Josetta

Die Triggerpunkte, die mich zu diesem Buch greifen ließen, waren der Damenclub im Adlon, ein brillanter Psychoanalytiker, sowie ein Buchautor, der die Kunst des Thriller-Schreibens in seinen früheren Werken meisterhaft umsetzte. 

 Fast 700 Seiten voller Text, „Die marmornen Träume“ ist doch ein ganz schön dicker Schinken. Ich war froh, dass ich in der Geschichte ankommen durfte. Relativ behutsam und ausführlich führt uns Grange in das Denken und Handeln seiner Hauptprotagonisten ein. Eine Zweckgemeinschaft, zusammengefunden nur, um einen grausamen Serienkiller dingfest zu machen. 

 Ein Sympathieempfinden für die Dreierkonstellation, egal ob für Kraus, Beewen oder Minna, wollte sich bis zum Schluss der Geschichte nicht einstellen. Es sind regelrechte Antihelden, gezeichnet von ihrem Alltag, der Vergangenheit und der ständigen Angst beim Regime in Ungnade zu fallen. 

 Die Geschichte erinnert stark an Volker Kutschers Babylon Berlin und ich musste mir alle Mühe geben, dass sich die Gesichter der Seriendarsteller nicht vor mein inneres Auge schoben. Aber das nur nebenbei bemerkt. 

 Die Ermittlungen sind stümperhaft und zielen einzig auf das eigene Wohl ab: Das bequeme Lotterleben von Kraus, Beewens berufliche Gestapo-Kariere und Minnas Abhängigkeit von Drogen und Alkohol. Alle vermeintlichen Lösungsansätze scheinen in einer Sackgasse zu enden. Und die Herren der Nazi-Elite sind definitiv „not amused“, wenn in ihren eigenen Reihen gewildert wird. 

 So kann der ominöse Mann mit der Marmormaske ungehindert weitere Opfer abschlachten. Er verstrickt Kraus, Beween und Minna immer tiefer in einen Sumpf von Abartigkeiten, deren unmenschliche und satanische Ausmaße man gar nicht beschreiben will. Glauben sie mir, es wird schlimm, richtig schlimm…

 In diesem Buch gibt es rein gar nichts Freundliches. Keinen Frieden, keine Freude, kein obligatorischer Eierkuchen. Stattdessen unmenschliche Gewalt und psychische Folter. Gepaart mit dem brutalen, krankhaften Denken und Treiben der Hitleranhänger, welches dem Leser mit voller Wucht um die Ohren gehauen wird. Ich bin hart im Nehmen, was dieses Genre betrifft, aber hier stoße selbst ich an meine Schmerzgrenze. Keine Frage, der marmorne Alptraum wurde perfekt ausgetüftelt und bringt alles mit, was einen guten Thriller ausmacht. Aber in den Abgrund dieses Sündenpfuhls, der wirklich alles Menschenerdenkliche beinhaltet, möchte ich nie wieder blicken. 

 Einen Stern Abzug für die Gewalt und Abartigkeit, die mir auf fast jeder Seite entgegensprang. Wer zu diesem Roman greift, sollte jedenfalls nicht zart besaitet sein, wird aber gut unterhalten. 

Der Roman handelt von Anja und Milka, zwei Mädchen, welche die letzten Jahre der UDSSR als Teenager miterlebten und in dieser ungewissen Zeit ihren Platz im Leben finden mussten. Ich konnte mich sofort mit den beiden identifizieren. Vielleicht ist das der Tatsache geschuldet, dass ich nur wenige Jahre nach ihnen auf die Welt kam. Vielleicht aber auch, weil sich mein Alltag als Jugendliche, den politischen Aspekt mal außer Acht gelassen, gar nicht so sehr von dem der beiden Freundinnen unterschied. Ich habe ihr Coming of Age, die unbeschwerten Jahre auf der Datscha, ihre ganz normalen Alltagsdinge regelrecht verschlungen und auf mich wirken lassen. Ich litt und weinte in den Zeiten mit, in denen das Schicksal erbarmungslos zuschlug.

