniger greifbares, etwas, das vielleicht auch nach dem Tod weiterlebt und das tut das Gehirn ja nun definitiv nicht. Auch der Aufkleber auf dem Buch "Alles über unser unsichtbares Organ" ist dann eigentlich nicht passend, weil es ja eben nur ums Gehirn geht und das definitiv sichtbar ist. Also das finde ich alles irreführend und etwas ärgerlich. 

Ansonsten aber ein interessantes Buch für alle, die sich für Psychologie interessieren.

Cover des Buches Die Geschichte des verlorenen Kindes (ISBN: 9783518425763)

Bewertung zu "Die Geschichte des verlorenen Kindes" von Elena Ferrante

Die Geschichte des verlorenen Kindes
Joodievor 6 Jahren
Kurzmeinung: Ein großartiger Abschluss
Der beste Band von allen

Anderthalb Jahre lang habe ich die Geschichte von Elena und Lila und verfolgt und auf jedes einzelne Buch habe ich mich gefreut. Doch dieser letzte Teil hat mir von allen am besten gefallen. 

Auch wenn der letzte Band schon einige Monate her war, fiel es mir nicht schwer, wieder in die Geschichte reinzukommen. Die erste Hälfte des Buches fand ich jedoch teilweise noch etwas deprimierend, Ninos Unzuverlässigkeit, die verschiedenen Parteien, zwischen denen Elena hin- und hergerissen wird, Nino, ihre Kinder, ihre Schwiegereltern, ihr Ehemann und Lila. Es ist eine Zeit des Chaos und der Ungewissheit und die Protagonistin hat das Gefühl, es niemandem wirklich recht machen zu können und als Leser fühlt man völlig mit. 

Doch als Elena dann wieder in den Rione zurückzieht, da entwickelt das Buch für mich eine richtige Balance, einen Fluss, es fühlt sich irgendwie alles richtig und natürlich an. Die Freundschaft mit Lila blüht wieder auf und ich denke, das ist es, was mir dieses friedliche Gefühl vermittelt hat. Irgendetwas ist eben nicht in Balance, wenn Elena und Lila nicht in Balance sind. Und auch wenn schreckliche Dinge passieren (ich will ja nicht spoilern, aber der Titel des Buches verrät ja schon einiges), so ist das Lesegefühl doch ein glattes, zufriedenes. Es fällt mir richtig schwer, dieses Gefühl zu beschreiben. 

Auch das Ende des Buches, was dann auch den Bogen zum Beginn des ersten Teils und der Geschichte, die in der Gegenwart spielt, schließt, wirkt schlüssig. Zwar hätte man schon gerne noch mehr Informationen über Lilas Verbleib erhalten, doch man kennt sie ja mittlerweile gut genug, um das nicht wirklich zu erwarten. 

Insgesamt hat mir auch dieser vierte Teil Spaß gebracht, doch ein bisschen bin ich auch erleichtert, dass es nun geschafft ist. Dieses Werk ist eben so episch, so raumgreifend und so literarisch, dass es auch ein bisschen anstrengend ist, es zu lesen. Dennoch eine Geschichte, die mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Cover des Buches Die amerikanische Prinzessin (ISBN: 9783806234824)

Bewertung zu "Die amerikanische Prinzessin" von Annejet van der Zijl

Die amerikanische Prinzessin
Joodievor 6 Jahren
Kurzmeinung: Das turbulente Leben einer starken und beeindruckenden Frau im 19. und 20. Jahrhundert
Eine faszinierende Frau

          Allene Tew wächst als Tochter eines Fuhrwagenhändlers in einem kleinen Pioniersstädtchen im Nordosten der USA auf, doch mit Charme, Zielstrebigkeit und der Weigerung, sich unterkriegen zu lassen, schafft sie es erst in die vornehmsten Gesellschaften der USA zur Jahrhundertwende und wird schließlich zu einer deutschen Prinzessin. Diese faszinierende und starke Frau auf ihrem Weg zu begleiten und ihr turbulentes Leben vom Anfang bis zum Ende zu betrachten, war eine wahre Freude. 
Zunächst war ich etwas überrascht davon, dass diese Biografie tatsächlich eher ein Sachbuch ist, womit ich nach dem Lesen der Leseprobe erstmal nicht gerechnet hatte, doch habe ich mich schnell an den Stil gewöhnt. Ein bisschen störend fand ich die häufigen Zitate, die oftmals auch auf Englisch waren, schon, doch sie haben mich nicht davon abgehalten voll und ganz in das faszinierende Leben von Allene einzutauchen. Sie ist wahrhaftig eine Frau gewesen, die ihren eigenen Weg geht und auch die größten Steine, die das Schicksal ihr in den Weg wirft, tapfer und ohne zu ermüden überwältigt. Ich werde ihre Mottos "Courage all the time" und "If one has the will and persistance, one CAN do things" hoffentlich lange in Erinnerung behalten.
Neben der Figur der Allene Tew, die mich sehr beeindruckt hat, fand ich jedoch auch die Einblicke in das Amerika des späten 19. Jahrhunderts und auch das Europa des frühen 20. Jahrhunderts sehr spannend. Schon das erste Kapitel, in dem der Aufbau des Pioniersstädtchens Jamestown beschrieben wird, hat mich absolut in seinen Bann geschlagen. Und auch die Beschreibungen der High Society in Amerika, ihrer rauschenden Feste und gigantischen Häuser der Gilded Age fand ich wahnsinnig interessant, ebenso wie die Schilderung der Börsencrashs und Weltwirtschaftskrisen und der Weltkriege. 
Ich habe die Lektüre dieses Buches also wirklich genossen und kann es jedem empfehlen, der sich für starke Frauenfiguren und das Leben der oberen Schichten im 19. und 20. Jahrhundert interessiert.         

Über mich

  • weiblich
  • 06.06.1993

Lieblingsgenres

Liebesromane, Historische Romane, Biografien, Sachbücher, Literatur, Unterhaltung

Freund*innen

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks