Juli04

Melanie Raabe schafft es mit ihrem Buch "Kreativität - Wie sie uns mutiger, glücklicher und stärker macht" nicht nur, mich mit einem wohligen Gefühl und dem Glauben, ich könne alle kreativen Herausforderungen meistern, zurückzulassen, sondern brachte mich auch während der Lektüre durch ihre Beispiele immer wieder zum Lächeln. Dies hier ist nicht nur ein Motivationsratgeber, der unsere Kreativität hinter ihrem Ofen hervorholt, sondern zugleich auch Autobiographie und dezidierte Betrachtung von Popkultur. Und diese Mischung macht das Lesen zu einem echten Erlebnis; man fliegt vor lauter Beispielen geradezu durch die Seiten und erhält stets neue Gedankenanstöße. Darüber hinaus sorgen Illustrationen für formale Auflockerung, Listen regen zum Reflektieren an und durchbrechen den so buchtypischen Fließtext. Kurz: Das Buch schafft es, ein kurzweiliges Leseerlebnis bei gleichzeitig großer Nachwirkung zu erzielen. 

Es werden viele Bereiche betrachtet, die mit Kreativität assoziiert werden, Disziplin oder Inspiration bspw. Und die Hauptaussage ist stets: Jeder von uns kann kreativ sein oder diszipliniert arbeiten, oder eben auch auf vielfältige Weisen inspiriert werden. Man muss sich dessen nur bewusst werden und sich reflektieren, um Strategien für das Kreativ-Sein entwickeln zu können. An dieser Stelle müssen die Fragelisten noch einmal explizit hervorgehoben werden, die der Leser sich selbst stellen kann, um mehr über sich und seine Arbeits- sowie Denkweisen zu erfahren: Diese habe ich als sehr anregend und hilfreich während des Lesens empfunden. 

Der Schreibstil ist sehr angenehm, locker und alltagssprachlich orientiert;  zahlreiche Verweise auf andere Medien (Lieder, Bücher, Kunst) stellen Intertextualität her, die zum Weiterlesen bzw. Weiterbilden animieren. Ebenso angenehm ist die inhaltliche Lässigkeit, mit der kleine Witze oder Kommentare der Autorin wiedergegeben werden, und die bei mir zu Erheiterung führte.

Insgesamt ist das Buch ein prima Motivationsratgeber, der mit Humor, tollen aktuellen Beispielen sowie unheimlich vielen Nachdenkimpulsen glänzen kann.

Das Romantasy-Werk "Obsidian Castle" von Cristina Haslinger überzeugt nicht nur mit seinem wunderschönen Cover (und an dieser Stelle die Bitte an den Loomlight- bzw. Thienemann-Esslinger Verlag, das Buch doch bitte auch als Print-Version herauszubringen, da es einfach nur schön ist), sondern auch durch seinen locker-leichten Schreibstil bei gleichzeitig rasch fortschreitender Handlung. 

Achtung, evtl. Spoiler enthalten! 

Wir begleiten die 16jährige Bay, die sich für eine Ausbildung zur Wächterin am Obsidian Castle entscheidet, welches quasi in einer Parallelwelt zu finden ist und durch magische Tore betreten werden kann. Dort stehen ihr nicht nur schulische und zwischenmenschliche Herausforderungen bevor, sondern sie muss sich auch mit ihrem familiären Hintergrund auseinandersetzen. Zudem steht die Zusammensetzung des Orbiskristalls, welcher nicht nur ein mächtiges Artefakt, sondern zugleich in Splitterform auch Schutzmechanimus der magischen Tore ist, kurz bevor, obwohl niemand weiß, was dann geschehen mag. Ausgerechnet Bay stellt laut einer mysteriösen Prophezeiung den zentralen Schlüssel zu dieser Zusammensetzung dar und natürlich wäre es keine Romantasy, wenn nicht auch ein bisschen Liebe mit im Spiel wäre... Mich hat das Buch vom ersten Augenblick an sehr an die Night-School-Reihe von C.J. Daugherty erinnert und nach dem Lesen denke ich, dass Obsidian Castle den Vergleich keineswegs scheuen muss. Es ließ sich sehr leicht aufgrund des unkomplizierten, alltagssprachlichen Schreibstils lesen und die Protagonisten waren genug mehrdimensional konstruiert, als dass eine Identifizierung leicht fiel. Insbesondere die Nebencharaktere haben mir gut gefallen, da interessant und wenig stereotypisiert. Die Beziehungen untereinander waren zwar von Spannungen geprägt, dies mag aber bei einer Zielgruppe, die sich dem Alter der Protagonistin anpasst (ca. um die 16) sicher gut ankommen und nachvollziehbar sein. Die Geschichte rund um den Orbiskristall hat mir wirklich gut gefallen; ich mochte den Konflikt zwischen Zusammensetzung und Erhalt eines mächtigen Artefakts bei gleichzeitiger Aufgabe des Schutzes gerne und habe mich des Öfteren gefragt, wie meine Entscheidung wohl ausgefallen wäre. Zudem versteht die Autorin es, die Handlung gut und rasch wiederzugeben, sodass sich während meines Leseprozesses keine Längen auftaten. Ich habe bis zum Schluss mitgefiebert, ob das, was Bay sich dort als Plan zurecht gelegt hat, wohl funktionieren mag und wer hinter (Spoiler) der schwarzen Hand steckt. Das Worldbuilding ist ebenfalls ist positiv hervorzuheben; durch die Tore gelangt man in verschiedene Welten, die wirklich ausdrucksreich geschildert wurden und mir viel Spaß beim Vorstellen bereitet haben.

