JulesBarroiss avatar

JulesBarrois

  • Mitglied seit 16.11.2014
  • 6 Freund*innen
  • 349 Bücher
  • 348 Rezensionen
  • 348 Bewertungen (Ø 4,94)

Rezensionen und Bewertungen

Filtern:
  • 5 Sterne334
  • 4 Sterne10
  • 3 Sterne1
  • 2 Sterne2
  • 1 Stern1
Sortieren:
Cover des Buches Requiem für den amerikanischen Traum (ISBN: 9783956142017)

Bewertung zu "Requiem für den amerikanischen Traum" von Noam Chomsky

Requiem für den amerikanischen Traum
JulesBarroisvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Ein klarer, kalter, geduldiger Blick auf die ökonomischen Tatsachen des Lebens und eine scharfsinnige, entlarvende Untersuchung.
Scharfsinnige und entlarvende Analyse des Neo-Liberalismus

Requiem für den amerikanischen Traum - Noam Chomsky (Autor), Gabriele Gockel (Übersetzerin), Thomas Wollermann (Übersetzer), 192 Seiten, Verlag: Kunstmann, A; Auflage: 1 (30. August 2017), 20 €, ISBN-13: 978-3956142017

 

Noam Chomsky ist Linguistik-Professor der M.I.T. und seit sechs Jahrzehnten ein führender linker politischer Analytiker, Kritiker und Schriftsteller.

Einkommens- und Vermögensunterschiede in den USA (aber ähnlich auch in Deutschland) sind kein neues Thema. Dennoch scheint das Buch des berühmten Aktivisten frischer als jeder andere Titel zu diesem Thema. Das Buch basiert auf dem gleichnamigen Dokumentarfilm und ist eine Zusammenstellung von Interviews, die die Regisseure des Films mit Chomsky von 2011 bis 2016 durchgeführt haben. Chomsky beobachtet die heutigen Vereinigten Staaten mit einer so zugespitzten Klarheit, dass die Leser meinen könnten, dass sie vertrautes Terrain zum ersten Mal beträten.

Chomsky bietet 10 grundsätzlich Formeln an, nach denen die plutokratischen Interessen funktionieren. Es sind die Grundprinzipien des Neoliberalismus, dieser absurden Idee, dass die Märkte alle Aspekte der menschlichen Gesellschaft diktieren sollten. Er zerlegt die katastrophalen Konsequenzen dieser Ideologie für unsere Gesellschaft, Kultur und Politik. Er erklärt, wie die Konzerne die Öffentlichkeit, die Wissenschaft und die Massenmedien indoktrinierten, um sie für ein Projekt zu gewinnen, das das Leben von Arbeitern und Frauen verwüstet und das Gemeinwohl auslöscht. Jedes Versprechen der Befürworter des Neoliberalismus ist eine Lüge. Es ist ein Werkzeug, um den größten Transfer von Reichtum nach oben in der amerikanischen Geschichte durchzuführen, während es Lohn- und Nutzenreduktionen schafft und Arbeiter verarmen lässt. Es zerstört demokratische Institutionen. Es nutzt Handelsabkommen, um Steuerhinterziehungen zu ermöglichen. Es fördert, ja, es schafft geradezu pro-faschistische Bewegungen im In- und Ausland. Seine Macht, seine eigenen Gesetze und Vorschriften haben schließlich ein Mafia-Wirtschaftssystem und ein Mafia-politisches System geschaffen, das im Aufstieg zur Macht des Demagogen Donald Trump deutlich wird.

Noma Chomsky wirft ein klares, kaltes, geduldiges Auge auf die ökonomischen Tatsachen des Lebens und legt eine scharfsinnige und entlarvende Untersuchung der Kräfte vor, die die Ungleichheit in Amerika vorantreiben. Und nicht nur die in Amerika

Seine kühne und kompromisslose Vision, seine Perspektive auf die ökonomische Realität und ihre Auswirkungen auf unser politisches und moralisches Wohlergehen sind unbedingt lesenswert.

 

Hier geht es direkt zum Buch auf der Seite des Antje Kunstmann Verlages

http://www.kunstmann.de/titel-1-1/requiem_fuer_den_amerikanischen_traum-1286/

Cover des Buches Superkauz (ISBN: 9783956142079)

Bewertung zu "Superkauz" von Jean Jullien

Superkauz
JulesBarroisvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Eine originelle, schrullige Geschichte, ganz nach dem Geschmack von Kindern
Viel Spaß, viel Lachen für Kleine und Große

Superkauz: Meister der Verkleidung - Sean Taylor (Autor), Jean Jullien (Autor) 48 Seiten, Verlag: Kunstmann, A (20. September 2017), 15 €, ISBN-13: 978-3956142079

 

Der Kauz ist auf der Jagd. Es ist dunkel und er schießt durch den Himmel wie eine Sternschnuppe.

Er hat seine großen runden Augen auf ein leckeres Abendessen gerichtet ... Mmmm.

Aah, ein Kaninchen. Aber wie kann man das Kaninchen fangen? Zum Glück für den Kauz, ist er ein Meister der Verkleidung, so dass er blitzschnell in ein Karottenkostüm schlüpft. Aber das Kaninchen riecht den Braten.

Weiter geht es. Da ist ein köstliches Lamm. Der Meister der Verkleidung macht einen schnellen Kostümwechsel. Er ist ein ... flauschiges Mutterschaf, natürlich! Aber leider ist das kleine Lamm weg.

Immer wieder versucht er etwas zum Abendessen zu finden, aber leider, seine Kostüme schaffen es einfach nicht. Bis ... Jaaa!!! Aber was sollte ein Kauz tragen, wenn er der Jagd auf eine Pizza macht?

