Die Autorin hat einen sehr bildhaften, leichten, gefühlvollen Schreibstil. Ich finde mich schnell in die Figuren ein, die sehr detailliert und facettenreich beschrieben sind. Ulysses und Evelyn verbindet eine besondere Freundschaft. Die ältere Dame und der junge Mann begegnen sich das erste Mal in dem ungewöhnlichen Ambiente eines Weinkellers. Beide vergessen diese Begegnung nicht und Jahre später treffen sie wieder aufeinander. Im Zentrum der Geschichte steht insbesondere Florenz - tolle Kulisse und Sehnsuchtsort. Der Lesefluss wird durch die zeitlich sehr gute Abgrenzung hoch gehalten. Das wunderschön gestaltete Cover möchte ich ebenfalls besonders hervorheben, da es den Lesegenuss abrundet. Dies ist kein lautes Buch, sondern ein ruhig erzählter Roman über Freundschaft, Glück, Familie und die wichtigen Dinge im Leben. Es wird sicher noch eine Weile in mir nachklingen.
Julianchen
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Julianchens Bücher
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Bewertung zu "Schicksalsjahre. Die Frauen vom Neumarkt" von Julie Heiland
Ein wunderbar berührendes Buch über drei Frauen in bewegten Zeiten. Das Thema ist nicht neu, die Liebesgeschichte zwischen Lotte und Jakob auch nicht überraschend und dennoch packt mich dieses Buch von der ersten bis zur letzten Seite. Wie schon bei den beiden Romanen um die Freundinnen vom Strandbad überzeugt mich das Gefühl und die Nähe zu den Figuren. Die Charaktere sind sympathisch, vielschichtig und die meisten wachsen mir schnell ans Herz. Als Leser fühlt man sich mitten im Geschehen. Das zerstörte Dresden, der mühsame Wiederaufbau, die Zeit der DDR und die Nachwendezeit, das alles ist gut eingefangen und sehr bildhaft beschrieben. Das bewegte Leben Lottes nimmt dabei den größten Teil ein und ist gleichzeitig auch der Teil, der mich am meisten berührt und erschüttert. Die schwierigsten Lebensverhältnisse in den Kriegs- und Nachkriegsjahren kann man sich aus heutiger Perspektive kaum mehr vorstellen. Die totale Zerstörung Dresdens, die Not, der Hunger und die unglaubliche Kraft, die es zum Überleben braucht, bestürzen mich. Das einzige, was mir nicht so gut gefällt, ist das Cover, das für mich etwas überladen wirkt. Aber das ist für mich nicht ausschlaggebend.
Bewertung zu "Und Großvater atmete mit den Wellen" von Trude Teige
Als erstes ist mir das Cover ins Auge gesprungen. Ein Mann am Meer, einsam oder mit sich im Reinen? Auf jeden Fall passend zum Titel des Romans. Ich kenne das erste Buch von Trude Teige nicht, aber das ist meiner Meinung nach für die Lektüre nicht ausschlaggebend. Ich kann mich sehr gut in die Geschichte von Juni und ihrem Großvater Konrad einfinden. Der Schreibstil ist auf den Punkt. Die Sätze berühren mich, ohne gefühlsduselig zu sein. Die Figuren sind einnehmend und ich kann das Buch kaum aus der Hand legen. Die schwierigen Verhältnisse zur See, Geheimnisse und Menschlichkeit in schwierigen Zeiten sind sehr treffend eingefangen und hallen auch nach der Lektüre noch nach. Ich werde jetzt definitiv den ersten Teil „Als Großmutter im Regen tanzte“ lesen. Eine Leseempfehlung für Fans von Familiengeschichten zu Zeiten des 2. Weltkrieges. Ein Lesegenuss.