 Insgesamt überzeugt Obsidian Castle also durch einen sehr angenehmen Schreibstil, gut ausgearbeitete Protagonisten und eine spannungsreiche Handlung. Wer auf der Suche nach einem Nachfolger für die Night-School-Reihe ist, wird hier sicherlich fündig :-).

Sandra Toth veröffentlicht mit ihrem Werk "Das Dorf" den ersten Teil einer zweibändigen Reihe, die in einem Endzeitszenario spielt. Deutschland ist hier zu einem Land ohne Strom geworden, auf dessen Straße die Stärksten regieren und jeder auf sich und sein Können angewiesen ist. Vorab: Die Idee dahinter, wie es zu diesem Szenario kommen konnte, ist eine wirklich gute! Auch die Umsetzung dessen, in Konsequenz sowie Art und Weise, sind mir positiv in Erinnerung geblieben. Immer wieder wird bspw. thematisiert, welchen Wert unsere heutigen Berufe für eine solche Gesellschaft besitzen, und man stellt fest, dass die eigene bspw. geisteswissenschaftliche Ausbildung vollkommen nutzlos wäre, klassische Ausbildungsberufe hingegen sehr wertvoll. Dies gibt einige Denkanstöße, nicht nur über unsere heutige Gesellschaft, sondern auch darüber, wie es eigentlich um die eigenen handwerklichen Fähigkeiten oder Pflanzenkenntnis bestellt ist. Kurz: Das Szenario war sehr gut gewählt und geschildert.

Die Protagonisten hingegen wirkten tw. etwas zweidimensional, wenn nicht sogar anstrengend. Einige Gedankengänge wiederholten sich derart oft, dass man bei einer Figur beinahe voraussagen konnte, mit welchen Gedanken ihr Kapitel schließt. Dies war auf Dauer etwas nervig und nicht nachvollziehbar. Hier wäre eine stärkere Ausdifferenzierung der Charaktere (auch in der negativen Sicht - wo liegen die Schwächen der Protagonisten?) und ein schnelleres Vorantreiben der Handlung wünschenswert gewesen. 

Insgesamt war "Das Dorf" ein kurzweiliges Lesevergnügen mit einem Szenario, welches noch nachhaltig zum Nachdenken anregt.

In die perfekte Uni-Welt von Alina und Patrick platzt der mysteriöse Alexander mit seiner nicht minder mysteriösen Freundin Leonora, und hinterher ist nichts mehr, wie es scheint. Alexander zieht nicht nur die Aufmerksamkeit der Clique auf sich, sondern gewinnt bald die Handlungsmacht und die Schatten aus der Vergangenheit drohen, die jungen Menschen einzuholen.