Dieses Buch erzählt die Geschichte von dem tödlichen Jäger Superkauz mit vielen meisterhaften Verkleidungen in seinen Versuchen, sein Abendessen zu fangen. Seine Pläne können nicht immer funktionieren, aber er gibt niemals auf oder verliert das Vertrauen in seine verborgenen Fähigkeiten nie.

Dies ist ein lustig-gutes Buch zum Kringeln, das Kinder lachen lässt. Es gibt eine Menge zu lesen und vorzulesen. Und mit den wunderschönen, kontrastreichen Illustrationen werden sowohl Kinder als auch Design-Liebhaber sehr zufrieden sein. Mir gefällt besonders die Zeichnung des Kauzes: irgendwie schafft er es, unheimlich und zugleich komisch zu schauen, und die Einfachheit seiner Form macht all die verschiedenen Verkleidungen noch lustiger. Der tiefe Sinn für Humor wird jeden lächeln lassen. Eine lustige und leicht schräge Geschichte von einem Kauz, der doch nicht ganz der Meister der Verkleidung ist, der er zu sein glaubt. Wir folgen seinen verschiedenen Versuchen und sie sind alle sehr unterhaltsam! Die Abbildungen sind groß und voller kühner, auffälliger Farben.

Es ist ein schrulliges Buch, das das ganz nach dem Geschmack von Kinder ist. Eine originelle Geschichte und es vor allem geeignet zum gemeinsamen Lesen mit den Kindern.

Mein 4-jährige Nichte verehrt dieses Buch, und ich gebe gerne zu, ich auch.  Ein Bilderbuch, das du wirklich genießen kannst.

Hier geht es direkt zum Buch auf der Seite des Antje Kunstmann Verlages

http://www.kunstmann.de/titel-0-0/superkauz-1289/

Cover des Buches Kleine Schwester (ISBN: 9783956141966)

Bewertung zu "Kleine Schwester" von Barbara Gowdy

Kleine Schwester
JulesBarroisvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Eine spannende, fesselnde Erforschung der Schuld, der weiblichen Psyche und der Bürde der Weiblichkeit.
Intelligent und spannend

Kleine Schwester – Barbara Gowdy (Autorin), Ulrike Becker (Übersetzerin), 288 Seiten, Antje Kunstmann Verlag, 30. August 2017, 22 €, ISBN 13: 9783956141966

 

Rose leitet ein Programm-Kino in Toronto, ein Ort, wo Menschen hinkommen, um sich in das Leben von Fremden zu verlieren. Als die Geschichte beginnt, ist es der Sommer 2005 und die Stadt wir über fünf Tag von plötzlichen Gewittern, starken Winden und kräftigen Donnern heimgesucht. Für die flüchtige Dauer dieser Stürme wird Rose in eine Art Zauber gezogen: sie verlässt ihren Körper und betritt den einer Fremden, einer Redakteurin namens Harriet, die in eine faszinierende Liebesbeziehung mit einem verheirateten Mann verwickelt ist. Auch Rose erlebt so etwas wie das Verlieben: Sie fängt an, die Wetterberichte sorgfältig zu verfolgen und ihre Tage neu zu ordnen, um sich für die nächsten zwei oder drei Minuten der Transmigration bereit zu machen und sehnt sich nach der nächsten Gelegenheit, in Harriet zu sein, um ihre Geschichte zu erleben und ihr Leben zu berühren.

Ich möchte das große Thema dieses Buches in einem Satz zusammenfassen:

Du kannst deinen Grenzen entgehen und jemand anderes werden, und damit kannst du auch in der Lage sein, das zu reparieren, was in deinem eigenen Leben gebrochen ist.

Rose ist 34 Jahre alt und ihr Leben ist seit Jahren genau das gleiche, nach einem strengen Zeitplan. Aber sie wird verfolgt vom Tod ihrer einzigen Schwester, ihrer kleinen Schwester, Ava, die in ihrer Kindheit gestorben ist. Sie fühlt sich für den Tod verantwortlich und fragt sich oft, ob sie ihr Leben verdient, nachdem Ava tot ist.

Es ist eine überzeugende Geschichte - mit einem Hauch von Geheimnis und dem emotionalen Gewicht der Memoiren - erforscht Sexualität, Schuldgefühle und die Grenzen des Selbst.

Der Großteil des Buches findet im Laufe einer Woche zwischen dem 29. Juni und 4. Juli 2005 statt. Es gibt auch Rückblenden auf Rose und Avas Kindheit in den frühen 1980er Jahren, die sich mit der Gegenwart abwechseln. Diese Rückblenden enthüllen das Geheimnis, was den Leser endlich entdecken lässt, nahe am Ende des Romans, wie und warum Ava starb.

Dieser Roman über stürmisches Wetter und emotionale Stürme, mit dem Zusammentreffen des Unheimlichen und des Unzüchtigen, des Oberflächlichen und der Tiefe, ist ein überraschend leicht zu lesen. Es ist lustig mit seinen liebevoll beobachteten Kleinigkeiten des alltäglichen Lebens und kann dich oft erschrecken. Mich erinnert es ein bisschen die Filme von Woody Allen: psychologisch sehr tief und doch nie mehr als ein Satz weg von einem spielerischen Knuffen in den Rippen.

Es ist genau die Art von intelligenten, begeisternden, spielerischen und einfühlsamen Literatur, die ich liebe. Eine spannende, fesselnde Erforschung der Schuld, der weiblichen Psyche und der Bürde der Weiblichkeit. Auch Sie werden diesen phantasievollen, verführerischen Roman lieben.