Ganz behutsam flocht die Autorin die politische Entwicklung im Land in die Story mit ein und zeigte perfekt die Unsicherheit und Ängste über eine ungewisse Zukunft im Land auf, die fernab der großen politischen Bühne bei den Menschen aufkam. Die Mentalität und Denkweise der russischen Bevölkerung beschrieb sie absolut glaubwürdig. Ich verstehe deshalb mittlerweile sogar, warum die politische Lage im Jahr 2022 kippen konnte, obwohl die Demokratie bereits so weit fortgeschritten war.

Die allergrößte Überraschung erfolgte nach 240 Seiten. Wer sie sich nicht nehmen lassen will, sollte erst wieder bei meinem Fazit weiterlesen. Gorcheva-Newberry verwehrte uns Lesern den Fall des Eisernen Vorhangs und ignorierte die Jahre der Wiedervereinigung vollkommen. Sie stieg erst 20 Jahre später wieder in die Geschichte ein. Ein genialer Schachzug! Chapeau! Die traut sich was!

Und wissen sie was? Das macht gar nichts!

Weil Anja, aus deren Sicht der Roman geschrieben wurde, im zweiten Teil Zeit zum Reflektieren bekommt. Zeit um alte Verletzungen, Schuld und Scham aufzuarbeiten. Sie darf Abschied nehmen und kann neu beginnen. Das ist gut! Ich schließe den Roman und bin innerlich im Reinen mit der Geschichte, die mein Herz nicht nur einmal berührte.

Fazit: Vielen Dank für diese Lektüre, eines der besten Bücher, die ich in der letzten Zeit gelesen hatte!

Ich gebe eine absolute Leseempfehlung! Harte, kleinbürgerliche Kost, grandios und authentisch umgesetzt. 5 Sterne meinerseits!   

Ich gehöre wirklich nicht zur Zielgruppe für diesen Roman und ich muss gestehen, dass ich noch nie etwas von Perry Jackson, bzw. von der Reihe „Rick Riordan empfiehlt“ gehört habe.

Aber wissen sie was? Das macht gar nichts!

Ich habe mich jedenfalls beim Lesen des fast 500 Seiten langen Buches richtig gut amüsiert und mit den jungen Helden mitgefiebert.

 Ich denke, in „Das Schwert des Schicksals“ ist alles enthalten, was einen guten Phantasiethriller für Jugendliche ausmacht.

Die Familie des 13-Jährigen Sikanders besitzt etwas, das der Seuchengott Nergal unbedingt haben möchte. Als dieser mit seinen Lakaien im Deli von Siks Eltern auftaucht, um danach zu suchen, beginnt eine Welle der Zerstörung. Er löst eine furchtbare Epidemie aus, die unschuldige Menschen zu wandelnden Zombies mutieren lässt. Die gesamte Welt ist gefährdet. Und nur einer kann den Übeltäter aufhalten – Sik. Der hat aber keine Ahnung, wie er das bewerkstelligen soll. Doch er bekommt Hilfe. Er lernt das Mädchen Belet kennen, dessen Mutter sich als waschechte Göttin entpuppt. Welche Götter, Wesen, Gegenstände und Mächte er nun kennenlernt, konnte er sich in seinen kühnsten Träumen nicht vorstellen. Die Welt ist viel mehr, als man ahnt! Sogar Mo, Siks verstorbener Bruder spielt eine entscheidende Rolle im uralten Spiel von „Gut gegen Böse“. Kann Sikander das Unheil aufhalten und die Welt retten? Tja, um das herauszufinden, muss man einfach „Das Schwert des Schicksals“ lesen und sich in eine Welt der Mythen und Legenden stürzen.

 Fazit: Superhelden, Apokalypse, wandelnde Zombies, Götter und Dämonen wurden verflochten mit den Mythen des alten Mesopotamiens und die Mischung ist wirklich gut gelungen! Leseempfehlung meinerseits.

Allerdings finde ich manche Stellen bezüglich Brutalität und Ekelfaktor fast grenzwertig für das empfohlene Alter ab 10 Jahren. Die Kids sollten jedenfalls nicht zart besaitet sein, wenn sie zu diesem Actionroman greifen.

Anmerkung: Sarwat Chadda versuchte eine real existierende Religion (Islam) mit Mythologie zu verknüpfen. Das hat er geschafft. Mir persönlich war es jedoch zu viel Religion und Worte wie „Dschihad“ und „Allahu Akbar“ lösen trotz verständlicher Erklärungen seitens des Autors, negativ behaftete Gefühle in mir aus.  