Bewertung zu "Terra di Sicilia. Die Geschichte der Familie Carbonaro" von Mario Giordano
Ein toller Roman über Sizilien, starke Frauen, geschäftstüchtige Männer, von Glück und Unglück und vor allem über Familie. Ich brauchte etwas, um mich in den etwas ungewöhnlich, sehr deftigen und direkten Schreibstil einzulesen. Anfangs erschien mir die Jugend der Hauptfigur auch etwas zu ausschweifend erzählt. Doch letztlich hat alles seinen Sinn, eins führt zum anderen und im Verlauf des Buches haben mir insbesondere die Wiederholungen und ungewöhnlichen Formulierungen besonders gut gefallen. Das Leben der Hauptfigur, vom bitterarmen Kinderarbeiter zum erfolgreichen Geschäftsmann ist sehr gut eingefangen. Das karge Leben im Sizilien der Zeit um 1900, Aufstieg und Fall, Standesunterschiede und Mafiosi, Tradition und alte Bräuche und Legenden ziehen mich in ihren Bann. Dabei sind insbesondere die ungewöhnlichen Frauenfiguren hervorzuheben, die Barnabas Leben bestimmen. Besonders beeindruckt haben mich die Geister und Gespenster, die wie selbstverständlich auf- und wieder abtreten, als fester Teil der Familie. Ein ungewöhnlicher Roman, der mich aber wirklich im Herzen berührt.
Bewertung zu "Die Frauen der Familie Carbonaro" von Mario Giordano
Bewertung zu "Das Opernhaus: Rot das Feuer" von Anne Stern
Ich bin ein großer Fan vom Schauspieler Jörg Hartmann, dass er auch so wunderbar schreiben kann, freut mich umso mehr. Ein berührendes Buch über das Leben, Familie, Heimat und Freiheit. Der Leser erfährt die Geschichte der Großeltern im 2.Weltkrieg, das Leben der Eltern im Ruhrpott, den Fall der Mauer aus Perspektive des jungen Hartmann und seinen Weg von der Schauspielschule auf die Bühne. Dabei berührt mich besonders die Liebe zu den Eltern, die Familienbande. Der Abschied vom Vater, die Zeit der Trauer, überall schwingt diese tiefe Liebe mit. Ich kann mich in einige der Situationen sehr gut hineinversetzen. An anderen Stellen muss ich herzlich lachen, das Erlebnis im Teeladen in China, die Geburtstagsfeier der Kinder nach der Pandemie. Hartmann schildert realistisch, bildhaft und in toller, mitreißender Sprache. Dabei wird auch immer wieder die Frage nach dem Sinn, nach dem was bleibt, aufgeworfen. Ein wunderbares Buch und für mich bisher ein Höhepunkt dieses Lesejahres.
Ich bin großer Fan der Bücher von Markus Thiele. Oft spielen die Themen Schuld, Gewissen, Wahrheit und Gerechtigkeit eine Rolle. Auch hier wird der Leser mit der schwierigen Frage konfrontiert: was ist Recht und was Gerechtigkeit?Im Fall der ermordeten Nina kann dem Hauptverdächtigen die Schuld zunächst nicht ausreichend nachgewiesen werden. Im Zweifel für den Angeklagten. Doch mit den Jahren lassen sich aufgrund neuer Verfahren neue Rückschlüsse gewinnen. Die Schuld kann nachgewiesen werden und dennoch gelingt es nicht, den Täter zu bestrafen. Fassungslos und für mich schwer nachvollziehbar, aber am Ende steht das Gesetz über dem Einzelfall. Dem Autor gelingt es aber sehr gut, die unterschiedlichen Gesetzeslagen verständlich zu erklären und wenn man die Entscheidungen in der Sache auch begreift, gelingt es Gewissen und Herz nicht zu verstehen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie schmerzhaft das nicht enden wollende Verhandeln vor Gericht für die Angehörigen gewesen sein muss. Mehr als 40 Jahre wurde für Gerechtigkeit gekämpft. Ein packend geschriebenes Buch, das noch einige Zeit in mir arbeiten wird.
Bewertung zu "Nostalgia Siciliana" von Patrizia Di Stefano
Ich bin aufgrund der vielen sehr guten Erfahrungen mit Büchern des Autors auf diesen Roman aufmerksam geworden. Das Thema hat mich neugierig gemacht. Anfangs brauchte ich etwas, um mit den Figuren warm zu werden, aber schon im zweiten Abschnitt hatte ich mich eingefunden. Sehr lustig, berührend und stellenweise auch traurig wird die Geschichte von Otto erzählt. Wir begeben uns auf eine Reise an viele spannende Orte und der Roman wird an keiner Stelle langweilig. Sicher mal etwas anderes, aber auf jeden Fall ein Leseerlebnis.