Hier geht es direkt zum Buch auf der Seite des Kunstmann Verlages

http://www.kunstmann.de/titel-1-1/kleine_schwester-1255/

Fragen Sie in Ihrer örtlichen Buchhandlung nach diesem Buch. Wenn Sie in meiner Gegend „Landkreis Merzig-Wadern“ leben, dann wenden Sie sich an die Rote Zora: http://www.rotezora.de

Cover des Buches Borne (ISBN: 9783956141973)

Bewertung zu "Borne" von Jeff VanderMeer

Borne
JulesBarroisvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Für mich ist dieses Buch eine der schönsten und glaubwürdigsten postapokalyptischen Erzählungen
Dystopisch, lyrisch und erschütternd

Borne – Jeff VanderMeer (Autor), Michael Kellner (Übersetzer) 367 Seiten, Verlag: Kunstmann, A; Auflage: 1 (20. September 2017), 22 €, ISBN-13: 978-3956141973

 

Eine Welt verwüstet von einem Biotech-Unternehmen, bevölkert von Menschen, Mutanten, Tiere und Hybrid-Kreaturen, die sich als fehlgeschlagene oder abgebrochene Biotech-Experimente ergeben.

Wir lernen drei Menschen kennen, die diese Welt bewohnen. Unser Protagonist, Rachel, ist ein Aasfresser in der gefährlichen Landschaft. Ihr Liebhaber, Wick, ist ein Ex-Mitarbeiter des Unternehmens, der Biotechnik in seinem Schwimmbad-Labor macht. Und "der Magier" ein zwielichtiges Geschöpf, das, wie es gemunkelt wird, Munition und Soldaten sammelt, um die Kontrolle über das Land von ihm zu beherrschen. Und da gibt es diesen Bären namens Mord von der Größe eines Kaufhauses.

Das ist eine postapokalyptische Fiktion, eine Klage über den Verlust der Welt, in der wir jetzt leben. Mit dem Sturz der alten Ordnungsformen sind Rachel, Wick und die anderen Bewohner der Stadt in ein Ur-Reich von Mythos, Fabel und Märchen geworfen worden. Ihre Welt ist eine Version des verlorenen und sehnsüchtigen Territoriums von Phantasie und Romantik. Und dass wir wirklich nur dann wir selbst werden können, wenn wir aus den Zwängen einer komplexen, denaturierten Gesellschaft freigelassen werden, wenn wir leben dürfen, wie wir uns vorstellen können, dass es unsere Vorfahren einmal getan haben und wenn wir frei sind die zu sein, die wir unter unserer überzivilisierten Tünche wirklich sind. Er zeichnet eine Welt, die sowohl von Technologie als auch vom Übernatürlichen geprägt ist

Jeff VanderMeer kann sich gut in nichtmenschliche Lebensformen hineinversetzen. Doch die meisten Sci-Fi-Nichtmenschen neigen dazu, eine menschliche Erscheinung zu sein, die uns in Größe, Anatomie und in grundsätzlichen Ähneln ähneln und von uns nur in ein oder zwei hervorgehobenen Merkmalen abweichen. Und hier liegt der Unterschied bei VanderMeer: Er schafft wirkliche Unterschiede und er nähert sich nicht so weit wie möglich den Nicht-Menschen an sondern macht eine solche Annäherung auch unmöglich. Komplex und schön, mit vielen Ebenen, mit einer Vision des Nichtmenschen nicht als eine feste Sache, ein festes Schicksal, sondern als friedlich oder katastrophal. Trotzdem ist „Borne“ In seinem Kern ein Roman über menschliche Beziehungen.

Für mich ist dieses Buch eine der schönsten und glaubwürdigsten postapokalyptischen Erzählungen: Eine beträchtliche Leistung, wenn man bedenkt, dass "Borne" nicht nur eine zukünftige, namenlose Stadt ist; ein enormer, fühlender, zerstörerischer biotechnischer Bär und der liebenswerte, intelligente Kopffüßler, der dem Buch seinen Titel gibt.

Ein Buch, das insgesamt nicht ganz an die Kraft und Tiefe der Southern-Reach-Trilogie heranreicht, aber trotzdem ein ausgesprochenes Lesevergnügen bedeutet.

 

Hier geht es direkt zum Buch auf der Seite des Kunstmann Verlages

http://www.kunstmann.de/titel-1-1/borne-1192/

Fragen Sie in Ihrer örtlichen Buchhandlung nach diesem Buch. Wenn Sie in meiner Gegend „Landkreis Merzig-Wadern“ leben, dann wenden Sie sich an die Rote Zora: http://www.rotezora.de

Cover des Buches Verrat (ISBN: 9783552058576)

Bewertung zu "Verrat" von Pascale Robert-Diard

Verrat
JulesBarroisvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Pascale Robert-Diard malt ein Porträt eines gequälten Mannes, hin- und hergerissen zwischen der Liebe zu und der Schuld seines Vaters
Was der Vater wusste, der Sohn verkündet es.

Verrat – Pascale Robert-Diard (Autorin), Ina Kronenberger (Übersetzerin), 160 Seiten, 18 €, Verlag Paul Zsolnay (24. Juli 2017), ISBN-13: 978-3312010349

"Solange sie die Leiche nicht finden, habe ich nichts zu befürchten" Es ist dieser eine Satz seines Vaters, der das Leben von Guillaume Agnelet für immer verändert. Der Sohn ist gerade 14 Jahre alt, als er die lässig hingeworfene Bemerkung erstmals hört. Gemeint als beruhigende Floskel - in Wahrheit ein furchtbares Geständnis.

Sex, Millionen und eine vermisste Casino-Erbin: Der Fall Agnès Le Roux beschäftigte die französische Justiz seit 1977. Der Tatverdächtige blieb auf freiem Fuß - bis sein Sohn auspackte.