 Ich bin sicher, Band zwei steht in den Startlöchern. Ich würde ihn lesen und mich über weitere Abenteuer von Sik und Belet freuen.

Ich möchte das Buch mit 4 Sternen bewerten.

Jawohl! Und ich hoffe, dass noch viele andere in diese Aufforderung miteinsteigen. 

Eigentlich war dies bereits mein Fazit zum finalen Band der Gabriel-Trilogie, aber so kurz möchte ich meine Rezension dann doch nicht formulieren.

Die Rahmenbedingungen und Warnhinweise des Romans wiederhole ich nicht, in der Artikelbeschreibung wird ausführlich auf die Thematik hingewiesen und Jessy D. Sera hat diesbezüglich nicht zu viel versprochen. Liebhaber dieses Genres kommen voll auf ihre Kosten – der dritte Band steht seinen beiden Vorgängerbüchern in nichts nach. Hm, eigentlich legt Jessy sogar noch eine kleine, blutige Schippe drauf. 

Gabriel – seit über 1000 E-Bookseiten verfolge ich nun seine Geschichte. Er und seine Vertrauten sind mir im Laufe der Zeit richtig ans Herz gewachsen. Der dritte Band knüpft nahtlos an den Zweiten an. Gabriel, mittlerweile mit der vollen Wahrheit konfrontiert, muss eine unglaublich schwere Entscheidung treffen. Tira plus Zensi oder sein altes, belangloses Leben, aber immerhin in der Geborgenheit seiner Herkunftsfamilie.  Während er mit sich ringt, zieht sich die Schlinge ihrer Verfolger immer mehr zusammen und die überstürzte Flucht endet in einem der sogenannten Nester, einer Wohngemeinschaft von Vampiren, die an einem geheimen Ort im Schutz der Gruppe leben. Doch die Regeln der Gemeinschaft bringen Gabriel und seine Vertrauten an ihre Grenzen und sorgen viel zu oft für Reibereien. Zudem sind die drei an einen gefährlichen Auftrag gebunden – der Zerstörung einer vampirfeindlichen Einrichtung, welche die uralte Spezies für immer ausrotten möchte. 

Welche Rollen spielen Kaseo, einer der ältesten noch lebenden Vampire – Chris, Gabriels Freund seit Kindheitstagen und Valentin, ein menschlicher Blutsklave in der Story? Werden sie zur tödlichen Gefahr oder helfen sie dabei, dass aus Tira, Zensi und ihrem Engel eine unzerstörbare Einheit wird?

Liebe, Romantik und Vertrauen, gepaart mit hemmungslosem Sex, intensiven Sessions, Blut, Gewalt und Tod. Für all das steht die Trilogie Gabriel. Was will man mehr? Ich gebe für Band 3, genau wie für die Bücher 1 und 2 eine absolute Leseempfehlung und bewerte mit der Höchstpunktzahl von 5 Sternen. 

Wenn ich die ersten Seiten von „Das Leben eines Anderen“ mit einem Wort beschreiben sollte, fällt mir spontan nur „Sanft“ dazu ein.

Ganz behutsam, fast federleicht, führt uns Keiichiro Hirana in die Lebensgeschichte von Taniguchi Daisuke ein, die mich augenblicklich in ihren Bann zog. Mag sein, dass hierbei auch die asiatische Verhaltenskultur eine Rolle spielt. So anders, so fremd und doch unglaublich faszinierend, wenn wir Leser, gemeinsam mit dem Scheidungsanwalt Akira Kido, den Spuren einer vertauschten Identität folgen. Kido braucht Monate, um hinter Taniguchis Geheimnisse zu kommen. Im Zuge seiner Ermittlungen gerät er selbst in den Sog dieser Möglichkeit. Er wird schonungslos mit den Scherben seiner Ehe konfrontiert und muss rassistische Verletzungen ertragen. Würde ein Identitätstausch alle diese Probleme mit einem Schlag lösen? Ein psychologisch hochspannender Roman, der auch uns Leser bittere Wahrheiten ums Ohr haut und zum Nachdenken zwingt. Wie verhalten wir uns, wenn wir auf einen Menschen mit bedenklicher Vergangenheit treffen? Verurteilen wir ihn, nur aufgrund seiner Herkunft und seinen Lebensumständen? Würden wir ähnlich reagieren, wenn wir nichts von seinem früheren Leben wüssten? Hat nicht jeder Mensch sein eigenes kleines Glück verdient? Der „Makel der Vergangenheit“ wurde grandios aufgearbeitet und von Hirana in einen wundervollen Roman verpackt. Es ist ein stilles Werk, durchaus mit einem wohldosierten Spannungsbogen. Aber die meiste Lesezeit über blicken wir auf die inneren Empfindungen der Protagonisten und zwar schonungslos. Ich wurde dabei richtig bereichert, denn in einer Kultur, die nur wenig offen gezeigte Gefühle zulässt, sind solche Erläuterungen bestimmt als Rarität anzusehen.

