Die 16-jährige Aza Holmes hatte ganz sicher nicht vor, sich an der Suche nach dem verschwundenen Milliardär Russell Pickett zu beteiligen. Sie hat genug mit ihren eigenen Sorgen und Ängsten zu kämpfen, die ihre Gedankenwelt zwanghaft beherrschen. Doch als eine Hunderttausend-Dollar-Belohnung auf dem Spiel steht und ihre furchtlose beste Freundin Daisy es kaum erwarten kann, das Geheimnis um Pickett aufzuklären, macht Aza mit. Vielleicht kann sie trotz ihrer Ängste mehr sein als nur eine gute Tochter und Schülerin – zumindestens eine gute Freundin. Sie versucht Mut zu beweisen und überwindet durch Daisy nicht nur kleine Hindernisse auf dem Weg zu Pickett, sondern auch große Gegensätze, die sie von anderen Menschen trennen. Für Aza wird es ein großes Abenteuer und eine Reise ins Zentrum ihrer Gedankenspirale, der sie zu entkommen versucht.
Das Design des Buches gefällt mir sehr gut. Die Limitierte Erstauflage mit Sonderausstattung ist ein echter Blickfang durch die orangenen Seiten und Titel, die im Kontrast zum blauen Buchcover stehen. Auf dem Cover fällt einem direkt die Spirale ins Auge, die eine Gedankenspirale darstellt und den Inhalt des Buches aufgreift. Besonders begeistert bin ich von der Idee des wendbaren Covers, nämlich befindet sich auf der Rückseite des Umschlags ein weiteres Cover , das mir persönlich sogar ein Stück besser gefällt. Aber so ist es möglich, das Cover nach Belieben zu ändern und ein individuelles Buch zu haben. „Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken“ ist ein interessanter Titel und passt perfekt zur Hauptprotagonistin Aza, die ihre Gedanken zur Ruhe bringen möchte.
Als ich den Klappentext gelesen habe, stellte ich mir vor, dass sich das gesamte Buch um das Auffinden von dem Milliardär und die Belohnung handelt, wo Aza auf Gefahren trifft und gezwungen ist, ihre Gedanken und Ängste zu besiegen. Doch die Geschichte nahm eine ganz andere Richtung. Als die beiden Freundinnen ihrer ersten Spur folgen, treffen Aza und Daisy auf den Sohn des Milliardärs, Davis Pickett, der auch zufällig ein alter Freund von Aza ist. Doch damit endet auch schon hauptsächlich die Suche nach dem Milliardär, da sich das Buch viel mehr um Azas Beziehung mit Davis, Davis Leben und Zukunft, Azas Ängste und Azas Freundschaft zu Daisy beschäftigt. Aza ist ein Mädchen, die schwer mit sich zu kämpfen hat, immer wieder in ihrer Gedankenspirale festgehalten wird und sich dadurch selbst in Gefahr bringt. Davis ist ein Junge, der sich in den Weiten des Nachthimmels und deren Sterne verliert. Ein Junge, der selbstgeschriebene Gedichte im Internet teilt, um mit dem Verlust seines Vater klarzukommen. Die beiden nehmen Kontakt auf und führen mehr oder weniger eine Beziehung. Die Beziehung zwischen den beiden hat mir persönlich sehr gefallen. Sie waren füreinander da und haben den anderen so akzeptiert wie er ist. Mit den neuen Ereignissen steigern sich aber auch Azas Ängste. Die Gedankenspiralen haben mich sehr berührt und durch das "DU" fühlt man sich direkt angesprochen . Es wurde deutlich, dass Aza weiß, sie hat keine Kankheit oder eine Entzündung, aber trotzdem nicht der Spirale entkommen kann.
„Spiralen werden unendlich klein, je weiter man ihnen hineinfolgt, aber sie werden auch unendlich groß, je weiter man ihnen hinausfolgt.“
Aza hat gute und schlechte Momente, von allen ließt man in diesem Buch.
Daisy, Azas beste Freundin, weiß was sie will und schreibt die besten Fanfiktions zu Star Wars. Sie ist qicklebendig, redet viel und ist damit das komplette Gegenteil zu Aza. Doch die beiden sind unzertrennlich und immer füreinander da totz Höhen und Tiefen.
Zum Ende hin hat mir der Roman immer mehr mitgenommen, da Weisheiten und kurze Gedichte miteinflossen, die sehr emotional waren. Man kann spüren, welche Last auf den Schulern der Charaktere liegt und wie sie versuchen damit klar zu kommen jeder auf seine eigene Art und Weise: sei es nur die Angewohnheit, das Plaster zu wechseln, um sich besser zu fühlen; die Kanten der kleinen Figur von Iron Man aus der Kindheit, zu spüren oder neue Geschichten über Chewbacca zu schreiben.
Die Geschichte wirkt manchmal so irreal und doch könnten die Themen nicht realer sein. John Green schreibt in der Danksagung, dass Georafie, Jura, Flussregulierer, der Nachthimmel und alles andere in diesem Roman frei erfunden und als Fiktion wiedergegeben sei. Dies ermöglicht bizarre Siuationen, wie all sein Besitz und Geld einem Reptil zu vermachen, um nach der Unsterblichkeit zu forschen oder wie zwei 16-jährige Mädchen ein Konto mit jeweils 50.000 Euro, das sie als Geschenk bekamen, anlegen. Doch alles ergibt einen Sinn und vertieft den Roman. Wir Menschen ergreifen nun mal jede Chance, um unsere Probleme zu lösen und sind im Wahnsinn gefangen, dass Leben könnte irgendwann unendlich sein. Doch wir sind sterblich und auch dieses Buch von John Green beweißt, dass das Leben kein Zuckerschlecken ist. Das Ende ist kein Happy End, genau wie in all seine Büchern. Und genau das macht seine Bücher um so realer. Es ist nicht das typische Ende, wo die Protagonistin ihre Krankheit besiegt und glücklich mit ihrer großen Liebe bis ans Ende ihrer Tage lebt.
„Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken ist ein wahres Meisterwerk, indem Aza gelernt hat, zu lieben und geliebt zu werden. Und das wir alle dazu fähig sind ... mit all unseren Stärken und Schwächen, Problemen und Ängsten, Fehlern und Wünschen.
„Ich kann mit drei Worten alles zusammenfassen, was ich über das Leben gelernt habe: Es geht weiter.“