Pascale Robert-Diard gibt dem Le Roux-Fall eine neue Dimension und konzentriert sich auf den Standpunkt von Guillaume Agnelet, der sich der Journalistin, der Gerichtsreporterin der Tageszeitung „Le Monde“ anvertraut hatte.

Pascale Robert-Diard malt ein Porträt eines gequälten Mannes, der zwischen der Liebe zu und der Schuld seines Vaters und dem Gewicht der Wahrheit hin und hergerissen ist. Dieses Buch spiegelt auch die harten, psychologischen Auswirkungen auf die verschiedenen Akteure wieder: auf die Familie des Opfers, auf den Angeklagten und auf dessen Familie.

Eine komplizierte Familiengeschichte, voller unausgesprochener Fakten. Und ein sowohl berührendes als auch kühles Porträt eines Schuldigen, der seine Familie benutzt, um seine Ziele zu erreichen. Es ist die akribische Analyse eines Familiengeheimnisses und seines unerbittlichen Mechanismus.

Vor allem dieses Porträt von Maurice Agnelet hat mich begeistert: ein eingefleischter Verführer, ein Manipulator, ein Charakter, der sich als amoralisch definiert. Er ist ein Mann, der eine starke Persönlichkeit hat und dem es gelingt, dass alle Menschen, die ihn treffen, und vor allem seine Familie und seine Verwandten, sich ihm zu unterwerfen.

Und zum zweiten hat mich sehr stark beeindruckt, wie Pascale Robert-Diard aus den feinen Beobachtungen der Reaktionen der verschiedenen Protagonisten eine überzeugende Darstellung der Atmosphäre vor Gericht liefert. Ich schwankte ständig zwischen Erschrecken und Voyeurismus.

Für mich der dritte Plus-Punkt dieses Buches ist die Veranschaulichung des langen Prozesses, der Guillaume Agnelet dazu bringt, endlich die zerstörerische Wahrheit der fälschlich schützenden Lüge vorzuziehen.

Pascale Robert-Diards Schreibstil ist klar, schnell, lebendig und zog mich an, als wäre ich direkt als Zuschauer bei dieser dramatischen Erzählung mit dabei: Ein Dokumentarfilm wie ein spannender Thriller, obwohl nur die Fakten präsentiert werden.

Pascale Robert-Diard erzählt diese dreißig Jahre der Untersuchung mit Präzision, wo keine Details und keine Elemente ausgelassen werden. So ist es mehr als ein Buch, mehr als ein Gerichtsroman. Es ist ein spannendes, fesselndes, brillantes Dokument, das dem Leser ein neues Licht auf die Agnelet-Le Roux-Affäre bringt, dank der Aussage von Guillaume Agnelet, der sein Gewissen von der schrecklichen Last eines tyrannischen, manipulativen Vaters entlastet.

Ein Buch, das ich allen Typen von Lesern empfehlen möchte.

Hier geht es direkt zum Buch auf der Seite des Paul Zsolnay Verlages

https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/verrat/978-3-552-05857-6/

Fragen Sie in Ihrer örtlichen Buchhandlung nach diesem Buch. Wenn Sie in meiner Gegend „Landkreis Merzig-Wadern“ leben, dann wenden Sie sich an die Rote Zora: http://www.rotezora.de

Cover des Buches Eine von uns (ISBN: 9783552063358)

Bewertung zu "Eine von uns" von Harriet Cummings

Eine von uns
JulesBarroisvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Eine durchdachte Geschichte haben über Einsamkeit, Vertrauen, Geheimnisse und die Eigenheiten der Menschen
Kennen wir unsere Freunde und Nachbarn wirklich?

Eine von uns – Harriet Cummings (Autorin), Walter Goldinger (Übersetzer), 368 Seiten, 20 €, Deuticke Verlag (24. Juli 2017), ISBN-13: 978-3552063358

 

„Eine von uns“ ist der brillante Debutroman von Harriet Cummings, ein Whodunnit-Roman, den Sie wirklich genießen können.

Angeregt wurde Harriet Cummings durch eine wahre Begebenheit. Im Sommer 1984 wurde ein Dorf in der englischen Provinz von Angst und Misstrauen erfasst, als ein geheimnisvoller Eindringling, der als The Fox bekannt wurde, in die Häuser von mehreren Bewohnern eindrang. Trotz einer erhöhten Polizeipräsenz und regelmäßigen Patrouillen gelang es ihm immer wieder, sich der Ergreifung zu entziehen. Eine riesige Jagd der Polizei nach dem Fox folgte, und schließlich führten forensische Beweise zu der Ergreifung des möglichen Täters.

Das Buch ist in vier Abschnitte unterteilt, jedes aus der Sicht von vier sehr unterschiedlichen Bewohnern des Dorfes gesehen. Zuerst haben wir die gelangweilt Hausfrau Deloris, die mit ihrer Fixierung auf die wöchentliche Serie „Dallas“ aus der Mühe ihrer täglichen Existenz zu entkommen versucht. Dann haben wir den sanften Jim, einen Pfarrer. Oberflächlich betrachtet scheint Jim eine Säule der Gemeinde zu sein, aber werden die Geheimnisse aus seiner Vergangenheit zurückkommen und ihn einholen? Brian der sympathische Dorfpolizist, der sich um seinen behinderten Bruder kümmert und nun mitten einer großen Polizei-Untersuchung steckt. Schließlich begegnen wir dem exzentrischen Lokal, Stan, der bei der Untersuchung eindeutig etwas Wichtiges von der Polizei versteckt. Das verschlafene Dorf wird im Kern erschüttert, als eine beliebte und harmlose Frau verschwindet und The Fox der Hauptverdächtige ist. Eine freundliche Nachbarschaft verändert sich plötzlich aus Angst und Paranoia in eine feindselige. Und jeder sieht seinen Nachbar als potenziellen Verdächtigen. Der Wechsel des Erzählers hilft, ein wirkliches Gefühl für das Leben in diesem kleinen Städtchen zu bekommen.