Ich danke Hirana für diesen behutsamen, jedoch ziemlich nachdrücklichen Roman. Ich spreche eine absolute Leseempfehlung aus und bewerte „Das Leben eines Anderen“ mit 5 Sternen.  

Ich liebe Thriller, aber Agenten und Kommissare, die von ihrer Vergangenheit eingeholt werden, habe ich so langsam über. Fällt den Autoren nichts Neues ein? Darum begann ich den Roman auch äußerst skeptisch. Mich reizte lediglich das Thema Sekten, der Hauptgrund, warum ich Mike Omers Werk überhaupt eine Chance gab.

Nun, einige Tage und 527 Buchseiten später, kann ich berichten, dass mich der Roman fesselte und gut unterhielt. Ich muss etwas Abbitte leisten, denn „Ewig währt die Angst“ ist gelungen. Zumindest was die Entführungsgeschichte des kleinen Nathans anbelangt. Dessen Mutter Eden wuchs einst, zusammen mit der Verhandlungsspezialistin Abby Mullen, in der Wilcox-Sekte auf, bis dort ein grausames Feuerszenario die beiden Kinder zurück in die normale Welt brachte. Im Zuge der Entführung treffen die Frauen zum ersten Mal wieder aufeinander und werden von ihrer Vergangenheit eingeholt. Wer entführt einen Jungen aus gutbürgerlichen Verhältnissen, dessen Familienvermögen niemals die Lösungsgeldforderung tilgen würde? Eine andere Sekte in die sich Eden vor einigen Jahren flüchtete und in der Nathans leiblicher Vater noch immer lebt? Oder doch ein psychopathischer Follower ihrer Tochter Gabrielle, die sich gerade als „Social-Media-Star“ einen großen Namen macht? Doch nicht etwa Eden selbst? Denn das Beweißfoto, dass Nathan noch lebt, wurde eindeutig in dessen Kinderzimmer aufgenommen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt! Kann Abby das Rätsel lösen und den kleinen Jungen unbeschadet zurückbringen? 

Uns Leser erwartet eine gut ausgetüftelte Entführungsgeschichte. Manche Szenen erfahren wir vor Abby und können dann mitverfolgen, wie die Ermittler im Dunklen tappen oder der falschen Fährte folgen. Der Handlungsstrang ist schlüssig und hat durchaus ein paar Aha-Momente parat. Abbys eigene Familienprobleme, die zwischendurch immer wieder thematisiert werden, fand ich fast überflüssig. Vielleicht spielen sie in der Fortsetzung noch eine Rolle. Denn der Roman endet mit einem Cliffhänger und vermutlich wird die Sektenvergangenheit der beiden Frauen erneut in den Fokus gerückt. Stand heute, bin ich mir jedoch noch nicht sicher, ob ich Abby Mullen länger folgen möchte. 

Fazit: Wider Erwarten fand ich den Thriller, trotz meinem „Kommissar holt die Vergangenheit ein“ -Problem, gut, aber ich persönlich finde, das Thema sollte in Band 2 nicht mehr so stark ausgereizt werden. 

Meinerseits 4 Sterne und eine Leseempfehlung.

Wir Leser dürfen bei Wolkenkuckucksland die Geschichte einer Geschichte begleiten. Als hätte sie eine Seele, sucht sie sich immer wieder Menschen, welche sie vor der ewigen Vergessenheit bewahrt – allen Zeitaltern und Vergänglichkeiten zum Trotz.