Laila El Omaris Werk reiht sich in die Riege der Jugendtrhiller a la Pretty little liars, Secret Games und One of us lying  ein und überzeugt durch eine gehörige Portion Geheimnisse, die den Leser stets mit Fragen und vielen Vermutungen zurücklässt. Gleichzeitig schafft es die Autorin zumeist, eine angespannte Grundstimmung zu generieren, die auf den Handlungshöhepunkt zusteuert und die Lesemotivation erhält. Diese ist leider ein kleiner Kritikpunkt meinerseits: Bis ca. zu Seite 100 hat es das Buch nicht geschafft, mein Interesse nachhaltig zu wecken; die Figuren waren entweder nicht allzu nahbar und boten somit wenig Identifikationspotential oder im Gegenteil dazu bewusst mysteriös angelegt, sodass man sich auch hier mit dem Mitfiebern schwer tat, sondern eher rätselte, wie genau denn die Figur nun die Handlung beeinflussen würde. Zudem werden dem Leser hier recht viele Figuren präsentiert, die er erstmal zuordnen und in Verbindung miteinander bringen muss. Dies störte den Lesefluss zeitweilig.

Überzeugend sind hingegen sowohl die äußere Aufmachung des Buches (wunderbar dicker Einband und wertige Seiten, geriffeltes Cover mit auffälliger Farbe) und der Schreibstil (flüssig, alltagssprachlich).

Insgesamt solide 4 von 5 Sternen und eine nette Lektüre.

Stell dir vor, du wärst Teenager an einer deutschen Schule mit all ihren Höhen, Tiefen, fiesen Mitschülern und verehrten Eliten, schreibst all deine Gedanken ungefiltert in deinen bis dato geheimen Block und nur einen Tag später landet dein Geschriebenes öffentlich im Netz. Wie würdest du reagieren?

Dies geschieht Julia, einer der Hauptfiguren des Romans "Das Gegenteil von Hasen" von Anne Freytag. Julia ist keineswegs unschuldig; ihre Gedanken sind nicht nett und stellen viele ihrer Mitschüler bloß, doch nun sieht sie sich mit dem Hass der Schülerschaft konfrontiert und stellt sich gleichzeitig die Frage, wer es gewesen sein könnte. Und an dieser Stelle kommen mindestens sechs weitere Figuren hinzu, von denen jede ein Motiv aufgrund der persönlichen Beziehung zu Julia gehabt hätte.

Anne Freytag schafft es, ihre Geschichten aus so vielen Perspektiven zu erzählen, dass man das Gefühl hat, wie eine allwissende Person alles direkt mitzuerleben und in jede Figur hineinschauen zu können.  Ihre Figuren sind mit Ecken und Kanten, wenig stereotyp, keine ist perfekt, doch jede liebenswert. Einfach menschlich und nachvollziehbar. Hier liegt ein großer Pluspunkt des Romans: Dadurch, dass man in jede Figur und ihre Absichten hineinschlüpfen konnte, wurde es sehr nahbar und gleichzeitig unglaublich verwirrend. Jede hatte eine Motiv, jede hatte Vermutungen, jede hat mich beim Lesen wieder von meiner vorherigen Vermutung abgebracht, sodass ich weiter gerätselt habe, wer wohl Julias Blog öffentlich gestellt hat. Es scheint wie eine Mischung aus Pretty little liars, One of us is next und Secret Games, nur dass dieser Roman viel tiefer geht und sich auch mit aktuellen gesellschaftlichen Themen wie bspw. Diskriminierung, Homosexualität und Standesdünkel auseinandersetzt. In sprachlicher Form sitzt hier alles da, wo es hingehört, und jedes Wort trifft den Nagel auf den Kopf. Der Schreibstil hat beim Lesen Spaß gemacht; er ist sehr flüssig, alltagssprachlich orientiert und immer wieder durch eingeschobene SMS-Nachrichten formal aufgelöst.

Positiv ist auch das Lesebändchen hervorzuheben, welches zwar kein inhaltlicher Aspekt ist, aber für jeden Leser wirklich praktisch ist :-).

Insgesamt weiß der Roman durch seine Figurenkonzeption, den Spannungsaufbau und den Schreibstil auf ganzer Linie zu überzeugen und ist somit eine klare Leseempfehlung!

Wer auf der Suche nach leichter New-Adult-Lektüre mit spritzigen Dialogen und einem sehr angenehmen Schreibstil ist, wird hier überhaupt nichts falsch machen.

Delia bekommt eine Nachricht von Zach, der fälschlicherweise denkt, sie wäre einer seiner Kunden. Sie denkt wiederum, dass ihr Bruder ihr schreibt. Schnell finden beide ihren Irrtum heraus und es entsteht eine Chatkommunikation, die sich mit ironischen Sprüchen und Anzüglichkeiten nicht zurückhält. Schließlich lernen sich Delia und Zach kennen und es ist ganz viel Herzklopfen vorprogrammiert.