Der Roman lässt uns selber fragen, wie gut wir unsere Freunde und Nachbarn wirklich kennen und ob der Gemeinschaftsgeist wirklich so ist, wie er oberflächlich betrachtet scheint.

Obwohl es sich um ein Verbrechen handelt, ist es nicht ganz ein Kriminalroman, und obwohl es eine psychologische Studie darüber ist, was hinter den Vorhängen einer kleinen englischen Stadt vor sich geht, ist es definitiv kein psychologischer Thriller. Cummings verwendet das Whodunnit-Format, um die Beziehungen und Geheimnisse einer kleinen Gemeinschaft zu erforschen.

Cummings legt ein für meinen Begriff perfektes Buch vor. Sie schafft es, die 80er Jahre wunderbar mit ihren schrulligen, kleinen Details zu erfassen. Ihre Fähigkeit wie sie die Spannung ankurbelt, als die Dorfbewohner anfingen, sich gegenseitig zu verdächtigen hat, mich beeindruckt. Ebenso wie sie mich das wachsende Gefühl der Paranoia hat miterleben lassen. Vor allem zeigt die Autorin ein wahres Verständnis der Gefühle und Gedanken ihrer Charaktere, ihrer Stärken oder Mängel und bringt sie mit Sorgfalt und Sympathie zum Leben - alle fühlen sich so an, als ob sie unsere Nachbarn sein könnten.

„Eine von uns“ ist ein faszinierendes Buch, das alle in seinen Bann ziehen wird, vor allem jene, die nicht ein wildes, temporeiches Buch suchen, sondern ihre Freude an durchdachten Geschichte haben über Einsamkeit, Vertrauen, Geheimnisse und die Eigenheiten der Menschen.

Hier geht es direkt zum Buch auf der Seite des Deuticke Verlages

https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/eine-von-uns/978-3-552-06335-8/

Fragen Sie in Ihrer örtlichen Buchhandlung nach diesem Buch. Wenn Sie in meiner Gegend „Landkreis Merzig-Wadern“ leben, dann wenden Sie sich an die Rote Zora: http://www.rotezora.de

Cover des Buches Berühre mich nicht (ISBN: 9783312010349)

Bewertung zu "Berühre mich nicht" von Andrea Camilleri

Berühre mich nicht
JulesBarroisvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Mit dieser Mischung aus Psyche, Kunst, Spurensuche und Literatur hat Camilleri eines seiner besten Werke geschrieben.
Rätselhaft, vielschichtig und außergewöhnlich

Berühre mich nicht – Andrea Camilleri (Autor) Annette Kopetzki (Übersetzerin), 160 Seiten, 18 €, Verlag Nagel & Kimche AG (24. Juli 2017), ISBN-13: 978-3312010349

 

Der Titel stammt von der Interpretation einer Szene, die die Kunst des Mittelalters und der Renaissance, vor allem durch das berühmte Fresko von Beato Angelico im Kloster von San Marco in Florenz beeinflusst und angeregt hatte.

Der Roman spielt sich in einem bürgerlichen Rahmen ab. Die Handlung dreht sich um Laura Garaudo, ein rätselhafter und vielschichtiger weiblicher Charakter. Eine Frau, die extrem frei von sozialen Konventionen ist, aber innerlich leidet unter ihrem Leben. Er folgt Lauras Leben, das anscheinend dem Untergang gewidmet ist, verbraucht und verfallen.

Der Roman erzählt in Form eines Tagebuches vom 5. Juni 2010 bis zum 5. Juli 2010, mit einigen Rückblenden und einigen Seiten ohne Datum das geheimnisvolle Verschwinden von Laura

Laura ist eine jener schönen weiblichen Figuren; schön, aber von vulgärer Schönheit, animalisch und primitiv und auch faszinierend, raffiniert, sehr charmant. Jung und gebildete, ist sie mit einem renommierten älteren Schriftsteller Mattia Todini verheiratet, der sie mit völliger Hingabe liebt, obwohl Laura weiterhin Beziehungen zu anderen Männern beibehält. Eines Tages verschwindet Laura plötzlich und hier nimmt die Geschichte die Form eines Kriminalromans an und Kommissar Luca Maurizi verfolgt Momente von Lauras Leben zurück. Die Untersuchung ihres Verschwindens wird so zu einer wirklichen Erforschung der Persönlichkeit Lauras, ihres Geschmacks, ihrer Träume, ihrer geheimsten Schmerzen.

Camilleri schreibt präzise, auf das Wesentliche konzentriert. Vor allem in den von ihm bevorzugten Dialogen. Hier schafft er zwischenmenschliche Beziehungen, die den wahren Charakter der Personen bloßlegen.

„Berühre mich nicht“ ist ein ungewöhnlicher Roman, in dem Camilleri das Porträt einer Frau zeichnet, das zunächst rein fiktiv scheint, aber sich nicht viel aus dem wirklichen Leben unterscheidet.

Ein schöner Roman, elegant, unaufdringlich und ungewöhnlich in Stil. Für mich war das Buch zu schnell vorbei. Laura beschäftigt mich weiter als unklares Wesen, von dem ich gerne mehr wissen wollte. Aber wer weiß, vielleicht ist das genau das, was Camilleri erreichen wollte.