 Anthony Doerr erzählt auf wunderbare Weise von drei „Hütern“ und vermittelt spürbar, wie filigran das Schicksal doch ist.

 In Konstantinopel tobt im 15. Jahrhundert ein schrecklicher Glaubenskrieg. Wie leicht hätte die Waise Anna ihm zum Opfer fallen können…

 Zeno verlor als Kriegsgefangener in Korea beinahe sein Leben. Doch er schafft es zurück in die USA. Lange Zeit sucht er nach der Heimkehr einen vermissten Kameraden, der ihm einst sehr viel bedeutete. Eines Tages erhält er einen Brief, der die Weichen für Wolkenkuckucksland stellt…

 In Lakeport zerstört ein Wohnungsbauprojekt den Lebensraum von Flora und Fauna. Ein toter Vogel ist der Auslöser, dass Antonios Diogenes Märchen noch in den Kindern unserer Kinder weiterlebt.  

 Im Weltraumschiff Argos hängt die eigentliche Mission an einem seidenen Faden. Gibt es noch Hoffnung für Wolkenkuckucksland in einer fernen Zukunft?

Der Gedanke „Wolkenkuckucksland stammt aus der fiktiven Feder von Anthony Doerr“ ist beinahe unvorstellbar. Nein, ich wünsche mir, dass es genau SO passiert ist. Reale Wirklichkeit, mit allen Personen und Ereignissen, die darin vorkommen. Ein weiteres Mal nein, es ist kein romantisches Werk. Alle Zeitalter haben ihre Schrecken zu bieten und das Überleben ist hart und grausam. Doch Doerr lässt uns in die Seele all seiner Protagonisten blicken und ihre Beweggründe, so schrecklich sie auch einige Male sind, werden offengelegt. Ich konnte alle Handlungen nachvollziehen und verstehen. Eine wunderbare Lektüre!

 Ich denke, wenn man solche Sätze über ein Buch schreiben kann, dann hat der Autor alles richtig gemacht. Mehr Worte sind nicht notwendig.

 Meinerseits eine absolute Leseempfehlung und wohlverdiente 5 Bewertungssterne!  

Bei dem Begriff Kreuzzüge entstehen im Kopf Bilder, in denen Heerscharen berittener Kämpfer in den Nahen Osten zogen, um in blutigen Schlachten ihre religiösen und politischen Überzeugungen durchzusetzen. Doch auch in Deutschland tobten diese Glaubenskriege. In seinem Debütroman nimmt uns der Autor Jakob Matthiessen mit in die Stadt Mainz, deren jüdische Bevölkerung im Mai 1076 den schrecklichen Angriffen der „Unbeschnittenen“ ausgesetzt wurde. Der kleinen jüdischen Glaubensgemeinschaft blieb letztendlich nur die Wahl zwischen „Tod oder Taufe“.

 Ich möchte Jakob Matthiessen ein großes Kompliment für seine akribische Recherche aussprechen. Fünf Jahre lang arbeitet er an seinem ersten Werk. Herausgekommen ist ein über 600 Seiten langer Roman, der historisch belegte Fakten und Zeitzeugen so in eine fiktive Geschichte einbindet, dass sie beim Leser absolut glaubwürdig ankommt. Ich hatte jedenfalls keinen Zweifel an der „Echtheit“ der Geschichte, auch wenn mein Unterbewusstsein registrierte, dass die meisten Protagonisten der Feder von Matthiessen entstammten. Diesen Spagat muss man erst einmal schaffen und dem Autor ist dies hervorragend gelungen.  

 Wer Hochspannung oder ausartend beschriebene Kampfszenen erwartet, ist bei „Tod oder Taufe“ vielleicht ans falsche Buch geraten, auch wenn die Angriffe, Plünderungen und Tötungen sehr detailreich beschrieben wurden. Nein, das Buch beleuchtet vielmehr das Innere seiner Akteure. Welche inneren Kämpfe sie ausfechten müssen. Welchem Druck sie ausgesetzt sind. Wie schnell sich das Leben verändern kann. Wie Glaube und religiöse Überzeugungen, den Weg, den man einschlägt, prägen. Wie wichtig Freundschaften und Vertrauen sind.