Der Roman überzeugt durch witzige Dialoge und ein schön beschriebenes Setting, in welchem man sich als Leser direkt wohl fühlt und das man sich gut vorstellen kann. Delia ist eine gut konstruierte Figur, die nachvollziehbar handelt, ihre Taten durchdenkt und dabei sympathisch wirkt. Zach fand ich aufgrund seiner nerdigen Vorlieben direkt klasse; endlich mal kein aufgepumpter Rugby/Football/whatever Star, sondern jemand abseits des Mainstreams. Trotzdem, auch hier ein kleiner Wermutstropfen: Insgesamt wirkte Zach etwas zu perfekt. Schließlich hat auch er ein tolles Auto, viel Geld (er kauft seiner Freundin mal eben so eine neue Couch), ist muskulös und natürlich gutaussehend. Alles in allem aber nur ein kleines Manko, dass mich kurz irritiert hat.
Das Cover allerdings wirkt etwas lieblos; ein schwarz-weißer, gutaussehender junger Mann und das wars? Sorry, da wäre mehr gegangen; das hier wirkt mehr wie Fanfiction.

Insgesamt ist es ein netter, gut wegzulesender Roman, der mit witzigen Dialogen und guten Figurenkonstruktionen überzeugt.

Wer Tad Williams kennt, weiß, was einen hier erwartet. Nämlich alles, was das Fantasy-Herz begehrt.
Ich muss zugeben, dass ich vor der Lektüre einen Blick in die vorangegangen Reihen werfen musste, um in die Welt zurückkehren zu können, denn wenn Tad Williams eines kann, dann Welten, Figuren, Orten und Geschehnisse erschaffen.
Aus diesem Grund muss festgehalten werden, dass dieses Buch nichts für Williams-Einsteiger ist, sondern man die Osten Ard-Bücher (Das Geheimnis der großen Schwerter, Die Hexenholzkrone) vorher gelesen haben muss, um sich nicht komplett verloren zu fühlen.
Hat man das Vorwissen, offenbart sich hier eine umfangreiche Story, die zwischen Spannung und Emotionen wechselt, die anschaulich beschreibt und einfach durch einen tollen Schreibstil glänzt, der die Seiten dahinfliegen lässt.

Mit "Vardo- Nach dem Sturm" legt Kiran Millwood Hargrave einen historischen Roman vor, der so gar nicht in seine genretypische Hülle passen will, sondern sämtlichen Staub, die man dem Genre nachsagt, mit viel Wind von sich bläst.

Um viel Wind geht es auch in diesem Roman: Die Frauen des kleinen norwegischen Dorfes Vardo verlieren im Jahr 1617 in einem furchtbaren Sturm ihre Ehemänner und Söhne und sind fortan auf sich alleine gestellt. Wer darf entscheiden? Wer muss zurückstecken? Und wie wird sich geeinigt?

All diese Fragen stellt sich die Protagonistin Maren, die nicht nur Vater und Bruder, sondern auch ihren Verlobten auf See verliert und sich für eine Seite der sich entzweienden Bewohnerschaft entscheiden muss. Doch dem nicht genug wird ein kirchlicher Kommissar bestellt, der mit seiner jungen, unsicheren Ehefrau auf die Insel zieht und der Hexerei, die sich augenscheinlich unter den Frauen verbreitet hat, den Kampf ansagt.

Der Roman überzeugt nicht nur durch seine bildgewaltige Sprache, sondern auch durch seine Figurkonzeptionen. Ersteres spiegelt sich durch die wunderbar passende Verwendung von Adjektiven wider, die die Szenen an einigen Stellen so nachvollziehbar beschrieben, dass ich Ekel und Unwohlsein beim Lesen empfand. Zudem sind manche Äußerungen der Figuren so "on point", dass man als Leser nicht umhin kann, die Intention der Autorin direkt aufzunehmen. Dies führt auch dazu, dass ich vielfach nicht wusste, wohin die Handlung gehen, was mit den Protagonisten geschehen und ob es am Ende nicht doch mit einem riesen Knall enden wird (dies möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich nicht ausschließen; lest den Roman einfach selbst! :) ). Die Protagonisten waren gut nachvollziehbar in ihrem Verhalten, ihren Äußerungen und ihren Gefühlen beschrieben und machten mir die Identifikation sehr einfach. Die Autorin versteht sich zudem hervorragend auf den Spannungsaufbau, sodass ich die letzten 150 Seiten wie im Rausch gelesen habe und wie ein Segelschiff auf den Sturm zusteuerte. Denn: Nach dem Sturm ist vor dem Sturm!