Mit dieser Mischung aus Psyche, Kunst, Spurensuche und Literatur hat Camilleri eines seiner besten Werke geschrieben.

Für jeden, vor allem natürlich für Camilleri-Liebhaber ein außergewöhnlicher Leckerbissen.

 

Hier geht es direkt zum Buch auf der Seite des Nagel & Kimche Verlages

https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/beruehre-mich-nicht/978-3-312-01034-9/

Fragen Sie in Ihrer örtlichen Buchhandlung nach diesem Buch. Wenn Sie in meiner Gegend „Landkreis Merzig-Wadern“ leben, dann wenden Sie sich an die Rote Zora: http://www.rotezora.de

Cover des Buches Falke (ISBN: 9783406705748)

Bewertung zu "Falke" von Helen Macdonald

Falke
JulesBarroisvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Eine wahre Fundgrube für Spezialisten und Laien, für Liebhaber der Landschaft, Vogelbeobachter: warum sind Falken so überzeugend?
Wie wir die Natur als Spiegel benutzen

Falke: Biographie eines Räubers - Helen Macdonald (Autorin), Frank Sievers (Übersetzer), 240 Seiten, C.H.Beck; Auflage: 2 (31. März 2017), 19,95 €, ISBN-13: 978-3406705748

 

Er ist das schnellste Tier auf Erden. Mit einer atemberaubenden Kombination von Geschwindigkeit, Kraft, Schönheit und Grausamkeit strahlt der Falke seit Jahrtausenden eine Faszination auf Menschen aus, der sich keiner zu entziehen vermag. „Schrecken und Schönheit, kaltes Silber und heißes Blut sind in ihnen vereint.“ (Seite 17)

Dieses Buch, das die Wissenschaft und die Kulturgeschichte überbrückt, untersucht die praktischen und symbolischen Verwendungen von Falken in der menschlichen Kultur auf neue und aufregende Weise.

Helen Macdonald verbindet tiefgehende praktische, persönliche und wissenschaftliche Kenntnisse über Falken und beschreibt so die ganze Geschichte des Vogels, die über die ganze Welt und über viele Jahrtausende reicht. Mir gefällt vor allem die starke analytische Perspektive auf die Bedeutung dieser Vögel in der Geschichte der Menschheit. Alle Aspekte werden angesprochen:  Naturgeschichte, Mythen und Legenden, Falknerei, Falken beim Militär, in städtischer Umgebungen und in der Firmenwelt, in der Spionage, im Dritten Reich, beim Weltraumprogramm, Falken in erotischen Geschichten und in der Werbung. Falken als romantische Ikonen einer bedrohten Wildnis.

Helen Macdonald hat „Falken“ vor ihrem preisgekrönten Buch „H wie Habicht“ geschrieben, anstatt ihre Dissertation abzuschließen, einfach weil das populärere Format es ihr erlaubte, Anekdoten und Geschichten einzuschließen, die sie für unsere Beziehung zu Falken und zur Natur für wichtig hielt. Und vor allem, weil sie fasziniert war von dem Gedanken „… dass wir Menschen die Natur als Spiegel benutzen, Dass jede Begegnung mit einem Tier immer auch eine Begegnung mit uns selbst ist und mit der Art, wie wir uns wahrnehmen.“ (Seite 7)

Was macht dieses Buch so bemerkenswert? Zum einen ist es hervorragend geschrieben, mit unprätentiöser Gelehrsamkeit, mit Leichtigkeit und Witz. Zum anderen verliert es niemals das große Bild aus den Augen: die Art und Weise, wie diese exquisiten Vögel eine ständig wechselnde Bedeutung für den Menschen waren und sind.

Helen Macdonald widersteht der Versuchung, der Eitelkeit des Schreibens zu verfallen und eine aufgeblähte und übermäßige Prosa zu verwenden. Trotz der Materialfülle hat sie es geschafft, das Buch auf respektablen 240 Seiten zu halten. Sie geht tief in das Thema, und schafft trotzdem eine einfache, schnelle und angenehme Lektüre. Eine Meisterklasse, wie man Kulturgeschichte und Naturgeschichte schreibt.

Dieses Buch ist eine wahre Fundgrube für jeden. Spezialisten und Laien werden es gleichermaßen genießen.  Liebhaber der Landschaft, Vogelbeobachter und alle, die sich jemals gefragt haben, warum Falken so überzeugend sind. 

Hier geht es direkt zum Buch auf der Seite des C.H.Beck Verlages

http://www.chbeck.de/Macdonald-Falke/productview.aspx?product=17634371

Fragen Sie in Ihrer örtlichen Buchhandlung nach diesem Buch. Wenn Sie in meiner Gegend „Landkreis Merzig-Wadern“ leben, dann wenden Sie sich an die Rote Zora: http://www.rotezora.de

Cover des Buches Im Rausch des Schreibens - Von Musil bis Bachmann (ISBN: 9783552058262)

Bewertung zu "Im Rausch des Schreibens - Von Musil bis Bachmann" von Katharina Manojlovic

Im Rausch des Schreibens - Von Musil bis Bachmann
JulesBarroisvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Eine Entdeckungsreise: Der Leser wird dabei am meisten gewinnen, dem deutlich wird, wo die Grenzen seines eigenen Horizonts verlaufen.
Sind Kunst und Kreativität ohne Drogen möglich?