Da gibt es den Rabbi Chaim, dessen Herz für das jüdische Bibelstudium schlägt und der verzweifelt einen Ausweg sucht, um sein Volk zu retten. Doch die Juden sind zwiegespalten und Rabbi Mosche hat mindestens ebenso viel Einfluss auf seine Schäfchen. Wem werden sie nachfolgen?    

Oder Domdekan Raimund, der eine innige Freundschaft mit Chaim pflegt. Er muss sich entscheiden. Kann er den Juden helfen, ohne dass er seinen sicheren Platz im Himmel, seine Erlösung nach dem Tod, verliert?

Der Bauernjunge Peter, der sich als unbezwingbarer Kreuzritter in Jerusalem sieht, aber bereits in Mainz hart auf dem Boden der Tatsachen landet. Wird er als strahlender Held heimkehren?

Das christliche Volk, das nur einen charismatischen Redner benötigt, um aus unbescholtenen Bürgern, Mörder, Vergewaltiger und Diebe zu machen.

Diese Liste lässt sich noch um viele weitere Personen erweitern.

 Ich habe neben der historischen Geschichte, die vielen Dialoge, die unzähligen Auslegungen der heiligen Schriften, die hilfreichen Gebete und Rituale geliebt, kann mir aber vorstellen, dass sie manchen Leser überfordern werden. Man wird jedenfalls in eine vergangene Zeit hineingenommen, in denen die Religion, Judentum und Christentum, noch ein fester Bestandteil des täglichen Lebens war.  Diverse Handlungen kann man erst nachvollziehen, wenn man den Sinn dahinter erkennt. Und diese Erklärungen lieferte Matthiessen bravourös.    

 Vielen Dank, für die historische Reise nach Mainz, die mir ein Stück, leider sehr dunkle deutsche Geschichte nahebrachte und mir zeigte, dass der Antisemitismus bereits im Mittelalter ein abscheuliches und nicht entschuldbares Verbrechen darstellte. Aber das Buch zeigt auch vorbildlich, wie Völkerverständigung und Toleranz unterschiedlicher Glaubensrichtungen funktionieren kann und er spricht damit auch in der heutigen Zeit ein sehr aktuelles Thema an.

 Meinerseits gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung und ich möchte das Buch mit 5 Sternen bewerten. Ich freue mich bereits jetzt auf weitere Werke von Herrn Matthiessen.  

Im Buch „Im Schatten deiner Schuld“ trifft die junge Psychotherapeutin Lexi ihre erste große Liebe Charlie wieder, der sie vor Jahren plötzlich und unerwartet, mitten im größten Alptraum ihres Lebens, verließ. Lexi steht wieder fest im Leben, ist erfolgreich in ihrem Beruf und plant bereits die gemeinsame Zukunft mit dem Rechtsanwalt Karl, als sie sich in einem Psychothriller wiederfindet, der kurz nach der erneuten Begegnung mit Charlie beginnt. Harmlos, noch erklärbar, verändern sich die ersten Dinge. Doch nach und nach steigern sich die Ereignisse und machen aus Lexi langsam aber sicher, ein körperliches und psychisches Wrack. Erst im finalen Showdown, als nicht nur sie um ihr Leben kämpfen muss, erfährt sie die bittere Wahrheit, die sie bis ins Mark hinein erschüttert.

Unzählige Bücher und zahlreiche Verfilmungen ähneln dieser Story rund um Lexi, Karl und Charlie.
Sophie Edenberg konstruierte ein recht klassisches, spannendes Szenario, das schon irgendwie vorhersehbar war. Dennoch bot es genügend Spielraum für eigene Spekulationen und der komplette Zusammenhang der Protagonisten blieb ausreichend lang ein Geheimnis.
Ich wurde jedenfalls gut unterhalten, fand die Story recht schlüssig und den Personenkreis überschaubar.
Ich mochte den Einblick in die Arbeit einer Psychotherapeutin und das Buch gab mir durchaus einen Denkanstoß: Wann im Leben ist die Wahrheit angebracht, bzw. wann sollte man lieber schweigen und vertuschen? Aber was geschieht, wenn die Lüge auffliegt? Lohnt sich die kleine gewonnene, filigrane Zeitspanne „Heile Welt“ für den dann beginnenden Schmerz und Vertrauensverlust, den man einem geliebten Menschen zufügt?