Meine Empfehlung: Unbedingt lesen! 

Arbeiten wir uns für die vorliegende Rezensionen mal von außen nach innen: Das Buch überrascht durch ein etwas ungewohntes Format, da höher als gewohnt, was aber beim Lesen nicht unangenehm ist, sondern gegenteilig durch seinen hochwertigen Einband und die dickeren Seiten zu überzeugen weiß. Der Verlag legte dem Paket ein nettes Schreiben bei (sehr kundenfreundlich! :)) und verzichtete aus Umweltschutzgründen auf die übliche Verpackungsfolie. Letzteres möchte ich anerkennend hervorheben (nicht, das ich eine große Umweltschutzverfechterin wäre), da es dass Vorausdenken des Verlages zeigt. Mehr davon in der Buchbranche!

Inhaltlich hat es mich als Läuferin sehr angesprochen. Die beschriebenen Gefühle der Euphorie, des Kampfes und des Strebens nach mehr waren sehr anschaulich verdeutlicht und stets gut lesbar. Die Sprache ist sehr umgangssprachlich und man fühlt sich vom Usus mehr in der Mündlichkeit denn der Schriftlichkeit verortet. Dies tut dem Buch allerdings keinen Abbruch, sondern lockert die Lektüre, die sich thematisch nicht nur dem Laufen, sondern auch persönlichen Problemen (u.a. im Titel angesprochenes Mehr-Monster, das wohl ein jeder von uns kennt) und Projekten des Autoren ganz im Stile einer Biographie widmet, erfrischend auf. Die Gliederung in recht kurze Kapitel macht die Lektüre kurzweilig.

Insgesamt überzeugt das Buch nicht nur durch die Thematik, sondern auch durchs Format und die sprachliche Gestaltung. 

In Sofia Lundbergs Roman "Ein halbes Herz" verfolgt der Leser nicht nur den aktuellen Werdegang der überaus erfolgreichen und bekannten Fotografin Elin Boals, sondern auch ihre Kindheit und Jugend in Schweden, geschickt erzählt durch verschiedene Zeitachsen und aufeinander zusteuernde Sequenzen. Hierdurch ergibt sich eine runde Story, die durch ihre herzzerreißende Handlung und die wundervoll herausgearbeiteten Figuren zu überzeugen weiß. Die Protagonistin wächst im schwedischen Gotland in einer alles andere als perfekten Familie auf; die Mutter scheint manisch depressiv und der Vater ist aufgrund eines Gefängnisaufenthaltes abwesend. Einzig ihr Freund Fredrik weiß Elin aufzumuntern. In der Gegenwart ist Elin zu einer erfolgreichen Fotografin in New York geworden, die jedoch immer noch mit familiären Problemen zu kämpfen hat. Als sie dann ein Brief aus der Heimat erreicht, stellt sie sich ihrem Schicksal und räumt mit den Geheimnissen, die bisher ihr Leben bestimmt haben, auf. Jede der Figuren kämpft gegen ihre eigenen Dämonen, niemand bleibt vor dem Schicksal verschont und auch das Unglück schaut auf einen Abstecher herein. Dies macht das Lesen stets abwechslungsreich und fesselt den Leser, positiv verstärkt durch den angenehmen Erzählstil. Die Dialoge allerdings scheinen an einigen Stellen etwas zu mündlich, etwas zu gewollt und dadurch negativ irritierend. 

Auch die Schilderung der erwachsenen Elin rief in mir während des Lesens wiederholt Schüttel-Wünsche und die Nachfrage, was mit ihr denn jetzt nicht stimme, hervor. Ich konnte ihr Verhalten schlichtweg nicht nachvollziehen und habe die Passagen aus ihrer Kindheit darum umso lieber gelesen. So entsteht ein etwas zweigeteilter Eindruck: Die Kindheitspassagen wissen zu überzeugen, die Passagen aus der Gegenwart in New York nur teilweise.

Insgesamt ist es jedoch ein guter Roman, der sich nicht nur wunderbar flüssig lesen lässt, sondern zudem mit seiner Figurenkonzeption und Handlung überzeugt.