Im Rausch des Schreibens: Von Musil bis Bachmann - Katharina Manojlovic (Herausgeber), Kerstin Putz (Herausgeber), 256 Seiten, Paul Zsolnay Verlag (28. April 2017), 27 €, ISBN-13: 978-3552058262

 

"Dem Alkohol müsste man Tantiemen zahlen", behauptet Wilfried Schoeller in seinem Artikel "Das letzte Glas", "er ist der mächtigste Erzeuger von Literatur, der sich denken lässt", und er untermauert seine Behauptung sogleich mit einer Aufzählung einer ganzen Reihe von Flaschengeistern: Unter den ersten sechs Amerikanern, die den Literaturnobelpreis erhielten, waren nicht weniger als fünf - Sinclair Lewis, William Faulkner, Ernest Hemingway, John Steinbeck und Eugene O`Neill - gestandene Alkoholiker. Der Alkohol führte sie in Tiefen, die sie als Nüchterne wohl nie erreicht hätten. Der Lohn war Weltenruhm, der Preis nicht selten Siechtum.

Alkohol und andere Drogen steigern aber nicht nur Kreativität und Erfindergeist, verleihen nicht nur Charisma, sondern sorgen vor allem für jene permanente Ruhelosigkeit, die Fortschritt, Expansion und Wachstum erst die Wege ebnen - seien diese nun auf Dauer nutzbringend oder destruktiv.

Rausch des Schreibens? Schreiben im Rausch? All diesen Fragen über Treibstoffe des Schreibens, der Literatur und der Rauschkultur geht das Begleitbuch zur Ausstellung im Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek aus der Reihe Profile sehr akribisch nach. Das tut es an ausgewählten Beispielen aus dem Schaffen von:

Ingeborg Bachmann, Georg Trakl, Friedrich Mayröcker, Peter Handke, Gert Jonkes, Ernst Jandl, Ernst Herbeck, Edmund Munch, Peter Hammerschlag, Géza Csàth, Leo Perutz, Wolfgang Bauer, Oswald Wiener, Falco, Rober Musil, Robert Müller, Mela Hartwig, Robert Menasse, Werner Schwab, Werner Kofler, Heimito von Doderer, Franz Kafka, Adalbert Stifter, Hermes Phettberg, Karl Kraus, Günther Anders und Andreas Okopenko.

Der Band ist ein sehr breit angelegtes Werk. 29 Autoren thematisieren in fünf großen Kapiteln die verschiedenen Substanzen und Stimulanzien von Alkohol bis zu harten Drogen, die Ekstase, die Exzesse der Süchte jeder Art, die Trance und die Entrückung, aber auch die Askese und die Schreib- und Selbstdisziplin. Das Buch moralisiert nicht, betreibt auch keinen Voyeurismus auf die ach so verkommenen Künstler, es berichtet einfach. Und dieses Beschreiben findet an Texten, Schriften, Bildern, Zeichnungen, Abbildungen korrigierter Seiten, Fotos von Originalmanuskripten, Tagebüchern, Skizzen und ähnlichem statt. Wie zum Beispiel das Gedicht der jungen Ingeborg Bachmann:

In meiner Trunkenheit kann ich nur Immerwährendes denken / Und über die Tage lächeln und über die Menschen, die sterben … / In meiner Trunkenheit kann ich nur maßlos sein / Und trinken und nehmen und dauern / Drum geh ich so schwindelnd und hoch, / und füll die Krüge der anderen. (Seite 13)

Und nur so können wir uns diesem Thema nähern. Denn wissenschaftliche Untersuchungen über Rauschmittel und Kreativität sind ziemlich selten. Es bleiben nur die Beispiele aus dem realen Leben. Diese Aufgabe erfüllt der vorliegende Band mit viel episodischem Wissen. Was soll dieses Buch? Was kann es leisten? Was nicht? Was können wir mit ihm anfangen?

Zunächst eine Warnung: es geht um eine bestimmte Literatur und nicht um die, über die der französische Dichter Julien Green sagte: „Die Unterhaltungsliteratur wird vom Teufel geschrieben. Und wir werden wohl nie erfahren, was diese Literaturgattung in der Menschheitsgeschichte angerichtet hat.“ (Seite 95)

Für die Behandelte Literatur und ihre Freunde ist es eine wahre Fundgrube von Geschichten und Details aus dem Leben und den Arbeiten der besprochenen Künstler. Wir bekommen einen Einblick in die verschiedenartigen Schreibprozesse und Schreibstile. Wie erfahren, wie die produktive Dynamik des Schreibrausches funktioniert.

Aber es kann auf keinen Fall aus einem Schreiber einen Literaten machen. Literatur kann man nicht erklären, man muss sie erleben, da sie tief im Innersten eines jeden Menschen verborgen ist.

Für alle, die an große Literatur interessiert sind; für alle, die die Illusion hinter unserer bildorientierten Zeit erkennen und ahnen, wieviel mehr das Wort zu leisten im Stande ist; für alle, die wissen, dass die eigene Überzeugung fehlerhaft und höchst unzuverlässig ist; für all diesen Lesern wird es die literarischen Sinne schärfen und erweitern. Passend zum Gedicht von Karl Kraus (Seite 336)

Reflex der Eitelkeit / Die Welt, die im Gewande lebt, / nach Genuß und Gewinn und nach Würden strebt, an der Macht und am Schein, an der Meinung klebt, / ihr Nichts erhebt und vor nichts erbebt / und sich dünkt der Schöpfung Scheitel - / sie sagt, weil ich sah, wie sie, diese Welt, / sich täglich mit sich zufrieden stellt / und sich weitaus besser als mir gefällt, / der sie nicht für die beste der Welten hält: / ich sei eitel.

Das Buch lädt alle Literaturbegeisterten und – besessenen zu einer Entdeckungsreise ein. Der Leser wird dabei am meisten gewinnen, dem deutlich wird, wo die Grenzen seines eigenen Horizonts verlaufen.