Fazit:
Ich empfehle das Buch jedem Leser/jeder Leserin, der/die gerne zu einem spannenden Thriller greift.
Der Schreibstil der Autorin gefällt mir gut und ich lese bestimmt noch weitere Bücher von ihr.
Bei „Im Schatten deiner Schuld“ hat es meinerseits nicht ganz zu den vollen 5 Bewertungssternen gereicht. Vielleicht weil es doch einen Tacken zu vorhersehbar war und ich den Handlungsgrund des Täters (oder der Täterin?) irgendwie nicht altersgerecht fand. Eine Kritik auf hohem Niveau! Darum bewerte ich mit 4 wohlverdienten Sternen. Die Tendenz zur Höchstbewertung war definitiv vorhanden.

Nachdem ich bereits Teil 1 der Trilogie für mich entdeckt habe, wollte ich unbedingt wissen, wie es mit den beiden Vampiren Tira und Zensi und ihrem Vertrauten Gabriel weitergeht. Nun habe ich die letzte Ebookseite „umgeblättert“ und stelle das Buch zufrieden zurück in die Lesecloud. „Verlangen“ enthält bisexuelle BDSM-Szenen, welche wie gemacht für Liebhaber dieses Genres sind, besonders wenn sie zugleich auf Dark Romance stehen.

Natürlich kann man auch mit dem zweiten Band in die Buchreihe einsteigen. Ich empfehle trotzdem mit „Erweckung“ zu beginnen, da die Vorgeschichte und das Kennenlernen eine große Rolle für die Entwicklungen von Teil 2 spielen und man bestimmte Situationen nur in Kombination mit Band 1 verstehen kann.

Die Rahmenhandlung, die eigentlich zu einem Fantasyroman dazugehört, spielt selbstverständlich auch hier eine entscheidende Rolle. Eine Jägerzelle ist den Offenbacher Vampiren dicht auf den Fersen und sie wollen definitiv nicht Kaffeetrinken. Nein, es stehen Leben auf dem Spiel und Gabriel befindet sich plötzlich in einer ausweglosen Situation, bei der es um die Zukunft aller Beteiligten geht. Wem wird er letztendlich sein Vertrauen schenken?

Die grobe Handlung ist in einigen Punkten vorhersehbar, überrascht wenig und das würde ich bei jedem anderen Roman kritisieren. Aber nicht bei Verlangen, denn die Autorin hat mich durch ihren zweiten Schwerpunkt in ihrem Roman gefesselt: Der Beziehung zwischen Tira, Zensi und Gabriel.
Sie beschreibt treffsicher und stilvoll, wie solch eine Partnerschaft gelingen kann. Ein masochistisch veranlagter Mensch, der sein komplettes Vertrauen in seine Lebensgefährten legt und sich mit Würde und Stolz von ihnen dominieren lässt. Im Laufe der Geschichte wird wunderbar aufgezeigt, welche Verantwortung auf den Schultern des bestimmenden Masters lastet und wie schnell die Grenze zur Gewalt überschritten wird. Zudem werden die gesellschaftliche Akzeptanz und persönliche Outing-Ängste thematisiert. Die Liebe der Dreien zueinander habe ich jedoch zu keinem Zeitpunkt infrage gestellt.
Bitte beachten: Die Sexszenen sind detailliert und nicht gerade zimperlich beschrieben, damit sollte man umgehen können. Wer schon bei einem harmlosen Rohrstockhieb an seine Grenzen kommt, sollte Verlangen nicht lesen. Der Roman driftet aber zu keiner Zeit in irgendwelche Abartigkeiten ab.

Fazit:
Ein guter und flüssiger Schreibstil, eine glaubwürdige FemDom Dreiecksbeziehung, eine schlüssige Rahmenhandlung und der uralte Charme von verruchten Vampiren. Für mich eine tolle Kombination, deren Umsetzung im Buch „Verlangen“ 5 Bewertungssterne verdient hat.
Von mir gibt es zudem eine absolute Leseempfehlung.