Nellie Bly: Zehn Tage im Irrenhaus. Undercover in der Psychiatrie
Nellie Bly, eigentlich Elizabeth Jane Cochran, war die erste der sogenannten Stunt Girl Reporter, die Ende der 1880er Jahre für große amerikanische Tageszeitungen arbeiteten, sich dafür undercover in Gefängnisse, Armenhäuser, Fabriken etc. einschleusen ließen und über die dortigen, zumeist katastrophalen, Verhältnisse schrieben. Blys aufsehenerregender Bericht über ihren Aufenthalt in der berüchtigten Frauenpsychiatrie Blackwell's Island machte sie berühmt und ließ diese Art des Sensationsjournalismus auch für andere Frauen zur Möglichkeit werden, über anderes als Mode, Kindererziehung und Kochrezepte zu schreiben.
Auch wenn Nellie Blys Story in erster Linie darauf abzielt, sie selbst und ihre geniale Täuschung der Ärzte gut da stehen zu lassen und ansonsten eher zeittypisch den diskriminierenden Vorurteilen ihrer Zeit aufsitzt – als skandalös und ungerecht wird in der Hauptsache die Behandlung der "zu Unrecht Eingewiesenen" beurteilt, wohingegen es die wirklich "Irren" doch irgendwie verdient haben – , hat das Erscheinen des Artikels auf jeden Fall dazu beigetragen, die Anstalt zu schließen und über den Umgang und die Behandlung von Geisteskranken nachzudenken.
Und ganz ohne jeden Zweifel ist Zehn Tage im Irrenhaus mal wieder eines jener literarischen "Schätzchen", die dank der AvivA-Frauen nicht länger im Verborgenen vor sich hin schimmern. Fazit: Unbedingt lesenswert und mit deutlichem Gruselfaktor!