 

Hier geht es direkt zum Buch auf der Seite des Paul Zsolnay Verlages

https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/im-rausch-des-schreibens/978-3-552-05826-2/

Fragen Sie in Ihrer örtlichen Buchhandlung nach diesem Buch. Wenn Sie in meiner Gegend „Landkreis Merzig-Wadern“ leben, dann wenden Sie sich an die Rote Zora: http://www.rotezora.de

 

Cover des Buches Der Sündenfall von Wilmslow (ISBN: 9783492310604)

Bewertung zu "Der Sündenfall von Wilmslow" von David Lagercrantz

Der Sündenfall von Wilmslow
JulesBarroisvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Ein fesselnder und großer Roman über Alan Turing, der Mann, der den Computer mit entwickelt hatte und den Zweiten Weltkrieg verkürzte.
Der steinige Weg eines Wissenschaftlers

Der Sündenfall von Wilmslow - David Lagercrantz (Autor), Wolfgang Butt (Übersetzer), 464 Seiten, Verlag: Piper Taschenbuch (2. Mai 2017), 11 €, ISBN-13: 978-3492310604

England 1954: Inspiriert von McCarthy in den USA werden Spione, Kommunisten und Homosexuelle gejagt. Niemand ist daher überrascht, als man einen verurteilten Homosexuellen, einen Mathematiker namens Alan Turing in Wilmslow, in seinem Haus in der Adlington Straße tot auffand. Es wird allgemein angenommen, dass er die Demütigung als verurteilter Homosexueller nicht ertragen konnte. Aber der junge Detektiv Constable Leonard Corell, mit einem Hang zum wissenschaftlichen Leben, vor allem zu der höheren Mathematik, stellt eine Reihe von Fragen: Warum der Mann sich mit einem mit Zyankali vergifteten Apfel umgebracht hat? Wofür er einen Orden erhalten hat, den er anscheinend verborgen halten wollte? Und was sind es für seltsame Paradoxien an und mit denen Turing arbeitete und was können diese Widersprüche für sein Leben und seinen Tod bedeuten? Immer mehr beschleichen dem jungen Kriminalisten Zweifel an der Selbstmordtheorie, zumal seine Ermittlungen merkwürdigerweise von höheren Stellen blockiert werden.

„Der Sündenfall von Wilmslow“ beginnt wie ein Krimi. Und obwohl Corell ein Detektiv ist und obwohl sein Bemühen um Erkenntnisse in diesem Fall nicht ohne Erfolg sind, ist es kein Detektivroman. Und obwohl der Verdacht auf Spionage immer mitspielt, ist es kein Spionage-Thriller. Vielmehr handelt es sich um einen historischen und gesellschaftspsychologischen Roman.  Es ist eine gelungene Mischung aus Krimi, Biographie, Psychologie und Wissenschaft. Es ist eine spannende literarische Spurensuche über das Leben des britischen Wissenschaftlers Alan Turing. Brisanz gewinnt das Buch vor allem auch dadurch, dass Turing während des Krieges und danach Mitarbeiter des Geheimdienstes war und der zukunftsweisende Visionen von selbstdenkenden Maschinen entwickelte.

Erzählperspektive des Kriminalisten Corell historische Fakten und literarische Fiktion auf eindrucksvolle Weise zu verweben, um facettenreich das Leben des genialen Britten lebendig werden zu lassen.

Zwei Charaktere bestimmen das Buch: Corell ist ein überzeugender Charakter, der durch ein Gefühl sozialer Unzulänglichkeit gepaart mit vereitelten akademischen Ambitionen behindert wird. Doch der wahre Star des Buches ist Turing, und dieses Buch enthält eine Fülle von Details über sein Leben und seine Theorien. Lagercrantz zeigt uns, wie schlecht Turing von britischem Beamten behandelt wurde, trotz seines entscheidenden Beitrags zum Sieg der Alliierten.

Ein fesselnder und großer Roman über Alan Turing, der Mann, der den Computer mit entwickelt hatte und mithalf den Zweiten Weltkrieg zu verkürzen. Und der in den Tod getrieben wurde, weil er zu unterschiedlich war.

David Lagercrantz, geboren 1962, ist ein anerkannter schwedischer Autor und Journalist, der dokumentargeschichtliche Romane und Biografien über schwedische Erfinder und andere gesellschaftliche Größen verfasste, bevor er sich der Belletristik zugewandte. Deutschen Lesern ist Lagercrantz durch seine Biografie über den Fußballer Zlatan Ibrahimovićs und als Autor des vierten Teils von Stieg Larssons „Millennium“-Serie bekannt.

Hier gelingt ihm eine gekonnte Verschmelzung zweier Erzählformen: die sympathische Biographie einer echten geschichtlichen Figur, die schrecklich von der Einrichtung behandelt wurde, und ein Polizeiprozess, in dem ein hartnäckiger Kriminaler versucht, unnachgiebig ein Geheimnis zu knacken So gelingt ihm eine ungewöhnlich vielschichtige, ausgezeichnete Innenansicht auf einen der einflussreichsten Wissenschaftler des 20. Jahrhunderts.

Beeindruckender Schreibstil und eine komplexe Handlung: absolut lesenswert.

 

Hier geht es direkt zum Buch auf der Seite des Piper Verlages

https://www.piper.de/buecher/der-suendenfall-von-wilmslow-isbn-978-3-492-31060-4

Fragen Sie in Ihrer örtlichen Buchhandlung nach diesem Buch. Wenn Sie in meiner Gegend „Landkreis Merzig-Wadern“ leben, dann wenden Sie sich an die Rote Zora: http://www.rotezora.de

 

Über mich

Lieblingsgenres

Krimis und Thriller, Sachbücher, Biografien, Kinderbücher, Literatur, Unterhaltung

Freund*innen

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks